Selb ist eine kleine Stadt in Bayern, nahe an der Grenze zu Tschechien und vor allem für Porzellan bekannt. Manchmal etwas verschlafen, doch in einer Beziehung hellwach: beim Airsoft-Schießen.
Ende Oktober 2017 lud der Schützenclub Einigkeit Buchwald-Längenau zum 5. Action Air Shooting ein. Roger Merkle, seines Zeichens Sport- & Jugendleiter des Vereins, stellte das Event auf die Beine, unterstützt von seinen vielen ehrenamtlichen Helfern. Ziel war es, ein Parcours-Schießen auszurichten, eben aber nur mit Airsoft-Pistolen.
Wie schwer eine solche Veranstaltung zu organisieren ist, erzählt Roger Merkle: "Von Seiten der Verbände haben wir leider keinerlei Unterstützung erfahren. Ein großes Lob geht deswegen an den Bürgermeister von Selb, der uns die Örtlichkeit zur Verfügung stellte und auch sonst Verständnis für unseren Sport hat."
Eigentlich traurig, denn dabei war das, was die Schützen und Schützinnen auf die Beine stellten, aller Ehren wert! Gemeinsam mit der Jugend entstanden in wochenlanger Arbeit die Ziele etwa Popper. Und auch das Material musste beschafft werden. Neben der geopferten Freizeit floss auch viel Geld in das Action Air Shooting. Eine vierstellige Summe investierten die Selber, um den Teilnehmern zwei aufregende Tage zu ermöglichen. "Ein besonderes Dankeschön geht dabei auch an die Firmen Schletek und German Sport Guns, die uns mit Preisen unterstützten. Jeder Schütze bekam ein Los, mit dem er an der Tombola teilnahm. Der erste Preis war eine 1911er-Airsoft, die auch eine neue glückliche Besitzerin fand", so der Veranstalter.
Zahlreiche Teilnehmer des Wettkampfes
Das Teilnehmerfeld, in Squads (Schützenrotten) aufgeteilt, präsentierte sich richtig breit aufgestellt. Fast 80 Schützen hatten sich im Vorfeld angemeldet – mehr als die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Aber auch „Große“ waren da, so auch Schützen aus Belgien, Polen oder Ungarn, die angereist waren, um hier teilzunehmen.
Über allem lag eine durchweg professionelle Stimmung. Auch die jüngeren Schützen alberten nicht herum, sondern hörten den Instruktoren aufmerksam zu, die ihnen die Handhabung, die Sicherheitshinweise und die Stationen erklärten.
In der Sporthalle der Dr.-Franz-Bogner-Schule waren die Stages aufgebaut, die auf das Airsoft-Schießen angepasst waren. Doch bevor es losging, stand die obligatorische Begrüßung durch Roger Merkle auf dem Programm, der bei dieser Gelegenheit anmerkte, dass dies seine letzte Veranstaltung sein würde.
Es folgte der offizielle Start und die Schützen gingen in ihren Squads zu den jeweiligen Stages. Dabei fiel auf, dass auch erfahrene Schützen aus dem GK-Bereich zugegen waren. Die Ausrüstung war vom feinsten und die eine oder andere getunte Race-Gun fand beachtenswerte Blicke. Dementsprechend lief auch die Vorbereitung ab, in der die Profis den Kurs abgingen, Trockenanschläge übten oder die eine oder andere Korrektur an der Ausrüstung vornahmen. Doch neben den „Pros“ galt das Hauptaugenmerk natürlich dem Nachwuchs.
Nachwuchsarbeit beim Action Air Shooting Match
Fasziniert schauten viele der neuen Schützen zu, als der Shooting Officer – so die offizielle Bezeichnung bei diesem Event – den Umgang mit den AEPs (Automatic Electric Pistol) erläuterte. Alle diese Waffen für den Nachwuchs brachten eine Leistung von unter 0,5 Joule, womit sie als Spielzeug klassifiziert sind und hier auch entsprechend benutzt werden konnten.
Die Eltern sahen ebenfalls zu und beaufsichtigten den Nachwuchs, hatten aber keine Einwände vorzubringen. Es war wirklich wunderbar, den kleinen und mittleren Schützen zuzusehen, vor allem, wenn es Erststarter waren, wie sie durch die Übungen liefen.
Wenn dann noch ein Lachen ertönte, wenn das Ziel getroffen wurde, freuten sich alle Beteiligten mit. Bald ging es schon gar nicht mehr darum, wer vorne lag, sondern um den Spaß, den sichtlich alle hatten.
"Wenn man die leuchtenden Kinderaugen sieht", so Roger Merkle, "dann ist das den ganzen Aufwand und den Ärger vorab wert."
Seit dem Februar 2017 liefen die Vorbereitungen, um alles so hinzubekommen. Das Know-how entstand überwiegend im Selbststudium. Aber natürlich hatte alles auch einen Zweck, nämlich die Zukunft des Schießsports.
"Mit den Airsoft können wir schon den Kindern zeigen, wie man schießt. Handling, Sicherheit und andere Aspekte lassen sich trainieren. So kann man den Grundstein legen, um sie später ans Kleinkaliber- oder ans GK-Schießen heranzuführen. Das haben aber anscheinend noch nicht alle verstanden. Deswegen gilt mein Dank auch den ganzen ehrenamtlichen Helfern, die viel von ihrer Freizeit geopfert haben, um das alles hier auf die Beine zu stellen", sagte Merkle weiter. Wer am Ende den Sieg davon getragen hat, verblasste vor der ganzen tollen Stimmung beim 5. Action Air Shooting.
Meinung und Fazit zum 5. Action Air Shooting und dem Schützennachwuchs
Wer selbst in Selb anwesend war und gesehen hat, mit wie viel Spaß auch Kinder und Jugendliche an das dynamische Schießen über Airsoftwaffen herangeführt werden, der kann sich eigentlich für diese Form der Nachwuchsarbeit nur begeistern. In diesem kleinen Städtchen hat ein Schützenverein etwas auf die Beine gestellt, das wegweisend für die Zukunft des Schießsports sein kann.
Deswegen ein kleiner persönlicher Kommentar: Wer abschätzig Airsoft-Waffen als Spielzeug abtut, der verkennt die Situation völlig. Die Waffenhandhabung, der Umgang, das Verständnis für die Materie können so schon früh gelegt werden und vor allem auch der Spaß am Schießen.
Kommen heute Kinder in ein Alter, in dem es ihnen erlaubt ist, zu schießen, dürfte größtenteils der Zug schon abgefahren sein. Es herrscht eben ein Überangebot an Freizeitbeschäftigungen. Zeigt man Jüngeren von klein auf, wie toll das Schießen ist, dürfte auch der Nachwuchs kommen. Es wird Zeit, dass die Verbände erkennen, welche Chancen Airsoft bietet.
Keiner will das GK-Schießen abschaffen. Das ist mit Airsoft-Waffen auch gar nicht möglich, da alleine schon die Physik eine ganz andere ist und die Anforderungen sich unterscheiden. Doch wer sich nicht bewegt und den neuen Gegebenheiten anpasst, der braucht sich nicht zu wundern, wenn ihn der Zug der Geschichte einmal überrollt.
Dem SC Buchwald, Roger Merkle und allen Helfern gebührt deswegen ein großes Lob für das Event. Es bleibt zu hoffen, dass weitere folgen werden und vor allem, dass andere Vereine nachziehen. Auch Airsoft ist Schießen im sportlichen Sinne und ihm gebührt die gleiche Achtung wie den Bogen- oder Vorderladerschützen, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Wir haben bereits über Airsoft-Schießen als Jugendförderung berichtet.
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