5.000 Schuss Extremtest: 5 Schalldämpferreiniger von insgesamt 4 verschiedenen Herstellern treten im harten Praxistest an und müssen zeigen, was sie können 

Reinigen Sie denn den Auspuff Ihres Autos? Auf die Frage „Reinigen Sie Ihre Schalldämpfer?“, erhielt man früher meist statt einer Antwort genau diese süffisante Gegenfrage. Sie schien berechtigt, schließlich waren die Gesprächspartner meist Angehörige von Militär und Polizei, deren waffentechnische Ausrüstung durchweg auf Funktionssicherheit und Langlebigkeit konstruiert ist. Bei Stahl-, Inconel-, Titan- und ähnlichen Konstruktionen führt ein Verschmauchen zwar längerfristig zu Leistungseinbußen bei der Dämpfung, aber Korrosion ist hier üblicherweise kein Thema und wenn, dann ist die Reduzierung der Haltbarkeit nicht erkennbar oder relevant. Anders sieht dieses aber bei den inzwischen auch in der Jägerschaft weitverbreiteten Schalldämpfern aus Aluminiumlegierungen aus. 

Mittel wie etwa der GUNTEC Schalldämpferreiniger von Liqui Moly wirken der Korrosion bei Alu-Dämpfern entgegen

Auch bei Alu-Schalldämpfern kann durch fehlende oder falsche Reinigung Lochfraß entstehen.
Durch mangelnde oder falsche Pflege kann bei Schalldämpfern Lochfraß auftreten. Die Aluminiumkorrosion hat das Innenrohr des Dämpfers zerstört.

Seit einigen Jahren gehören, wie bereits erwähnt, auch die Jägerschaft zum Nutzerkreis der Flüstertüten. Diese Gruppe bevorzugt überwiegend nicht die schweren „Arbeitspferde“, sondern filigrane, auf Dämpfungsleistung und Gewichtsreduzierung optimierte Aluminium-Modelle. Ohne oder mit der falschen Pflege gibt es dann gute Chancen, dass der Auspuff-Vergleich ungewollt zutrifft: Innerhalb weniger Jahre gibt es Löcher. Richtig gelesen, das Aluminium des Schalldämpfers zeigt zwar keine unschönen Roststellen wie man sie bei Autos oder Waffen kennt, aber es kann trotzdem korrodieren. Der Grund dafür sind die unverbrannten Pulverrückstände, die sich im Inneren ablagern. Diese sind hygroskopisch, ziehen also Wasser an und bilden so eine saure Verbindung. Aluminium widersteht diesem Prozess trotz Eloxierung nicht lange, dafür ist die Eloxalschicht zu dünn. In der Folge beginnt die Korrosion und zerstört im schlimmsten Fall den Dämpfer. Dieses Problem betrifft übrigens alle Hersteller von Alu-Schalldämpfern. Abhilfe schafft da neben dem sorgfältigen Trocknen nach dem Schießen vor allem die rechtzeitige Reinigung des Dämpfers. 

Besitzer von zerlegbaren Schalldämpfern haben es da naturgemäß einfacher mit dem Reinigen. Bereits nach dem Einweichen mit Öl lassen sich die Rückstände in der Regel gut entfernen. Bei nicht zerlegbaren Dämpfern gestaltet sich das Ganze dagegen deutlich komplizierter – meist war bisher das Ultraschallbad die einzige Möglichkeit, um den Schmauch zu lösen. Mit den professionellen Schalldämpferreinigungslösungen versprechen nun beispielsweise die für ihre Waffenpflegeprodukte bekannten  Hersteller Ballistol, Fluna Tec, Liqui Moly und SchleTek auch ohne teure Gerätschaften Abhilfe. Wir wollten wissen, wie gut das im Gegensatz zur traditionellen Methode klappt und so begannen voller Spannung und Erwartung unsere Erprobungen.

Zum Programm der meisten Pflegemittelanbieter gehören auch Schalldämpferreiniger wie etwa der aus der Liqui Moly GUNTEC-Serie.

Mittlerweile haben einige Hersteller von Waffenpflegeprodukten auch einen Schalldämpferreiniger, wie hier Liqui Moly in seiner GUNTEC-Serie, im Programm. 

Challenge: 5 Schalldämpferreiniger gegen 5 A-Tec-Dämpfer mit den Rückständen aus insgesamt 5.000 Schuss mit einer GLOCK 44

Als Jäger wissen Sie sicher, dass der jagdliche Einsatz von Schalldämpfern hierzulande auf Langwaffen in Zentralfeuerkalibern unzulässig ist. Wenn Sie sich jetzt fragen, warum wir für unseren Test einen, dem Jäger nicht zugänglichen Kurzwaffenschalldämpfer, noch dazu im Randfeuerkaliber .22 l.r. verwendet haben, ist die Erklärung recht einfach. Damit man etwas reinigen kann, muss es erst einmal dreckig sein, richtig dreckig. In unserem Test wurde jeder Dämpfer mit insgesamt 1.000 Schuss belastet. Der Kosten-, aber auch der Organisationsaufwand zur Beschaffung  dieser Menge an  Patronen in einem Zentralfeuerkaliber hätte in keiner Relation zum gewünschten Ergebnis gestanden. Zudem sind die .22er Randfeuerpatronen  vor allem mit gefetteten Bleigeschossen bekannt dafür, im Dauergebrauch viele Rückstände in Waffen und Schalldämpfern zu hinterlassen. Und hier gibt es ja letzten Endes um die Reinigungswirkung unserer Testkandidaten. Deshalb haben wir in Kombination mit einer GLOCK G44 fünf A-Tec CMM4 mit jeweils 1.000 Schuss im Kaliber .22 l.r. beschossen, einem gleichmäßigen Mix aus Standard- und HV-Munition. Beim A-Tec CMM4 handelt es sich übrigens um einen Randfeuer-Schalldämpfer, der von A-Tec-Importeur Helmut Hofmann vertrieben wird.

Nach 1.000 Schuss KK-Munition sahen alle Dämpfer von Innen so aus.
Test Schalldämpferreiniger bei all4shooters.com: Die Ausgangslage vor dem großen Saubermachen: Das Innere aller Dämpfer  war nach 1.000 Schuss von einer fest eingebrannten Schmauchschicht überzogen.

Das Schießen erfolgte in 10 schnellen Serien zu je 100 Schuss. Hierbei wurden insgesamt 10 GLOCK-G44-Magazine mit je 10 Schuss geladen, sodass 100 Patronen in weniger als zwei Minuten verfeuert waren. Danach durfte der Schalldämpfer bis zur nächsten Runde auskühlen. Nach jeweils 1.000 Schuss ergab sich bei allen Dämpfern das gleiche Bild: Jeder hatte rund 6 Gramm an Gewicht zugelegt. Zwar fielen aus allen Testdämpfern durch bloßes Schütteln noch kleinere Mengen der porösen Pulverreste heraus, doch beim Blick in die Schalldämpfer zeigte sich überall das identische Bild: Eine durchgängige, kräftig eingebrannte Verschmauchung, am stärksten ausgeprägt in der ersten Kammer und auf der ersten Blende. Obwohl es sich beim CMM4 um einen zerlegbaren Schalldämpfer handelt, schraubten wir unsere Testexemplare nur zur Kontrolle und zum Fotografieren auseinander, um sie anschließend ohne jegliche Reinigung wieder zusammen zu setzen. Die Reinigungsergebnisse sind insofern durchaus auf nicht zerlegbare Dämpfer mit ähnlicher Geometrie übertragbar.

Begonnen haben wir mit dem Schalldämpfer-Reinigungsset von Fluna Tec. Set deshalb, weil Fluna Tec hier neben dem 250 ml Reinigungsmittelkonzentrat (ergibt mit Wasser verdünnt 1.000 ml Reiniger) auch noch ein Mikrofasertuch mitliefert. Beides steckt in einer Box, die laut Hersteller auch als Reinigungsbehälter dient, in dem der komplette Dämpfer mit der Lösung bedeckt werden soll.  Alle anderen Hersteller empfehlen, den Schalldämpfer einseitig zu verschließen und dann mit Reiniger zu füllen. Das ist nach Ansicht des all4hunters-Teams  auch die bessere Lösung, da auf der Außenseite vorhandene Verschmutzungen üblicherweise mit Lappen und etwas Öl einfacher beseitigt werden können. Aber nun zum Ergebnis: Nach 2 Stunden Einwirkzeit haben wir den Dämpfer entnommen, teilweise leerlaufen lassen, geschüttelt und mit warmem Wasser ausgespült, bis nur noch klares Wasser kam. Dann ging's zum Trocknen auf den Ofen. Nach dem Öffnen zeigte sich im Dämpfer, dass die Verschmutzungen zwar einen etwas helleren Grauton angenommen hatten, aber unverändert fest saßen. Das änderte sich auch nach dem zweiten Durchgang (mit der empfohlenen Einwirkzeit von 12 Stunden bei besonders kritischer Verschmutzung) nicht wirklich. Mit dem zweiten Durchgang war zudem auch der Megenvorteil des Konzentrats gegenüber den gebrauchsfertigen Reinigern dahin.

Nun war der Standard-Reiniger von SchleTek am Start. Dazu machten wir den Dämpfer einseitig mit einem der beiliegenden Stopfen dicht und füllten die Flüssigkeit hinein. Standard-Reiniger erzielte − ebenfalls auch nach einer 12-stündigen Extra-Schicht − das gleiche Resultat wie das Mittel zuvor.  Auch er konnte die Verkrustung nicht lösen. Anders der wohl aggressivere und auch teurere SchleTek Schalldämpferreiniger-Evolution. Dieser hatte nach der maximal empfohlenen Einwirkzeit von 120 Minuten insbesondere die etwas dünneren Ablagerungen größtenteils gelöst. Nach dem Zerlegen präsentierte sich vielfach die Originaloberfläche. Der Reiniger von Ballistol und der aus der Liqui Moly GUNTEC Waffenpflegeserie zeigten jeweils beim ersten Ausspülen: dass diese Mittel den Schmauch tatsächlich lösen können. Nach rund insgesamt acht Stunden hatten beide dann auch die dünneren Ablagerungen jeweils vollständig gelöst. 

Das Fazit zu unserem Schalldämpferreiniger-Test und ein Praxistipp

Auch hartnäckige Verschmauchungen lassen sich mit guten Schalldämpferreinigern wie dem Liqui Moly GUNTEC-Produkt lösen.
Im Test bei all4shooters.com: Ein guter Schalldämpferreiniger, wie der von Liqui Moly,  ist in der Lage,  Verkrustungen zu unterwandern, sodass große Stücke herausbrechen.  

Die von uns vorbereiteten Dämpfer erwiesen sich auf Grund ihrer starken Verunreinigung als eine wirklich harte Nuss für alle Reiniger im Test. 1.000-Schuss-Reinigungsintervalle sind offensichtlich viel zu groß, jedenfalls beim „Dreckspatz“ .22 l.r. Eine vollständige Beseitung der Rückstände im Dämpfer schaffte keines der Mittel innerhalb der empfohlen Einwirkzeit, das Standardprodukt von SchleTek sowie der Fluna Tec Reiniger waren in unserem Test nicht in der Lage, bei dem hohen Grad der Verschmutzung einen erkennbaren Reinigungserfolg zu erzielen. Die besten Reinigungsleistungen konnten die Standardreiniger von Liqui Moly, Ballistol und der SchleTek Evolution erreichen. Diese Mittel unterwanderten den Pulverschmauch tatsächlich und so lösten sich ganze Brocken vom Inneren des Dämpfers. Es ist aber sinnvoll, eine solch starke Verschmutzung erst gar nicht aufkommen zu lassen und jeden Schalldämpfer bereits deutlich eher zu Reinigen. Wie stark ein jagdlich genutzter Schalldämpfer verschmaucht, hängt von vielen Faktoren wie Lauflänge, Munitionsqualität und Dämpferaufbau ab. Daher ist es schwer, eine allgemeingültige Formel für Reinigungsintervalle zu nennen. Aber eine regelmäßige Reinigung bereits nach 250 bis 350 Schuss mit einem guten Schalldämpferreiniger ist (neben dem  obligatorischen Trocknen des Schalldämpfers nach jedem Schießen) eine gute Investition, die langfristig die Lebensdauer Ihres Schalldämpfers erhöht und auf Dauer auch günstiger als ein häufiger Neukauf ist. Ein guter Schalldämpferreiniger ist in jedem Fall eine gute Anschaffung!


Weitere Informationen zur im Test verwendeten Pistole Glock G44 und anderen Waffen dieser Marke finden Sie auf der englischsprachigen Webseite von GLOCK.

Mehr über den Schalldämpferreiniger aus Waffenpflegeserie GUNTEC von Liqui Moly erfahren Sie hier im Online-Shop des Herstellers.

Zusätzliche Angaben zum A-Tec-Schalldämpfer CMM4 bietet der auf dieser Webseite von Importeur Helmut Hofmann herunterladbare PDF-Katalog Schalldämpfer 2023

Diesen Testbericht finden Sie mit weiteren Informationen und zusätzlichen Detailfotos auch in der Caliber-Ausgabe 3/2023. Das Heft mit zahlreichen weiteren Testberichten rund um das Thema Waffen können Sie hier  auch als ePaper oder als gedruckte Version im VS Medien-Onlineshop kaufen. 



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