Dabei haben wir uns die beiden beliebtesten Modelle T-8 und T-4 Bushcraft des schwedischen Markführers Tormek genauer angesehen und geben scharfe Tipps zum optimalen Einsatz – bei ALLJAGD ist das Tormek T-4 Bushcraft im Moment mit einem gratis Mora Messer Eldris erhältlich. Zuerst einmal den großen Nassschleifer T-8 auf den Tisch gewuchtet: Der im Gehäuse genau in Verlängerung des Schwerpunktes integrierte Griff erleichtert diese Tätigkeit. Die Lederabziehscheibe ist bereits ab Werk montiert. Nur noch den großen Schleifstein auf die Achse stecken und die Ezy-Lock-Mutter (Linksgewinde!) leicht anziehen. Fast fertig. Achse, Hauptwelle und die Ezy-Lock-Mutter sind aus Edelstahl.
Praktisch: Das richtige Drehmoment für die Mutter erledigt das Gerät beim Anlaufen selbständig. Somit besteht keine Gefahr, wie bei Mitbewerbern, durch ein überhöhtes Drehmoment bei manuellem Anziehen, den Stein zu brechen. Kurz noch den Wasserbehälter aufgesteckt, einen guten Liter Leitungswasser in den Behälter geschüttet, den Magnet am Behälter befestigt, den Behälter in die korrekte Höhe gebracht und den Stecker zur Spannungsversorgung eingesteckt. Ein Druck auf den schwarzen Einschaltknopf auf der Oberseite und beide Drehelemente setzen sich mit gemütlichen 90 Umdrehungen in der Minute in Bewegung.
Von einem Geräuschpegel kann man hier nicht sprechen, eher von einem leisen Brummen ähnlich eines Trafos der Modelleisenbahn. Der Hersteller gibt die Lautstärke mit flüsterleisen 54 Dezibel an. Noch kurz die flammneue Lederscheibe mit dem beiliegenden Maschinenöl satt eingeweicht und abschließend noch die weiße Abziehpaste aus der gelben Tube aufgetragen und mit einem flachen Werkzeug eingerieben. Für den ersten Einsatz wurde noch die Universalstütze auf der Gehäuseoberseite eingesteckt und beide Säulen mittels Schrauben gekontert. Somit war die Vorbereitung abgeschlossen.
Tormek Nassschleifgeräte einstellen: Schleifwinkel justieren
Ein Stechbeitel soll als erstes Werkzeug nachgeschärft werden. Dazu wird dieser in die Ausnahme SE-77 eingespannt. Ein Anschlag in der Vorrichtung stellt sicher, dass wir genau im rechten Winkel arbeiten. Natürlich haben wir dies mit einem kleinen Winkel überprüft. Es hat auf Anhieb gepasst. Das wichtigste beim Schärfen ist, neben der Kühlung der Schneide und der geringen Drehzahl der Schleifscheibe, der Schleifwinkel.
Es gibt zwei Möglichkeiten der Justierung des Werkzeugs zur Schleifscheibe: Entweder die Schleiffase des Werkzeuges mit dem beiliegenden wasserfesten Stift benetzen und anschließend auf der Schleifscheibe durch hin und her bewegen prüfen, ob der Winkel stimmt. Gegebenenfalls muss an der beschrifteten Justiermutter nach Lösen der Klemmschraube nachjustiert werden. Oder der andere Weg: Man verwendet die beiliegende Winkellehre. Hier wurde einiges an Know-how eingebaut.
Auf den ersten Blick verwirrt die Lehre. Mit dem linken Drehzeiger ist der Außendurchmesser der Schleifscheibe einzustellen. Das Feststellen des Durchmessers geschieht ohne Messmittel, da auf der Gehäuseoberseite eine Skala zum Bestimmen des noch vorhandenen Durchmessers der Schleifscheibe angebracht ist. Dieses Maß ist wichtig, da sich durch Abtrag der Durchmesser der Scheibe verringert. Der rechte Drehzeiger gibt den Schleifwinkel vor. Dazu bietet die Lehre zusätzlich am Umfang verteilte Schneidenwinkel von 15 Grad bis 75 Grad zur Ermittlung des vorhandenen Winkels am jeweiligen Werkzeug. Damit die Lehre immer griffbereit ist, kann diese am Gehäuse abnehmbar befestigt werden.
Beim Stechbeitel ist der Schleifwinkel gleich der Schleiffase, da das Werkzeug nur eine Schleiffase besitzt. Wird jedoch ein Messer oder eine Axt geschliffen, ist der Schleifwinkel zu halbieren, da beide Seiten geschärft werden. Die Schleiffasen sind nämlich symmetrisch. Ein kleiner Schleifwinkel (ca. 20 Grad) ist gut geeignet für leichte Arbeiten. Die Schärfe tendiert in Richtung Rasiermesser und schneidet entsprecht leicht. Leider verringert sich aber durch den kleinen Winkel die Standzeit. Wird der Winkel größer gewählt (25 bis 40 Grad), desto dauerhafter bleibt die Schneide erhalten. Leider mit dem Nachteil, dass diese Schneide nicht so leicht schneidet. Das Handbuch von Tormek liefert für beinahe jede Klinge eine Empfehlung für den richtigen Winkel.
Die Lehre wird nun am Umfang der Schleifscheibe und an der Klinge angelegt. Beide Drehzeiger müssen ohne Lichtspalt sowohl auf dem Stein als auch auf der Klinge aufliegen. Für eine Feinverstellung kann wieder die Universalstütze verstellt werden oder man dreht am Griff der jeweiligen Vorrichtung. Dieser ist auf einer Gewindestange gelagert und lässt sich somit axial verstellen.
Tormek T-8 und T-4 Bushcraft: Eigenschaften, Ausstattungen und Zubehör der Nassschleifgeräte
Hobbybastler könnten auf die Idee kommen, eine solche Maschine selbst zu bauen. Ein Elektromotor findet sich, die Schleifscheiben gibt es als Ersatzteile. Noch ein Gehäuse aus Holz gezimmert, das alles aufnimmt – fertig! Weit gefehlt. Um die geringen Drehzahlen zu erreichen, ist ein Untersetzungsgetriebe nötig, weil kein E-Motor diese Drehzahl bei diesem Drehmoment ab Start liefern kann. Früher wurden die Schleifsteine aus Natursandsteinen gewonnen. Diese haben die Eigenheit extrem viel Wasser aufzunehmen, lieferten aber eine extrem feine Schneide. In den letzten Jahren haben sich künstliche Steine zu einem sehr guten Ersatz weiterentwickelt.
Bei unseren Testkandidaten bestehen die Schleifmittel aus Aluminiumoxyd. Und für dieses Schleifmittel hat Tormek noch einen Trumpf im Lieferumfang. Beide Scheiben besitzen eine 220er Körnung. Der mitgelieferte Steinpräparator bietet mit seiner feinen oder groben Seite die Möglichkeit, die Körnung der Scheibe kurzzeitig von 220 auf 1.000 zu erhöhen. Damit kann die Schneide, nachdem diese im richtigen Winkel geschliffen wurde, nochmal extrem fein nachgeschliffen werden. Natürlich funktioniert auch der umgekehrte Weg. Muss sehr viel Material abgetragen werden, um beispielsweise die Scharten in einer Axtklinge zu beseitigen, kann die Scheibe mit der groben Seite des Präparators vorbehandelt werden. Diesen vollflächig für etwa 15 bis 20 Sekunden aufgesetzt sind völlig ausreichend und schon ist der Abtrag spürbar mehr.
Um wirklich alle Schneiden im optimalen Winkel wiederholgenau schleifen zu können, bietet Tormek nicht weniger als 15 verschiedene Vorrichtungen an. Die Anleitung verrät, welches Werkzeug mit welcher Vorrichtung geschliffen werden soll. Die am häufigsten gekauften Vorrichtungen wurden in einem Set zusammengefasst. Neben dem preislichen Vorteil gegenüber dem Einzelkauf wird das Set in einem praktischen Koffer geliefert, der die Vorrichtungen praktikabel und übersichtlich aufbewahrt. Neben den Standardscheiben SG-200 und SG-250 (SG steht für super grid) gibt es noch eine zusätzliche, schwarze Scheibe (SB-250; stone black; aus Silizium), die ausschließlich für HSS, Hartmetall und andere hochlegierte Stahlsorten ausgelegt ist. Ferner gibt es noch Japansteine (SJ-200 und SJ-250; stone japan). Diese bieten eine 4.000er Körnung und liefern eine besonders feine Oberfläche, besonders für Schnitzeisen und rasiermesserscharfe Küchenmesser. Diese Steine benötigen sehr wenig Wasser.
Die Schnellwechselmutter erlaubt das Auswechseln des Steines binnen weniger als einer Minute. Mit dem Steinwechsel ist auch ein Wasserwechsel obligatorisch. Zudem sollte die Gradierungszahl am Werkzeug nochmals überprüft werden. Doch damit nicht genug. Im Zubehörbereich bei Tormek finden sich noch drei weitere Diamant-Schleifscheiben (DC-250). Natürlich ist nicht die komplette Scheibe aus Diamant. Diese besteht aus einem massiven Stahlrahmen, der mit einer Schicht elektrolytisch vernickeltem Diamantpulver beschichtet ist. Somit sind diese Steine besonders langlebig und liefern die sprichwörtliche Rasiermesserschärfe. Kein Vorteil ohne Nachteil: Kommen die Metallspäne mit dem beschichteten Schleifmittel in Kontakt, drückt es diese durch die Poren in die Nickelbeschichtung bis zum Stahlrahmen durch und legt diesen frei. Deshalb muss dem Wasser immer ein Rostschutzkonzentrat zugesetzt werden, um ein Rosten der Schleifscheibe zu verhindern.
Die Scheiben unterscheiden sich durch die Körnung: 360 (grob), 600 (fein) und 1.200 (extra fein). Werden Diamantscheiben gewechselt, so darf die Einstellung an der Universalstütze nicht mehr verändert werden. Der Tormek T-8 wird ab Werk mit einem Steinabdrehwerkzeug geliefert. Sollte durch Schleifen der Stein anfangen zu eiern, kann mit dieser Vorrichtung dieser perfekt im 90-Grad-Winkel abgedreht werden. Tormek empfiehlt selbst bei minimaler Unrundheit den Stein sofort abzudrehen, denn mit jeder Umdrehung dringt die Klinge in die tiefste Stelle des Steins ein und erweitert diese.
Tormek T-8 und T-4 Bushcraft: Die Nassschleifgeräte in der Praxis und Tipps für optimale Ergebnisse und eine lange Lebensdauer
Beim Schleifen ist immer die komplette Breite des Steins für eine gleichmäßige Abnutzung zu nutzen. Es kann sowohl mit als auch entgegen der Schleifrichtung geschliffen werden. Somit gibt es auch keine Vorder- und Rückseite bei den Geräten. Welche Richtung die bessere ist, darüber scheiden sich die Geister und Experten. Schleifen gegen die Schleifrichtung liefert einen höheren Schleifdruck und damit eine kürzere Schleifzeit. Die Schneide erhält einen feinen Schleifgrad. Ferner ist die Kontrolle, wie viel Wasser über die Klinge kommt, leichter möglich. Der "Wasserbalken" sollte gleichmäßig über die komplette Klingenbreite verteilt sein. Zudem aktiviert die Schneide den Schleifstein leichter und verhindert das Verdichten des Steines.
Doch Vorsicht: Ist der Winkel zu groß, besteht die Gefahr, dass sich das Werkzeug in den Stein gräbt. Aus diesem Grund ist das Abziehen nur in Schleifrichtung möglich. Dünne und empfindliche Schneiden sollen mit der Schleifrichtung geschliffen werden, da das Schleifen gut kontrolliert werden kann und die Bildung des Grates leichter wahrgenommen wird, weil kein Wasser über die Klinge gespült wird. Zudem ist der Schleifdruck geringer. Der richtige Druck ist schwer anzugeben, weil er von Klingenbreite und -länge abhängig ist. Unsere Empfehlung: Sobald sich die Fingernägel verfärben und im vorderen Bereich weiß werden, ist ausreichend Druck auf dem Werkzeug aufgebracht. Je feiner der Stein, desto weniger Druck. Bei Diamantscheiben reicht somit quasi ein Auflegen des Werkzeugs.
Wer häufig zwischen den Richtungen wechseln möchte, dem sei die Drehscheibe aus dem Zubehörbereich von Tormek empfohlen. Profis testen die erreichte Schärfe gerne am Daumennagel. Erst danach erfolgt der Abschnitt der Papierecke. Falls die Abziehscheibe zu trocken wird, diese einfach mit dem beiliegenden Öl, alternativ auch Nähmaschinenöl, kurz nachbenetzten. Je öfter nachgeölt wird, desto geschmeidiger wird die Lederscheibe. Der Einsatz von WD-40 dafür verbietet sich.
Nach dem Schleifen bitte nicht das Wasser in den Abfluss gießen. Wir haben das Wasser durch einen Kaffeefilter geführt entsorgt. Ein Haushaltstuch nimmt den Abrieb der Klingen, vorbildlich gesammelt am Magnet, auf und mit dem Schaber kann der Abrieb vom Stein aus dem Wasserbehälter entfernt werden. Wer das Wasser samt Metall- und Steinabrieb im Behälter lässt riskiert, dass sich die Rückstände im Stein festsetzen. Dadurch verschlechtern sich die Schleifeigenschaften enorm. Zudem bildet sich ein sichtbarer Rand am Stein in der Höhe des Wasserstandes. Deshalb ist die Entleerung und Reinigung des Wasserbehältnisses nach jedem Gebrauch empfohlen.
Unser Fazit: Tormek T-8 und T-4 Bushcraft Nassschleifgeräte
Mit einem Nassschleifsystem ist das Schärfen von diversen Klingen im Handumdrehen erledigt. Durch die permanente Wasserkühlung der Schleiffase kann sich die Härte des Werkzeugs nicht ändern, da keine Erwärmung bis in den kritischen Temperaturbereich erfolgt. Die wahlweise Einstellung des Steines, entweder 220er oder 1.000er Körnung, erspart ein mühsames Wechseln und spart Kosten für die Anschaffung eines weiteren Steins. Einmal den Schleifwinkel gefunden und notiert, ist ein wiederholtes Schärfen binnen weniger als einer Minute erledigt.
Zum Schärfen von Messern und Äxten ist der Tormek T-4 ideal. Selbstverständlich können auch bei diesem Nassschleifsystem alle Vorrichtungen des T-8 verwendet werden. Der T-8 in blau-grau besticht durch den größeren Steindurchmesser sowie durch den in der Höhe verstellbaren Wasserbehälter samt Schaber und Magnet.
Im Härtetest haben wir alles an Scheren, Messern, Stechbeiteln, Heckenscheren, Äxten sowie eine Machete und Sense geschärft. Der T-8 war dabei im mehrstündigen Dauereinsatz und zeigte keine Schwächen. Selbst hartnäckige Scharten in der Schneide einer Axt ließen den Tormek kalt. Nach wenigen Minuten war die Schneide so scharf, dass sich damit Papier leicht teilen ließ.
Clever gemacht: Für lange Schneiden kommt im T-8 Lieferumfang eine Tropfplatte mit, die das Wasser von der langen Klinge zurück in den Behälter führt. In der Anschaffung sind die schwedischen Nassschleifer sicherlich nicht billig, aber eine lohnenswerte Investition, denn günstigere Schleif- und Schärfegeräte bergen oftmals viele Praxisnachteile und liefern bei weitem nicht solche Spitzenresultate. Tormek gewährt für den T-4 sieben Jahre Garantie, für das Modell T-8 sogar acht Jahre.
Beide Tormek-Modelle werden mit dem Steinpräparator, der Winkellehre, Öl, Abziehpaste und einer sehr ausführlichen Bedienungsanleitung ausgeliefert. Die Outdoor- und Jägeredition T-4 Bushcraft kommt in olivgrün und ist derzeit bei ALLJAGD zusammen mit dem gratis Mora Messer Eldris im Wert von 29,90 Euro inklusive Zubehör für 399,- Euro im Angebot erhältlich.
Schleifen und Schärfen
Damit Schneiden effektiv arbeiten, müssen diese scharf sein. Scharf bedeutet, die Fasen der Schneide enden in einer gleichmäßigen Spitze. Im Laufe des Gebrauchs wird diese Spitze durch Abnutzung rund und die Schneide damit stumpf. Häufig wird dann die Schneide an einem Lederriemen oder Abziehstein abgezogen. Der Vorteil daran: Damit wird relativ schnell wieder eine gewisse Schärfe erreicht. Der Materialabtrieb ist dabei sehr gering. Aber der Schneidenwinkel hat sich dadurch vergrößert. Je häufiger abgezogen wird, desto größer wird der Winkel werden. Schlussendlich muss dann doch die Schneide auf den korrekten Winkel geschliffen werden. Die Größe des Schneidenwinkels ist wichtig für die Funktion des jeweiligen Werkzeugs und für die Haltbarkeit der Schneide. Beim Papiertest darf das Papier nicht reißen, sonst ist noch ein Rest Schleifgrad an der Schneide, der durch Abziehen an der Lederscheibe entfernt werden muss.
Weitere Informationen zu den Tormek T-8 und T-4 Bushcraft Nassschleifgeräten finden Sie auf der Webseite des Herstellers.
Das Tormek T-4 Bushcraft sowie weitere Angebote rund um das Thema Zubehör für Jagd und Outdoor finden Sie bei ALLJAGD.
Dieser Test erschien zuerst in der caliber 4/2021. Das Heft kann im VS Medien-Onlineshop erworben werden. Es ist auch digital als e-Paper verfügbar.