Test: PUMA Survival Wood und Survival G10 – wie gut sind die Bowie-Messer in der Tradition des White Hunters?

Die Klingen blank, Griffe und Lederscheiden hingegen schwarz – so zeigen sich zwei Neuheiten aus der IP-Reihe der Solinger PUMA-Werke aus 2020: die feststehende Stücke Survival Wood und Survival G10. Die Bezeichnungen hinter "Survival" zeigen, dass es da Unterschiede im Griffmaterial gibt, den Epoxidharz-Verbundwerkstoff G10 hier und da Holz, genauer: Ebenholz. Nun hat PUMA vor einigen Jahren bereits Messer mit schwarzen Griffschalen vorgestellt, nämlich die in drei Größen gebauten, nach Städten im US-Bundesstaat Arizona benannten Modelle sedona, phoenix und tucson. Damit legte das PUMA-Werk eine modernisierte Version ihres hauseigenen Bowie-Messers vor. Es fragt sich also, ob es bei den Survivals auch Anknüpfungspunkte zu Bekanntem gibt. Und genauso ist es: Diese Neuheiten folgen einem PUMA-Klassiker – der Messerfamilie des Modells White Hunter.

Das unverwechselbare Design der PUMA Survival-Messer:

Detailbenennung am PUMA Survival Wood
Damit auch Nicht-Messerkenner wissen, wovon wir schreiben, benennen wir hier die Teile des PUMA Survival Wood.

Gemeinsamkeiten zwischen Alt und Neu zeigt schon die äußere Linienführung, hier wie dort ein asymmetrischer Messergriff im Kanu-Design mit angedeutetem Vogelkopfknauf und leicht geschwungenem, durchaus wuchtigem Stahlhandschutz. Natürlich gibt es hier die traditionelle, einmalige Klingenform, wie sie sich zuvor kein Hersteller für ein serienmäßiges Modell ausgedacht hatte. Das gut 15 cm lange Blatt nimmt am Ort stark zu – gleich in vier Richtungen: Die Schneide wölbt sich bauchig nach unten aus, der Rücken rundet sich nach oben und der Mittelgrat verbreitert im vorderen Klingendrittel zu zwei platten, rautenförmigen Flanken. Das liefert die Stabilität, damit die Partie als Hammerfläche herhalten kann, zum Beispiel, um Zeltheringe einzuschlagen. Harte Hiebe soll auch der im Ort verdickte Rücken verdauen können. Zudem findet sich vor der Fehlschärfe eine gezahnte Anreißschneide.

Und last but not least gibt es im Rücken eine Beilschneide. Klar, der mitteleuropäische Camper mag angesichts der Werkzeugkiste im Wohnwagen schmunzeln und vorm Anfeuern des Grills zu Beil und Säge greifen oder gleich die Tüte mit der Holzkohle aufreißen. Wer aber als Jäger oder Backpacker zu Fuß in die Savanne reist, der spart beim Gepäck an jedem Gramm – da wiegen die gut 320 Gramm für Messer und Scheide beim PUMA White Hunter weniger als Säge, Beil und/oder Axt. Folglich zeigt sich das Messer für multiple Einsätze konzipiert, fürs Zerhacken kleinerer Holzstücke, zum Herrichten von Feuerholz oder zum Durchschlagen von Schlossknochen. Im universellen Anspruch folgen die beiden Survival-Varianten ihrem Ahnherrn, dem traditionell mit Hirschhorn beschalten White Hunter. Er entstand vor über 60 Jahren in Zusammenarbeit von PUMA, vertreten durch den damaligen Firmenchef, Oswald von Frankenberg und Ludwigsdorf, und den Berufsjägern der Ostafrikanischen Jagdorganisation – davon leitete sich dann laut PUMA auch der Name ab.

Welche Unterschiede gibt's zwischen PUMA Survival Wood / Survival G10 und dem White Hunter?

Fragt sich, inwieweit PUMA Survival Wood und Survival G10 dem Design vom White Hunter und seinem bekanntesten Ableger, dem Auto-Messer mit Jacaranda-Holzgriffschalen, folgen. Also: Sie kommen mit Klingen aus der Stahlsorte 1.4125; zumindest das alte White Hunter des Verfassers bestand noch aus 1.4110-Stahl. Auch wenn die Linienführung der Survivals sich an die von PUMA White Hunter und Auto-Messer anlehnt – identisch in allen Details sind Alt und Neu nicht.

Herstellung im PUMA-Werk
Ein Blick in die Herstellung bei PUMA, hier: Hand-Finishen der Survival-Messer.

Die Abweichungen betreffen Angel, Griff und Knebel sowie Klingenmaße. White Hunter und Auto kamen mit Klingendicken von zirka 6,0 bis 6,3 Millimeter (dies der Spielraum bei den bislang vermessenen Stücke). Beim Survival beträgt die Klingendicke laut Werk 4,5 und nachgemessen 4,69 Millimeter. Obwohl die Neuen bloß 5,6 Millimeter länger sind als die älteren Modelle, wiegen sie mit 278 Gramm (Wood) und 307 Gramm (G10) mehr als White Hunter (267 g) und Auto (218 g). Des Rätsels Lösung zeigte sich beim Blick auf die Angel, also die Partie, die Knebel und Griffschalen samt Benietung trägt. Deren Durchmesser betrug beim vorliegenden White Hunter 3,9 Millimeter, bei einem alten Auto sogar nur 2,9 mm, um sich nach hinten auf 2,1 mm zu verdünnen. Das diente zur Gewichtsminderung, aus Stabilitätsgründen wurden solche Angeln meist ausgeschmiedet. Weil nun die Angel dünner war als die Klinge, gab es am Übergang zur Klinge quer dazu einen Absatz. Der diente als Auflager für den so weitgehend ritzenfrei zu montierenden Handschutz. Das alles entfiel bei den Survivals – hier war die Angel vorn wie hinten 4,69 mm dick.

Weg auch die Fangriemenöse. Zwar gilt die vielen als unverzichtbar, wird aber in der Praxis gar nicht genutzt – wer lässt ein scharf geschliffenes, feststehendes Messer via am Handgelenk befestigten Bändel frei hängen? Vereinfacht hat PUMA zudem das Griffdesign. So fehlen die je nach Modell stufigen/abgeschrägten Übergänge von den Flanken der Griffschalen zu den schmaleren Knebel-Flachseiten von White Hunter und Auto-Messer: beim Hantieren daumenfreundlich, aber in der Produktion zeitintensiv und kostensteigernd. Entfallen auch die Knebelkante an der Griffrückseite. Die sollte quasi als Signal dienen, um mit dem Daumen nicht versehentlich zu weit nach vorn zu rutschen. Aber die Kante war eher überflüssig: Direkt vor dem Knebel ist die halbkreisförmige, tief gerillte Daumenauflage, da gleitet man nur schwer drüber. Wie beim Auto-Messer kamen auch die zwo Survivals mit plan verschliffenen Griffnieten.

Unser Test-Fazit zu PUMA Survival G10 und Survival Wood:

Die Verarbeitung war recht ordentlich. Klar, ein paar kleine Ritzen gab‘s zu sehen, aber das war bei den älteren Referenzstücken nicht anders. Der Schliff der Klingen war symmetrisch ausgeführt und so scharf, wie es bei eher aufs derbe Hacken als aufs filigrane Zerteilen ausgelegten Schneiden geht. Dank der dickeren Angeln fiel die Balance beider PUMA Survivals etwas hinterlastiger aus, aber wegen der handschmeichlerisch verrundeten Griffschalen lagen die Messer angenehm in der Hand und ließen sich problemlos schnell wenden, um etwa von unten nach oben schneiden zu können: Das vereinfachte Griffdesign gereichte den Messern nicht zum Nachteil. Die schwarzen Scheiden folgten im Zuschnitt dem PUMA-typischen Design. Bei dem gibt es keine spitze Nahtpartie, sondern eine, die im Ort rechtwinklig läuft. Seitliche Druckknopflasche und Beinschnur gehören dazu: Das sind solide Etuis aus gut 3,1 mm dickem Sattelleder, aus einem Stück gefaltet, der Falz dort, wo später der Klingenrücken steckt. Gegenüber an der Nahtseite gab es zum Schutz vor Zerschneiden des Fadens eine Zwischenlage (Keder) – alles so, wie es sein muss. Unterm Strich: Die neuen PUMAs sind anständige Messer zu angemessenem Kurs, mit dem Bonus eines gleichsam neo-klassischen Designs.


Weitere Informationen zu Survival Wood und Survival G10 erhalten Sie auf der Homepage von PUMA.

Unseren Test von PUMA phoenix, sedona und tucson finden Sie hier.

Hier lernen Sie die neuste Version des PUMA White Hunter und andere Neuheiten für 2020 kennen.