Ein neues Messer zu entwickeln, ist nicht nur eine Frage von Materialien und Design, sondern auch von Inspiration. Genauso verhielt es sich mit dem neuen Klappmesser „Rifleman“, das PUMA im Sommer vorstellte. Denn in diesem Namen spiegelte sich das wider, dem das Werk damit seine Reverenz erwies – das in den Napoleonischen Kriegen zu Ruhm gekommene 95th Rifle Regiment, das durch die seit 1981 veröffentlichten Romane um Richard Sharpe wieder in den Fokus rückte (siehe unten). So lässt sich das neue Messer auch per Wortspiel mit „Stay Sharpe“ beschreiben. Und nicht nur dieses Modell. Als die Redaktion nämlich das Päckchen mit dem zu Test- und Fotozwecken erbetenen Rifleman-Muster erhielt, gab es eine Überraschung. Lag doch darin ein zweites Messer (samt einer als provisorisch gekennzeichneten Lederscheide), nun feststehend und beschriftet mit „Rifleman II“.
PUMA IP Rifleman und Rifleman II technische Details und Preise
Passend zur Namensinspiration zeigen sich die Schriftzüge beider Stücke in altenglischer Schrift ausgeführt, ergänzt um den Hinweis daraus, dass es sich um handgefertigte Messer handelt. Beide mit je einer Drop-Point-Klinge aus Sandvik-Stahl 14C28N und beide auch – viel auffälliger – mit Griffschalen aus grün gefärbtem Jute-Micarta, dies als Reverenz an die grünen Uniformjacken der 95er. Blickt man nun genauer hin, erkennt man zwischen den Schalen und den Stahlplatinen aus schwarzer Fiber gefertigte Zwischenlagen. Auch das ein Indiz dafür, dass das PUMA-Team seine Hausaufgaben gemacht hatte: Abweichend von der Norm der britischen Infanterie erhielten die 95er kein weißes, sondern schwarzes Lederzeug und zudem schwarze Schmucklitzen. Jenseits des Gemeinsamen gibt es Unterschiede: Das 114 g schwere Rifleman misst bei einer Klingenlänge von 80 mm geöffnet 185 und geschlossen 103 mm, es verriegelt per Klingenrückenverschluss (Lock Back). Die Klingenlänge des feststehenden Rifleman II (165 g) mit der durchgehenden Angel beträgt 99 mm, die Gesamtlänge 208 mm. Auch in der Ausstattung differiert das Duo: Die Griffnieten/-schrauben des Klappmessers bestehen aus Messing, bei dem feststehenden Stück aus Stahl. Und auf der Klinge des Folders prangt das geätzte Motiv eines knieenden Soldaten, auf der des Rifleman II hingegen ein aus liegender Rückenposition über seine Füße hinweg feuernder Mann. Auch das ist historisch belegt. Exakt so erschoss der 95er Scharfschütze Tom Plunkett 1809 erst den französischen General Auguste-Marie-François Colbert und dann dessen Adjudanten – je nach Quelle geschah das über mindestens 500 Meter hinweg, damals eine schier unvorstellbare Distanz für einen gezielten Einzelschuss.
Hier kommen die Preise: PUMA IP Rifleman II, Jute Micarta: 129,- € (UVP) - PUMA IP Rifleman, Jute Micarta: 95,- € (UVP).
Fragt sich, was die PUMA-Neuheiten können und wie sie gearbeitet sind. Das Klappmesser war – dies mit Blick auf die Vorschriften von §42a WaffG – als Zwei-Hand-Version ausgelegt und somit nur zu öffnen, indem eine Hand den Griff hielt, während Daumen und Zeigefinger der anderen den Überstand der Klinge fassten und diese ausschwenkten. Weil diese Partie breit genug zum Anpacken ausfiel, verzichtete PUMA auf einen Nagelhau in der sauber geschliffenen Klinge. Das Öffnen lief problemlos, auch wenn es ein minimal fühlbares Reiben dabei gab. Die Klinge rastete dann tipptopp und stand wackelfrei im Griff. Der war sorgsam verrundet, die Fangriemenöse angesenkt. Was zu bemängeln war: Die Innenseiten der Platinen fielen zwar nicht so scharf aus wie bei manch anderem im Lauf der Zeit geprüften Klappmesser, aber die Kanten waren spürbar. Auch konnte man die Klinge innen andrücken. Ansonsten waren alle Passungen tadellos, keine Ritzen, keine Überstände, so, wie es sich gehört. Ebenso war es beim feststehenden Rifleman II. Das entpuppte sich als Handschmeichler, der Griff war rundum verrundet, die im Knauf eingelassene Fangrimenenöse angesenkt. Auch hier zeigte der Blick von der Spitze über die Schneide eine symmetrisch in der Mitte angesetzte Schneide, prima. Kritik gab es nur an der Handschutz-Partie am Übergang zwischen Angel und Schneide. Hier blieben links und rechts je eine nicht angefaste hauchfeine Ecke stehen.
Das PUMA IP Rifleman und Rifleman II in der Praxis
Worüber man streiten kann, ist der kantige Klingenrücken beider Messer. Derlei stört bei allen abwärts gehenden Schneidarbeiten, bei denen die Hand Druck von oben ausübt. Aber das gefällt vielen Bushcraftern. Denn die nutzen solche Klingenkanten gern dazu, um damit am Mischmetall-Feuerstab entlangzuschaben und so den zum Feuermachen begehrten Funkenregen zu erzeugen. Per Messer lässt sich das besser erledigen als mit einem der üblicherweise dazu angebotenen Schaber: Es hat einen anständigen Griff und seine Klinge ist meist stabiler als der Schaber. Der für ein Messer relevante Teil befindet sich auch hier gegenüber – die Schneide. Die kam bei beiden Stücken rasiermesserscharf, das ergab die Probe am Unterarm sowie an einigen Stücken Papier. Folglich erledigte das Duo alle ihm übertragenen Schnitz- und Schneidarbeiten anstandslos. Freilich eignete sich das kleinere Klappmesser etwas besser dazu, um Schnittgut wie Möhren und hart durchgetrocknete Brotkanten zu zerteilen, fein aufgefaserte Feathersticks zum Feuermachen zu schnitzen oder ein paar Bleistifte anzuspitzen. Ging es dagegen darum, etwas per Schlag zu zerteilen, etwa ein Aststück der Länge nach, dann schlug sich naturgemäß das feststehende Stück besser.
Das Fazit: Das können die beiden Rifleman von PUMA IP
Unser Fazit passt in einen Satz: Als originelle historische Hommage konzipierte Outdoor-Messer, die zudem bezahlbar sind und exakt das tun, was sie tun sollen.
Dieser Artikel erschien auch in der VISIER, Ausgabe 11/2024. Dort sind auch weitere Hintergründe zum namensgebenden 95th Regiment of Foot (Rifles) enthalten. Das Heft können Sie im VS Medien-Onlineshop kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.
Weitere Informationen zu den beiden Messer, bekommen Sie zudem beim Hersteller PUMA.