Das Problem gibt es solange, seit eine Messerklinge eine Schneide hat: Wie bekommt man diese scharf und wie erhält man danach diesen Zustand möglichst lange? Fragen, die sich in der häuslichen Werkstatt gut klären lassen – die Bestückung mit entsprechenden Schärfutensilien und die Kenntnis zu deren richtiger Handhabung vorausgesetzt. Aber mag der Bandschärfer noch so gut arbeiten, er nutzt nichts ohne Strom, eignet sich also nicht für den Outdoor-Einsatz. Dann sind da handelsübliche, zumeist quaderförmige Schärfsteine – aber kurz ein vorliegendes Exemplar vom Typ RH Preyda Soft Arkansas zur Hand genommen: Es hatte eine Kantenlängen von zirka 150 x 50 x 19 Millimetern und ein Gewicht von über 330 Gramm. Zu sperrig und zu schwer, um derlei für einen eventuellen Einsatz fern des häuslichen Umfeldes mitzunehmen. Natürlich gibt es kleine Schärfsteine/-stäbe, ungefähr so lang wie eine Zigarette und dafür ausgelegt, um etwa in einer Vorsatztasche oder in einer Schlaufe der Messerscheide mitgeführt zu werden. Aber der Wahrheit die Ehre: Erstens erfordern auch kleine Steine/Stäbe, dass man per Auge-Hand-Koordination den korrekten Schärf-/Schleifwinkel findet. Und dann gilt die aus vielfach leidvoller Erfahrung gewonnene Erkenntnis: Je kleiner der Schärfstein/-stab, desto höher die Gefahr, dass die hin und her geführte Klinge sich mal hin zu den die Schärfhilfe haltenden Fingern verirrt. Da bekommt der jagdliche Terminus von der Roten Arbeit direkt eine weitere Bedeutung...
Damit also steht fest, was ein auch für den Schärflaien taugliches und mobil nutzbares Gerät benötigt: Es muss erstens klein genug ausfallen, um sich platzsparend mitführen zu lassen. Zweitens muss es so ausgelegt sein, dass es den ihm gleichsam übertragenen Job auch zufriedenstellend erledigt. Und drittens alles derart, dass die Verletzungsgefahr minimal bleibt. Genau den Ansatz verfolgen die vier Geräte, um die es im Folgenden geht. Im Einzelnen waren das die Modelle Lansky QuickFix Knife Sharpener (12,90 Euro), Lansky Mini Knife Sharpener (10,90 Euro, beide: Herbertz), Work Sharp Pivot Knife Sharpener (Böker, 4,95 Euro) und Smith‘s 2-Step Knife Sharpener (Preis: 5,95 Euro, bei Böker. Auch als 24er Pack für 126,95 Euro erhältlich).
Der Aufbau der Schärfgeräte für Messer
Um mit dem für die Führigkeit Entscheidenden anzufangen – mit den Maßen und dem Gewicht. Die Größe der Prüflinge entsprach ungefähr einem Viertel bis einem Drittel eines iPhones. Der Smith‘s als größter der vier Schärfer hatte Kantenlängen von 67 x 60 x 23 Millimetern, der Lansky Mini als kleinster 61 x 50 x 19 Millimeter: Alle vier waren hosentaschentauglich. Das heißt, wenn man die Schärfer nicht außen an der Ausrüstung tragen möchte. Denn jedes von ihnen kam mit einer Fangriemenbohrung. Die fiel beim Work Sharp auch groß genug aus, um eine geflochtene Paracord durchzufädeln, zumindest eine dünne. Bei den anderen reichte es in jedem Fall für eine der üblichen Schlüsselanhänger-Ketten. Zum Gewicht:
- Work Sharp: 35 Gramm,
- Smith‘s: 31 Gramm,
- Lansky QuickFix: 22 Gramm,
- Lansky Mini: 18 Gramm
Sprich: Dieses Quartett transportabler Schärfgeräte liegt beim Gewicht zwischen dem einer Revolver- und einer Flintenpatrone. Und in Kombination mit ihren Ausmaßen ist das hinsichtlich der Führigkeit schlicht top.
Die Konstruktion der 4 Prüflinge sah so aus: Alle hatten eine Standfläche, um sie auf einer ebenen Unterlage aufzusetzen, also zumindest einem flachen Stein oder einem Brett. Beim Smith’s und beim Work Sharp gab es zudem gummierte Partien, um ein Abrutschen der Geräte zu verhindern. Alle 4 hatten zudem Handhaben mit mehr oder minder stark ausgeprägten Schutzwänden hin zu den eigentlichen Schärfteilen. Hier gefiel das Work Sharp mit seinen nur andeutungsweise vorhandenen "Wällen" am wenigsten, das Smith‘s und der Lansky QuickFix am besten. Letztgenannter bot zudem eine beiderseits konvex gewölbte, erstklassige Gummihandhabe, die auch feuchten Fingern noch Halt gab. Zu den eigentlichen Schleifelementen: Bei allen waren das mindestens ein Set in versetztem Winkel zueinander angeordneter Keramikstäbe. Bei dem Smith‘s, dem Work Sharp und dem Lansky QuickFix kamen noch ein Satz ebenfalls in versetztem Winkel stehender Hartmetall-/Wolfram-Einsätze hinzu. Und dann bot der Work Sharp auch noch an einer Seite eine 30-mm-Diamantschärffläche, in der Mitte mit Rille, etwa zum Schärfen von Angelhaken.
Die Anwendung: So wird das Messer mit den Geräten wieder scharf
Die Handhabung ist denkbar einfach: So positionieren, dass eine der dafür vorgesehenen Flachseiten sicher unten aufsitzt und eine der Schleifkerben nach oben weist. Den Schärfer mit den Fingerspitzen so packen, dass diese hinter den Schutzelementen liegen. Dann die Klinge mit dem zum Griff zeigenden Ende der Schneide in eine der Schärfkerben einsetzen und sie einfach zur Spitze hin durchziehen und das so lange wiederholen, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Bei dem Trio Smith‘s, Work Sharp und Lansky QuickFix fängt man mit dem jeweiligen Hartmetalleinsatz an. Denn der sorgt, so die Bediener-Info, für groben Materialabtrag. Die Feinpolitur erledigt man dann mit der Keramik. Beim Lansky Mini gibt es nur zwei Keramikstäbe, dafür aber in zwei verschiedenen Winkeln und damit für unterschiedlich große Klingen. Kann man die Schärfelemente verstellen? Das geht bei dem (am üppigsten ausgestatteten) Work Sharp: Hier lässt sich der Hartmetalleinsatz per Schieber für Grob- und Feinschliff einrichten.
Was in dem Kontext erwähnt sei, sind die Bedienhilfen. Angesichts der weltweit ständig steigenden Müllberge gehören wir bei all4hunters.com eigentlich nicht zu dem Personenkreis, den Produktverpackungen (namentlich vom Blister-Typ) begeistern können. Doch hier zeigt sich eine Ausnahme von der Regel. Denn allen drei Herstellern gelang es, die Verpackung sinnvoll als Gebrauchsanweisung zu nutzen. Dies mit wenigen, aber präzise gewählten Worten und illustriert mit Fotos und/oder Zeichnungen. Den Vogel schoss dabei das Smith‘s ab, weil es dessen Bedienhilfe in gleich fünf Sprachen gab, darunter auch Deutsch. Beim Work Sharp ließ sich das Innenleben der Verpackung ausklappen und bot dann (auch für alte Augen gut erkennbare) Grafiken, dazu den Info-Text in drei Sprachen, jede der Übersichtlichkeit halber in einer anderen Typographie gehalten.
Und, wie sind sie? Das Fazit zu den Messerschärfern
Allen Werbeversprechen zum Trotz: Wer sich beim Hantieren mit den kleinen Apparillos und einem Messer ablenken lässt, darf sich nicht wundern, wenn mal eine Schneide über die Haut ratscht. Gewarnt sei auch vor Folgendem – nämlich, sich am Lagerfeuer in Indianerhäuptlingartiger Weise mit gekreuzten Beinen niederzulassen und einen Oberschenkel als Auflage für die Schärfer zu benutzen: bad idea. Und ist ein Messer richtig stumpf "geritten" oder hat sich Scharten eingehandelt, braucht man richtig viel Geduld bei dem Versuch, um durch einen der kleinen Helfer wieder Rasiermesserschärfe zu erreichen.
Die Stärke der Minis liegt aber darin, eine grundsätzlich vorhandene Schärfe zu optimieren und somit ein Messer auf Stand zu halten. Darin sind sie prima. Der Verfasser hat seit Jahren mehrere dieser (auf US-Fachmessen auch mal als Giveaway spendierten) Geräte in Küche und Camp zu exakt dem Zweck im Einsatz – nochmal: Das können sie gut. Angesichts ihrer Preise und der Kleinteiligkeit erwarte man bei der Lebensdauer keine Wunderdinge. Jedoch macht man nichts verkehrt, wenn man sich eins der Dinger zulegt, und sei es zum Probieren. Zumal jeder Technik-affine Benutzer in spe sich daran begeistern dürfte, was beim Design an Kreativität aufgewendet wurde, um auf kleinstem Raum so viel Nützliches wie möglich unterzubringen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der VISIER 08/2020. Das Heft können Sie noch über den VS Medien-Shop beziehen. Es ist dort außerdem als Digitalausgabe verfügbar.
Mit dem Messer unterwegs? Hier haben wir bereits die rechtliche Situation in Deutschland und Europa zusammengefasst.