Wir haben das neue Fernglas Leica Noctivid in der Version 8x42 im Freien getestet. Dabei fielen vor allem die ergonomischen Vorzüge und die optischen Leistungen auf. Bevor wir hier ins Detail gehen, werfen wir einen raschen Blick auf das Fernglas selbst. Die technischen Daten finden Sie in der Vorstellung des Leica Noctivid bei all4hunters.de.
Das Noctivid von Leica ist ein vollkommen neues Fernglas, nicht nur weil das Konzept des offenen Steges im Hinblick auf Ergonomie und Design eine Neuerung darstellt, sondern auch weil die gesamte Optik neu konzipiert wurde. Sie ist das Ergebnis von mehr als zwei Jahren Arbeit. Zwölf Glaselemente (darunter die Prismen) sind in sieben Gruppen montiert.
Wenn man das Innenleben in der Schnittzeichnung genauer betrachtet, dann fallen einige interessante Details auf, etwa eine bikonkave Linse zwischen Prisma und Okulargruppe, die die sphärische Deformation des Sehfeldes verringern soll (Bildfeldebnung).
Das Innenleben der Leica Noctivid Ferngläser
Auch wenn die klassischen Schmidt-Pechan-Dachprismen verwendet werden, sind alle Oberflächen mit P40-Phasenkorrektur und dem von Leica entwickelten HighLux-HLS vergütet.
Die Dachprismen bestehen aus HT-Gläsern (High Transmission) von Schott, was die Lichttransmission der gesamten Optik noch einmal verbessert.
Leica verwendet außerdem ein neues Hochtemperatur-Plasmaverfahren zur Vergütung der Linsen. Auch das Diaphragmen-System wurde verbessert, um das parasitäre Licht in den optischen Röhren drastisch zu verringern. Das Gehäuse des Noctivid besteht vollständig aus Magnesium und hat eine rutschfeste Gummierung, während die wenigen frei liegenden Metallteile durch eine hochfeste patentierte Lackierung geschützt sind.
Das Fernglas ist bis zu einer Tiefe von fünf Metern wasserfest und mit Stickstoff gefüllt. Fokussierung und Diopterverstellung erfolgen über eine gummierte Walze auf dem Scharnier des Steges. In der Normalposition lässt sich eine Scharfstellung von 1,90 m bis unendlich vornehmen. Wenn man die Walze herauszieht, kann man damit das Okular um ± 4 Dioptrien verstellen.
Das äußere Erscheinungsbild des Leica Noctivid Fernglas
Die Gegenlichtblende kann durch eine in Klicks eingeteilte Drehung gegen den Uhrzeigersinn herausgezogen werden. Die Pupillenschnittweite liegt bei 19 mm, die Austrittspupille misst 5,2 mm (beim Modell 8x42).
Die außen liegenden Linsen wurden mit einer kratzfesten HDC-Vergütung sowie mit einer wasser- und ölabweisenden Aqua-Dura-Beschichtung versehen.
Das Gewicht des Noctivid überrascht: 860 g sind nicht ganz wenig, jedoch durch die verwendete Technik und die hochwertigen Matierialien zu rechtfertigen.
Das Noctivid ist das erste Leica-Fernglas mit offenem Steg: In ergonomischer Hinsicht ist das optimal; man kann es leicht mit einer Hand – rechts oder links – bedienen und scharfstellen.
Nur die Position der Schlaufe für den Tragriemen macht das Greifen bisweilen etwas lästig. Die Fokussierung ist extrem weich, präzise und perfekt gebremst; sie lässt sich bequem mit dem Zeigefinger vornehmen. Mit zwei Drehungen deckt man den gesamten Schärfebereich ab, wobei der größte Teil auf den Nahbereich von 12 m bis auf 1,90 m entfällt. Von 12 m bis unendlich ist es nur eine halbe Drehung; die Einstellung geht schnell und präzise.
Der Augenabstand lässt sich über den Steg weich und genau regulieren, und dabei ist der Mechanismus immer noch fest genug, damit er nicht sofort versehentlich verstellt wird. Das Leica Noctivid 8x42 hat uns mit seiner großen Brillanz überrascht. Die Tiefenschärfe ist außergewöhnlich, und dennoch lassen sich die beobachteten Objekte gut vor dem Hintergrund ausmachen.
Das Leica Noctivid Fernglas im Praxistest
Außerordentlich ist auch der dreidimensionale Effekt bei relativ weit entfernten Objekten, und das trotz der geringen Distanz der Objektive. Kontrast und Schärfe sind hervorragend. Die Farbwiedergabe ist außerordentlich neutral und sehr farbtreu. An den Rändern nimmt die Schärfe ein kleines bisschen ab und seitlich gibt es leichte Farbabweichungen (Farbsäume) im äußeren Viertel des Sehfelds des Okulars. Das Sehfeld selbst ist mit 135 m auf 1.000 m zwar nicht sensationell, aber doch ziemlich gut.
Obwohl die Bezeichnung "Noctivid" den Eindruck erwecken könnte, es handele sich um ein Instrument für den Gebrauch im Dunkeln (in der Tat sind die Leistungen des Noctivid bei schlechtem Licht hervorragend), und obwohl es für diese Art von Namensgebung Vorläufer gibt wie das unglaubliche Objektiv Leica Noctilux f/0.95, handelt es sich hier um eine Hommage an den Steinkauz (Athene noctua).
Das Leica NOCTIVID Fernglas ist seit August 2016 in Leica Stores und Boutiquen sowie im Fachhandel erhältlich. Die unverbindliche Preisempfehlung des Leica NOCTIVID 8x42 beträgt 2.500,- Euro und das Leica NOCTIVID 10x42 ist ab 2.600,- Euro zu haben.
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