Als ganz kleine Jungs – wir hatten beide gerade unseren Angelschein in der Tasche – da überredeten wir unsere Eltern, den Sommerurlaub in Norwegen zu verbringen. Vom Angelfieber gepackt fuhren wir dann für unseren ersten Angelurlaub nach Südnorwegen. Es war ein schöner Urlaub, wie sich alle in der Familie immer gern erinnern.
Damals sahen wir einen Grindwal. Kein ganz gewöhnlicher Anblick am Stavanger Fjord und erst recht war es nicht ganz gewöhnlich, dass unser Vater einen Lachs fing. Das gelang zuvor noch nie jemandem bei uns im Hause. Es war ein 6er im Lotto, dass dieser Lachs aufs Makrelenvorfach biss. Aber den Drill und das Abendessen werden wir nie vergessen.
Und so kam es, dass wir fortan immer mal wieder nach Norwegen fuhren, um unsere Tiefkühltruhe mit Fisch zu füllen. Unsere Eltern waren begeistert von dem Land und der Kultur. Wir fuhren meist im Sommer nach Rügen, um von da aus mit der Fähre nach Schweden überzusetzen. Ab da ging es dann über Stunden mit dem Auto weiter.
Wir beide hatten damit nie ein Problem, hatten wir doch schon mächtig Lust aufs Dorsche-, Seelachse- und Lengdrillen. Die Autostunden vergingen wirklich immer wie im Flug, was vielleicht auch daran lag, dass wir die ganze Zeit aus dem Fenster starrten, um Elche zu sehen. Während dieser Autofahrten durch Schweden und Norwegen sahen wir eigentlich immer reichlich Elchwild, Rehwild und auch Rotwild.
Nur eine Wildart gab es dort noch, welche immer mal wieder auf Verkehrsschildern zu sehen war. Aber egal wie gründlich wir auch die Hänge neben der Autobahn begutachteten. Ein Rentier bekamen wir in all den Jahren nie zu Gesicht...
Das erste Mal für die Hunter Brothers: Jagd auf die geheimnisvollen Rentiere...
Während unseres letzten Abenteuers in Schweden, einer Vogel- und Elchjagd mit Thomas, sprachen wir dann das erste Mal über diese einzigartige Wildart. Und wie schwer es ist, dieses Wild in den Weiten des Nordens überhaupt zu finden. Uns wurde schnell bewusst: irgendwann müssen wir mal auf Rentiere jagen! Thomas nickte und meinte, eine Fleischjagd auf Rentiere könne er mit Sicherheit organisieren.
Aber er erwähnte dabei immer wieder, dass es auch passieren kann, dass wir anreisen und gar nichts in Anblick bekommen. Rentiere wandern einfach enorm weit und ihr Aufenthaltsort lässt sich nur schwer voraussagen. Außerdem ist ihre Jagdsaison sehr kurz. Und man müsse schon direkt am ersten Tag der Saison losgehen, sonst ständen die Chancen, ein Rentier zu erwischen, nahe Null.
Der Plan Rentiere zu jagen stand also, doch nie bot sich eine gute Gelegenheit dazu. Bis Thomas uns dieses Jahr abermals fragte wie es nun aussehen würde. Da wir beide Zeit hatten, sagten wir ihm zu und somit sollte er sich um zwei Lizenzen für uns kümmern. Tatsächlich war dann der Flug von Berlin Tegel nach Oslo spottbillig. Die Bahnfahrt durch Norwegen 200 km Richtung Norden war fast doppelt so teuer wie der Flug. Aber so ist das eben in dieser verrückten modernen Welt.
Tatsächlich kamen wir dann wirklich tiefenentspannt an unserer Jagdhütte mitten in den norwegischen Mooslandschaften an. Es war eine nette Hütte direkt an einem See gelegen mit Plumpsklo, Kochstelle und sogar Solarpanel, damit wir tagsüber unsere Handys laden konnten. Vergleichsweise fanden wir also wirklichen Luxus vor und so wunderte es uns nicht, dass Thomas uns ein herrliches Elch-Gulasch servierte, welches wir dann bei Bier und einer kleinen Jagdplanung für den nächsten Tag aßen.
Jagd auf die scheuen Rentiere: Es bleibt nur ein kleines Zeitfenster!
Um 3 Uhr am nächsten Morgen ging dann der Wecker. "Der frühe Jäger schießt das Rentier", erzählte uns unser norwegischer Guide, während wir uns Butterbrote für den Tag schmierten.
Und das sollte auch wirklich so sein, denn am ersten Morgen der Saison geht wirklich jeder Jäger raus, welcher eine Jagdlizenz für Rentiere hat. Das hat viele Gründe, einer davon ist aber mit Sicherheit, dass es an keinem Tag so leicht sein kann, ein Rentier zu erwischen, wie an diesem. Die Rudel stehen nun in den offenen Landschaften oberhalb der Baumgrenze. Bemerkt das Wild den ersten Jagddruck ziehen die Stücke vermehrt in den Wald.
Wir gingen also im allerersten Tageslicht los, schleppten uns erst durch lichte Wälder und später durch weiche Moore, um mit den ersten Sonnenstrahlen über der Baumgrenze zu sein, wo wir dann die Rene erwarten würden. Doch als wir gerade eine Hügelkette abglasten, stand plötzlich ein anderer Jäger direkt vor uns, welcher ebenfalls an dieser Stelle sein Glück zum Aufgang der Saison versuchte.
Im ersten Moment war unser Guide etwas ärgerlich, aber im nächsten Moment lotste er den anderen Jäger direkt zu uns und wir unterhielten uns freundlich und wünschten uns gegenseitig viel Jagderfolg. Die Mentalität in Skandinavien ist uns schon oft sehr positiv aufgefallen und so gingen wir wieder getrennte Wege, um Rentiere zu finden.
Tatsächlich pirschten wir nun wieder von Hügel zu Hügel, hatten gefühlt schon mehrere Tausend Hektar an Fläche gesehen, doch in Anblick kam erst mal nichts. Bis gegen 10 Uhr plötzlich Thomas, der getrennt von uns unterwegs war, anrief und uns mitteilte, dass zwei Hügel rechts von uns Rentiere wären, die sich niedergetan hätten. Thomas würde an Ort und Stelle bleiben und das Wild beobachten, während wir die Stücke angehen.
Rentierjagd mit den Hunter Brothers – ein intensives Jagderlebnis!
Dann ging alles ganz schnell. Als wir über eine kleine Kuppe kamen, waren dort die erwähnten sechs Rentiere. Diese hatten uns dann aber auch direkt spitz und der Norweger verdeutlichte uns sofort: "Schießen, bitte schießen ganz schnell!"
Paul schmiss sich nun also auf den Boden, legte sich den Rucksack unter die Waffe und bereitete sich auf einen weiten Schuss vor. Währenddessen zeigte der Pirschführer, welche Stücke Paul erlegen solle. Als die Waffe sicher im Ziel lag, erlegte er eine Tier-Kalb Dublette auf 210 m.
Wir hatten uns wieder eine Waffe von Thomas geliehen, eine Sauer 202 im Kaliber .308. Wie von Thomas gewohnt schoss dieses Gewehr auf den Daumennagel und somit war es wirklich kein Problem, auch unter Eile die beiden Schüsse zu bewerkstelligen.
Überglücklich kamen wir dann bei den Stücken an und da wir nur zwei Lizenzen für die Tage bekommen hatten, war uns sofort klar, dass an diesem ersten Tag unsere Rentierjagd auch schon wieder beendet war. Wir waren glücklich an diesem urigen Wild zu stehen. Mit seinen riesigen Schalen und der weichen Nase erinnerte uns das erlegte Tier an eine Art Eiszeitwesen. Die Trophäe, ein nicht ausgehärtetes Bastgeweih, war keine besonders imposante Trophäe, aber dennoch eine schöne Erinnerung.
Nach der Rentierjagd: Fleisch, Fisch und keine Hektik
Und so kam es nun zum anstrengendsten Teil der Jagd: der Bergung. Gott sei Dank mussten wir die ganze Zeit bergab, aber auch das war nicht sonderlich einfach mit zwei Rentieren im Gepäck. Und so dauerte es drei Stunden, ehe wir die beiden Stücke an einem Weg hatten, wo wir sie mit dem Auto abholen konnten.
Als wir dann Zuhause waren, wurden die beiden Rentiere direkt aus der Decke geschlagen und zerwirkt. Das ließ sich Paul natürlich nicht nehmen. Währenddessen bereitete uns Thomas die Leber des Kalbes zu und wir genossen zum ersten Mal den einmaligen Rentiergeschmack. Das Fleisch ist viel würziger als beispielsweise Elch, Reh oder Hirsch. Es hat einen kräftigen Eigengeschmack, welcher uns aber sehr gut gefallen hat. Überhaupt war für unseren norwegischen Guide das Fleisch der Grund, warum wir an diesem Tag jagen waren. Er war glücklich, dass er nun seine Truhe wieder füllen konnte und bedankte sich bei Paul für zwei gute, wildbretschonende Schüsse.
Jetzt hatten wir am ersten Tag der Reise alles erreicht, wofür wir hier oben in Norwegen waren und hatten noch drei weitere Tage zur Verfügung. Doch Langeweile sollte trotzdem nicht aufkommen, denn so hatten wir Zeit für genau die Sache, die uns ursprünglich nach Norwegen gezogen hatte: das Angeln.
Quasi überall in Norwegen gibt es malerische Bäche und Seen, welche jedes Anglerherz höherschlagen lassen.
Wir borgten uns also – zugegebenermaßen leicht veraltetes – Angelgerät, fuhren an eine kleine Talsperre und badeten Spinner, Wobbler und Blinker.
Bereits nach wenigen Würfen überlistete Paul eine wunderschöne Bergforelle, welche mit ca. 35 cm die perfekte Portionsgröße hatte.
Unsere Reise war somit absolut perfekt. Jagen, Angeln, gutes Essen, nette Leute und absolut keine Hektik. Wir hätten nicht glücklicher sein können, als wir dann bereits nach fünf Tagen wieder in Deutschland waren. Doch auch zuhause sollte es uns nicht zu schlecht gehen, denn noch waren Semesterferien und die Hirsche fingen an zu rufen...
Wir berichten natürlich! ;)
Waidmannsheil!
Eure Hunter Brothers Gerold und Paul!
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