Laut ist es in der Produktionshalle, mehrere Maschinen laufen, dazwischen finden wir aber immer wieder Menschen, die meist in gebückter Haltung vor Schleifsteinen sitzen, an Standbohrern den Absenkhebel bedienen oder an einer Werkbank geduldig die vielen Einzelteile eines Klappmessers zusammensetzen. Alltag in der PUMA-Messermanufaktur eben, denn auch wenn viele preiswertere Messer aus den Vertriebsbereichen PUMA IP und PUMAtec industriell gefertigt oder aus dem Ausland zugeliefert werden, entstehen einige der beliebten Klassiker noch weitgehend in Handarbeit im Werk in Solingen-Aufderhöhe.
Viele Arbeitsgänge müssen eben wie eh und je von Hand erledigt werden, auch wenn Schleifsteine, Hydraulikpressen und Bohrmaschinen zwischendurch helfen. Die klassischen Solinger Messermacher-Berufe wie Ausmacher, Schleifer oder Reider sind sprachlich im moderneren "Fachkraft für Metalltechnik" aufgegangen, die damit verbundenen Arbeitsschritte (die im Video erklärt werden) haben sich wenig verändert.
Matthias Recktenwald, ausgewiesener Messerfachmann der VISIER-Redaktion, durfte mit Hendrik Hiepass-Aryus die einzelnen Arbeitsschritte beobachten und erfuhr, dass PUMA durchgehend auf Personalsuche ist, und in der Tat trafen wir erstaunlich viele junge Mitarbeiter, die sich mit Spaß und Interesse dem Traditionshandwerk verschrieben hatte.
Fachbegriffe rund um PUMA-Messer
Philipp Monien, der selbst als Messerschleifer bei PUMA begann und heute oft Besucher durch das Unternehmen führt, erzählte in einer "etwas leiseren" Pause davon, dass die Solinger Messerhersteller der wenigen noch verbliebenen Hersteller untereinander Kontakt halten und er sich bei den schon älteren Spezialisten etwa in die Geheimnisse des Blaupließtens (ein aufwändiges Satin-Politurverfahren für Klingen) einweihen lassen wollte:
"Und dann ist der Kollege plötzlich verstorben, bevor wir unseren Nachhilfekurs beginnen konnten." Derartiges Fachwissen, über Generationen weitergegeben, geht dann verloren. Erfahrung, auch mit Misserfolgen, über viele Arbeitsjahre, dazu noch einige Kniffe aus der Praxis lassen sich nicht einfach aus dem Lehrbuch oder einem YouTube-Video ersetzen.
Viele Traditions-Messer werden mit Hirschhorn-Griffen ausgestattet, einem Naturmaterial, bei dem PUMA immer auf Nachschub angewiesen ist. Hendrik Hiepass-Aryus: "Wir beziehen unser Hirschhorn aus Osteuropa, oft auch aus Wildgattern, in denen abgeworfene Geweihe gesammelt und weiterverkauft werden." Im Werk werden die Geweihe dann auf die passende Länge und die grobe Längsform geschnitten, an die Klingen montiert und später beim "Ausmachen" bündig mit dem Klingenmetall angeglichen.
Die Entstehung eines neuen PUMA White Hunters direkt an der "Geburtsstätte" in Solingen zu verfolgen, das war dabei besonders spannend, immerhin zählt dieses bereits 1956 entwickelte und im Laufe der Jahre nur sanft veränderte Jagdmessers zu den berühmtesten Messern der Welt. Aber auch die limitierten Jahresmesser sind weltweit begehrt und aufgrund ihrer Wertentwicklung unter Sammlern sogar als "Geldanlage" geeignet, wie unser Beitrag über PUMA-Sammlermesser zeigte.
Weitere Infos und Links rund um die PUMA-Messermanufaktur:
Website der PUMA Messermanufaktur
Showroom-Eröffnung und VIP-Event bei PUMA Im Oktober 2022
Pumahunter – private Website des PUMA-Messersammlers Ralph