Die "Knife@Solingen" – die moderne Messer-Ausstellung in klassischer Atmosphäre und vielen innovativen Ideen

Im großen Saal des Theater- und Konzerthauses Solingen war zwischen den Ausstellerreihen oft nur wenig Platz zum Flanieren – aber es reichte, um alles zu begutachten und mit den Ausstellern zu fachsimpeln.
Vor dem Eingang warten die Besucher geduldig auf ihre Tickets – wer online vorgebucht hatte, durfte direkt links vorbei ins Gebäude. Das einzige Manko der Knife 2024 war das begrenzte Parkplatzangebot für Ortsfremde, denn die Plätze direkt am Theater reichten kaum für die Aussteller.

Der Standort ist goldrichtig, der Termin vielleicht nicht unbedingt (dazu weiter unten mehr): Bei der mittlerweile dritten KNIFE im Theater- und Konzerthaus in Solingen am 2. Mai-Wochenende 2024 gab es wieder starken Zulauf, sowohl von den Besucherzahlen her an beiden Wochenend-Tagen wie auch von der Anzahl der Aussteller: 244 Messermacher, Händler und Hersteller rund um das Thema Klingen und Stahl verteilten sich im großen Saal, im Foyer und (neu in 2024) auch auf der kompletten ersten Etage des zentral in Solingen gelegenen Veranstaltungsorts. Im Vorjahr waren es noch 100 Aussteller weniger. Durch "mehr Luft" konnten zumindest die Aussteller außerhalb des Saals etwas freier agieren. Dort wäre aber auch noch Platz für Zuwachs, dies als dezenter Hinweis für noch abwartende Messer-Anbieter.

Erfolg auch bei der dritten KNIFE 2024 in Solingen: Mehr Aussteller, mehr Besucher, mehr Interaktion rund um Messer und Zubehör

Andre Peret
André Perret aus der Schweiz gehört seit Jahren zur ersten Messermacher-Riege in Europa: "Meine Messer sind Unikate. Von der Schraube bis zur Feder ist alles Handarbeit."
Diese moderne Interpretation eines Schweizer Taschenmessers brachte André Perret mit zur Knife 2024 nach Solingen.

Der Kern der Knife 2024, die aus der früheren Messermacher-Messe entstand, ist die Kooperation zwischen dem Deutschen Klingenmuseum im Solinger Vorort Gräfrath, der Deutschen Messermacher-Gilde (DMG) und dem Stadtmarketing Solingen als lokaler Unterstützung. Die handwerkliche und weitgehend auch künstlerische Seite der Verkaufsmesse decken die Messermacher aus aller Welt ab, die vor allem im Foyer in langen Tischreihen ihre Einzelstücke präsentierten. In diesem Jahr aus aller Welt, von den USA und Thailand über Usbekistan, der Ukraine, Brasilien und Südafrika bis zu den EU-Ländern zwischen Finnland, Litauen, Polen bis hinunter zu Italien und der Türkei. Hier finden Sie das Ausstellerverzeichnis mit Links zu den Websites ebenso wie den Knife Guide 2024 als PDF-Download.

Die DMG organisiert zudem jedes Jahr aus den eigenen Mitgliederbeiträgen(!) sogenannte Fördertische, um jungen Messermachern die Möglichkeit zu geben, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. So profitieren diese jungen, aber durchaus auch schon mal älteren Talente vom Publikumsmagneten "Knife" wie vom Netzwerken mit den anderen Gilde-Mitgliedern, die meist ohne Konkurrenzdenken wertvolle Tipps geben können. Für die Besucher gab es zudem wieder tägliche Vorträge und Vorführungen, natürlich auch Literatur über Messer, Klingen, Äxte und alles, was glänzt und schneidet. Und auch zum Selberbauen daheim bot die Knife 2024 wieder alles, was man nach der Rückreise benötigt, vom Klingenstahl, pulvermetallurgisch oder Damast, über Holzrohlinge für die Griffe (inzwischen ist "stabilisiertes Holz" ein moderner Ableger) bis hin zu Schärfgeräten und sogar küchentischgroßen Schleifmaschinen.

Mutter, Vater und Sohn gemeinsam und mit kompetenter Beratung am Merkur-Messestand: Ulrich Wiethoff (Mitte) hat die Traditionsmarke übernommen und bietet ein breites Sortiment an Rasierhobeln und Zubehör an.
O wie Oberleitung, aber auch wie Oldtimer: Ein solches historische Exemplar aus dem Obus-Museum Solingen pendelte mit Besuchern zwischen der Knife 2024 und dem Klingenmuseum kostenlos hin und her.

Rund um die eigentliche Knife im Theater- und Konzerthaus konnten die Besucher  weitere Außenstellen anfahren, sogar kostenlos per Oldtimer-Oberleitungsbus ging es etwa zum Deutschen Klingenmuseum. Dort warteten "Hands-On-Sessions", also historische Originalstücke wie Schwerter ausnahmsweise mal zum Anfassen, das offene Schmiedehaus, Vorführungen in der historischen Zinngießerei oder öffentliche Führungen auf die Pendler. Auch die Gesenkschmiede Hendrichs und der Wipperkotten als letzter Schleifkotten mit Wasserrad-Antrieb waren ins Messekonzept eingebundene Anlaufstellen.

Die Solinger Firma Wüsthoff hatte neben dem eigenen Stand auf der Knife noch einen Werksverkauf im Unternehmen organisiert und warb mit Flugblättern, während die Familie Wiethoff (auch ein legendärer Name in der Waffen- und Messerbranche) gleich gemeinsam auftrat: Ulrich Wiethoff hat vor zwei Jahren den Stahlwaren-Hersteller Merkur übernommen, der schon über 125 Jahre in Solingen existiert, und liegt mit seinen Rasierhobeln nicht nur bei der Männerwelt vorn. Wiethoff: "Wir haben zunehmend weibliche Kunden, die einen Rasierhobel für ihre Partner, aber auch für sich selbst kaufen". Die günstigen, aber eben "rasiermesserscharfen" Klingen sind im Zeitalter der Wegwerf- und Mehrfachklingenrasierer aus Plastik auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, und sorgfältiges Nassrasieren entschleunigt den Einstieg in den Morgen.

Zweimal Leinwand-Helden, in der Mitte der echte Dietmar Pohl, der für "Rambo" Sylvester Stallone schon Filmmesser lieferte. Die gefiehlen ihm so gut, dass sie in Rambos privater Sammlung landeten.
Chimera Peter Hoffman
Der tschechische Messermacher Petr Hoffman hat die Rechte an diesen innovativen Mehrfachklappmessern übernommen, die er unter der Marke Chimera weiterentwickelt hat und mit viel Titan, Zirkonium und DLC-Beschichtung produziert.

Ganz andere Verwendungszwecke für seine übergroßen Messer mag "Rambo" Sylvester Stallone gehabt haben, der zumindest virtuell auch auf der Knife 2024 präsent war: Filmmesser-Spezialist Dietmar Pohl, dessen "Pohl Force"-Outdoor-Messer inzwischen sogar weltweit gefälscht werden (auch ein Qualitätsbeweis), war erstmals in Solingen dabei, mit kurzer Anreise: er wohnt und arbeitet im benachbarten Burscheid. Pohl, der lange Jahre auch in der Solinger Firmenwelt aktiv war, liefert seine Kleinserien heute an Spezialeinheiten wie an Zivilkunden. Seine eigens entworfenen Kampfmesser für den Streifen "Rambo – Last Blood" lieferte er persönlich bei Stallone ab, er kennt viele Hollywood-Größen persönlich und berät die Filmcrews beim (film-)authentischen Umgang mit seinen Messern.

Anlässlich des 1. Platzes beim IWA Knife Award 2024 in der "Classic"-Wertung wurden dieses auf 50 Exemplare limitierte PUMA White Hunter aufgelegt. Noch kann man die Seriennummer aussuchen, das Messer kostet 769,- Euro.

PUMA setzt auf Klassiker: Das White Hunter in der limitierten IWA-Ausgabe oder das Jahresmesser 2024, dazu das neue Robuster

KNIFE 2024
Yannick Dorn referierte im Vortragsraum über die vielschichtige Historie des PUMA White Hunters. Zahlreiche Sondereditionen in oft kleinen Auflagen ergänzen die meist im Klingenstahl wie im Griffmaterial unterschiedlichen Versionen.

Das PUMA-Messer "White Hunter" kam 1956 zuerst in den USA und erst später in Deutschland auf den Markt und ist mit vielen Varianten heute legendär, wie Marketing Manager Yannick Dorn vom Solinger Hersteller sogar in einem eigenen Vortrag auf der Knife 2024 belegte. Die PUMA-Messer waren am Stand im großen Theatersaal ständig umlagert, und auch Chef Hendrik Hiepass-Aryus half mit, die Nachfragen zum aktuellen Programm wie zu den immer wieder aufgelegten Sondermodellen zu beantworten. So ist das zum 50-jährigen IWA-Jubiläum im März aufgelegte White-Hunter-Messer auf ebenso 50 Exemplare limitiert. Der ergonomisch geformte Griff des mit 769 Euro angelegten Klassikers ist mit edlem Hirschhorn verziert, zudem wird eine IWA-Metallintarsie in den Griff eingelassen, um die Exklusivität dieses Sammlerstücks zu unterstreichen. Als besonderes Highlight wird jedes Messer der „IWA-Edition“ mit speziellen, auf die IWA bezogenen Lasergravuren versehen. Auch die Seriennummer ist (momentan noch) wählbar. 

Für eher alltägliche Arbeiten im Outdoor-Bereich wäre das neue PUMA Robuster geeignet, das von Survival-Legende Tony Lennartz entworfen wurde und mit 279 Euro wahlweise als Micarta-Griff-Version oder mit Nussbaumholzschalen erhältlich ist. Die Klingen (193 mm lang und bis 5 mm dick) bestehen aus solidem Böhler-Stahl (N690 – 1.4528) mit einer Rockwell-Härte 59-60 HRC. Natürlich war auch das handgravierte und mit Goldeinlagen versehene PUMA-Jahresmesser 2024 zu bestaunen, mit nur 25 Exemplaren und einem Preis von 4.995 Euro aber eher etwas für die absoluten PUMA-Sammler. Hier gibt es ein Video mit den Details von der Jagd & Hund 2024.

Save the date: Die Knive 2025 findet am selben Ort in Solingen statt, aber erst im Herbst – ein Bekenntnis zum Messe-Erfolg auf Zeit

Die größere Zahl an Ausstellern (244 waren es in diesem Jahr) korrespondierte mit mehr Platz rund um den großen Saal (der seine Kapazitätsgrenze wohl erreicht hat), im Foyer wie auf den Wandelhängen der ersten Etage. Ein paar mehr Aussteller würden sicher noch hineinpassen, andererseits ist die "Ausweichfläche" für Besucher im Innenhof (dort gab es einen Grillstand und Getränke) nur bei schönem Wetter wie an diesem Mai-Wochenende nutzbar. Aber das lange Wochenende mit Himmelfahrt und Muttertag haben sicher auch viele Interessenten abgehalten. Auch machen bereits längerfristig festliegende andere Veranstaltungen im Theater- und Konzerthaus es schwierig, den Mai-Termin auf Jahre zu garantieren – eine erfolgreiche "Knife@Solingen" bräuchte auch (wie schon die Messermacher-Messe zuvor) einen festen Termin in den Terminkalendern der Branche. 

Die Veranstalter haben daher die Knife 2025 auf den 25. und 26. Oktober 2025 gelegt, hoffen, hier auf Jahre einen festen Platz zu finden – und darauf, dass sich die Knife-Fans (um die 3.000 Besucher kamen nach Solingen) in der langen Pause von 1,5 Jahren daran erinnern, wie toll die Veranstaltung am letzten Wochenende war...