Als Jungjäger auf der ersten Drückjagd – mit Schießtraining fit für die Bewegungsjagd und die ersten Praxis-Erfahrungen – mit Video

Die Drückjagd ist in Zeiten der Seuchenprävention wie der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und dem Schutz von jungen Kulturen eine effektive und nachhaltige Möglichkeit, den Wildbestand auf einer Kulturfläche in den Griff zu bekommen. Im Januar 2020 berichtete der Deutsche Jagdverband, dass es ca. 19.000 Anmeldungen zur Jägerprüfung in Deutschland gab. Das ist etwas weniger als im Rekordjahr zuvor, doch immerhin eine Steigerung von satten 96 Prozent, wenn man sich die Zahlen der Jägerprüfung zehn Jahre zuvor anschaut. 

Deutschland liegt – bezogen auf das Verhältnis "Jäger zu Einwohner" – europaweit im Mittelfeld. Die meisten Jäger gibt es in Ländern wie Norwegen (ca. 9,4 % Jäger), Irland (ca. 350.000 Jäger) oder Finnland, wo auf 1.000 Einwohner ca. 54 Jäger kommen (ca. 5,45 % sind Jäger). Weltweit stehen die USA mit derzeit rund 22 Millionen registrierten Jagdscheinen an der Spitze. Mit einem Faktor von 0,462 % Jagdscheininhabern bei ca. 83 Millionen Einwohnern ist da noch viel Platz nach oben in Deutschland

Jägerausbildung für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur 

feld auf ruegen bei Drueckjagd 
Viel Warten, viel Anblick und volle Konzentration: der Jungjäger wird bei seiner ersten Drückjagd gefordert.

Das "Grüne Abitur" ist angesagt – das hört man immer öfter. Überraschend sind dabei die Gründe: warum junge Menschen und vor allem immer mehr Frauen den Jagdschein machen. Für die meisten Jungjäger spielt die Rückkehr zur Natur eine Rolle. Auch wenn man mal nichts erlegt hat, geht man doch mit einem guten Gefühl nach Hause. "Abschalten", "zur Ruhe kommen" und "Kraft tanken" – das sind nur ein paar Gründe, um auf die Jagd zu gehen. 

Ein weiterer Grund ist die Gewinnung von Wildbret. "Wer Bio will, muss Wild essen, um die Umwelt zu schützen." Die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Waldsterben und Waldumbau sowie Seuchenprävention erkennen die Leserinnen und Leser jedoch erst dann, wenn sie und er sich intensiver mit der Natur beschäftigen. Tun Sie das, werden sie feststellen, welch wichtigen Beitrag Jäger weltweit für Natur und Artenschutz leisten.

Jungjäger: die Vorbereitung zur ersten Drückjagd

Kommen wir zurück zu unserem Grünrock, der die Jägerprüfung erfolgreich abgeschlossen und seinen ersten Bock erlegt hat. Im August zur Blattzeit kommt plötzlich die erste Anfrage eines Jagdkameraden: "Hast Du Lust im Herbst auf einer Drückjagd dabei zu sein?" – und dann beginnt das Grübeln. Bin ich schon so weit? Reichen meine Schießfertigkeiten aus? Viele Jungjäger, die den Jagdschein erfolgreich bestanden haben, stellen sich vor der ersten Drückjagd folgende Fragen:

  1. Wie bekomme ich Praxiserfahrung für die Drückjagd?
  2. Wer kennt einen guten Jagdführer, der mir beim ersten Stück zur Seite steht?
  3. Wie und wo kann ich mich für die Drückjagd vorbereiten?

Was mit dem Kauf der richtigen Büchse für die Bockjagd seinen ersten Höhepunkt findet, wird spätestens mit der Einladung zur Drückjagd zur Bewährungsprobe. Eine Einladung bekommt der junge Jäger nur dann, wenn er nachweisen kann, dass er ein Stück Wild auch waidgerecht zur Strecke bringt. Bitte versteht uns richtig: Ein gut platzierter Schuss auf ein stehendes Stück Wild wie zur Bockjagd im Mai ist sicherlich auch schon eine Leistung, doch eine Drückjagd ist eben eine vollkommen andere Jagdart als Ansitz oder Pirsch

Gute, sichere Schützen sind auf jeder Drückjagd gern gesehen, unerfahrene Schützen dagegen haben es schwer, eine Einladung zu bekommen. Man hört es immer wieder: Im Staatsforst ist der Schießnachweis Pflicht! Man muss vor der ersten Drückjagd trainieren gehen! Und trotzdem bleibt da ein Stück Restunsicherheit, denn reichen die Schüsse im Schießkino wirklich aus, um ein guter Schütze zu sein?

Jungjäger aufgepasst! Unterschiedliche Kaliber in Ausbildung und Praxis – eine Jagdausbilderin gibt Auskunft

Unique Alpine JPR-1 Highland in Kaliber .308 Win
Das Set-up unseres Jungjägers: Unique Alpine JPR-1 Highland in Kaliber .308 Win. in Kombination mit Noblex 1-6x24 Zielfernrohr und HAUSKEN JAKT 184 XTRM Schalldämpfer.

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir viel früher anfangen, und zwar bei der Schießausbildung in den Jagdschulen. Kaliberauswahl, Geschwindigkeit von Schalenwild und der derzeitige Stand in der Jagdscheinausbildung sind die Basis für unsere Überlegung. Hochwildtaugliche Kaliber wie die .308 Winchester (Geschossgeschwindigkeit 785 Meter pro Sekunde) oder die .30-06 Springfield (820-900 Meter pro Sekunde) kommen in der Schießausbildung verhältnismäßig unterproportional zum Einsatz

Viel öfter sieht man Kaliber wie die .222 Rem. (ca. 900-1.100 Meter pro Sekunde), die .223 Rem. (bis zu 1.200 Meter pro Sekunde) oder die .243 Win. (ca. 1.030 Meter pro Sekunde), da diese für Jagdschulen wirtschaftlicher und auf den Schießständen gern gesehen sind. Letztgenannte Kaliber sind übrigens deutlich schneller als die RWS HIT in Kaliber .308 Win. mit 10,7 Gramm / 165 Grain Geschossgewicht, die wir für unser Video im Einsatz hatten. Aus einem Standardlauf mit 24 Zoll (ca. 61 Zentimeter) macht diese Patrone rund 821 Meter in der Sekunde. So weit, so gut! Und warum ist das für unseren Jungjäger so wichtig?

Um diese Frage zu beantworten, haben wir einfach einmal in einer Jagdschule angerufen und wollten wissen, wann die ersten Jagdschüler nach bestandener Jägerprüfung wieder vor der Tür stehen und nach weiterführenden Jagdkursen fragen würden. Julia Thomas aus dem Jagdzentrum Oberberg konnte uns darauf eine recht eindeutige Antwort geben: "In der Regel kommen die meisten vor, während oder direkt nach der ersten Drückjagdsaison zu uns. Oftmals sind es vor allem die Jungjäger, die kaum Anschluss in der Jägerschaft fanden oder familiär bedingt die ersten Jäger in der Familie sind. Die Herausforderung in so einem 'Drückjagdsimulationstraining' ist die Umstellung vom schnellen hochpräzisen Rehwild-Kalibern hin zu hochwildtauglichen, etwas langsameren Kalibern wie die .308 oder .30-06. Zudem achten wir als Ausbildungszentrum für Jäger darauf, dass das Wild in der Drückjagd-Simulation mit den richtigen Geschwindigkeiten präsentiert wird. In erster Linie geht es um die Vorhaltemaße auf unterschiedliche Entfernungen, bei realistischen Geschwindigkeiten des Wildes. In der Regel setzt sich so ein Training aus zwei Simulationstagen zusammen. Nach dem Training im Simulator gehen wir dann noch mal auf den Schießstand und kontrollieren die Ausbildungsfortschritte im heißen Schuss. Man muss die Vorhaltemaße für die Drückjagd kennen“.

Jagdkaliber: Auswirkungen auf das Vorhaltemaß in der Praxis

Jungjaeger auf der ersten Drueckjagd portrait
Der Jungjäger in voller Konzentration – die dann mit der Zeit nachlässt.

Auf 50 Meter Schussentfernung können das, bei einem bewegten Stück Wild, gut zehn Zentimeter Unterschied im Vorhaltemaß bedeuten, nimmt man das Kaliber .243 Winchester mit etwas mehr als 1.000 Meter in der Sekunde als Referenz. Natürlich sind die Kaliber .222, .223 und .243 keineswegs hochwildtauglich und dürfen auf einer Drückjagd in Deutschland nicht eingesetzt werden, doch sie kommen bei der Schießausbildung auf den laufenden Keiler zum Einsatz. Wenn dann die erste Einladung zur Drückjagd kommt, befindet sich der Jungjäger in dem Dilemma, dass sich die schnellen und hochpräzisen Rehwild-Kaliber der Ausbildung etwas anders als langsameren Großwildkaliber .308 oder .30-06 schießen. 

Mit der Jagdpraxis auf der Bewegungsjagd hat die Schießausbildung in der Jagdscheinausbildung weniger zu tun, nimmt man nur die Disziplin "Laufender Keiler" als Beispiel. Neben dem Kaliber ist die zweite Fehlschussquelle, dass in der Jagdscheinausbildung der laufende Keiler in der Regel mit einer Geschwindigkeit von 3,8 Meter pro Sekunde seine Bahnen zieht. Das entspricht in etwa einer Geschwindigkeit von 14 Kilometer pro Stunde. Schwarzwild ist auf Bewegungsjagden jedoch deutlich schneller unterwegs und wechselt eben nicht aus der gleichen Richtung an. 

Grobe Sauen erreichen bis zu 12,5 Meter pro Sekunde (45 Kilometer pro Stunde), Überläufer sind mit 40 Kilometer pro Stunde unterwegs. Vom Wildkörper sind sie deutlich kleiner als ein "gutes Schwein". Rot- und Damwild kommt auf Spitzengeschwindigkeiten von 50 bis 60 Kilometer pro Stunde. Rehwild ist mit 50 Kilometer pro Stunde unterwegs. 

Mit dem derzeitigen Ausbildungsstandard in vielen Jagdschulen, dem Schuss auf den laufenden Keiler, sind manche frisch gebackenen Jungjäger nicht in der Lage, einen waidgerechten Schuss auf einer Drückjagd anzutragen. Ohne Jagdführung werden nicht wenige scheitern, weil zwischen Ausbildung und Jagdpraxis ein großer Unterschied besteht. 

Erste Drückjagd: Fünf weitere Tipps für Jungjäger

jaeger mit Unique Alpine JPR-1 Highland auf drueckjagd
Die Jagdbüchse Unique Alpine JPR-1 Highland in Kaliber .308 Win. hat gerade auf einer Bewegungsjagd ein ganz anderes Vorhaltemaß als die Übungswaffe in .243 Win.

Zum Problem des Auseinanderklaffens der Performance von unterschiedlichen Kalibern in der Ausbildung und in der Praxis auf der Drückjagd kommen weitere Punkte:

Bevor wir euch verraten, wie die Jagdprofis trainieren, gehen wir etwas genauer auf die einzelnen Punkte ein.

1. Konzentration

Zur Teilnahme an einer Drückjagd gehört, dass man fähig ist, über mehrere Stunden aufmerksam zu sein. Das lässt sich nicht in einem Schießkino trainieren. Wer schon einmal auf einer Drückjagd war, weiß, dass vor allem zu Beginn und zum Ende des Treibens das Wild auf den Läufen ist. Oftmals ist in der Mitte des Triebs weniger los, weswegen dann die Konzentration nachlässt. Öfter mal das Handy liegen zu lassen, hat schon so manches Stück gebracht.

Man sollte seinen Stand kennen und die Entfernungen – bis wohin man schießen kann (Kugelfang) – richtig einschätzen. Bewährt haben sich dabei Ferngläser mit Entfernungsmesser. Mit allen Sinnen wachsam zu sein ist essentiell. Dazu gehören Augen, Ohren und auch die Nase darf zum Einsatz kommen, denn insbesondere Sauen hinterlassen einen markanten Geruch. Eine gute Hilfe ist, sich die Frage zu stellen: Aus welcher Richtung erwarte ich das Wild? Oftmals gibt der Ansteller schon wertvolle Hinweise.

laufender Keiler training
Der laufende Keiler ist schnell, die Sau auf der Drückjagd noch schneller.

2. Einschätzung des Geländes und Sicherheit

Möglicherweise muss man die Büchse im Absehen durch Äste oder Sträucher führen. Bei der Schussabgabe kann das Geschoss schon von kleinsten Zweigen ablenkt werden. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass auch Hunde und Treiber durch die Dickung gehen: die Kenntnis von Gefahrenbereichen und Risiken ist selbstverständlich Pflicht.

3. Das Wetter

Was so simpel und banal klingt, wird manch einem den Jagderfolg verleiden. Wenn die Finger erst einmal klamm sind, der Stand vom Schneeregen rutschig ist und keinen sicheren Stand mehr bietet, dann fängt der Kopf zu rattern an (ein Kopf, der abgelenkt ist, verbrennt wertvolle Energie). Oder der Wind bläst in den Nacken, sodass man den Kopf nur schwer bewegen kann. Wer das einmal erlebt hat, der achtet beim nächsten Mal garantiert auf die passende Kleidung. Natürlich gehören auch die Schuhe dazu, denn auch mit kalten Füßen ist nicht gut Strecke machen. Womit wir auch schon bei Punkt vier wären:

4. Die Bekleidung

Jaeger schiesst auf der Drueckjagd
Der Jäger auf der Drückjagd bei der Schussabgabe: Zweige und Blätter können das Geschoss ablenken.

Man denkt an alles und bereitet sich auf die bevorstehende Drückjagd vor. Der Termin im Schießkino ist gebucht und man ist guter Dinge, dass der Schießtrainer die letzten kleinen Wackler korrigieren kann. Was oftmals vergessen wird, ist, dass man auf dem Schießstand meistens eine andere Bekleidung trägt als später auf der Drückjagd

Eine etwas dickere, wärmere Jacke später auf der Drückjagd führt oft dazu, dass der Schaft nicht mehr hundertprozentig passt. Die Schaftbacke bleibt in der Jacke hängen, der Anschlag ist im Eimer. Man sollte also im Drückjagdtraining bestenfalls immer die Bekleidung tragen, die man später auf der Drückjagd anzieht.

5. Leihwaffe für die Drückjagd

Dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, denn öfter als man denkt, kommt manch einer in den Genuss, eine Leihwaffe auf der Drückjagd zu führen. Generell gilt, dass man immer mit seiner Büchse auf die Jagd geht. Dennoch kann es passieren, dass man eine Leihwaffe führen muss, sei es, weil die eigene beim Büchsenmacher ist oder man im Zuge eines Events an eine Testwaffe gerät, die man vor dem Kauf einmal live erleben möchte. Oftmals sind es auch Jagdgäste, die Leihwaffen nutzen. 

Wenn möglich, sind Probeschüsse vor der Jagd in einer sicheren Umgebung wie einem Schießplatz oder Schießkino das Mittel der Wahl. Sollte das nicht der Fall sein, solltet ihr zumindest kontrollieren, ob die Leihwaffe sauber in den Anschlag kommt und ihr sofort durch die Optik schauen könnt. Müsst ihr das Licht erst suchen, passt die Waffe nicht und muss erst auf euch abgestimmt werden. Ist das nicht möglich, solltet ihr die Finger von der Büchse lassen.

Drückjagdtraining für Profis: Schießsimulator und Schießkino

So viel zu den Tipps von Jungjäger zu Jungjäger. Doch wie trainieren nun die Jagdprofis, die man in unzähligen YouTube-Videos und auf DVD sehen kann? Üben sie jedes Mal im Schießkino, bevor es auf eine Drückjagd geht? So banal wie es klingen mag: Jagdprofis trainieren regelmäßig, vor großen Jagden sogar noch intensiver. Das Training der Jagdprofis gliedert sich in zwei Bereiche. Einmal das Trockentraining mit der eigenen Waffe im Schießsimulator und dann der heiße Schuss im Schießkino. Bis vor kurzem wurden Schießsimulatoren noch belächelt, viele Jäger sagten: "Hier fehlt mir das Gefühl des heißen Schusses." Das stimmt, der Schussknall fehlt, aber darum geht es im Simulator auch nicht. 

Schießtraining Marksman System
Schießtraining mit moderner Technik: Bei der Simulation des Marksman System verbesserte sich die Zielgenauigkeit des Jungjägers spürbar.

Wir wissen aus verlässlicher Quelle, dass nicht wenige der bekanntesten Profijäger unter anderem mit Schießsimulatoren wie dem Marksman System trainieren. Ähnlich wie bei der Ausbildung eines Piloten, der, bevor er das erste Mal im Überschalljäger durch die Luft jagt, im Flugsimulator trainiert, gehen Profijäger regelmäßig in den Schießsimulator und trainieren dort die unterschiedlichsten Szenarien mit den Munitionsdaten von Herstellern wie RWS, Norma oder GECO. Bei der Simulation geht es vor allem um die Feinjustierung des Bewegungsablaufes vor, während und nach dem Schuss.

Auch der Jungjäger, Kameramann und Autor dieser Zeilen hat sich in so einem Schießsimulator auf eine Drückjagd vorbereitet. Dafür sind all4hunters in das RB Schießkino nach Bad Oeynhausen gefahren. Dort haben wir an zwei Tagen mit vier Waffenfabrikaten trainieren können und haben unterschiedliche Situationen auf einer Drückjagd simuliert. Im Kaliber .30-06 führten wir eine Browning BAR MK3 Composite HC Tracker, die bei Hundeführern beliebt ist und auch auf der Drückjagd ihren Zweck erfüllt. Im Kaliber .308 Win. führten wir die Unique Alpine JPR-1 Highland in Kombination mit einem Noblex 1-6x24 Zielfernrohr und dem HAUSKEN-Schalldämpfer JAKT 184 XTRM. Von Steyr Mannlicher kam die Repetierbüchse Classic II im Kaliber .243 und zu guter Letzt hatten wir von Schmeisser eine AR 15 Modell MF5L im Kaliber .223 dabei. 

Neue Vorhaltemaße bei langsameren Kalibern und kürzeren Läufen

Die Kaliber .243 und .223 dienten nur zur Vorführung, sie sind natürlich nicht hochwildtauglich. Wir wollten trotzdem einmal wissen, inwieweit sich die Vorhaltemaße auf Schussentfernungen von 25 Meter und 50 Meter ändern. Als Eselsbrücke kann man sich folgende Formel merken: ein Zentimeter Vorhalt entspricht in etwa einem Meter Entfernung auf ein im eiligen Troll befindliches Stück Wild, welches sich parallel zum Schützen bewegt und zum Beispiel über eine Freifläche zieht. Dieser Mittelwert bezieht sich immer auf den Schuss aus einem Standardlauf mit 60 Zentimeter Länge. 

Bei kürzeren Läufen, wie sie heute stark nachgefragt sind, kann man sich merken: Pro Zentimeter Laufverkürzung verliert man ca. zweieinhalb bis drei Meter pro Sekunde. Hat man also ein Geschoss, das aus einem Standardlauf rund 900 Meter in der Sekunde bei V0 macht, würde das aus einem 50 Zentimeter Lauf bedeuten, man müsste mindestens 25 bis 30 Meter in der Sekunde von den 900 Meter pro Sekunde abziehen und landet dann bei 870-875 m/s in der Sekunde. Vor allem bei weiten Schüssen würde sich diese Kleinigkeit in der V0 schon deutlich auswirken.

Im Kaliber .308 passte der Faktor auf die Entfernung von 25 Meter und 50 Meter fast millimetergenau. Bei einer V0 von 821 Meter in der Sekunde lag das Vorhaltemaß bei 25,9 Meter bei 26 Zentimeter und bei 50,2 Meter bei 54 Zentimeter. Eine genaue Übersicht und Auswertung finden Sie hier in der folgenden Grafik.   

Vorhaltemasse waffen auf der drueckjagd tabelle
Die Vorhaltemaße erhöhen sich bei den hochwildtauglichen Kalibern und höheren Wildgeschwindigkeiten – das wirkt sich deutlich auf die Treffpunktlage aus.

In obenstehender Grafik sieht man, wie sich die Vorhaltemaße bei unterschiedlichen Schussentfernungen und Kaliber ändern. Wie schon weiter oben erwähnt, sind die Kaliber .223 und .243 nicht hochwildtauglich und sollen nur den Unterschied deutlicher beschreiben. 

Zum Training im Schießsimulator können wir Ihnen folgenden Tipp geben: Wenn möglich buchen Sie an zwei aufeinander folgenden Tagen Ihr Schießtraining und schießen am ersten Tag Zehner-Runden auf unterschiedliche Entfernungen. Es kann Ihnen passieren, dass nach dem Training die Oberarme weh tun, doch damit sind Sie bestens für den zweiten Trainingstag vorbereitet. Am zweiten Trainingstag schießen Sie dann nur noch Fünfer-Runden oder Dreier-Runden, das ist deutlich realistischer, bezogen auf die Drückjagd als Zehner-Runden. Der erste Tag soll nur den Körper trainieren und ein Gefühl für die Abläufe vermitteln. Der zweite Tag ist dann zu Feinjustierung und wenn alles gut geht, Ihr Schießtrainer ein Lächeln auf dem Gesicht trägt, dann kann es am nächsten Morgen auf die Drückjagd gehen.

Vorbereitung ist nicht alles: Erfahrungen eines Jungjägers auf seiner ersten Drückjagd

Waidmannsheil erlegtes wild auf drueckjagd
Waidmannsheil! Schießtrainer Michael Buschke machte auf der Drückjagd auf Rügen Strecke und konnte als Jagdkönig nach Hause fahren.

Doch wie ist es nun gelaufen für unseren Jungjäger auf der Drückjagd? Matze hatte, zumindest am ersten Tag reichlich Anlauf: elf Stück Damwild, darunter zwei schwarze Stücke, zwölf Sauen, die eilig über Schneisen und auf 120 Meter im Schilfgras ihre Bahnen zogen sowie acht Stück Rehwild, darunter auch zwei schwarze Stücke, ließen keine Langeweile aufkommen. Doch die einzige wirkliche Chance auf einen verhoffenden Überläufer wurde durch dichtes Astwerk zunichtegemacht, so dass sich unser Kameramann am ersten Jagdtag nicht löste. 

Und am zweiten Tag, wie lief es da? Nun, wenn nichts los ist, ist nichts los. Zumindest in den ersten zwei Stunden, bis die Treiber die Dickung vor dem Stand drücken und ein weibliches Stück Rehwild in voller Fahrt auf den Stand zieht. Es äugt kurz herüber, erkennt die Gefahr und zieht spitz nach hinten weg. Glück gehabt. Glück hatten auch zwei Stück Rehwild, die direkt hinter dem Drückjagd Bock in den Brombeeren lagen. Als die Hunde sie hoch machten, gingen sie nach hinten weg. Keine Chance da heranzukommen, ohne die Treiber zu gefährden. 

Zu guter Letzt kam 20 Minuten vor Hahn in Ruh dann noch ein Stück Schwarzwild, welches zwar schon von weitem erblickt wurde, sich dann jedoch so viel Zeit ließ, um durch die Dickung zu ziehen, dass unser Anfänger vom 60 Kilogramm Überläufer Keiler auf 30 Meter überrascht wurde. Der Schwatte reagierte schneller, zog weg auf zehn Uhr und ward nicht erlegt. "Ärgerlich, denn wenn Matze nur etwas aufmerksamer gewesen wäre, dann hätte das mit dem ersten Stück Schwarzwild auf der Drückjagd durchaus klappen können", sagte der Schießtrainer Michael Buschke aus dem RB-Schießkino aus Bad Oeynhausen, der als Jagdkönig mit vier Stück Rehwild und einer Sau nach Hause fuhr

Tja, Jungjägerjahre sind Lehrjahre und Lehrjahre sind keine Herrenjahre, da muss wohl jemand üben gehen. Und etwas abgewandelt: Solange sich jemand in der Ausbildung befindet, muss er einige Mühen auf sich nehmen und in seinen Ansprüchen bescheiden sein.

Waidmannsheil!

Euer Matze 


Wie gezeigt, lohnt sich vor der Drückjagd ein Besuch im Schießkino, um dort die eigene Schießtechnik und Treffsicherheit zu verbessern.

Hier haben wir Jungjägerin Martina auf ihre erste Drückjagd in Sachsen-Anhalt begleitet.

Einen User-Test zur Unique Alpine JPR-1 Europa auf der Jagd auf ein Nandu in Mecklenburg-Vorpommern lest ihr hier.