Warum ist die Rotwildjagd in den Karpaten so schwierig?
Um es vorweg zu nehmen, alle sind wieder sicher und wohlbehalten zu Hause angekommen. In anderen Regionen gelten andere Regeln, womit wir schon beim ersten Hauptthema dieses Beitrages sind. Ohne körperliche Fitness geht hier gar nichts. Der Veranstalter der Reise – K&K Premium Jagd empfiehlt deshalb einen vorherigen Gesundheitscheck. Wer die typische Ansitzjagd oder Pirsch aus Deutschland gewohnt ist, hat hier noch lange nichts verloren. Bergrücken mit bis zu 40% Steigung, Temperaturstürze von fast 30° Celsius sowie Regen, Nebel und Schnee machen die Rotwildjagd in den Karpaten immer zu einem Abenteuer mit gewissen Restrisiko. Einer der Jagdgäste kam mit seinem Sohn aus der Eifel und fasste die Jagd in dem treffenden Satz zusammen: "Das ist eine Jagd, die kennen wir so in Deutschland gar nicht mehr. Hier ist irgendwie alles härter, brutaler und irgendwie viel direkter als Zuhause. So eine ursprüngliche Jagd gibt es bei uns nicht mehr."
Die Hirsche der Karpaten sind nicht die stärksten Trophäenträger der Welt, mit Sicherheit gehören sie vom jagdlichen Anspruch jedoch in die Top 3, wenn nicht sogar auf Platz 1 − was den Schwierigkeitsgrad der eigentlichen Jagd betrifft. Ein wesentlicher Unterschied zur Jagd auf dem flachen Land ist, dass man hier selten die Silhouette eines Hirschs sehen kann, da sie sich mit beständiger Gewissheit am Steilhang aufhalten. Die Decke verschmilzt mit der Umgebung, mit bloßem Auge ist es fast unmöglich ein Stück in Anblick zu bekommen. Ein Fernglas ist deshalb Pflicht, für die morgendliche Pirsch im ersten Licht ist eine Wärmebildkamera sehr hilfreich.
Einer unserer Jagdführer sagte uns, dass es deutlich einfacher wäre einen Rothirsch am Maisschlag in Ungarn zu strecken, als einen 10-Ender in den Karpaten in Anblick zu bekommen. Da unser Guide ein Faible für das Eiskunstlaufen hat, erklärte er uns das am simplen Beispiel: "Wenn du einen zweifachen Rittberger sicher auf dem Eis stehst, wird das anders von den Punktrichtern bewertet, als wenn du einen vierfachen Axel stehst. So in etwa muss man sich das vorstellen, wenn man die Jagd auf Hirsche in den Karpaten mit einer anderen jagdlichen Region von Europa vergleichen möchte. Karpatenhirsche sind nichts für Weicheier!“
Unser Video − Diese Jagdgewehre empfehlen wir für die Bergjagd:
Abenteuer Rotwildjagd − unsere Pirsch im rumänischen Gebirge:
Und ja, es ist verdammt schwierig die Hirsche anzugehen. Stimmt der Wind nicht, ist alles von vornherein zum Scheitern verurteilt. Bei der morgendlichen Pirsch geht es mit dem Jagdführer im Dunkeln los. Mit dem Auto fahren wir ins Revier und suchen einen Platz der vielversprechend erscheint. Das merkwürdige beim Verhören des Geländes ist, dass sich ausnahmslos alle Jagdführer auf Ihr Gehör verlassen und auch nur in den seltensten Fällen ein Fernglas dabei haben. Für Termalgeräte wie das Nitehog sind die Karpaten das ideale Testrevier, soviel steht fest. Hat der Jagdführer einen vielversprechenden Hirsch lokalisiert, wird entweder das Auto umgesetzt oder es geht direkt in den Hang, womit wir bei der ersten Hürde der Jagd wären. Wie schon erwähnt, haben die Bergrücken hier teilweise bis zu 40% Steigung, was die Jagd für untrainierte Jäger extrem schwer macht. Manchmal kann man den Berg queren, sehr oft muss man jedoch die volle Steigung nehmen und dann kann es schnell zur Qual werden.
Diese Ausrüstung sollte in den Karpaten nicht fehlen
Festes Schuhwerk, Funktionsunterwäsche und leichte atmungsaktive Bekleidung sind Pflicht. Auf Baumwollprodukte sollte verzichtet werden, wenn man sich nicht erkälten möchte. Im Rucksack sollte mindestens 1 l Wasser dabei sein und für Ausnahmesituationen ist ein Päckchen Salz sehr hilfreich. Man kann es sich nicht vorstellen, doch auch wenn es am Morgen sehr frisch ist – am ersten Jagdtag hatten wir Minusgrade beim Beginn der Jagd – der Körper produziert Wärme und gibt Feuchtigkeit in Form von Schweiß ab. Geht es dann sportlich in den Hang verbrennt der Körper eine Unmenge an Energie und verliert auch bei diesen niedrigen Temperaturen extrem viel Wasser. Geht die Sonne dann auf, wird es merklich und schnell wärmer, was das Schweißtreiben noch verstärkt. Viele Jäger unterschätzen diesen Punkt und liegen oftmals am zweiten Tag schon mit einer Erkältung im Bett oder sind komplett dehydriert, weil zu wenig Wasser zugeführt wurde.
Tipp von Ismael aus Südafrika, den wir an den ersten 3 Tagen begleiten durften: "Wenn du merkst, dass dein Speichel dickflüssig wird, hast du schon zu wenig Wasser und musst schnellstens etwas trinken, da sonst der Körper dehydriert und die Jagd dann schneller im Krankenhaus endet als auf dem Bergrücken. In Südafrika müssen wir manchmal stundenlang ohne Wasser auskommen. Ein Trick der sich bewährt hat, ist es einen kleinen Stein unter die Zunge zu legen und somit den Speichelfluss anzuregen. Hier in den Karpaten kann man zum Beispiel auch Sauerampfer im Mund zerkleinern und dann als "Kräuterkugel" unter die Zunge legen. Das schmeckt zwar zum Anfang etwas bitter, jedoch gibt der Saft schnell Kraft und regt den Speichel an flüssig zu werden. Die Wirkstoffe Oxalsäure, Kaliumhydrogenoxalat, Bitterstoffe sowie Vitamin A und C helfen dem Körper schnell und ausdauernd. Im schlimmsten Fall, wenn der Kopf schon weh tut und die Knie weich werden, hilft auch Salz und eben Wasser. Dann sollte man jedoch auf alle Fälle eine Pause machen und sich hinsetzten, da der Blutdruck zu niedrig ist."
Das der Körper schneller schlapp macht als gedacht, musste auch unser Kameramann erleben. Nachdem es am 2. Jagdtag, nach der Morgenpirsch, gegen Mittag zum Bergen des ersten erlegten Hirsches mit 65 l Kamerarucksack auf 1.800 Höhenmeter ging, schlug die Karpatenhexe bei der anschließenden Abendpirsch erbarmungslos zu. Zu wenig Wasser, zu wenig Salz im Körper, da wurden die Knie weich, Schwindel setzte ein und der Urin war dunkel gefärbt. Akute Signale eine gefährlichen Dehydration. Glücklicherweise waren es nur 200 m zurück zum Auto. Nicht auszumalen, wenn das mitten im Wald oder direkt im Steilhang, weitab vom nächsten Dorf passiert wäre. Nur zur Info, unser Kameramann ist sportlich aktiv, deshalb hier an dieser Stelle die ausdrückliche Warnung an interessierte Jäger: Unterschätzen Sie die Karpaten nicht und informieren sie sich im Vorfeld. Gerne hilft Ihnen dort auch K&K Premium Jagd weiter, die seit mehr als 10 Jahren Jagdreisen in die Karpaten organisiert. Also immer ausreichend Wasser dabei zu haben ist Pflicht.
Kommen wir zurück zur Pirsch im Steilhang. Das Wetter hat maßgeblichen Einfluss auf die Bodenbeschaffenheit. Ist es zu trocken, kann sich jeder falsche Schritt zum Pistolenschuss entwickeln. Regnet oder schneit es sogar, dann wird der Steilhang schnell zur Rutschbahn und man ist schneller im Tal als man dachte. Es war für uns immer wieder erstaunlich mit welcher Leichtigkeit unsere Jagdführer den Berg erklommen. Da ging dem einen oder anderen schon mal die Puste aus. Bei der Ausrüstung sollte man so wenig wie möglich mit sich tragen. Schwere Büchsen sind nicht geeignet. Auch sollte auf Fancy-Büchsen verzichtet werden. Sie ärgern sich am Ende nur, dass das Rochenleder in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wichtig an dieser Stelle ist zu sagen, dass man sein eigenes Tempo gehen muss, es bringt nichts wenn man nach 500 m nicht mehr kann und dann die Jagd abbrechen muss. Die nächste Herausforderung ist es, auf Schussdistanz heranzukommen. Es empfiehlt sich hierbei unbedingt auf ein Fernglas mit Entfernungsmesser zurückzugreifen, die Entfernungen sind durch die tiefen Täler und auch durch das Wetter (Nebel, Regen, Schnee) oftmals schwer zu bestimmen.
Einer der Jagdgäste aus Österreich kam mit seinem Swarowski 8x42EL 2x bis auf ca. 200 m gelasert an einen Hirsch heran. Leider war dem Hirsch jedoch nicht nach einem Stelldichein und er zog jeweils nach kurzer Zeit in den Gegenhang. Als Jäger hat man dann keine Chance mehr, diesen an zu pirschen. Hat man jedoch die Chance die Kugel fliegen zu lassen, kommt eine weitere Schwierigkeit hinzu und das ist die Atmung. Kommt man aus dem Laufen, sollte man, wenn es die Zeit erlaubt, auf jeden Fall seinen Puls regulieren und ruhig atmen. Zielt man dann über den Zielstock und hat im Steilhang einen sicheren Stand gefunden, steht dem Jagderfolg nichts mehr im Wege. Nichtsdestotrotz kommt es in den Karpaten in erster Linie auf das Kaliber an. Wir haben hier mit den Kalibern 8x68 S, 8x57 IS, .300 WinMag, .30-06 und 7x64 gejagt. Es wurden ausschließlich bleifreie Geschosse verwendet bis auf die 8x68 S. Erstaunlich war, dass alle Geschosse eine tödliche Wirkung erzielten, jedoch keinen Ausschuss aufwiesen. Auch Pirschzeichen wie Schnitthaar oder Schweiß konnten nicht gefunden werden. Wir vermuten, dass die massiven Wildkörper der Karpatenhirsche von aufgebrochen 200 kg und mehr, die Geschossenergie komplett aufgenommen haben und deshalb kein Ausschuss zu finden war.
Weitere Videos zu unserem Jagdabenteuer in den rumänischen Karpaten:
Eine kleine Auswahl von Videos während der Pirsch und drumherum haben wir auf der Facebook-Seite von all4hunters.com für Sie zusammengestellt. Um diese Videos zu sehen, müssen Sie nicht bei Facebook angemeldet sein. Klicken Sie einfach auf den jeweiligen Link − wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei:
Unsere Playlist zur Rotwildjagd in den Karpaten oder die einzelnen Videos:
- Rotwildbrunft − es geht los
- Die Jagdausrüstung wird zur Last
- Ismael stellt seine Jagdausrüstung vor
- Ismaels Rangefinder
- Der Garmin Tracker Oregon 600
- Die erste Abend-Pirsch
- Ein unbeschreibliches Panorama
- Den ersten Hirsch gesichtet
- Warum Wasser und Salz in den Karpaten so wichtig sind
- Der 12-Ender
- Geldbeutel aus Hirschhoden
- Die Jagdhütte
- Das rumänische Beil
- Interview mit Martin aus Österreich
- Schlusswort von Kai-Uwe Kühl
Impressionen von der Rotwildjagd in den Karpaten:
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Die Merkel Helix Speedster im Test finden Sie hier.