Blei in Munition: Auch in UK hat der Kampf um die Verbote und Fristen begonnen! Aber es geht um viel mehr...

Leser von all4shooters.com diesseits des Ärmelkanals wissen bereits, was vor sich geht: Die EU versucht, ein vollständiges Verbot von Blei in Munition durchzusetzen, was für Jäger, Sportschützen und die gesamte Schusswaffen- und Munitionsindustrie verheerende Folgen haben wird - dabei schrecken sie nicht einmal vor unfairen Tricks zurück.

Die britische Gesundheits- und Sicherheitsbehörde (Health and Safety Executive, HSE) folgt nun auch im Vereinigten Königreich demselben Drehbuch: Am 6. Mai 2022 veröffentlichte die HSE ihre Erkenntnisse über die Risiken, die der Gebrauch von Bleimunition in der Freizeit für Menschen, Wildtiere und die Umwelt in England, Wales und Schottland mit sich bringt. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse hat die HSE eine sechsmonatige Konsultation zu den folgenden Anträgen für England, Wales und Schottland eingeleitet:

  • Verbot des Verkaufs von Bleischroten
  • Verbot der Verwendung aller Arten von Bleimunition für das Schießen auf Wild, einschließlich Bleischrot, Flintenlaufgeschosse, bleihaltige Büchsenmunition und Luftgewehrkugeln
  • Verbot der Verwendung von Bleigeschossen für das Schießen im Freien mit möglichen Ausnahmen für das Schießen auf zugelassenen Schießständen mit geeigneten Umweltschutzmaßnahmen
  • Obligatorische Kennzeichnung der Verpackungen von Bleimunition hinsichtlich der Gefahren und Risiken von Blei.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Ja, es handelt sich im Grunde um dieselben Beschränkungen für bleihaltige Munition, die in der Europäischen Union im Rahmen des EU-ReACH-Prozesses vorgeschlagen wurden. (Die Anträge und die Konsultation finden im Rahmen der britischen REACH-Verordnung für Chemikalien nach dem Brexit statt, die für England, Wales und Schottland, nicht aber für Nordirland gilt).

Der British Shooting Sports Council (BASC), der eng mit der Gun Trade Association, den britischen Munitionsherstellern und dem British Shooting Sports Council zusammenarbeitet, veröffentlicht weitere Einzelheiten zu den Ergebnissen und Anträgen, darunter auch Ratschläge und Anleitungen, die den Mitgliedern helfen sollen, auf die Konsultation zu reagieren. "Ein wichtiger Grundsatz ist, dass weitere gesetzliche Beschränkungen für bleihaltige Munition erst dann eingeführt werden dürfen, wenn wirksame und erschwingliche bleifreie Munition in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht, um die Nachfrage zu decken", erklärt Dr. Conor O'Gorman auf der BASC-Website und betont: "Wenn evidenzbasierte, verhältnismäßige Beschränkungen vorgeschlagen werden, ist es von entscheidender Bedeutung, dass angemessene Übergangsfristen gewährleistet sind. Die Fristen müssen realistisch sein und sich an der Jagdbranche orientieren, um sicherzustellen, dass die Produktpalette und ihr Angebot die Marktnachfrage bedienen können."

In der Zwischenzeit wird BASC "den internen Prüfungsprozess beobachten, sich einbringen und hinterfragen", um zu gewährleisten, dass "der britische REACH-Prozess die Fakten objektiv bewertet und dass die Empfehlungen, die dem Staatssekretär im nächsten Jahr vorgelegt werden, die komplexe Mischung aus sozioökonomischen, technischen Faktoren und individuellen Standpunkten berücksichtigen".

Erklärung des BASC-Geschäftsführers Steve Bloomfield

Steve Bloomfield vom British Shooting Sports Council
Der BASC-Geschäftsführer Steve Bloomfield.

Angesichts der Veröffentlichung des britischen REACH-Beschränkungsdossiers für bleihaltige Munition durch die Gesundheits- und Sicherheitsbehörde (Health and Safety Executive) sagte der BASC-Geschäftsführer Steve Bloomfield: "Die geplanten Beschränkungen würden ein Verbot des Verkaufs und der Verwendung vieler Arten von Bleimunition im Außeneinsatz in England, Schottland und Wales bedeuten" und "würden für Schrotflinten-, Büchsen- und Luftgewehrmunition gelten".

Im Rahmen einer sechsmonatigen Konsultation, die ebenfalls von der HSE eingeleitet wurde, wird BASC "vorgeschlagene Beschränkungen dort anfechten, wo es keine praktikablen Alternativen zu Blei gibt, wo sozioökonomische Faktoren einen Übergang nicht angemessen erscheinen lassen und wo Blei weiterhin in Bereichen verwendet werden kann, die ein vernachlässigbares oder überhaupt kein Risiko darstellen".

"Wir werden keine unverhältnismäßigen Beschränkungen akzeptieren, die Jäger und Sportschützen in unfairer Weise benachteiligen", erklärt Bloomfield.

"Die jagdliche und sportliche Schützensparte hat einen Wert von 2 Milliarden Pfund für die britische Wirtschaft und bietet 74.000 Vollzeitarbeitsplätze. Die vorgeschlagenen Beschränkungen werden sich auf alle 600.000 Jäger und die geschätzten vier Millionen Sport- und Luftgewehrschützen in Großbritannien auswirken. Die Regulierungsbehörde muss ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen und die enorme Herausforderung anerkennen, die die Beschränkungen für die jagdliche und sportliche Schützengemeinschaft und den Markt bedeuten werden."

Die "Schlacht um Großbritannien" gegen das Bleiverbot hat gerade erst begonnen: Wir sollten erkennen, dass sie Teil desselben Kampfes ist, den wir in der EU führen.

Know-how: 4 weitere wichtige Fakten zum Thema Blei in Munition

  1. Zu Blei in Munition gibt es keine adäquate Alternative.
  2. Sportschützen und Jäger sind ebenso betroffen wie die dazugehörige Industrie.
  3. Kupfer und Zink (die hauptsächlich als Alternativen zu Blei verwendet werden) sind keine rein "grüne Munition": Beide Materialien haben ihre Einschränkungen und stehen bereits auf der Beobachtungsliste der ECHA.
  4. Übergangsfristen sind keineswegs eine Lösung - das Periodensystem der Elemente hat nur 118 Optionen. Und keine ist optimal oder löst sämtliche Probleme wie Human- und Ökotoxikologie sowie ballistische Effizienz, Performance, Präzison  und Wildtierschutz im Sinne einer sicheren und waidgerechten Geschosswirkung. Das gilt im Wesentlichen (mit den jeweiligen Abstufungen) für Jagd- und Sportmunition. Und natürlich für Schrote, Büchsenpatronen, Randfeuermunition und Luftgewehrkugeln.


Was hat die aktuelle Versorgungssicherheit von Munition (auch von militärischer Munition) mit dem Bleiverbot zu tun?

Viele wollen es nicht hören, andere verstehen es nicht: Blei ist als Material für Munition kaum zu ersetzen. Einige der Gründe und Argumente stehen oben. Woran keiner denkt, sind die Auswirkungen auf die Munitionshersteller! Es wird viel von Übergangsfristen gesprochen. Aber warum kämpfen viele Jagd- und Sportverbände nur dafür? Es geht doch in Wirklichkeit um den Erhalt von Blei in Munition. Einige fragen sich natürlich: ist das überhaupt noch möglich? Und die Antwort ist einfach: ja!

Denn das Verbot von Blei wird nicht nur zu enormen Lieferengpässen für zivile Munition führen, sondern auch die Munitionsversorgung für die NATO und NATO-Partner erheblich gefährden. Wie sollen Munitionshersteller diesen Spagat zwischen ziviler und militärischer Munitionsproduktion und Rohstoffbeschaffung bewerkstelligen? Vielleicht sollten die Verteidigungsminister und Regierungschefs auf die Ministerkollegen/innen einwirken, die dann final im REACh Komittee auf EU-Ebene zum Bleiverbot abstimmen? Noch ist die Türe offen. Und ganz ehrlich: wenn Alternativ-Materialien für Munition (wie Kupfer) schon auf der Watchlist der ECHA stehen, wird dieser Prozess doch zur sicherheitspolitisch gefährlichen Farce. Und bitte ersparen Sie uns (und sich selbst) das Argument, dass der "ban of lead in ammunition" den militärischen Sektor explizit ausnimmt. Das ist korrekt, aber man kann zivile und militärische Produktion von Munition in der Praxis nicht "einfach mal so" trennen. Das ist weltfremd und brandgefährlich in einer Zeit von politischen Konflikten in Europa. Es geht nicht nur um die Umwelt, es geht um unsere Sicherheit.

Hier finden Sie eine Übersicht zu weiteren Artikeln über das Bleiverbot auf all4shooters.com.


Wichtige weiterführende Links mit zusätzlichen Informationen über das Verbot von Blei in Munition in UK:

Die vollständige BASC-Erklärung zu den Anträgen auf Beschränkung von Bleimunition finden Sie hier.
Die Einzelheiten der öffentlichen Konsultation der HSE finden Sie hier.

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