Wie Wärmebildkameras gegen die Afrikanische Schweinepest helfen...

Wir finden uns wieder in turbulenten Zeiten... Die ASP (Afrikanische Schweinepest) klopft an Deutschlands Türe und wir sind weitestgehend ratlos. Ratlos darüber, welche Auswirkungen die ASP in Zukunft auf uns Jäger haben wird. Ein Thema, welches zumindest ich, aus Mangel an fundierter Fachkenntnis, nur schwer beurteilen kann. So stelle ich mir seit geraumer Zeit Fragen wie:

  • Kommt die ASP nach Deutschland und wenn ja, wann?
  • Hat die ASP Auswirkungen auf die Bezirke in denen ich jage?
  • Wie würde es mir ergehen, wenn sich der Schwarzwildbestand in meinen Bezirken um 50 % reduzieren würde?

Diese Fragen könnte man wohl endlos so weiter führen und möglicherweise noch viel individualisierter betrachten. Jedoch bin ich bei der Beantwortung dieser Fragen relativ schnell zu dem Ergebnis gekommen: Verdammt – ich mag "mein" Schwarzwild!

Schwarzwildjagd: eine echte Passion

Die Bejagung auf dieses äußerst intelligente Wildtier reizt mich extrem. Ich leide unter keinen unmittelbaren Problemen wie Wildschäden oder einem anderen finanziellen Risiko und daher sind mir 10 Sauen in einer Rotte lieber als 5.

Dabei ist mir aber auch klar, dass der Reviernachbar im Feld oder der Landwirt diese Ansicht nicht unbedingt teilt. Jedoch habe ich versucht, diese Fragen zunächst einmal für mich zu beantworten und mögliche Erkenntnisse abzuleiten.

Im Gesamten betrachtet glaube ich, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis die ASP in Deutschland nachgewiesen wird. Unter Betrachtung dieser Annahme kann ich zum Schutz des Schwarzwildes vor der ASP nur eines tun: Es reduzieren.

Und zwar so weit, wie nur eben möglich! Meiner Ansicht nach ist dies die einzige wirksame Schraube an der ich drehen kann. So liegt der Ursprung solch eines Virus doch meist in einer zu hohen Population. 

Nun spricht sich das Wort reduzieren einfacher aus, als es in die Praxis umzusetzen ist. Stecken wir nicht schon jetzt viel Mühe, Zeit und vor allem Geld in die Bejagung von Schwarzwild? Ich glaube ja und ich glaube, dass sich eine Reduzierung im Rahmen der herkömmlichen Bejagungsstrategien nicht umsetzen lässt. 

Neue Wege, neue Strategien und neue Techniken müssen her. Wir müssen effektiver jagen, ohne die Waidgerechtigkeit aus den Augen zu verlieren. Doch wie soll das gehen?

Vorteile von Wärmebildkameras für die Bejagung von Schwarzwild

Ich habe meine Lösung gefunden und habe damit gute Erfolge: Seit 2 Jahren jage ich jetzt mit der WBK (Wärmebildkamera) und bin der Meinung, dass die Verwendung solcher Geräte aktuell das wirksamste (legale) Mittel für eine effektivere Schwarzwildbejagung ist. Voraussetzung dafür ist allerdings, sein Handwerk zu verstehen und ein gewisses Grundverständnis der Jagd mitzubringen. Denn alleine durch eine WBK in der Hand, erlegt man kein Stück Schwarzwild mehr!

Mehrere Stücke Schwarzwild in einer Kühlkammer, die mit Hilfe einer Wärmebildkamera erlegt wurden.
Weizenstoppeln und Neumond: 2 Nächte , 2 Jäger , 2 WBK's

Neben Gründen der früheren Identifizierung etc. sehe ich folgende Punkte als ausschlaggebend, warum man Wildschweine mit einer Wärmebildkamera schlichtweg effektiver jagt:

Mehr Ruhe: Es lässt sich klar erkennen, wie sich das Schwarzwild verhält. Zieht es, bricht es, verhofft es, sichert es. Das schafft Zeit und eine innere Ruhe. Das "Schattenraten", wo welches Stück gerade steht und wie große die Rotte eigentlich ist, gehört damit der Vergangenheit an.

Mehr Wissen: Man lernt die Rotten und einzelnen Stücke besser kennen, erkennt Muster, Wechsel, Wiederholungen. Das Wissen über Wild und deren Wechsel ist Gold wert. Mit diesem Wissen ist man oft ein Schritt voraus. Rotten lassen sich abfangen und Verhaltensmuster besser nachvollziehen.

Mehr Sicherheit: Man schießt nahezu zu 100 % das richtige Stück aus der Rotte. Unabdingbar, wenn man die Bestände reduzieren will. Auch größere Stücke aus den Rotten lassen sich je nach Entfernung sicher ansprechen und erlegen. Fehlabschüsse reduzieren sich somit auf ein Minimum.

Mehr Freude: Dadurch, dass man mehr von seiner Umwelt wahrnimmt, nimmt die Freude zu. Mäuse, Ratten, Füchse, Marder und Rehe, die üblicherweise im Dunkeln verborgen bleiben, beleben die Pirsch. Man erlangt ein Gespür über den Wild- und Tierbestand.

Mehr Strecke: Allein bei mir waren es im ersten Jahr mit Wärmebildkamera 42 % und im zweiten Jahr 76 % Stück Schwarzwild mehr. Befreundete Jäger berichten ähnliches.

Eine Aufnahme aus Sicht einer Wärmebildkamera zeigt im Dunkeln deutlich den Jäger und das Wild, welches sich hell vom schwarzen Hintergrund abhebt.
Die kleine Rotte steht unmittelbar an der Straße bei mäßigem Licht. Nur mit einem Fernglas hätte man die Sauen wohl nie ausgemacht. Gleich bricht der Schuss auf die Überläuferbache (3 von links)

Die richtige Handhabung einer Wärmebildkamera!

Dennoch und das ist, wie zu Beginn erwähnt, besonders wichtig: Die Wärmebildkamera ist ein Werkzeug. Die Handhabung muss man erlernen. Das dauert etwas und kostet sicher auch die ein oder andere verpasste Chance. Aber bei jedem Einsatz wird man besser. Jedoch lassen sich ein paar Fehler von Beginn an vermeiden:

  • Schau als Rechtsschütze ausschließlich mit dem linken Auge durch die WBK. Du brauchst das rechte Auge für den Blick durch das Zielfernrohr.

  • Warum immer sitzen? Gehe zum Wild. Nutze die Wege und pirsche langsam unter gutem Wind durchs Revier. Überprüfe den Wind dabei regelmäßig!

  • Keinen Meter mehr ohne Pirschstock!

  • Lass dein Fernglas im Auto! Du brauchst es nicht!

  • Häng dir die WBK wie ein Fernglas um den Hals und schau beim Laufen halbkreisförmig von links nach rechts. Such die Umgebung regelrecht ab. Hat deine WBK keine Trageriem, bau dir einen. Du wirst ihn brauchen! 

  • In der Ruhe liegt die Kraft. Pirschen setzt innere Ruhe voraus. Wer rennt, verliert.

  • Die Gewohnheit macht es, die Handgriffe müssen sitzen. Erprobe trocken, wie du dich mit Waffe, Pirschstock und WBK arrangierst um schnell und leise in den Anschlag zu kommen.

  • Entfernungen lassen sich mit der WBK schwer einschätzen. Das muss trainiert werden.

  • Entdeckst du Schwarzwild, hast du im Regelfall alle Zeit der Welt. Beobachten steht an erster Stelle. Wohin ziehen die Stücke, passen die Stücke überhaupt, wo kann ich sie evtl. abfangen, wo habe ich eine Chance. Schneisen, Wege oder Freiflächen bieten sich an. Versuche jedoch auf den Wegen/Wechseln zu bleiben. Nur hier bist du nahezu lautlos unterwegs. 

  • Halte genügend Abstand. Manchmal ist ein Schritt zurück, damit sich die Situation neu entwickeln kann, der entschiedene Faktor zum Erfolg.
Eine Flir Scout TK Wärmebildkamera für Einsteiger liegt auf dem Fell eines toten Wildes, während im Hintergrund Gewehr und Rucksack zu sehen sind.
Einsteiger zum kleinen Preis. Für den Eintritt in die Wärmebildkamera-Technik allemal ausreichend.

Welche Wärmebildkamera eignet sich zum Einstieg?

Kommen wir noch zu den Geräten. Keine einfache Frage...

Ich möchte mich nicht mit endlosen Details aufhalten, diese wurden hier schon zu Genüge vorgestellt. Ich halte aus der Praxis bezogen folgende Vorgehensweise für sinnvoll.

Die Flir Scout TK ist ein super Einsteigermodell und kostet rund 600,- Euro. Schon bei diesem Modell bekommt man ein Gefühl dafür, was eine Wärmebildkamera grundsätzlich leisten kann. Dazu muss man wissen, dass die Flir Scout TK leistungstechnisch etwa 20 % von dem bringt, was eine Pulsar in der mittleren Preisklasse (ca. 2.300,- Euro) kann.

Gefällt euch die Wärmebildtechnik und ihr habt Erfolg damit, verkauft die Flir Scout TK einfach wieder und legt euch eine Pulsar zu. Hier spreche ich gerne die Pulsar Helion XQ38 als Empfehlung aus. Ein Allrounder der sowohl Wald- als auch Feldjäger glücklich macht.

Wenn wir uns über Maßnahmen zur Reduzierung von Schwarzwildbeständen unterhalten, ist einer der wichtigsten Punkte, das Wild besser zu verstehen. Mit der Wärmebildtechnik bietet sich uns ein Werkzeug, um genau das zu tun!


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