Letzten Sommer lernten wir Ben Driver kennen. Er ist Berufsjäger aus England, der regelmäßig Jagdgäste aus Allerwelt auf Muntjaks und die besagten Chinesischen Wasserrehe (CWD) führt. Ben ist wirklich ein Jäger, der sein Handwerk liebt und genauso wie viele andere Briten ist die Schwarzwildjagd ein echter Traum für ihn.
Deswegen luden wir ihn zur unserer großen Drückjagd im Dezember ein. Leider hatte er auf der Jagd kein Waidmannsheil. Zwar hatte er Schwarzwild in Anblick, allerdings war kein sicherer Schuss möglich, weshalb er ohne Waidmannsheil nach Hause flog.
Er erzählte uns aber, dass ihm unsere Jagd sehr gut gefallen hat, da er unsere deutschen Traditionen des Streckelegens, Verblasens und des Schüsseltreibens nach der Jagd sehr schätzt. Wir fanden es trotzdem schade, dass es für ihn nicht geklappt hat, also luden wir Ben nochmal für den kommenden März ein. Dann wollen wir versuchen einige Überläufer oder einen Keiler auf die Schwarte zu legen. Doch zuerst waren wir bei Ben nach England eingeladen.
Jagdreise nach England
Am 6. Februar 2018 ging es nach England. Von uns Zuhause brauchen wir genau 2 Stunden bis Berlin Schönefeld, dann ging es problemlos in den Flieger und von London dann mit der Bahn Richtung Nordosten. Insgesamt waren wir grade mal 8h unterwegs, da begrüßte uns Ben schon am Bahnhof in Norwich.
Noch bevor wir unsere Ferienwohnung beziehen sollten, machten wir Probeschüsse mit Bens .243er, mit der wir die nächsten Tage waidwerken sollten. Ben wollte mit uns vornehmlich Muntjaks bejagen, die in seinen Revieren zahlreich vorkommen. Mittlerweile ist seine Population schon sehr angewachsen. Da er noch einige Stücke in diesem Jagdjahr erlegen muss, bat er uns darum, bitte alle Muntjaks zu erlegen, die wir kriegen können. Egal ob männlich oder weiblich. Wichtig wäre es nur, darauf zu achten, kein weibliches Stück zu erlegen, welches führt. Tatsächlich ist es so, dass diese kleinen Hirsche ganzjährig setzen und somit die Bejagung des Kahlwildes sehr kompliziert ist. Also ging es auf die Pirsch.
Pirsch auf Chinesische Wasserrehe
Allerdings erst einmal auf Wasserrehe, denn die Sonne war mittlerweile raus gekommen. Unser Freund war sich sicher, dass dies die idealen Bedingungen sind, um auf Wasserrehe zu pirschen. Sie lieben wohl warme sonnige Winterabende. Gerold war mit der .243 und Schießstock, Kameramann Erik und Paul mit Camcorder und Ferngläsern bewaffnet.
Als wir gerade um einen Knick pirschten, um von einer erhöhten Position aus die Umgebung abzuglasen, sagte Ben, dass wir aufmerksam sein sollen. Er hat genau in dieser Grasfläche in den letzten Wochen immer mal wieder einen kranken Bock gesehen, der einen Eckzahn abgebrochen hatte.
Wir fingen grade an abzuglasen da entdeckte Paul das CWD zwischen den Binsen in einer Kuhweide. Schnell hatte Ben erkannt, dass es der gesuchte Bock ist und wir uns bereit machen sollen. Gerold war also bereit, doch das Wasserreh bewegte sich erstmal gar nicht, es lag und ruhte. Wahrscheinlich hatte es uns noch gar nicht bemerkt, äugte aber immer wieder zu uns.
Also mussten wir abwarten: 10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten...
Von einer Sekunde auf die nächste kam ein Schneeregenschauer und uns war mächtig kalt. Wir beschlossen, das Stück anzufiepen, damit es aufstand. Gerold blattete einige Male - ohne Reaktion, dann versuchte Ben sein Glück und blattete immer lauter.
Irgendwann kam Bewegung ins Stück und beim Aufstehen sahen wir direkt, das etwas mit einem Hinterlauf nicht stimmte.
Nun stand das Stück also breit und Gerold schickte die .243 V-Max auf die Reise. Mit Herzschuss sackte der Bock zusammen und lag. Ein toller Einstieg in die jagdreise und als wir an das Stück heran traten und das ausgekugelte, dicke Gelenk sahen, waren wir sehr glücklich mit diesem Abschuss. Schnell wurde das Stück in Bens großen Rucksack verladen und danach ging es zur Wildkammer, um es zu versorgen.
Es ging dann auch früh ins Bett, da uns die Reise doch in den Knochen steckte. Wir wollten schließlich fit sein, für die kommenden Tage, denn das Wetter sollte mitspielen und wir freuten uns auf den Anblick der exotischen Muntjaks.
Jagd auf exotische Muntjaks
Um halb 7 waren wir verabredet zur Morgenpirsch. Pünktlich um 6:25 Uhr standen wir also vor der Ferienwohnung mit unserem Kameraequipment. Ben kam etwa 6:40 Uhr und als wir sagten, dass wir uns schon Gedanken gemacht hätten, ob er verschlafen habe, sagte er nur "typisch deutsch". Wir waren aber auch heiß - das dürfen wir zugeben und so ging es zur nächsten Pirsch.
Wir hatten den Plan geschmiedet, dass wenn Muntjaks in Anblick kommen und genug Zeit ist, soll Erik ein Stück erlegen. Falls es aber schnell gehen muss, dann schießt Paul oder Gerold, denn wir haben schon etwas mehr Jagderfahrung und können auch z.B auf ein bewegtes Ziel sehr präzise schießen, vor allem auf nahe Entfernung. Und so kam es dann auch.
Während der nächsten Pirschgänge erlegte Paul 3 Muntjaks: ein weibliches Stück, einen Jährling und einen mittelalten Bock. Gerold hatte das Glück gleich während der ersten Pirsch einen sehr alten, starken Bock zu erlegen.
So ließ er Erik auf den folgenden Pirschgängen den Vortritt, doch klappen wollte es nie so richtig. Immer waren die flinken Muntjacs schon im Unterholz verschwunden, als Erik gerade schießen wollte. Wir kämpften die letzten 2 Tage richtig damit, das auch unser Freund und Kameramann seinen Muntjak mit nach Hause nehmen kann. Dies klappte dann letztendlich auch. Am letzten Morgen der Reise, nur 3 Stunden ehe unsere Bahn wieder von Norwich nach London abfuhr.
In der Zwischenzeit erlegte Paul auch noch sein Wasserreh - ein weibliches Stück ohne Eckzähne.
Tolle Jagderlebnisse auf der Jagdreise in England
Wir hatten also wieder kräftiges Weidmannsheil und Ben tat alles für uns, dass wir eine gute Zeit hatten. Sei es der Mittagsansitz auf Kaninchen, auf dem Erik seinen ersten Lapuzen erlegte, oder der Ansitz unter den hohen Eichen wo fast im Minutentakt Tauben einfallen wollten, die wir allerdings tragischerweise alle fehlten. Es war ein kurzer aber schöner Ausflug und wir freuen uns jetzt schon darauf, Ben im März in unserem schönen Mecklenburg Vorpommern zur Saujagd begrüßen dürfen.
Nebenbei machten wir auf der Insel noch einen weiteren Deal klar: Im Spätsommer will Ben mit uns auf Grouse, eine Raufußhühnerart die Quasi die Königin des Niederwildes ist. Viele Engländer bezahlen tausende von Pfund um dieses Wild zu jagen und wir können nun 1-2 Vögel fürs Präparat und für das Erlebnis erlegen.
Tauschen macht einfach Spaß, weil man so echte Freundschaften auf der ganzen Welt gewinnen kann.
Das größte Abenteuer: die Zoll-Kontrolle
Das größte Abenteuer der Reise war übrigens die Zollkontrolle in London. Hier wurde uns unterstellt, dass wir einen Fuchs ausführen wollen, was angeblich verboten ist. Gott sei Dank kam dann eine Kollegin des Zollbeamten und war sich sicher, dass es sich bei unserer Trophäe um den Kopf eines Eichhörnchen handelt. Kurios! Die 18 kg Muntjakfleisch in unserem Gepäck schienen aber keine weitere Rolle zu spielen. Hätten wir wegen der Aktion nicht fast den Flieger verpasst, wäre das wirklich viel zu witzig gewesen.
Aber zum Glück gibt es auch in London versierte Polizisten, welche nur unsere Jagdscheine checkten, einen kurzen Blick in die Tüte warfen und uns dann freundlich weiter ließen. Denn der Import von Muntjaktrophäen, also einer nicht geschützten Tierart, macht unter normalen Bedingungen keine Probleme.
Diese entstehen nur, wenn man an einen Zollbeamten gerät, der nicht weiß, dass Füchse keine Geweihe haben und denkt, das die Jagd in England verboten ist. Jagdgegner gibt es überall auf der Welt, das ist uns da klar geworden. Als dieser Zollbeamte uns dann auch fragte, ob wir gerne mal einen Menschen erschießen würden und was uns das Recht gibt Tiere zu töten, sahen wir uns schon auf den nächsten Flieger warten. Glücklicherweise ist aber alles gut gegangen.
Verrückte Welt! Zum Glück gibt es Rechte über die sich zur Not auch ein angefressener Zöllner nicht hinwegsetzen kann.
Wir bedanken uns bei Ben und sagen Waidmannsdank!
Eure Hunter Brothers Gerold und Paul mit Kameramann und Jagdfreund Erik.
Hier der zweite Teil des Videos aus England:
Gerold Reilmanns erster reifer Keiler: hier kommt Ihr zum Jagderlebnis mit Video.
Noch mehr spannende Videos? Hier kommt Ihr direkt auf den YouTube-Kanal der Hunter Brothers.