"Der Fuchs, der ranzt im Januar" - das Ende dieses Versleins kennt wohl jeder deutsche Weidmann noch von seinem Jagdkurs. Fakt ist aber auch, dass in vielen Revieren das Nachstellen auf den Fuchs nicht mehr dieselbe Wertigkeit besitzt wie noch vor einigen Jahren. Ein gestreifter Balg lässt sich nach wie vor nur schlecht verwerten und andere Wildarten dominieren unser Beutespektrum.
Wer Sauen im Revier hat, legt seinen Fokus auf diese, um Wildschaden zu vermeiden. Wer selbst keine hat, besucht Jagdfreunde, um dort unter die Arme zu greifen. In den Niederwildrevieren haben, aufgrund massiver Einbrüche in den Beständen, einige Weidgenossen längst die weiße Fahne gehisst. Natürlich ist die Jagd auf den Fuchs nicht einfach, aber gerade im Januar bieten sich die besten Chancen. Zusammen mit dem Junior, geht es also raus, um Strecke zu machen.
Fuchsjagd: Auf die Lockkünste kommt es an
Zum Glück liegt noch ein wenig Schnee im Revier und tagsüber nutzen wir den weißen Leithund, um einen Fuchs zu bestätigen. Wir müssen gar nicht lange suchen, um auf erste Hinweise zu stoßen. Eine frische Fährte führt an einem Hochsitz vorbei direkt in die Richtung eines kleinen Misthaufens. Um die Lockwirkung ein wenig zu verstärken, verspritzen wir noch ein wenig Duftstoff an dieser Stelle.
Wieder im eigenen Bau angekommen, bereiten wir uns für den Ansitz vor. Isolierkanne, Taschenlampe, Waffe, Munition, aber vor allem die Raubwildlocker werden vorbereitet – eigentlich kann es losgehen. Vorher jedoch testen wir im Garten noch mal unsere Locker, das Gesicht unserer Hündin ist einmalig, als das Bellen aus dem Plastikröhrchen kommt. Naja, hoffentlich fällt auch ein roter Freibeuter drauf rein.
Nachdem wir aufgebaumt sind, warten wir zunächst ein wenig, um wieder Ruhe einkehren zu lassen und der Anblick eines Sprungs Rehe vertreibt uns die Zeit. Wir haben Glück und bereits nach wenigen Minuten vernehmen wir ein erstes Bellen. Jetzt liegt es an unseren Lockkünsten, den Fuchs zu überzeugen.
Der erste Versuch ist wohl etwas zu zaghaft, denn es kommt minutenlang keine Reaktion. Leider führt auch ein zweiter Bellversuch nicht zum erhofften Erfolg. Noch geben wir nicht auf und probieren es mit einem bühnenreifen Hasentod.
Bei der Fuchsjagd ist Geduld gefragt
Die Klage ist kaum raus, da schnürt ein Fuchs an der gegenüberliegenden Grabenkante. Das Nahrungsangebot bei dem herrschenden Frost ist knapp und die mögliche Beute war vermutlich verlockender als der Bellversuch. Der Wind steht nicht gerade günstig, daher gilt es, keine Zeit zu verlieren.
Obwohl es nun in der Hand des Juniors liegt, Strecke zu machen, bekomme ich Jagdfieber. Hoffentlich sitzt der Schuss! Beim Knall zucke ich zusammen und verliere den Fuchs zunächst aus den Augen. Auch der Jungjäger schaut mich fragend an: "Ich hab ein ganz bisschen vorgehalten und bin mir eigentlich sicher!" Wir alle wissen, wie sich dieser Moment anfühlt...
Nach einer gefühlten Zigarettenlänge baumen wir ab und pirschen mit schussbereiter Waffe in Richtung Anschuss. Noch bevor wir dort ankommen, verspüre ich große Erleichterung. Der Fuchs liegt verendet am Grabenrand und wird von ein paar getrockneten Halmen verdeckt. Natürlich erhält der kräftige Rüde seine letzte Ehre und bei der Totenwacht bin ich mächtig stolz auf den Sohnemann. Auch wenn der Balg durch die Kugel ein wenig gelitten hat, wird er als Trophäe seinen Platz finden und uns immer an dieses gemeinsame Jagderlebnis erinnern.
Über den Autor: Michael Nitsch ist schon von Kindesbeinen an jagdbegeistert. Abenteuerlustig und stets neue Herausforderungen suchend, ist Michael Nitsch an entlegenen Plätzen dieser Erde ebenso zu finden wie als Hundeführer und Revierpächter daheim, um die Passion Jagd auszuleben.
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Auch Tom von Jäger TV war schon auf Ansitzjagd auf den Fuchs im Winter. Hier finden Sie seine Jagd-Erlebnisse.