Unser erster Gedanke: Dieses Burris Test-Zielfernrohr Four Xe in 6-24x56 könnte aufgrund seiner Maximalvergrößerung sogar für Long Range (LR)-Einsteiger von Interesse sein. Greenhorns, die in die Welt des Weitdistanzschießens hineinschnuppern wollen, benötigen mindestens eine 20-fache Vergrößerung, eine zufriedenstellende optische Qualität, einen ausreichenden Höhenjustierumfang sowie einen vernünftigen Preis. Mit 719,- Euro gehört das Burris Four Xe 6-24x56 zu den preiswertesten LR-tauglichen Zielfernrohren auf dem Markt.
Die Optik und Vergrößerung des Zielfernrohrs Burris Four Xe Evolution 6-24x56
Wenn man das Ziel nicht klar erkennen kann, ist das Zielfernrohr schlicht wertlos. Aus diesem Grund testen wir die optische Leistung der Zielfernrohre immer in der Praxis auf einer Entfernung von 100 Meter und machen ein Foto durch das Zielfernrohr. Die 100 Meter haben wir aus praktischer Sicht ausgewählt, denn es gibt auf dieser Distanz wenig atmosphärische Probleme und die meisten Zielfernrohre, die nicht über einen Parallaxenausgleich verfügen, sind auf 100 Meter parallaxenfrei eingestellt. Anhand der Fotos, die im Prinzip stets unter nahezu gleichen Bedingungen gemacht werden, können die Testergebnisse miteinander verglichen werden. Hochwertige Zielfernrohre, die optisch und preislich in einer anderen Liga operieren, zeigen das Raster der Prüfscheibe, das aus 0,2 mm starken Linien aufgebaut ist, bei einer 24- oder 25-fachen Vergrößerung sehr deutlich. Diese Leistung hinsichtlich der Auflösung wird in vielen Fällen mit sehr gut bewertetet. Dazu gesellen sich Bewertungskriterien wie Kontrast und Farbtreue. Das Burris Four Xe 6-24x56 bewerten wir in Sachen Auflösung als gut, denn auf den Fotos ist das Prüfscheibenraster auf 100 Meter noch vernünftig zu erkennen. Ausreichend finden wir den Kontrast und als befriedigend bewerten wir die Farbwiedergabe. Das Sehfeld beträgt bei der 24-fachen Vergrößerung 168 cm, was sogar ein Tick mehr ist als die herstellerseitig angegebenen 1,6 Meter/100 Meter. Alles in allem bietet das Burris Four Xe in seiner Preisklasse eine sehr gute optische Leistung.
Der Parallaxenausgleich ist notwendig für ein Zielfernrohr ab einer 12-fachen Vergrößerung. Wäre die Parallaxe fest auf 100 Meter eingestellt, so würde man zum Beispiel bei einer zwanzigfachen Vergrößerung ein Zielobjekt auf 250 Meter Entfernung nicht wirklich scharf sehen. Unser Four Xe ist ausgerüstet mit einem sogenannten "Sidefocus". Eine Drehscheibe, die üblicherweise dem Seitenjustierturm gegenüber positioniert ist, bewirkt eine Verstellung der Fokussierlinse. Bei preiswerten Zielfernrohren konstatieren wir oft, dass die Einstellung der Parallaxe nicht immer gleichmäßig geschieht.
So nicht bei diesem Zielfernrohr. Dieser Parallaxenausgleich funktioniert sehr gut. Die Verstellung des Drehrades hakt nicht oder dreht sich nicht plötzlich mit weniger oder mehr Widerstand. Die Mechanik weist zudem eine ausreichende Reibung auf, sodass ein ungewolltes Verstellen durch eine zufällige Berührung des Rades nahezu ausgeschlossen ist.
Die einzige Quermarkierung auf dem Drehrad markiert die Einstellung für die 100-Meter-Distanz. Bei wiederholtem Hin- und Herdrehen zeigte sich das Zielbild auf 100 Meter Entfernung jedes Mal scharf bei dieser Einstellung. Auf andere Distanzen kann die Schärfe schnell und exakt eingestellt werden.
Sehr gut: Das LA E 3 Absehen des Burris Four Xe Evolution 6-24x56
Das LA E3 Absehen mit Geschossfallkompensation (BDC; Bullet Drop Compensation) für den jagdlichen Einsatz gefällt uns. Überraschend ist jedoch, dass die Markierungen des Absehens in MOA (Minute of Angle) wiedergegeben sind. Bei einem Zielfernrohr für den europäischen Markt und einer Absehenverstellung von 1 cm/100 m erwartet man auch ein Absehen mit metrischen Markierungen. Senkrecht bilden die Markierungen Haltepunkte für 200, 300 und 400 Yards. Die Haltepunkte befinden sich jeweils 1,49-4,31-7,8 MOA unter dem zentralen Kreuz. Die BDC-Funktion passt zum Beispiel für ein .30er-Geschoss mit 150 Grains Geschossgewicht und einer Geschwindigkeit von rund 860 m/s. Es ist selbstverständlich, dass die Treffpunktlage immer in der Praxis kontrolliert werden muss. Weil das Absehen in der zweiten Bildebene montiert ist, können Anpassungen immer mittels des Vergrößerungsfaktors stattfinden. Die Absehenbeleuchtung beschränkt sich auf das feine, zentrale Kreuz. Die niedrigsten Leuchtstufen sind nur für die späte Dämmerung gedacht. Ab der Stufe 7 ist die Leuchtkraft für den Tageseinsatz geeignet.
Die Absehenverstellung des Burris Four Xe Evolution
Nur 25 MOA Höhenverstellbereich werden in den technischen Daten der Bedienungsanleitung angegeben. Das entspricht rund 75 cm und wenn man bedenkt, dass theoretisch weniger als die Hälfte des Justierbereiches für die Höhenkorrektur bleibt, dann ist der Schrecken komplett. Ein Verstellbereich von zirka 35 Klicks (cm/100 Meter) reicht niemals für Long Range. Wir haben den Höhenjustiergesamtweg unseres Testzielfernrohrs nachgemessen und erfreut festgestellt, dass mit 54,5 MOA tatsächlich mehr als der doppelte Verstellbereich zur Verfügung steht. Bildet unser Zielfernrohr die Ausnahme oder steht eine falsche Angabe in der Anleitung? Auch 54,5 MOA/158 cm sind immer noch mager für ein LR-Zielfernrohr. Eingeschossen auf 100 Meter bleiben dann oft nicht mehr 70 Klicks (cm/100 Meter) für die Höhenkorrektur auf der Weitdistanz. Das reicht bei einem Kaliber wie .308 Winchester nie für die 1.000 Yards (914 Meter)! Eine Montage mit einer Vorneigung von 20 MOA sorgt hier für Abhilfe. 20 MOA sind gut 58 Klicks (cm/100 Meter). Zusammen mit den 70 Klicks hätten wir maximal 128 cm Höhenkorrektur. Das reicht normalerweise für 1.000 Yards bei Nutzung eines moderaten Kalibers.
Technische Daten und Preis des Burris Four Xe 6-24x56
Modell: | Burris Four Xe Evolution 6-24x56 |
Länge: | 383 mm |
Gewicht: | 788 Gramm |
Mittelrohrdurchmesser: | 30 mm |
Länge Okular: | 105 mm |
Aussendurchmesser Okular: | 46 mm |
Aussendurchmesser Objektiv: | 64 mm |
Vergrösserung: | 6-24x |
Objektivdurchmesser: | 56 mm |
Transmission: | keine Angabe |
Sehfeld (100 Meter): | 5,7 - 1,6 m |
Austrittspupille: | 9,6 - 2,9 mm |
Dioptrien-Verstellbereich: | keine Angabe |
Augenabstand: | 88 mm |
Parallaxenausgleich: | ja |
Parallaxenfreie Einstellung: | 22 m - ∞ |
Verstellung pro Klick: | 1 cm auf 100 m |
Verstellbereich Höhe: | 25 MOA |
Verstellbereich Breite: | 25 MOA |
Absehen: | E3 |
Absehenbeleuchtung: | ja |
Abschaltautomatik: | nein |
Wasserdichtkeit: | ja |
Absehen Bildebene: | 2 |
Preis: | 719,- Euro (UVP Deutschland) |
Unser Test-Fazit zum Burris Four Xe Evolution
Hinsichtlich des Preis-/Leistungsverhältnisses ist das Burris Four Xe 6-24x56 eine feine Sache für den Einsteiger. Als jagdliches Weitschuss-Zielfernrohr passt es, weil mit der entsprechenden Munition mit dem BDC-Absehen bis auf 366 Meter geschossen werden kann. Eine Montage mit 20 MOA Vorneigung ist jedoch für den begrenzten Long-Range-Einsatz bis 1.000 Yards notwendig.
Das 6-24x50 aus der gleichen Baureihe von Burris könnte eine Alternative sein, weil es mit dem für den sportlichen Einsatz besser geeigneten SCR MIL-Absehen ausgestattet ist. Es ist mit 769,- Euro geringfügig teurer, wobei man auf das 56-mm-Objektiv verzichten muss.
Die zusätzlichen 6 mm Durchmesser des 6-24x56 bieten immerhin 25 Prozent mehr Oberfläche und damit mehr Komfort. Das erprobte Burris Four Xe Evolution 6-24x56 ist ein LR-Zielfernrohr mit guter Auflösung und sehr gut funktionierendem Parallaxenausgleich für kleines Geld.
Weitere Informationen über die Burris Zielfernrohre und andere Produkte, finden Sie auf der Website der Manfred Alberts GmbH. Burris ist eine Marke der Beretta Holding.