Wir haben hier für Sie 10 Punkte zusammengestellt, die Sie beim Kauf einer Wärmebildkamera unbedingt beachten sollten. Zusätzlich finden Sie obenstehend ein Video zur Kaufberatung von Wärmebildkameras von unserem Kameramann Mathias Haack, der das ganze Thema vom praktischen Ansatz her recherchiert hat. Das soll eine detaillierte Kaufberatung im Handel nicht ersetzen, sondern Ihnen erste Anhaltspunkte liefern, worauf Sie beim Kauf einer Wärmebildkamera achten sollten.
Bevor wir mit unseren 10 Tipps beginnen, sei an dieser Stelle angemerkt, dass Sie – bevor Sie eine Wärmebildkamera kaufen – natürlich auch Ihre persönliche Situation im Jagdrevier genau unter die Lupe nehmen sollten. Denn dann wird die Suche nach der richtigen Wärmebildkamera für Sie deutlich einfacher.
Ähnlich wie beim Kauf einer Foto- oder auch Videokamera benötigen über 90% der Anwender keine superteure Ausrüstung, um gute Fotos zu machen. In der Regel verhält sich das so, dass man für die meisten Anwendungen mit einem Kamera-Kit mit Standardzoom ganz gut gerüstet ist.
So in etwa verhält sich das auch beim Kauf einer Wärmebildkamera, die auf der Jagd zum Einsatz kommen soll. Da die meisten Jäger mit dieser Technik erst seit kurzem warm werden, ist es nicht verwunderlich das man des Öfteren auch schon von klassischen Fehlkäufen gehört hat. Damit Ihnen das nicht passiert, kommen hier unsere 10 Tipps zum Kauf einer Wärmebildkamera.
Wie schon weiter oben erwähnt, ist im ersten Schritt eine genaue Analyse der eigenen jagdlichen Betriebsamkeit notwendig. Jagen Sie mehrmals im Jahr? Haben Sie ein Feld oder Waldrevier oder eine Kombination aus diesen Reviervariationen? Sind sie eher grobmotorisch veranlagt? Wie sehr schätzen Sie den Nutzen, den die neue Wärmebildtechnik bietet? Fragen über Fragen, doch glauben Sie uns, es lohnt sich das zu hinterfragen, denn damit hat man schon die Hälfte der Arbeit hinter sich gebracht, wenn es darum geht die richtige Wärmebildkamera zu finden.
all4hunters.com exklusiv: Die wichtigsten 10 Punkte beim Kauf einer Wärmebildkamera
Punkt 1: Das Sehfeld einer Wärmebildkamera
Der 1. Punkt auf den Sie beim Kauf einer Wärmebildkamera achten sollten, ist das Sehfeld. Ganz einfach gesprochen kann man sagen: Je größer das Sehfeld ist, desto besser ist das für Sie. Beim Kauf einer Wärmebildkamera sollte man bei den Herstellerangaben diese Angabe suchen: Field of View oder Sehfeld = 11x8° oder 18x13°. Also merken Sie sich: Großes Sehfeld ist gut. Das bedeutet in der Regel jedoch auch, dass das ausgewählte Wärmebildgerät dann schon mal teurer ist als ein Gerät mit kleinerem Sehfeld. Ein großes Sehfeld eignet sich zum Beispiel in einem Revier in dem man viele Freiflächen hat, die von Dickungen und Waldinseln durchbrochen werden.
Mit einem großen Sehfeld wird ihnen das Wild nicht so schnell aus dem Fokus springen. Hier noch eine Faustformel für Sie: Wenn sie die Angabe: 11x8° − in dieser Form vorfinden und wissen möchten, wie weit das Sehfeld auf 100 m ist, dann rechnen sie einfach 11° für die Breite multipliziert mit dem Faktor 1,745. Ergibt 19,195 m Sehfeld auf 100 m, also rund 20 m vom rechten zum linken Bildschirmrand.
Punkt 2: Die Sensorgröße und Pixelgröße bei einer Wärmebildkamera
Der 2. Punkt auf den man achten sollte, ist die Sensorgröße. Stand Sommer 2020 sind 400x300 Pixel ein gutes Maß für einen ordentlichen Sensor. Es gibt Wärmebildgeräte die mit größeren Sensoren arbeiten (z.B. 640x480 Pixel). Auch hier kann man sich merken: Je größer der Sensor ist, desto besser ist das für den Anwender. Großer Sensor, ähnlich wie in der Fotografie – das bedeutet auch hier höherer Preis. Bitte im Blick behalten, wenn man eine ordentliche Bestandsaufnahme der jagdlichen Betriebsamkeit gemacht hat, wird sich die Frage nach der richtigen Sensorgröße von alleine klären. Zusätzlich sollten Sie auf die Pixelgröße auf dem Sensor achten. Auch hier gilt: Große Pixel sind gut, kosten in der Regel jedoch auch wieder mehr. Die Angabe für die Pixelgröße finden sie in dieser Form vor: 17μm oder 15μm. Ein weiterer Punkt auf den man achtet, ist die Typenbezeichnung des Sensors. Stand Sommer 2020 sind VOx Sensoren das Maß der Dinge. Hier noch ein Blick in die Zukunft: Wir glauben, dass die Weiterentwicklung von Wärmebildgeräten unmittelbar mit der Größe des Sensors zusammenhängen wird. Man kann davon ausgehen, dass ähnlich wie im Computer, wo die Prozessoren immer schneller und leistungsfähiger wurden, bei den Wärmebildgeräten die Sensorgröße von entscheidender Bedeutung sein wird.
Punkt 3: Die Wellenlänge bei Wärmebildkameras
Punkt 3 auf den man beim Kauf von Wärmebildgeräten achten sollte, ist diese Herstellerangabe: Spectral Range! Hier geht’s um Wellenlänge. Dieser Wert sollte in den technischen Angaben sehr groß sein. Je größer der abgedeckte Bereich ist, desto besser arbeitet die Wärmebildkamera. Mehr muss man sich zu diesem Punkt eigentlich nichts merken. Also: Ein großer Wert bei der Wellenlänge ist gut.
Punkt 4: Die Kalibrierungszeit von Wärmebildkameras
Bei Punkt 4 zur Kaufberatung von Wärmebildgeräten geht’s um Geschwindigkeit. Bitte merken: Hier brauchen wir kleine Werte, denn es geht um die Kalibrierungszeit von Wärmebildgeräten. Dieser Wert sollte so kurz, so klein wie möglich sein. Bei der Kalibrierung von Wärmebildgeräten friert das Bild für einen kurzen Moment ein. Bevor das Bild wieder steht, kann ein Stück, das man im Anblick hatte, schon mal abspringen. Deshalb ist es immer von Vorteil, wenn man eine kurze Kalibrierungszeit bei der ausgewählten Wärmebildkamera hat. Bei unserem Test konnte die Jahnke Thermal II zum Beispiel eine Kalibrierungszeit von 0,588 Sekunden aufweisen. Das ist ziemlich flott, im Gegensatz zu anderen Geräten mit bis zu 2 Sekunden Kalibrierungszeit. Das Kalibrierungsgeräusch sollte sehr leise sein, darauf sollte man ebenfalls achten.
Punkt 5: Die Größe des Displays bei Wärmebildkameras
Punkt 5 in der Betrachtung zur Kaufberatung von Wärmebildgeräten ist die Größe des Displays der Wärmebildkamera. Bitte auch hier wieder merken: Größer ist besser. Bei einem kleineren Display werden die Augen stärker belastet, weswegen davon abzuraten ist ein zu kleines Display zu nutzen. Ein weiterer Punkt ist die Möglichkeit die Helligkeit des Displays einzustellen. Oftmals ist es so, dass ein Display auf 100% Leuchtstärke in der dunklen Nacht für die Augen zu einer extremen Belastung führt. Wenn möglich, das Display immer auf einen Helligkeitswert von 10-30% einstellen. Die Größe des Displays sollte in der Breite min. 1.000 Pixel bieten. Besser − und Stand 2020 das Maß der Dinge – sind Displays in der Größe von 1.280x960 Pixel.
Punkt 6: Die Optiken von Wärmebildkameras
Die Objektive oder die Optiken machen das Bild. Zunächst einmal muss vorangestellt werden, dass die Optiken bei Wärmebildkameras nicht aus Glas gebaut sind, sondern aus speziellen Kristallen bestehen. Bei den Millimeterangaben auf den Optiken findet man oft die Zahlen 25 mm, 35 mm und 50 mm. Eine 50 mm Optik bietet ein enges Sichtfeld (vgl.Telebrennweite in der Fotografie) ein 25 mm Objektiv kann man als Weitwinkeloptik verstehen. Das Sichtfeld ist bei 25 mm natürlich deutlich weiter als beim 50 mm. Wählt man hier die goldene Mitte (also 35mm) macht man aus unserer Sicht nichts verkehrt. Doch auch hier gilt als Entscheidungsbasis der eigene jagdliche Anspruch.
Punkt 7: Die thermische Empfindlichkeit von Wärmebildkameras
Kommen wir zu Punkt 7 und damit zu "NETD". Diese Abkürzung sollten Sie sich merken, denn sie steht für die "Thermische Empfindlichkeit". Suchen Sie in der Produktbeschreibung nach diesem Wert: "NETD ≤50mk" – oder ähnlichen Werten. Merken Sie sich, der Wert sollte sehr klein sein. Je kleiner der Wert ist, desto sensibler ist die Wärmebildkamera. Je kleiner der Wert, desto feinere Temperaturunterschiede kann ihre zukünftige Kamera analysieren und darstellen.
Punkt 8: Der Akku bei einer Wärmebildkamera
Damit kommen wir schon zu Punkt 8. Hier geht’s um den Akku. Heute bieten die meisten Wärmebildgeräte eine gute bis sehr gute Akkuleistung. Normal sind im Durchschnitt bei fast allen heute angebotenen Wärmebildkameras Werte von 3-5 Stunden Akkulaufzeit. Auch hier gilt: Längere Akkulaufzeit ist besser. Zum Akku sollte man sich ein Akku-Management aneignen, damit man sicher sein kann, dass die Wärmebildkamera auch zuverlässig arbeitet. Man sollte wissen, dass es 2 technisch unterschiedliche Möglichkeiten bei den Akkus gibt. Festverbaute oder sogenannte Wechsel-Akkus. Bei den Festverbauten sollte man immer darauf achten, den Standby-Modus auszuschalten, wenn man vom Ansitz kommt − so lassen sich auch 2-3 Ansitze mit einer Akkuladung schaffen. Vergisst man den Standby-Modus auszuschalten, kann es schnell passieren, dass man ohne Saft im Busch steht. Bei den Wechsel-Akkus immer darauf achten, geladenen Ersatz am Mann zu haben. Dann geht auch nichts schief.
Punkt 9: Der Datentransfer von Wärmebildkameras
Hier geht’s um den möglichst einfachen und stabilen Transfer von Daten vom Wärmebildgerät zu anderen Devices. Hier kann man eigentlich nur so viel sagen, dass man den Anweisungen des Herstellers folgen sollte und die entsprechende App zum Daten-Download nutzen sollte. Tipp: Achten Sie bitte auf eine intuitive und schnelle Möglichkeit die Daten zur Analyse bereitzustellen. Alles sollte selbsterklärend sein, denn nur so haben Sie die Daten schnell im Zugriff und können Sie z.B. mit anderen via Smartphone teilen.
Punkt 10: Ansprechen von Wild mit Wärmebildgeräten
Womit wir auch schon am Ende unserer kleinen Kaufberatung in der Betrachtung von Wärmebildgeräten angekommen sind. Hier soll es um den verantwortungsvollen Umgang mit dieser Technik gehen. Das sichere Ansprechen ist für erfahrene Jäger bestimmt einfacher, als für einen Jungjäger. Trotzdem weisen wir hier noch mal darauf hin, dass auch die Wärmebildtechnik Grenzen hat. Als Alternative mit mehr Leistung stehen hier Geräte mit Restlichtverstärkern – also klassische Nachtsichtgeräte zur Verfügung. Aber diese Gerätegattung ist heute nicht unser Thema dieser Kaufberatung.
Mit Wärmebildgeräten ist ein sicheres Ansprechen unter bestimmten Voraussetzungen und Entfernungen durchaus möglich. Hier kann man sagen, je kürzer die Entfernung zum Stück ist, desto besser gelingt eine sichere Ansprache. Denken Sie bitte immer daran, dass die Wärmebildtechnik vor allem in Anbetracht von Hintergrundgefährdung und dem "Nichtsehen" von feinen Strukturen wie Ästen vor freistehenden Stücken schnell an ihre Grenzen gerät. Deshalb gilt immer: Safety First.
Ähnlich wie es bei unserem Wild eine Zahnformel gibt, haben wir aus diesem Beitrag eine Formel zum Kaufen einer Wärmebildkamera entwickelt die sich an diesen 10 Punkten orientiert:
Unsere Zusammenfassung der Auswahlkriterien des für Sie am besten geeigneten Wärmebildgerätes:
- Sehfeld muss groß sein
- Sensor muss groß sein
- Spectral Range muss groß sein
- Kalibrierung muss kurz und schnell sein
- Display muss groß sein
- Objektiv - die Goldene Mitte ist gut
- NETD muss klein sein
- AKKU sollte lange halten
- Daten/APP der Transfer sollte einfach sein
- Ansprechen - Sicherheit geht immer vor
Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß bei der Auswahl Ihrer neuen Wärmebildkamera. Die Preise beginnen bei ca. 1.500,- Euro und gehen bis zu 8.000,- Euro. Machen Sie sich zuerst Gedanken, wie viel Sie ausgeben können und möchten. Lassen Sie sich dann im Fachhandel beraten, dort helfen Ihnen in der Regel gut geschulte Spezialisten weiter – oder nutzen Sie die Kommunikationsangebote und Sonderkonditionen bis hin zu Finanzierung auf den Internetseiten der Hersteller.
Die Fragen aller Fragen: Nachtsicht- oder Wärmebildgeräte kaufen?
Ob Wärmebild oder Nachtsicht die passende Technologie für Sie ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Nachtsicht Vorsatzgeräte (montiert auf eine Zieloptik) unterliegen rechtlichen Beschränkungen. Ggf. ist eine Sondergenehmigung zur Montage nötig oder es darf das Gerät nur bei der Auslandsjagd verwendet werden. Nachtsicht ist in Verbindung mit einer Zieloptik die erste Wahl. Detailgrad des Bildes, Treffsicherheit und Umgebungsdarstellung eignen sich am Besten zum Ansprechen.
Wärmebildgeräte sind als Handgeräte nicht rechtlich beschränkt. Sie eignen sich zum Absuchen des Reviers nach Wild und identifizieren selbst kleinste Wärmequellen mit Leichtigkeit. Zudem sind die Geräte auch gefahrlos bei Tage einsetzbar und machen Tiere im Unterholz sichtbar. Sind sie auf der Suche nach einem Beobachtungsgerät, dann sind Wärmebildkameras in jedem Fall ein guter Kauf.
Weitere Informationen – sicher auch zu unseren 10 Punkten – finden Sie auf den Internetseiten der von uns ausgewählten Hersteller: