Der Preis ist heiß - aber was kann das Zielfernrohr in der Praxis? Auf diese Frage geben wir eine hier eine Antwort. Sightmark bringt das Presidio 3-18x50 mit den beiden Absehenvarianten LR2 FFP und MR2 FFP, die jeweils in der ersten Bildebene angesiedelt sind, an den Start. Bei beiden Modellen lässt sich das MIL- oder genauer gesagt mrad-basierte Absehen rot beleuchten. Doch bevor wir uns den optischen Merkmalen zuwenden, werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die mechanischen Komponenten des neuen Sightmark Presidio 3-18x50.
Die Dioptrienverstellung erfolgt, wie allgemein üblich, an einem Ring direkt am Okular. Sie reicht hier von -2 bis +2 dpt. Auch die Vergrößerungswahl erfolgt per Ring. Dieser sitzt unmittelbar vor dem Übergang vom Okulartubus zum Mittelrohr. Letztgenanntes besitzt einen Durchmesser von 30 mm. Am Zoomring befindet sich kurz vor der Markierung für die 8-fache Vergrößerung eine leicht überhöhte Nase, die das sichere Greifen des Rings nochmals erleichtert. Zudem weist diese Nase eine Gewindebohrung auf, in die bei Bedarf auch noch ein, mitgelieferter, rund 2 cm langer Schnellverstellknebel eingeschraubt werden kann, wie man ihn aus dem taktischen Bereich her kennt. Die Verstelltürme sind hinreichend groß dimensioniert und besitzen wie alle Verstellelemente griffige, hier allesamt schräg angestellte, Nuten. Alle Verstell- und Einstellringe kommen ohne Gummiarmierung aus und bestehen – passend zum Gehäuse – ebenfalls aus mattschwarz, harteloxiertem und robustem Flugzeugaluminium. Zudem verfügen alle diese Elemente, mit Ausnahme des Diotrienrings, über gut ablesbare und eindeutig beschriftete Skalen mit weißen Ziffern und Buchstaben. An der Dioptrieneinstellung muss man da schon genauer hinsehen. Hier ist lediglich die Nullmarke am Ring gut zu Erkennen. Die in glänzendem Schwarz gehaltene Angabe der Drehrichtung oben auf dem Okulargehäuse hebt sich, ebenso wie die beiden in der gleichen Farbe an dessen Flanken angebrachten Sightmark-Schriftzüge wie auch das Presidio-Logo auf der Oberseite kaum vom mattschwarzen Finish dieses Bauteils ab.
Unser Testzielfernrohr arbeitet mit dem von Sightmark als „MR2“ bezeichneten Absehen in der ersten Bildebene (englisch: First Focal Plane, kurz FFP) – beim Erhöhen der Vergrößerung wird das Absehen also ebenfalls mit vergrößert. Das ist aber inzwischen bei den meisten aktuellen FFP-Zielfernrohren kein Problem mehr. Dank moderner Fertigungstechniken sind die geätzten Absehen auch bei maximaler Vergrößerung mittlerweile so „fein“, dass sie im Gegensatz zu früheren Modellen, kaum noch mehr vom Ziel verdecken, als es auch bei einem klassischen 4er-Absehen in der zweiten Bildebene der Fall ist. So haben beim MR2-Absehen des Presidios die beiden Fäden des Fadenkreuzes und die der darin integrierten zaunartigen Zielmarken eine sehr dünne Linienbreite von 0,03 mrad, verdecken auf 100 m Distanz also jeweils nur 3 mm vom Ziel. Bei dem MR2-Absehen in dem vorliegenden Presidio-Modell handelt es sich übrigens um eine geringfügig modifizierte Variante des auch schon bei der Sightmark Citadel-Baureihe verwendeten MR2-Absehens. Beim Presidio ersetzt lediglich ein durchgehendes Fadenkreuz den vom Citadel bekannten, freistehenden zentralen Zielpunkt in der Mitte des Kreuzes. Beim LR2-Absehen des Presidios kommen im Vergleich mit seinem MR2-Pendant in der unteren Absehenhälfte noch christbaumartig angeordnete Windmarken beiderseits der Mittelsenkrechten hinzu.
Passend zu dem Absehen greift auch die Klickverstellung am Seiten- und Höhenverstellturm auf das metrisch basierte mrad-System zurück. Bei der deutlich fühl- und hörbaren 0,1-mrad-Klickrastung bewegt sich die Haltemarke um jeweils 1 cm auf 100 m Entfernung. Die Klickverstellung arbeitet sauber und leichtgängig, ist aber nicht zu leichtgängig, sodass die Justierung ohne gesonderte Schutzkappen oder Arretierung auskommt und direkt an den Turmkappen erfolgen kann. Die Einstellkappen lassen sich nach dem Lösen von drei kleinen Madenschrauben mittels des beiliegenden Innensechskantschlüssels bei Bedarf auch nullen. Den maximalen Verstellbereich gibt Sightmark sowohl für die Seiten- wie auch für die Höhenjustierung mit jeweils 26 mrad, also 260 cm auf 100 m, an. Der Seitenverstellturm ließ sich beim vorliegenden Zielfernrohr sogar um jeweils 155 Klicks nach rechts und links - also insgesamt 310 cm auf 100 m - verstellen. Beim Höhenturm waren es aufgrund eines internen Begrenzungsrings 170 Klicks, nach umsetzen des Begrenzers kamen wir dann aber auf die versprochenen 260 Klicks.
Am linken Turm befindet sich auf der unmittelbar am Gehäuse angesetzten Parallaxeeinstellung auch noch der Regler samt Batteriefach für die Absehenbeleuchtung. Die Parallaxeverstellung reicht von 10 yds (~ 0,91 m) bis unendlich. Die Beleuchtung des Absehens kann per Drehregler in insgesamt sechs verschieden Intensitätsstufen eingestellt und damit an so ziemlich alle Helligkeits- und Hintergrundszenarien angepasst werden. Zwischen jeder Stufe befindet sich eine Nullstellung zum Ausschalten der Beleuchtung, sodass bei Bedarf die zuletzt benutzte Intensität schnell wiedergefunden werden kann. Gespeist wird das Ganze von einer handelsüblichen CR2032-Li-Knopfzelle mit 3V, die laut Sightmark für eine Betriebszeit von 150 bis 500 Stunden reichen soll. Eine Batterie zählt zum Lieferumfang. Das Batteriefach lässt sich dank eines griffig geränderten Randes bequem und werkzeuglos aufschrauben.
Den Einsatzbereich der Zieloptik gibt der Hersteller übrigens für Laborierungen bis zum Kaliber .338 an. Eine Stickstofffüllung im Inneren des Gehäuses sorgt dafür, dass die Linsen von dort her nicht beschlagen können. Unser erster Eindruck: Die optische Leistung des Sightmark Presidio 3-18x50 ist für ein Zielfernrohr dieser Preisklasse recht überzeugend. Im Randbereich beginnt das Bild allerdings dann doch unscharf zu werden und auch leicht zu verzeichnen. Hinzu kommt insbesondere ein ins Gelb-Grüne gehender Farbsaum an den Übergängen von hellen zu dunklen Bildinhalten. Darüber hinaus liefert das Glas ein kontrastreiches und sehr farbtreues Bild, sodass insgesamt betrachtet, die Optik voll und ganz ihren Zweck beim Tagesansitz und auf dem Schießstand erfüllen kann. In der Dämmerung stößt das günstige Sightmark Zielfernrohr trotz mehrfach vergüteter Linsen allerdings doch zeitig an seine Grenzen und kann keine hochwertige Jagdoptik beim abendlichen Dämmerungs- oder Nachtansitz ersetzen. Aber solche Premiumoptiken kosten schließlich auch fünf- bis sechsmal so viel wie das im europäischen Raum für rund 550,- Euro angebotene Sightmark Presidio 3-18x50 MR2 FFP, bei dem neben dem nötigen Werkzeug und der Batterie auch noch Flip-Up-Schutzkappen für Objektiv und Okular zum Lieferumfang gehören.
Technische Daten + Preis des Sightmark Presidio 3-18x50 MR2 FFP
Modell: | Sightmark Presidio 3-18x50 MR2 FFP |
Preis: | 549,99 Euro (UVP für den europäischen Markt*) |
Objektiv: | 50 mm |
Vergrößerung: | 3- bis 18-fach |
Absehen: | MR2 in 1. Bildebene |
Augenabstand: | 98,5 mm |
Mittelrohrdurchmesser: | 30 mm |
Sehfeld auf 100 m: | 11,19 m bis 1,86 m |
Klickverstellung (Seite u. Höhe): | 1/10 mrad (1 cm auf 100 m) pro Klick |
Höhenverstellbereich: | 260 cm (26 mrad) |
Seitenverstellbereich: | 260 cm (26 mrad) |
Parallaxeeinstellung: | 10 yds (9,144 m) bis ∞ |
Dioptrieneinstellung: | -2 dpt bis +2 dpt |
Länge: | 331 mm |
Gewicht: | 893 g (ohne Flip-Up-Cover und Knebel) |
* Aufgrund unterschiedlicher Umsatzsteuer- und Einfuhrgebührensätzen können in einzelnen EU-Staaten Preisabweichungen auftreten.
Unser Testfazit zum Sightmark Presidio 3-18x50 MR2 FFP:
Alles in allem liefert Sightmark mit dem neuen Presidio 3-18x50 MR2 FFP ein absolut schießstandtaugliches und robustes Zielfernrohr für den Einsatz bis auf mittlere Entfernungen und lange aber nicht extrem weite Distanzen. Für die „Lange Bahn“ ist die Variante mit dem LR2-Absehen, ergänzt durch eine Montage mit entsprechender Vorneigung, sicher die bessere Wahl. Aber als Taglichtoptik bei Jagd dürfte das vom Preis her sehr fair angesetzte Sightmark Presidio 3-18x50 MR2 FFP sicher auch bei uns so manchen Fan in der Jägerschaft finden. Seine Schwäche in der Dämmerung könnte gegebenenfalls ja etwa auch eine entsprechende nachtsichttaugliche Vorsatzoptik kompensieren.
Das hat uns gut gefallen: | Das fanden wir weniger gut: |
- Robustes Gehäuse - Griffige, leicht bedienbare Verstellelemente - Sauber rastende, gut spür- und hörbare Klickverstellung - Auch bei max. Vergrößerung sehr feine Linien im Absehen - Sehr faires Preis-/Leistungsverhältnis | - Nicht gut erkennbare Drehrichtungsangabe am Dioptrienausgleich - Optische Leistung in der Dämmerung |
Weitere Informationen zu den neuen Zielfernrohren der Presidio-Baureihe und anderen Zieloptiken von Sightmark finden sie auf dieser englischsprachigen Webseite des Unternehmens.