Ein digitales Nachtsichtgerät funktioniert im Prinzip wie eine digitale Filmkamera: Ein Objektiv fokussiert das Bild und wirft es auf einen CCD-Sensor. Ein Prozessor wandelt es dann in ein digitales Signal um. Anschließend wird es auf einem LCD-Display angezeigt und bei Bedarf auf einem Datenträger gespeichert.
Bei einem digitalen Nachtsichtzielfernrohr ist der Sensor einfarbig. Er wird für eine besonders hohe Lichtempfindlichkeit optimiert, und zwar vor allem für eine bestimmte Wellenlänge (zwischen 600 und 850 nm). Das Bild wird über das Okular auf ein Mikro-Display geworfen. Die Optik wird auf die Waffe montiert, das Absehen lässt sich justieren.
Digitale Nachtsichtzielfernrohre von Pulsar
Von der Konzeption her hat das digitale Nachtsichtzielfernrohr einige Ähnlichkeit mit einem Wärmezielfernrohr. Die einzigen Unterschiede betreffen die Art des Sensors und das Material des Objektivs, das bei einem Wärmezielfernrohr aus Germanium besteht.
Die Vorteile eines digitalen Nachtsichtzielfernrohrs gegenüber einem herkömmlichen Nachtzielgeräts der zweiten Generation sind die geringeren Kosten, die Möglichkeit der schadenfreien Verwendung bei Tag, die Speicherung der Bilder und viele weitere digitale Funktionen, die in einem analogen Instrument mit IL-Tubus einfach nicht zur Verfügung stehen.
Pulsar hat die Digisight-Reihe in den letzten Jahren immer weiter verbessert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die aktuelle Produktreihe kann man als „dritte Generation“ bezeichnen.
Das Digisight-Zielfernrohr der Serie 9xx zeichnet sich durch ein festes Objektiv mit 3,5-facher Vergrößerung aus. Durch den digitalen Zoom kann dieser Wert allerdings verdoppelt und vervierfacht werden, was einer sieben- bzw. vierzehnfachen Vergrößerung entspricht. Zwischenstufen sind dabei möglich.
In funktionaler Hinsicht stellt die Integration eines Laser-Entfernungsmessers mit einer Reichweite von 400 Metern in die Modelle Digisight LRF einen beachtlichen Fortschritt dar. Der gemessene Wert wird im Okular angezeigt.
Pulsar Digisight N960 und N970 - technische Daten
Der Korpus des Geräts besteht aus einem Polymer-Verbundstoff, der mit Glasfasern verstärkt wurde und dementsprechend robust ist. So kann das Zielfernrohr mit Waffen verwendet werden, die Mündungsenergien von bis zu 6.000 Joule freisetzen. Es ist außerdem wasserfest (allerdings nicht versenkbar). Es kann eine Befestigung zur Montage auf die Waffe angeschraubt werden. Ein mit Weaver/Picatinny kompatibler Anschluss liegt bei. Zwei Picatinny-Schienen sind auf dem Korpus des Zielfernrohrs angebracht: eine an der Seite für die Zusatzbatterie EPS3 oder für eine Videokamera, eine auf der Oberseite. Sie kann für ein Rotpunktvisier wie das Docter Sight verwendet werden.
Die Abmessungen sind ziemlich wichtig. Das Gewicht beträgt 1,1 kg bei einer Breite von 112 mm, einer Höhe von 94 mm und einer Länge von 340 mm.
Der Unterschied zwischen den Modellen 960 und 970 besteht lediglich in der Art des Infrarot-Strahlers: Im einen Fall handelt es sich um eine 810-nm-LED (mit bloßem Auge noch schwach zu sehen), im anderen um einen 915-nm-Laser (mit bloßem Auge vollständig unsichtbar). Beide Strahler sind in ihrer Intensität dreistufig verstellbar.
Das Gerät wird von vier AA-Batterien zu 1,5 V versorgt.
Der CCD-Sensor (Diagonale ½”) hat eine reelle Auflösung von 752 x 582 Pixel. Gegenüber der vorherigen Digisight-Generation wurde die Lichtempfindlichkeit verdoppelt.
Auf dem Instrument sitzt eine Reihe von Bedienungselementen:
- ein Knopf zum Einschalten des Zielfernrohrs und des IR-Strahlers
- ein programmierbarer Knopf
- einer für den Zoom oder für die Entfernungsmessung beim Modell LRF
- ein Multifunktionsschalter mit einem Knopf in der Mitte, mit dem sich die digitalen Funktionen steuern lassen
- ein Schalter zum Fokussieren des Objektivs
Im Vergleich zur vorherigen Generation hat die Serie 9xx bei gleicher Vergrößerung ein um 30% größeres Sichtfeld.
Es sind zudem zwei Anschlüsse vorhanden: einer für den Videoausgang und einer für die externe Stromversorgung.
Die fehlenden Verstelltürme fallen sofort ins Auge. Die Justierung erfolgt vollständig digital. Die Parameter können für drei verschiedene Waffen oder Munitionstypen gespeichert werden, außerdem für 15 Schussdistanzen. Jedes Profil kann eins der elf verfügbaren Absehen verwenden, die rot oder grün beleuchtet sind.
Das Okular hat eine große Pupillenschnittweite (rund 67 mm), die Dioptereinstellung reicht von -4 bis +3. Die Austrittspupille ist 6 mm groß. Die Anzeige ist rechteckig und besteht aus einem OLED-Mikro-Display mit 640 x 480 Farbpixeln. Im unteren Bereich des Displays – der Statusleiste – sind verschiedene Funktionsparameter angegeben (Batteriestatus, aktuelle Vergrößerung, ausgewählte Optionen und so weiter). Das Bild selbst wird in schwarz-weiß dargestellt.
Pulsar Digisight N960 und N970 - unser Test
Wir haben das Pulsar Digisight für unseren Test auf einen halbautomatischen Karabiner vom Typ M4 im Kaliber .223 Remington und auf einen ebenfalls halbautomatischen Jagdkarabiner Benelli Argo E-Pro im Kaliber .30-06 Springfield montiert.
Um möglichst viele Möglichkeiten für die Verstellung zu haben, gibt es drei verschiedene Optionen für die Montage. Das Digisight sitzt natürlich höher über der Achse der Waffe als ein herkömmliches Zielfernrohr, was den Kopf des Schützen in eine etwas unbequemere Position zwingt. Das gilt vor allem beim Schießen mit dem Argo, während der Effekt sich beim M4 erheblich weniger bemerkbar macht.
Die Justierung ist fast schon genial zu nennen, auch wenn man sich dafür durch Menüs bewegen muss, die einem Smartphone alle Ehre machen würden: Wenn man einen Schuss abgegeben hat und das Haupt-Absehen bei aufgestützter Waffe auf das Ziel gerichtet hält, muss nur noch das in der Zwischenzeit erschienene zweite Absehen positioniert werden, um das Zielfernrohr automatisch auf die gewünschte Entfernung einzustellen.
Die Präzision ist ziemlich gut. Das Absehen - es ist virtuell und wird direkt auf dem Mikro-Display angezeigt - behält bei allen Vergrößerungen dieselben Abmessungen.
Es stehen 100 Klicks (+50 und -50) für die Höhenverstellung und 80 Klicks (+40 und -40) für die Seitenverstellung zur Verfügung. Jeder Klick entspricht 17 mm auf 100 m.
Wenn die Zoom-Funktion auf den programmierbaren Knopf gelegt wurde, kann man mit je einem Knopfdruck zwischen den Vergrößerungsstufen 3,5x, 7x und 14x wechseln. Wenn man eine stufenlose Vergrößerung wünscht (Schritte von 0,1x), muss man die Zoom-Funktion nur auf den Haupt-Drehknopf legen, allerdings ist die Verstellung dann ziemlich langsam und unpraktisch.
Erwähnenswert sind noch der Beschleunigungsmesser zur Messung der Neigung des Zielfernrohrs und damit des Winkels zum Ziel, der Bildprozessor SumLight, der für eine beachtliche Verbesserung der Empfindlichkeit bei schwachem Licht sorgt, und die Fernsteuerung, mit der sich alle digitalen Funktionen bedienen lassen, ohne dass man den Griff der Waffe wechseln muss.
Wir haben das Pulsar Digisight N960 LRF bei Tag und bei Nacht getestet, auch unter schwierigen Lichtverhältnissen.
Zum Vergleich haben wir ein PVS14 mit afokalem Linsensystem und 3x-Vergrößerung verwendet. Es ist ein völlig anderes Gefühl als bei einem traditionellen Nachtzielgerät. Lichtquellen sind zum Beispiel nicht von einem Schein umgeben. Es kann allerdings leicht passieren, dass in zu stark belichteten Bereichen des Bildes Bloom-Effekte entstehen, bei denen alle Details verschwinden. Fernab von den Lichtern der Stadt sieht es dann schon viel besser aus: Im freien Feld bei schwachem Mondlicht schlägt das Digisight jedes Nachtsichtgerät, das nicht zur zweiten Generation gehört.
Die Auflösung ist in diesem Fall natürlich beschränkt. Sie entspricht wenig mehr als einem Drittel im Vergleich zu einem Fernrohr mit 64 Lp/mm. Wegen des völlig anderen Verhaltens digitaler Geräte (je nach Umgebungslicht) sind Vergleiche allerdings nur sehr schwer anzustellen.
Preise der Pulsar Digisight Nachtzielfernrohren
Modell | UVP des Herstellers |
Pulsar Digisight N960 | 1.530,- Euro |
Pulsar Digisight N970 | 1.590,- Euro |
Pulsar Digisight N960 mit Entfernungsmesser | 1.790,- Euro |
Pulsar Digisight N970 mit Entfernungsmesser | 1.840,- Euro |
Pulsar Digisight N960 und N970 - unser Fazit
Mit dem IR-Strahler sind Reichweite und Schärfe des Bildes verblüffend. Man kann ohne weiteres Schüsse über Distanzen von mehr als 150 m wagen. Im Unterholz ist ein solcher Strahler allerdings kontraproduktiv, weil das von den Blättern in der Nähe zurückgeworfene Licht den Sensor „blendet“. In mondlosen Nächten, ohne IR-Strahler und bei teilweise bedecktem Himmel fällt die Leistung allerdings in den Keller, und der Strahler muss wieder eingeschaltet werden.
Alles in allem ein überraschendes Instrument, dessen Leistungen dem Preis angemessen sind. Es kann tagsüber und nachts verwendet werden (besonders dankbar ist die Möglichkeit, die Justierung bei Tageslicht vornehmen zu können und auch tagsüber zu üben). Die Bedienung ist recht einfach. Ein Zielfernrohr, das man auf jeden Fall empfehlen kann.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website von Pulsar.
Exklusiv bei all4hunters.de finden Sie den aktuellen Pulsar Katalog, den Sie hier direkt virtuell durchblättern können.