Mit dem brandneuen Vorsatzgerät Krypton FXG50 Thermal, einer konzeptionellen Weiterentwicklung des Core-Clip-on für Zielfernrohre, hat Pulsar sein erstes auf VOx-Sensortechnologie basierendes Wärmebildprodukt für den europäischen Jagdmarkt vorgestellt. Wir hatten bereits eines der ersten Testgeräte in unseren Händen.
Das Krypton ist in zwei Versionen erhältlich: XG50 und FXG50. Sie unterscheiden sich nur dadurch, dass das XG50 mit einem Monokularaufsatz ausgestattet ist, der das Aufsteck-Wärmebildvisier in ein voll funktionsfähiges, hand-held Wärmebildmonokular mit 5-facher Vergrößerung verwandelt. Das FXG50 stattdessen, verfügt über einen Adapter für das 42 Millimeter, 50 Millimeter oder 55 Millimeter-Objektiv eines Zielfernrohrs.
Das Krypton FXG50 kommt mit dem brandneuen, in den USA hergestellten VOx (Vanadium Oxide) Vollformatsensor (50 hz), mit einer Auflösung von 640x480 Pixeln und 12 µm Pixelabstand. Da das Krypton auf die Markteinführung des Thermion XG50 3-24x42 Wärmebild-Jagdzielfernrohrs in den USA im vergangenen September folgt – mit bemerkenswert ähnlichen Spezifikationen – kann man davon ausgehen, dass der ungekühlte VOx-Mikrobolometer-Sensor vom gleichen Hersteller stammt: BAE-Systems.
Sehen Sie hier unser Unpacking-Video zum Pulsar Krypton XG50:
VOx-Technologie in der brandneuen Pulsar-Thermo-Optik: Was sind die Vorteile beziehungsweise Unterschiede im Vergleich zur ASi-Technologie?
Bevor wir uns dem Pulsar Krypton FXG50 Test widmen, werfen wir einen Blick auf die VOx-Technologie.
Die ungekühlte Vanadium-Oxid-Sensortechnologie wurde in den späten siebziger Jahren in den USA entwickelt, hauptsächlich für militärische Zwecke. Damals war es sehr schwierig, VOx-Sensoren und -Kameras außerhalb der USA zu beschaffen. Deshalb wurde in Europa die amorphe Siliziumtechnologie (ASi) entwickelt, um die Nachfrage nach Wärmebildkameras und Wärmebildsensoren in den frühen 90er Jahren zu decken. Im Vergleich beider Technologien zeigt sich, dass VOx ausgereifter ist und im Allgemeinen eine ausgezeichnete Empfindlichkeit, Zuverlässigkeit und ein geringeres Rauschen bietet. Das hat einen besseren Dynamikbereich zur Folge. ASi ist im Allgemeinen erschwinglicher, stabiler und neigt dazu, seine Empfindlichkeit länger zu behalten, mehr als 15 Jahre. Jüngste Durchbrüche in der ASi-Technologie führten jedoch zu höheren NETD- und Leistungsniveaus, so dass VOx- und ASi-Technologien heute – für Verbraucher und den professionellen Low-End-Markt – sehr nahe beieinander liegen.
Wenn wir einen hochqualitativen und hochauflösenden VOx-Sensor, wie den 640x480-Pixel-FPA im Krypton FXG50, betrachten, sehen wir: Sein geringeres thermisches Rauschen, sein höherer Dynamikbereich und sein exzellenter NETD-Wert, zusammen mit der Pulsar-eigenen Thermal-Engine, der schnellen Germanium-Optik und der entsprechenden Bildverarbeitung, dazu beitragen, Bilder von hervorragender Qualität zu erzeugen. Das führt zu ausgezeichnetem Kontrast, Empfindlichkeit und Reichweite. Die beträgt im Falle des Krypton bis zu 2.300 Meter!
Das Pulsar Krypton FXG50 Thermal-Vorsatzgerät im Detail
Das Pulsar Krypton FXG50 Vorsatzgerät verspricht, die vorhandene Optik um Wärmebildfunktionalität zu ergänzen und das Zielfernrohr schnell in eine vollwertige Thermaloptik umzuwandeln. Ohne dass dabei das Zielfernrohr selbst neu justiert oder ausgetauscht werden muss.
Wir können das Krypton FXG50 im Wesentlichen in zwei Elemente unterteilen: Das Wärmebildkamera-Modul selbst und das vordere Schnellwechsel-Adaptersystem. Der Hersteller bezeichnet es als "Precise Screen Positioning" (PSP)-Mechanismus. Lassen Sie uns zuerst das Bildgebungsmodul behandeln:
Das Krypton FXG50 verfügt über ein robustes und nach IPX7 wasserdichtes Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung und wird mit den Pulsar-eigenen IPS7 Li-Ionen-Akkus für bis zu acht Stunden Einsatzdauer betrieben. Das Objektiv hat ein F50/1,2-Objektiv mit hochwertigen Germanium-Elementen, und das Bedienfeld umfasst einen Fokusknopf und vier Tasten zur Bedienung aller Funktionen des Geräts.
Interessant ist, dass das Gehäuse auf dem bewährten Design des beliebten, digitalen Nachtsichtvorsatzes Pulsar Forward F455 basiert. Es gibt auch einen MicroUSB-Anschluss und eine Picatinny-Schiene – was uns zugegebenermaßen ein wenig verwirrt hat. Sie könnte für zukünftiges Zubehör genutzt werden (vielleicht ein Laser-Entfernungsmesser?).
Das Bild wird auf einem monochromen AMOLED-Mikrodisplay und einem Linsensystem dargestellt, das mit Objektiv des vorhandenen Glases verbunden werden kann; das Krypton ist mit einer 1- bis 6-fachen Vergrößerung kompatibel.
Die FXG50 beinhaltet außerdem den vollen Funktionsumfang aller Pulsar-Flagship-Wärmebildkameras, einschließlich Video-/Fotoaufzeichnung mit 16 GB internem Speicher, WiFi-Konnektivität mit Unterstützung der StreamVision Smartphone-App und Firmware-Updates sowie alle Verbesserungen der Bildverarbeitungs-Engine, wie etwa die Image Boost-Technologie – definitiv ein Upgrade gegenüber des Core-Clip-on. Und dabei ist die Steigerung der Auflösung und der Wärmebildleistung noch gar nicht einbezogen!
Der zweite Teil des Krypton-Systems ist die Montage- oder "Docking"-Schnittstelle, wie der Hersteller sie nennt: Der Precise Screen Positioning (PSP)-Mechanismus. Dieser ist in drei Varianten erhältlich, die praktisch alle Objektivdurchmesser von Zielfernrohren abdecken. Von 42 bis 55 Millimeter in insgesamt drei Sets. Wir erhielten das 42-Millimeter-Set, um es mit dem Yukon Jaeger 1,5-6x42-Zielfernrohr zu verwenden, das Pulsar uns zum Test des Krypton schickte.
Der PSP-Schnellwechseladapter besteht im Wesentlichen aus einer Spannzange, die auf der zylindrischen Oberfläche des Objektivs des Zielfernrohrs verriegelt wird. Ausgestattet mit austauschbaren Polymerringeinsätzen, einer Gewindeschnittstelle zur Montage des Krypton-Wärmebildkameramoduls und einem innovativen Kugelgelenk.
Letzteres ermöglicht es, das Display bei der ersten Montage des Systems leicht im Sichtfeld des Zielfernrohrs zu zentrieren. Es wird dabei so verriegelt, dass es bei jeder erneuten Montage des Kryptons zentriert bleibt.
Dabei ist wichtig, dass bei der Installation und Verwendung des Krypton kein erneutes Einschießen erforderlich ist. Denn dafür sorgt die präzise Ausrichtung der optischen Einheit, einschließlich des Sensors, des Displays und des optischen Relais (plus einiger anderer elektronischer "Magie", die im Inneren des Geräts vor sich geht). Die Einstellung, die durch den PSP-Mechanismus bereitgestellt wird, dient nur dazu, die Zentrierung des Displays zu ermöglichen.
Erster Test des Pulsar Krypton FXG50 mit der Kombination aus einer Sabatti ST18-Repetierbüchse und Yukon Jaeger
Wir haben das Pulsar Krypton FXG50 auf einer Sabatti ST18-Repetierbüchse in 6,5 Creedmoor mit dem mitgelieferten Yukon Jaeger-ZF getestet. Die Montage des gesamten Systems auf dem Gewehr erwies sich als äußerst einfach. Wir haben das Zielfernrohr in gewohnter Weise am Schießstand auf 100 Meter eingeschossen und dann das PSP samt Krypton-Modul auf das Glas montiert.
Wir beobachteten dabei fast keine Verschiebung der Treffpunktlage in Bezug auf den Haltepunkt, obwohl die volle Auflösung des Thermalsystems erst ab einer 1,8-fachen Vergrößerung sichtbar ist. Der Anwender sieht dann einen rechteckigen Bildschirm, der perfekt in den kreisförmigen Sichtbereich eingepasst ist. Das hineinzoomen, um ein ebenfalls perfekt kreisförmiges Bild im Okular zu erhalten, endet im Bereich von 3,5-facher-Vergrößerung mit einem Bild von 480 Pixeln Durchmesser. Das Erhöhen des Zoomfaktors des ZFs bedeutet dabei eine Verringerung der scheinbaren Auflösung, da wir offensichtlich in ein Display mit fester Auflösung zoomen... Die Gesamtschärfe bleibt jedoch überraschend gut: Bei 6-fach angelangt, können wir zwar einzelne Pixel erkennen, aber das Bild ist für die Jagd und sogar für professionelle Anwendungen absolut brauchbar.
Die Benutzeroberfläche ist sehr durchdacht: Das Menü präsentiert sich kreisförmig, so dass es bis zu einer 3,5-fachen Vergrößerung genutzt werden kann und in der Mitte weiterhin Sicht besteht. Die Menüpunkte sind begrenzt und die Optionen nicht so zahlreich wie bei anderen Pulsar-Geräten, aber in diesem Fall ist weniger besser. Denn das führt zu weniger Ablenkung.
Das zusätzliche Gewicht im vorderen Bereich der Waffe ist definitiv spürbar, es macht die Waffe mündungslastig und verändert das Handling der Waffe, aber weniger als bei vielen anderen Konkurrenzprodukten. Das Fokussieren kann anfangs eine Herausforderung sein, da der Drehknopf ziemlich weit weg ist, ganz am Ende der Optik und oben auf dem Gerät, aber nach einer Weile ist es nicht mehr so schlimm; das Gleiche gilt für das kleine Bedienfeld, das etwas näher vor dem Drehknopf liegt.
Die Leistung ist exzellent, sogar hervorragend, die spartanische Oberfläche erlaubt die volle Konzentration auf das Wesentliche. Auch die Auflösung ist großartig und die Gesamtanmutung erinnert uns durchaus an ein professionelles Gerät. Die Bildqualität ist erstklassig, mit erstaunlichem Kontrast und sanften Graustufenverläufen, für eine extrem detaillierte und scharfe Ansicht. Nicht nur Wild und wärmere Objekte sind perfekt erkennbar, sondern auch die Umgebung ist detailreich, was zeigt, dass die Sensibilität bei kleinsten Temperaturunterschieden gleichauf oder besser ist mit den leistungsstärksten Wärmebildkameras, die auf dem Consumer-Markt erhältlich sind.
Der Preis für das Krypton FXG50 ist mit 4.150,- Euro relativ hoch und natürlich wird ein Zielfernrohr benötigt, um das System zu vervollständigen – in diesem Zusammenhang empfehlen wir, das Modell Ihres bereits vorhandenen Zielfernrohrs zu notieren. Weil unbedingt die Kompatibilität überprüft und das richtige Adapterset gewählt werden sollte. Es ist wichtig zu erwähnen, dass das Krypton auf mehreren Waffen und Zielfernrohren verwendet werden kann, indem einfach der interne Polymerring ausgetauscht wird. Denn außer der Zentrierung der Anzeige im Gesichtsfeld ist kein Nullen erforderlich. Falls nur eine Optik-Waffen-Kombination verwendet wird, empfehlen wir, den Ring im Inneren des PSP zu verkleben.
Pulsar Krypton FXG50: Technische Daten und Preis
Hersteller: | Pulsar - Yukon Advanced Optics ( www.pulsar-nv.com ) |
Modell: | Krypton FXG50 |
Typ: | Thermal-Vorsatzgerät für das vorhandene Zielfernrohr |
Objektiv: | 50mm/F1,2 mit beschichteten Germanium-Elementen |
Sensor: | 640x480 Pixel, ungekühlter Sensor (sog.Vanadiumoxid-Focal-Planar-Array, V2O5-FPA, misst Strahlung mittels Widerstandsthermometrie) mit 12 µm Pixel-Abstand und automatischer Kalibrierung, 50Hz Bildwiederholrate |
IR Sensbilität: | LWIR (von 7,5 bis 13,5 µm) |
Ausgabe: | Monochromes AMOLED-Mikrodisplay mit einer Auflösung von 1746x1000 Pixeln |
max. Entfernung: | Maximale Beobachtungsentfernung eines 170 x 50 cm großen, rechteckigen und warmen Objekts: 2.300 Meter (beleuchtet dann einen Pixel). |
Abmessungen: | 143 х 93 х 76 mm |
Gewicht: | 520 g |
Montage: | Precise Screen Positioning (PSP)-Montage für das ZF-Objektiv |
Material/Finish: | Magnesium Gehäuse, Stahl Adapter mit Polymereinlage zur Montage |
Anmerkungen: | Betrieb mit einem Herstellereigenen Li-Ion Akku von Pulsar mit IPS7-Zertifizierung, 6400 mAh Kapazität. Eingebaute DVR-Aufnahmen (16GB interner Speicher), WiFi Stream Vision Verbindung, Kompatibel mit Android und iOS Smartphones und Tablets, MicroUSB-Buchse, wasserdicht nach IPX7. |
Preis: | 4.150,- Euro (UVP Hersteller) |
Weitere Informationen zu den Optronik-Lösungen von Pulsat, finden sie auf der Website des Herstellers.