Die Geschichte der auch zur Jagd genutzten Ferngläser mit integriertem Laserentfernungsmesser beginnt 1992 mit dem Leica Geovid 7x42 BD. Seitdem hat sich bei den sogenannten Rangefinder-Ferngläsern einiges getan. Die aktuellen Modelle verfügen über Bluetooth-Technik und zeigen Daten zur Ballistik an. Zu den jüngsten Geräten im Premiumsegment der RF-Ferngläser zählt das Swarovski EL Range TA. Im Unterschied zum EL Range der zweiten Generation fällt das Gehäuse jetzt ein wenig schlanker aus. Die komplette Messtechnik samt Anzeige steckt nun im rechten Tubus, so dass der linke für die Bluetooth-Elektronik zur App-Anbindung genutzt werden kann. Damit die Elektronik nicht störend ins optische System ragt, haben die Entwickler diese in finnenartige Wülste an der Unterseite der Tuben verlegt, die gleichzeitig als Daumenanlagen dienen. Mithilfe der bewährten „Swarovision-Technologie“ kommt man so nach eigenen Angaben beim neuen EL Range TA auf eine Transmission von 90 Prozent. Womit sich die rund 930 Gramm schwere Optik in der Version 10 x 42 zum Preis von 3.490 Euro auch als Ansitz- und Pirschglas für den Einsatz in der Dämmerung oder gar bei Nacht anbieten würde, aber dazu später mehr.
Die Funktionen des EL Range TA 10 x 42 von Swarovski
Wie bei der vorherigen Baureihe verfügt das neue EL Range über einen Laser-Rangefinder, der jetzt Entfernungen zwischen mindestens 10 und maximal 2.000 Meter messen kann. Neben der Einzelmessung können auch sich bewegende Objekte angelasert werden. Der kontinuierliche Scan-Modus wird aktiviert, sobald die Mess-Taste länger als drei Sekunden gedrückt wird. Darüber hinaus wird bei der Messung auch der Neigungswinkel zum Objekt ermittelt. Während beim EL Range bislang nur der Einfluss der Erdanziehung auf die Flugbahn allgemein berücksichtigt und eine um diesen Wert entsprechende „korrigierte ballistische Schussentfernung“ angezeigt werden konnte, besitzt das neue EL Range TA auch Sensoren für die Temperatur sowie den Luftdruck und kann genauere Daten zur Haltepunktkorrektur liefern. Dazu muss es aber via „smartem Gerät“ und der kostenlos für IOS oder Android-Modelle verfügbaren EL Range App über Bluetooth zuvor mit zusätzlichen Daten gefüttert werden. Es können Daten für insgesamt drei verschiedene „ballistische Systeme“ hinterlegt werden. Ein solches System wird bei Swarovski unter dem Begriff Gewehrkonfiguration oder kurz Rifle gefasst und enthält Angaben zum Zielfernrohr, dessen Montagehöhe und zur Munition. Im Konfigurator kann man aus einer breiten Palette an Swarovski-ZFs und einer riesigen Auswahl an Fabrikpatronensorten diverser Hersteller wählen. Wer auf seiner Waffe kein Swarovski Zielfernrohr montiert hat, muss sich in der App halt an ein Modell halten, dass mit den gleichen Verstellwerten arbeitet wie das eigene Modell.
Wiederlader, Jäger, Pfadfinder: Das EL Range TA 10 x 42 hilft weiter
Wiederlader können auch die ballistischen Werte ihrer Handlaborierungen eingeben. Die Angaben zur Korrektur kann man sich wahlweise in MOA, MRAD/ MIL, cm oder inch unter der gemessenen Entfernung im Display des EL Range einblenden lassen. Alternativ können auch die korrigierte Schussdistanz, der Schusswinkel oder die Schussrichtung angezeigt werden. Damit reagiert Swarovski auf die deutschen Mitbewerber Zeiss und Leica, die mit den in der Ausführung 10 x 42 jeweils rund 3.100 Euro teuren Modellen Victory RF und Geovid 3200.com bereits Bluetooth- und App-basierte RF-Ferngläser vorgelegt haben. Allerdings sattelt Swarovski hier noch einen drauf und baut einen GPS-Kompass in das Fernglas ein. Die neue GPS-Komponente ermöglicht neben der bereits erwähnten Schussrichtungsanzeige auch die neue Funktion Tracking Assistant (TA) des EL Range, die auch unabhängig von der App nur mit dem Glas genutzt werden kann. Die Bluetooth-Funktion wird durch gleichzeitiges längeres Drücken der Mess- und der Mode-Taste ein- und auch wieder ausgeschaltet. Die Messtaste sitzt oben auf der linken Scharnierseite der Mittelbrücke. Ist Bluetooth aktiv, leuchtet eine blaue LED an der Finne auf. Dann kann aber nicht gemessen werden. Die Bluetooth-Funktion dient rein zum Übertragen von zuvor in die App eingegebenen Konfigurationsdaten und zum Übermitteln der jeweils letzten drei Messdaten (GPS-Daten des Startorts der Messung, Richtungswinkel und Entfernung zum Zielort der Messung). Die Messdaten lassen sich dann in der App auf die Satellitenbildkarte von Google Maps übertragen. Mit dieser oder alternativ mithilfe eines stets in Zielrichtung weisenden Pfeiles und einer Entfernungsangabe auf dem Handydisplay kann sich der Jäger dann zu einem der drei letzten Messpunkte und damit gegebenenfalls auch zum Anschuss leiten lassen.
Das Ganze setzt natürlich eine funktionierende GPS-Verbindung des Smartphones voraus. Und die ist bei stark bedecktem Himmel oder Niederschlag bekanntermaßen nicht immer gegeben. Man sollte hier auch bedenken, dass die GPS-Genauigkeit im zivilen Bereich nur bei etwa 10 bis 30 Meter liegt. Beim Übertragen der Positionsdaten in die Karte zeigt die App die gerade aktuelle GPS-Genauigkeit aber auch an. Im Test leitete die App uns dann auch meist bis auf 10 bis 15 Meter an den Messpunkt heran. Bei der Navigation über das Glas bewegt man sich vom Startpunkt in Richtung des Messpunktes weg und misst zwischenzeitlich immer wieder zum Startpunkt zurück. Bei diesen Messungen wird im Glas dann jeweils mit Richtungspfeilen angezeigt, wie weit man nach links oder rechts und wie weit man sich noch in Richtung der Messung bewegen muss. Da man so letztendlich auf dem Kreisbogen mit dem auf einen Meter genau gemessen Radius zum Startpunkt landet, kann man sich auf diesem Bogen quasi bis auf einen Meter genau zum Messpunkt respektive Anschuss vorarbeiten. Damit das EL Range einen auch in die richtige Richtung schickt, muss der Kompass aber vom Nutzer gemäß eines in der Bedienungsanleitung beschriebenen Prozederes vorher kalibriert werden.
Optische Leistungen des EL Range TA 10 x 42 im Vergleich
Den Messbereich des Rangefinders gibt der österreichische Hersteller von minimal 10 bis zu 2.000 Meter an. Beim Testglas lag der minimal angezeigte Wert bei neun Metern, das allerdings bei allen Distanzen zwischen knapp über acht bis zehn Metern. Beim maximalen Messbereich handelt es sich für den Jäger eher um einen theoretischen Wert außerhalb seiner Schussweite, der nur bei relativ großen, hellen und gut reflektierenden Objekten wie etwa einer glatten weißen Hauswand erreicht werden kann. Um die optische Qualität des neuen EL Ranges zu beurteilen, verglichen wir das Testglas mit einem Zeiss Victory HT 10 x 42, einem ausgereiften Fernglas der optischen Spitzenklasse ohne elektronische Komponenten. Dabei lagen die beiden Optiken in puncto Randschärfe in etwa gleich auf. Beim Swarovski war das Bild etwas farbgetreuer und enorm kontrastreich, dafür hatte das Zeiss bei der Auflösung knapp die Nase vorn. Überraschenderweise konnte beim Nachtansitz das Zeiss nur etwa fünf Minuten länger genutzt werden, bis es bei vollends bedecktem Himmel zu dunkel wurde. Hier hatten wir einen größeren Unterschied erwartet, da das Zeiss-Modell mit 95 Prozent Transmission angegeben ist.
Technische Daten und Preis des Swarovski EL Range TA 10 x 42
Modell: | Swarovski EL Range 10 x 42 TA |
Preis: | € 3.480,- |
Vergrößerung: | 10 x |
Objektivdurchmesser: | 42 mm |
Austrittspupille: | 4,2 mm |
Augenabstand: | 19 mm |
Dämmerungszahl: | 20,5 |
Sehfeld auf 1000 m: | 120 m |
Dioptrienausgleich: | ± 5 dpt |
Pupillenabstand: | 56 – 74 mm |
Nahdistanzeinstellung: | 5 m |
Lichttransmission: | 90% |
Maße (L/B/H) | 169 x 136 x 79 mm |
Gewicht (mit Batterie und Objektivkappen): | 962 g |
Messbereich Rangefinder: | 10 - 2.000 m |
Winkelmessung: | ± 90° |
Anmerkungen: | 1 CR2-Batterie, reicht für ca. 2000 Messvorgänge. Die Ballistikfunktion zeigt Angaben zur Flugbahnkorrektur im Fernglas an. Der Tracking Assistant ist per App oder nur mit dem RF-Fernglas nutzbar. |
Test-Fazit: Das neue EL Range TA 10x42 ist ein Rangefinder-Fernglas der absoluten Spitzenklasse (Modell 2021, 3. Generation)
Dieses Urteil gilt für die optische Qualität, den Funktionsumfang und unsere Erfahrungen in der Praxis. Wir können das Modell uneingeschränkt empfehlen. Seine Energie bezieht das EL Range mittels einer CR2-Batterie. Das Batteriefach verbirgt sich in der Fokussierwalze des Mitteltriebs.
Als Sonderzubehör bietet Swarovski alternativ einen Batteriefachdeckel an, an dem sich eine justierbare Stirnstütze befindet. Das Teil mit der Bezeichnung "FRR-Stirnstütze" macht gerade bei längeren Beobachtungsphasen das Halten nicht nur bequemer, es hilft auch dabei, das Glas insgesamt ruhiger zu halten, was auch das Erfassen von Messobjekten erleichtert. Eine sinnvolles Extra, das es für einen Aufpreis von 129.- € gibt.
Hier geht's zu weiteren Infos über das EL Range TA 10 x 42 auf der Hersteller-Website.