Wir haben das kompakte Wärmebild-Monokular Nitehog Gecko 35 Pro LRF, eine hochmoderne Beobachtungsoptik für den Jäger, auf all4hunters.com bereits vorgestellt, dort finden Sie alle Features im Detail. Und gerade diese Features machten uns extrem neugierig und so wollten wir unbedingt wissen, wie es mit der Leistung dieser neuen Wärmebildoptik steht. Gespannt waren wir dabei insbesondere auf das, was der integrierte Laserentfernungsmesser, die Bewegungssensoren, die Videoaufnahmefunktion und die anderen in dem oben verlinkten Vorstellungsartikel bereits aufgezeigten Elemente so alles zu bieten haben.
Praxisvideo: Wärmebildgerät Nitehog Gecko 35 Pro (englisch)
Das Nitehog Gecko 35 Pro LRF wird mit viel Zubehör und inklusive zweitem Akku geliefert
Zunächst nehmen wir uns die Zeit, um das Gecko 35 Pro und alle mitgelieferten Teile sorgfältig auszupacken. Dabei stießen wir auf eine praktische Cordura-Tasche mit zwei Fächern, in der sich das Wärmebildmonokular und das Zubehör befanden. Dazu gehören etwa zwei Akkus, ein USB-C-Kabel und das Ladegerät. Hinzu kommen ein HDMI-Kabel, eine Handschlaufe, eine Umhängeschlaufe und ein Linsenreinigungstuch. Das Objektiv ist durch einen drehbaren Klappdeckel geschützt, der so gedreht werden kann, dass er das LRF-Fenster nicht verdeckt und den Betrieb des Rangefinders nicht behindert.
Obwohl das Gerät im Betrieb sehr leise ist, kann das deutlich hörbare "Klicken" der automatischen Mikrobolometer-Shutter-Kalibrierung sehr nah stehendes Wild unter Umständen zum Abspringen bringen, es also vertreiben. Das Gecko 35 Pro besitzt jedoch auch eine Option zur geräuschlosen, manuellen Kalibrierung. Hierzu müssen die Auf-/Ab-Tasten gleichzeitig gedrückt und dabei das Objektiv mit dem Deckel verschlossen werden.
Das Menüsystem ist viel komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint: Jede der nur vier Tasten, einschließlich der Ein-/Austaste, kann in verschiedenen Kontexten mindestens vier Funktionen erfüllen. Zudem gibt es auch Tastenkombinationen, mit denen individuelle um Funktionen und Befehle hinzugefügt werden können. Der Menübaum ist ebenfalls sehr umfangreich und ein aufmerksames Lesen des Handbuchs ist unabdingbar, um alle Funktionen des Geräts nutzen zu können. Das bedarf aber einiges an Übung.
Wir haben die kostenlose Nitehog Gecko-App auf dem iPhone installiert (sie ist auch für Android-Nutzer verfügbar), um die WLAN-Anbindung und die Funktionen der App selbst zu testen. Dazu können wir sagen, in perfekter Nitehog-Tradition ist die App sehr übersichtlich, leicht zu bedienen und effektiv. Ideal für den Jäger.
In der Menüführung gibt es nur wenige Symbole: Eine Mediengalerie – sowohl lokal auf dem iPhone als auch auf dem Gecko 35 Pro. Das Menüsystem für die Verbindung mit dem Gecko und eine Remote-Video-Streaming-Ansicht auf dem Gerät. Es ist möglich, die aufgenommenen Bilder und Videos aus dem internen Speicher des Gecko in die Bildübersicht des Smartphones oder Tablets herunterzuladen.
Die Ergonomie ist ansprechend, könnte aber durch Kleinigkeiten noch verbessert werden. Das Gecko 35 Pro liegt gut in der Hand. Das Gerät besitzt allerdings nur eine einzige Gummieinlage am Gehäuse, die die Griffigkeit etwas erhöht. Zusätzliche Gummieinsätze oder auch eine geriffelte Oberflächenstruktur könnten die Griffsicherheit an dem doch sehr glatten und insbesondere bei Nässe auch rutschigen Gehäuse weiter zu erhöhen.
Die Dioptrieneinstellung befindet sich auf der linken Seite des Okulars. Es handelt sich um einen Drehknopf mit einer aus dem Instrumentengehäuse herausragenden Skala. der Drehregler ist einfach zu bedienen und einzustellen, befindet sich aber genau dort, wo sich die Nase des Benutzers befindet, wenn er in das Okular blickt. Bei längeren Beobachtungseinsätzen drückt das Teil dann vielleicht bei dem einen oder anderen etwas unagenehm gegen die Nase. Es wäre es gegebenenfalls besser gewesen, den gleichen Dioptrienregler an der Ober- oder Unterseite des Gehäuses vorm Okular zu platzieren.
Neben dem Okular befindet sich ein Sensor zum Abschalten des Displays. Dieser deaktiviert den Bildschirm, wenn das Gesicht vom Gerät entfernt wird, sowie das Mikrofon für den integrierten A/V-Recorder.
Ein kleines Problem könnte in der Praxis auch beim Auswechseln des Akkus auftreten, insbesondere dann, wenn man abgelenkt ist oder es eilig hat. Der Akku verfügt über eine Führungsnase, das entsprechende Gegenstück stellt eine Führungsnut im Batteriefach dar; es ist jedoch möglich, den Akku mit der Nase auch außerhalb dieser Nut in das Gehäuse hinein zu drücken. Das führt dann dazu, dass sich der Akku in dem Fach verklemmt und dieser sich gerade im Dunkeln oder mit feuchten Hände nur schwer wieder entfernen lässt. Also hier besser ein wenig Üben, damit das erst garn nicht erst passiert. Der Akku selbst ist zudem mit einem O-Ring versehen, so dass er gut gegen Regen und andere Witterungseinflüsse abgedichtet ist.
Die Anzeigeleistung des Displays ist hervorragend. Dank seiner sehr guten Auflösung liefert es eine Fülle von Details, um Wild klar ansprechen zu können. Durch die verschiedenen Darstellungsmodi, kann der Jäger hier die für ihn persönlich beste Anzeigeoption auswählen, um die Leistung des Wärmebildgeräts voll auszuschöpfen. Ein digitaler Kompass am oberen Rand des Bildfensters gibt die Richtung zum betrachteten Ziel an, und es besteht die Möglichkeit der Bewegungssensoranzeige, wobei Neigungs- und W sowohl grafisch als auch in Ziffern angezeigt werden. Zu den Optionen zur Verbesserung des Bildes gehören Kontrastfilter und eine reichhaltige Farbpalette für diverse Bildmodi, wie etwa "Warm Weiß", "Warm Schwarz", "Warm Rot" oder "Rainbow". Bei der Auswahl der digitalen Vergrößerungsstufen oder der Farbpaletten kann es zu Verwirrung kommen, da die Taste "Auf" durch die verfügbaren Vergrößerungen und die Taste "Ab" durch die Paletten blättert. Uns ist es beispielsweise anfangs passiert, dass wir in ein Ziel hineingezoomt haben, und als wir wieder herauszoomen wollten, wechselte stattdessen der Farbmodus − Autsch: falsche Taste erwischt. Man gewöhnt sich dann aber doch schnell an die korrekte Tastenbedienung.
Der Laser-Entfernungsmesser funktioniert sowohl im Scanning-Modus als auch als Einzelmessung. Der Rangefinder ist genau und funktioniert in der Praxis gut. Wir haben seine Leistung mit der eines Leica CRF 2000-B verglichen, und die Werte stimmten überein. Man vergisst leicht, dass der Laser neben dem Objektiv verbaut ist, und wenn man eine "0"-Messung erhält, kann es gut sein, dass die Hand vor dem Fenster liegt.
Unser Praxis-Check des Nitehog Gecko 35 Pro LRF erfolgte über mehrere Monate und unter diversen Witterungsbedingungen
Nun zur tatsächlichen Leistung: Wir haben den Gecko 35 Pro LRF ein paar Monate lang bei verschiedenen Wetterbedingungen genutzt.
Unter normalen Bedingungen ist das Bild klar und detailliert, praktisch ohne Verzögerung und mit einer sehr schnellen Bildwiederholrate, ohne Geisterbilder und die Anzeige im Okular liefert ein großartiges Bild mit hervorragender Schärfe und Qualität.
Natürlich spielt die Umgebungsbeleuchtung keine Rolle, das Bild ist also bei Tag und bei Nacht gleich gut. In der Nacht sorgt die Tatsache, dass alles abgekühlt ist (keine wärmende Sonnenstrahlung), für einen besseren Kontrast und eine bessere Bildqualität – das Gleiche gilt bei bedecktem Himmel.
Bei Regen besteht der einzige Unterschied darin, dass das Wasser die Oberflächen der Umgebung abkühlt, so dass lebende Objekte stärker hervortreten. Der fallende Regen beeinträchtigt das betrachtete Bild nur geringfügig. Leider gab es im Testzeitraum keine Situation mit sehr starkem Regen. Nebel lässt sich mit dem Gecko leicht durchdringen: Wir haben starke Nebelsituationen am kühlen Morgen und bei Einbruch der Dunkelheit betrachtet, und das Gecko 35 Pro hat es immer geschafft, zu zeigen, was sich hinter dem "milchigen Dunst" versteckt. Schwierig wird es, wenn versteckte Felsen in einem Feld oder größere Felsen im Freien von der Sonne aufgeheizt werden, was die Identifizierung von lebenden Objekten erschwert, sofern sie sich nicht bewegen. Beispiele für all diese Situationen sehen Sie in dem oben verlinkten Video.
In einigen wenigen Fällen hatte das Nitehog Gecko Pro 35 Schwierigkeiten, gute Bilder zu zeigen, etwa dann, wenn ein großer Teil des Himmels sichtbar ist und der Algorithmus für den dynamischen Bereich versucht, die extremen Temperaturdifferenzen auszugleichen, und in diesem Fall können die Umgebung und der Wald nicht korrekt dargestellt werden. Der Temperaturunterschied zwischen dem kalten Himmel und den Objekten auf der Erde ist einfach zu groß. Aber das gilt für die Algorithmen anderer Wärmebildgräte ebenso. Eine Änderung des Farbmodus während des Beobachtens/Aufnehmens kann hier Abhilfe schaffen. Der Gecko-Akku hält bei normalem Gebrauch etwa 6 Stunden, die Verwendung von WLAN, LRF-Scans oder Videoaufnahmen können die Akkulaufzeit verkürzen.
Test-Fazit zum Nitehog Gecko 35 Pro LRF:
Alles in allem ein gutes Produkt mit vielen interessanten Funktionen und einigen Kleinigkeiten, über die der Hersteller nochmals nachdenken sollte, aber alles in allem einer großartigen Leistung in den verschiedenen Testsituationen. Das Gecko ist aktuell in Deutschland zu einem UVP von 2.950,- Euro erhältlich (der Preis kann in verschiedenen EU-Ländern aufgrund der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze leicht variieren).
Noch mehr Informationen zum neuen Gecko 35 Pro finden Sie auf der Internetseite von Hersteller Nitehog. Dort gibt es auch einen sehr gut gemachten Storefinder, der Ihnen zeigt wo, wo Sie den nächsten Nitehog-Händler finden.