Es dauerte zwar länger als erhofft, ging aber deutlich schneller als befürchtet: Aimpoint präsentiert nach drei Jahren die modellgepflegte Generation 2 ihres ultrakompakten, quaderförmigen Rotpunktvisiers Acro. Gegenüber herkömmlichen Mini Red Dot Sights (MRDS) wie etwa Noblex (vormals Docter) oder dem Trijicon RMR fällt die „Advanced Compact Reflex Optic“ des schwedischen Unternehmens zwar nach wie vor höher und schwerer aus. Dafür punktet das Acro durch sein extrem robustes, komplett geschlossenes Gehäuse, dem auch Regen, Schnee oder Match nichts anhaben können, ruht doch die Leuchtdiode gut geschützt im Inneren des Gehäuses.
Die erste Generation des Acro war klein, leicht, robust und, wie für den für seine Qualität berühmten schwedischen Hersteller üblich, auch alles andere als billig. Wo war das Problem? Die Höhen- und Seitenverstellung erschienen für ein Premiumprodukt doch etwas gefühllos. Und um das geschlossene Design möglichst klein zu halten, verbaute man eine kleine CR1225-Knopfzelle als Stromquelle. Als maximale Betriebsdauer nannte Aimpoint 15.000 Stunden auf Leuchtstufe 6. Dieser Wert galt aber nur unter idealen Temperaturbedingungen und bei höheren Leuchtstufen steigt der Stromverbrauch der Diode exponentiell an. Unter dem Strich war das für eine zeitgemäße Gefechtsoptik eine zu kurze Betriebsdauer.
Die nächste Generation: Das neue Acro C-2 sieht seinem Vorgänger auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich und unterscheidet sich auch in Größe und Gewicht kaum vom Urmodell. Aber für die neuen Baureihen Acro C-2 und P-2 spendierte Aimpoint dem kleinen Reflexvisier eine Rundumerneuerung: Neu designte Knöpfe, verbesserte Diode, knackigere Verstellung in Höhe und Seite und eine neue Stromversorgung: Bei der zweiten Generation birgt ein seitlich unter einem Schraubdeckel verborgenes Fach eine CR2032. Diese Knopfzelle ist zwar etwas größer, hat sich aber schon vor Jahren als Batterie für Leuchtpunktvisiere und Zielfernrohre international durchgesetzt und ist erheblich leistungsfähiger als die zuvor verwendete CR1225. Für die Gen2 gibt Aimpoint eine Betriebsdauer von 50.000 Stunden an, bei Leuchtstufe 6 und Raumtemperatur. Was bei Aimpoint zum Grundkonzept eines Reflexvisiers auch für den Einsatz im Gefecht gehört, passt jetzt dank der stark verlängerten Betriebsdauer auch beim neuen Acro.
Typisch: Eingeschaltet bedeutet bei Aimpoint eingeschaltet, abgeschaltet heißt abgeschaltet, die Energie kommt immer über die Batterie. Es gibt hier keinen automatischen Modus zum Aktiveren, Deaktivieren oder Stromsparen, weder zeitlich noch bewegungsgesteuert, keinen Solarbetrieb, nichts Derartiges. Der Nutzer schaltet das Red Dot einfach auf die passende Helligkeitsstufe und lässt danach die Finger von der Optik, bis die Situation eine andere Leuchtintensität erfordert – und zwar aus Sicht des Schützen und nicht aus Sicht eines automatischen Lichtsensors. Letztere könnten beschädigt werden und sind schon einmal in ungewöhnlichen Beleuchtungsszenarios mit der passenden automatischen Helligkeitsanpassung des Rotpunktes überfordert. Viel zu bedienen gibt es an dem Acro nicht: Neben der Höhen- und Seitenverstellung hat man nur seitlich die Knöpfe für Plus und Minus. Damit kann man das Gerät ein- und ausschalten sowie die Leuchtintensität justieren. Das war es dann auch schon, und jedes ausgeschaltete Acro C-2 startet auf Knopfdruck grundsätzlich auf Stufe Nummer 7 der insgesamt zehn Helligkeitsstufen. Die beiden schwächsten Stufen sind für die Verwendung in Kombination mit Nachtsichtgeräten vorgesehen.
Ab Werk bietet die Visierung an der Unterseite ihren höchsteigenen „Footprint“ unter der Bezeichnung „Integrated Acro Interface“. Wie bekommt man es nun auf eine Waffe? Da bietet der Hersteller inzwischen eine üppige Auswahl an Montagen und Adaptern. Die Testoptik kam mit zwei Montagen: Eine 22-mm-Picatinny- Montage (gemessen von Oberkante Picatinny-Schiene bis Höhe Leuchtpunkt) und eine Montageplatte für das M.O.S.-System der Glock-Pistolen. Die 22-mm-Montage ist zugleich die niedrigste Lösung für eine Picatinny-Schiene – zu niedrig für Waffen wie etwa ein AR-15, aber durch die flache Bauweise gut geeignet für Jagdbüchsen oder Flinten. An Alternativen mangelt es nicht: Aimpoint berücksichtigt bei den Adapterplatte alle gängigen aktuellen Pistolenmodelle mit integrierter Schnittstelle für MRDS im Schlitten, dazu noch einige weniger gängige wie etwa die Silencerco Maxim-9 mit integriertem Schalldämpfer. Dann gibt da noch Picatinny-Montagen in mehreren Höhen, wahlweise zum Verschrauben oder mit Schnellverschlusshebel und Konversions-Adapter, mittels derer sich das Acro auch auf Montagen für die Aimpoint-Baureihe „Micro“ befestigen lässt. Dann wäre da noch die Nutzung als Back-up-Visier für Langwaffen. Für diesen Einsatzbereich existieren sowohl Ringmontagen, die auf dem Mittelrohr eines Zielfernrohres befestigt werden, als auch eine um 45 Grad abgewinkelte Basis für Picatinny.
Das neue Aimpoint Acro C-2 im Test auf dem Schießstand
In der Praxis musste sich das neue Acro C-2 mittels der Picatinny-Montage auf einer Pump-Action-Flinte von Hatsan bewähren sowie auf einer Glock 17 MOS mit Kimme und Korn in Werksausführung. Auf der Flinte funktionierte die Kombination subjektiv ohne Fehl und Tadel. Mit beiden Augen geöffnet, reicht das kleine Fenster des C-2 problemlos für eine schnelle Zielaufnahme aus. Zudem befindet sich um die Linsen drumherum nicht zu viel den Überblick störender Rand in Form des Gehäuses. Und außenliegende Regler oder Stellknöpfe versperren hier ebenfalls nicht die Sicht. Auf der Glock montiert, ließ sich das Ziel ebenfalls zügig aufnehmen, aber rein subjektiv nicht ganz so fix wie bei einem typischen MRDS mit einer einzelnen Linse.
Vermisst haben wir bei dieser Combo von Pistole und Optik ein hohes Schalldämpfervisier, welches das Auge schnell über Kimme und Korn zum Rotpunkt führt, wenn der schnelle Anschlag einmal nicht auf Anhieb stimmt. Dafür kann aber das Acro nichts, denn bei den meisten Pistolen gehört ein extrahohes Schalldämpfervisier zum Zubehör und nicht zur Werksausstattung. Für ein Visierbild aus Kimme, Korn und Leuchtpunkt ist die Standardvisierung der Glock-Pistolen in Verbindung aber zu niedrig für ein CoWitness mit dem Acro C-2. Versuchsweise wurde das Acro auch auf einem AR-15 von Hera Arms, einem G3-Clon und dem neuen Impulse-Geradzugrepetierer von Savage montiert. Erwartungsgemäß fiel die 22-mm-Montage für das AR-15 zu flach aus, so niedrig bekommt man den Kopf nicht über den Schaft. Beim G3 passte die Höhe aber schon recht gut. Und auf die Savage Impulse passte der kleine Quader aus Schweden prächtig, zumal das US-Jagdgewehr gleich ab Werk mit mehreren Schaftrücken in unterschiedlichen Höhen geliefert wird.
Das Fazit unserer Tester zum Aimpoint Acro C-2:
In Größe und Gewicht, konzeptionell und im täglichen Gebrauch bleibt gegenüber der ersten Generation vieles beim Alten. Aber Aimpoint hat bei der zweiten Generation überall dort entscheidend nachgeschärft, wo bei der Gen1 einer Verwendung als Rotpunktvisierung speziell für Militär und Behörden entgegenstand, speziell die für den schwedischen Hersteller ansonsten völlig untypisch kurze Batterielaufzeit. Kurz gesagt: Die Gen1 war als geschlossenes kompaktes Reflexvisier okay, die aktuelle Generation 2 ist Klasse.
Aimpoint Acro C-2: Technische Daten und Preis
Modell: | Aimpoint Acro C-2 |
Preis (UVP): | 627,- Euro |
Maße (L x B x H): | 47 x 33 x 31 mm |
Gewicht: | 60 g |
Leuchtpunkt: | 3,5 MOA, 14 mm über Montagebasis |
Stromquelle | Batterie, CR2032 |
Klickverstellung Seite: | 20 mm / 100 m pro Klickraste |
Höhenverstellung: | 20 mm / 100 m pro Klickraste |
Sichtbare Linse (Höhe, Breite): | 15 x 15 mm |
Das Acro C-2 stellte der Aimpoint Generalimporteur Manfred Alberts zur Verfügung, vielen Dank! Verkauf: via Fachhandel.