Was ist besser? Wärmebild- oder Nachtsichttechnik? Beide Varianten haben ihre Vor- und ihre Nachteile. Da jagdlich durch die entsprechenden Gesetzesänderungen aber einiges in Bewegung geraten ist, bringen sich verschiedene Unternehmen in Stellung, um ihre Produkte den Jägern näher zu bringen. Eines davon: das Unternehmen NOBLEX aus dem thüringischen Eisfeld. Schon Ende 2019 war das all4hunters.com-Team zugegen, als man das Produkt einem ausgesuchten Kreis vorstellte. Nun hat das Wärmebildgerät seine Marktreife erreicht und sofort ging ein Testexemplar nach Bad Ems.
Hintergründe zum NOBLEX NW 100
Das jetzt mit der Bezeichnung NW 100 versehene Gerät stellt eine Kooperation von NOBLEX und Heimdall dar. Darüber hinaus wird es komplett in Deutschland gefertigt. Das Gerät kann sowohl zur Beobachtung aus der Hand wie auch als Vorsatzgerät vor einem Zielfernrohr dienen. Dabei wartet die Kamera (als solche lässt sich das Produkt auch nutzen) mit vielen Innovationen auf, die es so auf dem Markt der Optronik noch nicht gibt: Die Dual-Use-Fähigkeit zeigt sich insbesondere durch die Möglichkeit, das Gerät durch die Tasten auf eine Vorsatz-Option umzuschalten. Der Zielfernrohr-Modus lässt sich übrigens nicht nur über das Menü wählen. Im Okular ist ein Magnetschalter verbaut. Dieser erkennt, wenn das NW 100 über den Bajonetverschluss des Adapters montiert wird und schaltet automatisch in den ZF-Modus. NOBLEX und Heimdall nutzen darüber hinaus nicht nur einen bestimmten Teil des Sensors, also jenen, den die Optik des Zielfernrohres abdeckt, sondern den kompletten Pixelbereich. Das Ergebnis ist ein deutlich hochauflösenderes Bild als bei vergleichbaren Geräten. Und damit eine bessere Ansprechbarkeit und Erfassbarkeit von Wild.
Ebenso wird durch ein gestochen scharfes AMOLED-Display das Maximale aus dem in Frankreich gefertigten, 640 x 480 Pixel großen Infra-HD-Sensor herausgeholt. Diese Technik bietet im Gegensatz zu herkömmlicher LED-Technologie 2 Vorteile: Zum einen wird die Nachtsichtfähigkeit des Jägers nach dem Blick durch die Optik kaum gestört. Zum anderen spielt die Fähigkeit, Kontraste darzustellen, gerade bei Thermalgeräten eine herausragende Rolle. Diese Eigenschaft bietet ein Sucher mit AMOLED-Technologie. Die Anzeige des Geräts kann dabei, neben allen bekannten Farb- und Kontrastoptionen, perfekt auf den Einsatzzweck optimiert werden. Dafür sorgen ein Automatik-Modus, ein spezieller Jagd-Modus, ein Such-Modus sowie ein Stadt-Modus für allerhöchsten Kontrast. Die multifunktionale, nach Militärstandard ausgeführte Schnittstelle der Geräte wird nicht nur als mögliche Stromversorgung dienen (neben der Hauptversorgung: Akkus vom Typ 18650) sondern auch als Anschluss für den Austausch von Bilddaten, als Display-Anschluss sowie zum Update des Geräts. Die gemeinsame Entwicklung des Geräts geht nach Auskunft der Unternehmen auf einen Zufall zurück. Das Unternehmen Heimdall beabsichtigte ursprünglich, einige Teile für sein geplantes Wärmebildgerät bei NOBLEX fertigen zu lassen. Aber es entstand nun eine auf Dauer angelegte Partnerschaft auf dem Sektor der Wärmebildgeräte.
Der Überblick: Alle Details und Preis des NOBLEX NW 100
Modell: | NOBLEX NW 100 |
Preis: | 4.495,- Euro |
Display- Technologie: | AMOLED |
Bildfrequenz: | 50 Hz |
Laufzeit: | bis 8 Stunden |
Energie: | Akkus von Typ 18650 |
Länge: | 187 mm |
Breite: | 62 mm |
Höhe: | 70 mm |
Detektorauflösung: | 384 x 288 Pixel |
Digitaler Zoom: | 1-8x, stufenlos |
Optische Vergrößerung: | 2,5x |
Gewicht: | 520 g |
Das Wärmebildgerät NW 100 im Praxistest
Aber was kann es Schöneres geben, als ein solches Gerät in der Praxis auszuprobieren? Dementsprechend brach man mit Zielstock und NW 100 ins Revier auf. Die Büchse war zwar dabei, aber nur für den Fall, dass ein krankes Stück Wild den Weg kreuzte. Es ging in stockfinsterer Nacht bei Neumond hinaus. Eisiger Wind bei Minusgraden machten eine entsprechende Ausrüstung notwendig. Und hier zeigte sich die Stärke des NOBLEX-Gerätes. Da die Bedienung über 3 große Tasten auf der Oberseite erfolgt, war dies auch mit Handschuhen jederzeit möglich. In den Zielstock eingelegt, zeigte sich im Automodus ein gestochen scharfes Bild. So ließen sich 7 Füchse, 2 Feldhasen und diverse Stücke Rehwild bestätigen. Das Einstellen der Schärfe war ebenso leicht. Nur die unbehandschuhte Hand mit dem Smartphone, um die Eindrücke im Video festzuhalten, war den Unbilden der Natur ausgesetzt und bald steif gefroren. Dennoch sollte ja ein Eindruck geschaffen werden. Auf unterschiedliche Distanzen musste das gute Stück zeigen, was es zu leisten im Stande war. Und es konnte voll überzeugen. Vor allem ließ es sich durch die Abmessungen auch bequem handhaben.
Das Video zum Praxistest im Revier
Beurteilung: Das kann das NW 100 von NOBLEX
Der Praxistest überzeugte auf ganzer Linie. Die Bedienung zeigte sich einfach und unter widrigsten Bedingungen durchführbar. Selbst technische Laien dürften mit diesem Gerät zurecht kommen. Der Preis fällt mit fast 4.500,- Euro natürlich entsprechend hoch aus. Dafür bekommt der Kunde aber ein Gerät, das in Deutschland hergestellt wurde und auf einem modernen Stand der zivilen Technik steht. Sollten die Akkus mal ihren Geist aufgeben, wird es etwas schwierig, da dieses Format eben nicht überall erhältlich ist. Die Aufnahmefunktion sorgt dafür, dass man Einstände exakt bestimmen kann und die Dual-Use-Fähigkeit eben für eine bessere und vor allem sicherere Jagd – gerade in Zeiten von ASP – was nur im Interesse aller sein kann.
Weitere Informationen zum Wärmebildgerät NW 100 von NOBLEX gibt es auf den Seiten des Herstellers.
Dieser Test erschien zuerst in der VISIER 6/20. Das Heft ist im VS Medien-Shop sowohl in der Print- als auch in der Digitalversion verfügbar.