An dieser Stelle müssen wir gleich eines anmerken: Als wir vor Kurzem bei Noblex E-optics die Frage nach dem "149-Euro-Fernglas" stellten, wussten wir noch nicht, dass sich die Preise auf dem Optikmarkt Anfang 2023 so rasch verändern würden. Noch vor wenigen Monaten kostete das Noblex NF 8x25 Inception noch 149,- Euro, doch mittlerweile ist dieser Preis nicht mehr zu halten. Noblex listet das Fernglas inzwischen mit einem unverbindlich empfohlenen Verkaufspreis von immer noch sehr günstigen 165,- Euro. Dieser preisliche Aufwärtstrend könnte sich in Zukunft noch verstärken, denn die Rohstoffpreise, Transport- und Energiekosten sind bekanntermaßen deutlich gestiegen. Mit Blick auf den Hintergrund unserer ursprünglichen Fragestellung macht der Preisunterschied von aktuell 16,- Euro allerdings den sprichwörtlichen "Bock auch nicht fett". Aber wir wollten ja der Frage, was es mit den besonders preisgünstigen Optiken auf sich hat und worauf man als Käufer achten sollte, auf den Grund gehen.
Der Online-Handel dominiert den Markt bei Ferngläsern
Wenn wir sagen "Amazon bestimmt den Markt", meinen wir den Einstieg in die Suche nach einem Produkt. Das heißt, um beim Beispiel eines Fernglases für rund 150,- Euro zu bleiben. Der potenzielle Käufer beginnt seine Suche nach einem Fernglas heute in der Regel online. Hierzu sollte man wissen, dass kommerzielle Anbieter bei Google so ziemlich jedes Wort, das bei diesem Suchmaschinenbetreiber nicht unter einem sogenannten Bann steht, "kaufen" können, um es mit Anzeigen zu "bewerben". Zudem bevorzugt der Suchmaschinen-Algorithmus auch die Zielseiten, die den größten Traffic für ein Keyword generieren. Daher verwundert es auch nicht, dass der Suchende schnell mit Angeboten der oben erwähnten Online-Verkaufsplattform überschwemmt wird. Und natürlich werden dabei dann auch Ferngläser angezeigt, die deutlich günstiger als besagte 150,- Euro sind. Die Erkenntnis für den Suchenden ist also: Es gibt im Internet Ferngläser, die deutlich günstiger sind als beispielsweise das NF 8x25 inception von Noblex.
Der Experten-Tipp von Noblex: Darauf müssen Sie beim Kauf eines günstigen Fernglases unbedingt achten
In unserem Video erklärt der Noblex-Produktspezialist Ebert, worauf man beim Kauf eines Fernglases achten muss. Die erste Frage, die man sich vor dem Kauf eines Fernglases stellen sollte, ist: Für welchen Zweck benötige ich das Fernglas? Es sollte jedem klar sein, dass ein Jäger ein anderes Fernglas benötigt als ein Kapitän oder ein Ornithologe. Bleiben wir beim Beispiel des Jägers:
Auch hier gibt es unterschiedliche Szenarien, die den Kauf beeinflussen. Geht der Waidmann zum Beispiel oft auf die Pirsch oder ist in den Bergen unterwegs, benötigt er ein leichtes Fernglas, das robust ist und seinen speziellen Bedürfnissen entgegenkommt. Der Ansitzjäger wird wiederum ein Glas bevorzugen, das ihm auch in der Dämmerung noch eine gute optische Leistung bietet und ein sauberes Ansprechen ermöglicht. Beiden Szenarien gemein ist, dass das Fernglas bei unterschiedlichen Wetterlagen immer noch einsatzbereit sein muss. Das Fernglas muss also hochwertig verarbeitet und vor den Elementen geschützt sein. Die angedachte Art der Verwendung ist also die erste Frage, die es zu klären gilt.
Eine weitere Frage, die der Käufer sich bereits vorm dem Erwerb seines Fernglases stellen sollte lautet: An wen kann ich mich wenden, wenn mit dem Gerät etwas nicht stimmt, oder mal etwas daran kaputt geht? Oftmals scheitert es bei billigen Online-Angeboten mit dem Kundenservice nach dem Kauf. Es sollte jedem klar sein, dass wenn man sich ein Fernglas für 30,- Euro beim Internetriesen bestellt, bei diesem Preis kein wirklicher Support im Kauf inbegriffen ist. Sollte also bei dem 30-Euro-Fernglas einmal ein Problem auftauchen, wird es in der Regel so sein, dass der Aufwand, das Fernglas zu reparieren größer ist, als es durch ein neues Gerät zu ersetzen. Nachhaltig ist das nicht. Auch kann man ein Fernglas, das so günstig online angeboten wird, nicht vorher in die Hand nehmen, weswegen sich der Weg zum Fachhändler immer noch lohnt. Der kann einem zudem noch die nötigsten Kniffe zeigen, damit man mit dem optischen Gerät auch richtig umgehen kann. Scheut man den Weg zum Händler dennoch, sollte man auf jeden Fall die technischen Daten des Fernglases und die verarbeitenden Materialen unter die Lupe nehmen. Ein Magnesiumgehäuse etwa kostet auf Grund des Materialpreises schon deutlich mehr als ein Plastikgehäuse. Auch bei den Linsen, deren Vergütung und der Abbildungsleistung sollte man lieber zweimal hinschauen, damit man letzten Endes nicht schmerzlich zu der bekannten Weisheit gelangt: "Wer billig kauft, kauft zweimal."
Warum kann weder Noblex noch ein anderer Marken-Hersteller in Deutschland ein gutes Fernglas für unter 150 Euro fertigen?
Die Herstellung von Ferngläsern und optoelektronischen Geräten wird immer mehr zum globalen Prozess. Auch in Deutschland werden heute noch Ferngläser entwickelt, jedoch muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Endfertigung oftmals in anderen Ländern stattfindet. Und auch die einzelnen Bestandteile des Fernglases kommen aus allen Ecken der Erde. Fluoritkristall, der Rohstoff für Linsen kommt zum Beispiel aus Mexiko. Magnesium ist zwar eines der am häufigsten auf unserem Planeten vorkommenden Elemente, wird aber zu knapp 90 Prozent in China gewonnen. Ein Fernglas für 150 Euro in Deutschland zu bauen ist auf Grund der Energiepreise und der Lohnkosten schon lange nicht mehr möglich. Das sollte jedem klar sein. Nichtsdestotrotz werden auch heute noch Ferngläser in Deutschland konzipiert, entwickelt und für den Endanwender optimiert, sodass man durchaus sagen kann:
Auch ein solches Fernglas wie das Noblex NF 8x25 Inception zum aktuellen Preis von 165,- Euro (Stand: April 2023) hat seinen technischen Ursprung letztendlich hierzulande und basiert auf deutschem Know-how, auch wenn es nicht in Deutschland gefertigt ist. Sonst wäre der Preis wohl ein ganz anderer...