Vom in Deutschland beheimateten Unternehmen Nitehog Europe GmbH kam ein Testgerät der multifunktionalen Vorsatz-Wärmebildoptik Nitehog TIR-M35 Chamäleon X-Core; wir haben hier bereits darüber berichtet. Das Nitehog Chamaleon X-Core ist ein Wärmebildgerät, das auf zweierlei Art Verwendung findet: Als leistungsfähiges, Beobachtungsmonokular mit 1-facher Vergrößerung und bis zu 4-fachem Digitalzoom aus der Hand, oder als Wärmebild-Aufsatzoptik, welche die Verwendung des Zielfernrohrs als Wärmebild-Zielgerätesystem ermöglicht. Für letzteres ist ein zum Zielfernrohr passender spezieller Vorsatzring erforderlich.
Die Ansprüche, die der europäische Optikhersteller selbst an das Chamaleon X-Core stellt, sind hoch. Grund genug für uns, das Gerät gründlich testen, um herauszufinden, ob die Marketing-Versprechen sich auch in der Realität widerspiegeln. Spoiler-Alarm: Tun sie.
Das Nitehog TIR-M35 Chameleon X-Core 2021 und das Adapter-Kit
Wir erhielten das TIR-M35 Chamäleon X-Core in einem robusten, schwarzen Polymer-Schutzkoffer mit einem kompletten Zubehörsatz: Dazu gehören ein Kunststoff-Okularadapterring, eine Zielfernrohradapter-Ring mit Gewinde und der richtige Adapter für ein Objektiv mit 30 Millimeter Durchmesser, damit das Chamäleon X-Core vor unserem GECO Black 1-6x Zielfernrohr montiert werden kann.
Das Kit enthält auch ein Batterie-Erweiterungspack. Das besteht aus einer wiederaufladbaren Li-Ion-Zelle, die das Chameleon für mehr als 4 Stunden Dauerbetrieb mit Strom versorgt. Das Wärmebildgerät kann auch mit zwei CR123A Standard-Lithiumbatterien betrieben werden. Das Kit wird durch ein sehr übersichtliches und ausführliches Handbuch, ein Ladegerät, einige Kabel und weiteres Zubehör komplettiert.
Doch werfen wir zuerst einen Blick auf das Basissystem. Das TIR-M35 Chameleon X-Core ist aus einem CNC-gefrästen Block aus einer starken, widerstandsfähigen und zugleich leichten Magnesiumlegierung gefertigt. Der Hersteller gibt an, dass es nach IP66 wasserdicht und mit einer beschlagfreien Stickstofffüllung ausgestattet ist.
Der Fokusring an der Vorderseite des Geräts besteht aus einem Hartplastik. Er ist nach unserer Auffassung etwas dünn und zu scharfkantig. Es ragt ein paar Zentimeter vor die Germanium-Linse, um diese vor Beschädigungen zu schützen. Das lichtstarke Objektiv mit einer Blende von F1,2 hat eine Brennweite von 35 mm, die Oberfläche des Germanium-Elements ist mit einer kratzfesten, harten Carbon-Beschichtung versehen. Das Objektiv ermöglicht ein Sichtfeld von 17,7 x 13,3 Grad.
Die Bedienelemente auf der Oberseite des Gehäuses umfassen nur drei Tasten, während der Nutzer das Gerät über einen Hebel ein- und ausschaltet. Einen nützlichen Akzent setzt die Verwendung von Leuchtfarbe, so dass sie durch ihren "Glow-in-the-dark"-Effekt leicht gefunden werden können. Direkt oberhalb des Netzschalters befindet sich das wasserdichte Batteriefach, das mit einer Kappe verschlossen ist. Die muss zur Verwendung des Batterieextenders entfernt werden.
Auf der rechten Seite befindet sich ein proprietärer 7-poliger Fischer-Anschluss, der sowohl USB-Verbindungen als auch einen A/V-Ausgang für externe Aufnahmen bereitstellt. Hierfür sind dann optionale Kabel erforderlich.
Das Okular ist eigentlich ein afokales, optisches Übertragungssystem, das keine Dioptrieneinstellung bietet. Aber durch den sehr weiten Blickwinkel des Okulars und des langen Augenabstandes können auch Brillenträger das digitale Wärmebild problemlos erfassen. Das wird auf einem OLED-Display dargestellt. Da es sich um die zweite Generation des Chamaleon-Wärmebildgeräts von Nitehog handelt, basiert es auf dem firmeneigenen, leistungsstarken Nitehog X-Core-Bildprozessor der mit einem hochauflösenden LYNRED-Sensor aus amorphem Silizium (a-Si) mit 17 μm Pixelabstand und einer Auflösung von 640x480 Pixeln ausgestattet ist. Das bedeutet eine dramatische Verbesserung gegenüber der vorherigen Generation mit 336x256 Pixeln. Das vollfarbige AMOLED-Display mit einer Auflösung von 800x600 Pixeln funktioniert auch bei extremen Temperaturen, die bei der Jagd durchaus verkommen können – insbesondere bei verschiedenen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Video: Vorstellung und Kurztest des TIR-M35 Chameleon X-Core von Nitehog (Modell 2021)
Das TIR-M35 Chameleon X-Core im Praxistest
Wir haben das Nitehog Chamaleon X-Core zunächst als eigenständiges, monokulares Beobachtungsgerät mit montiertem Okularring getestet. Dieser Ring dient nur dazu, das Gewinde am optischen Element vor Beschädigungen zu schützen und eine gesichts- und brillenfreundliche Oberfläche beim Blick in das Gerät zu bieten. Das afokale Bild mag zunächst etwas befremdlich wirken, ist aber scharf und stellt auch den Brillenträger vor keine Probleme. Die Einschaltzeit beträgt weniger als fünf Sekunden. Die Drei-Tasten-Bedienoberfläche ist äußerst einfach zu bedienen.
Jede Taste ist dabei mehrfach belegt, und je nachdem, wie lange eine Taste gedrückt wird, oder die Kombination von gleichzeitig gedrückten Tasten, ermöglicht das Gerät verschiedene Einstellungen: Den Weiß- oder Schwarzbetrieb, die Einstellung der Helligkeit, das Aufrufen des Menüs und der Einstellungen und so weiter. Die Einblendungen im Display sind dabei einfach gehalten. Sie lenken keineswegs von der Jagd ab, nur das Nötigste ist vorhanden. Um das Chameleon X-Core als Beobachtungs-Monokular zu verwenden, muss der Benutzer sicherstellen, dass die richtige Menüoption ausgewählt ist. Denn im Vorsatz-Modus sind einige Funktionen (wie zum Beispiel der digitale Zoom und die Größe der Menüpunkte) deaktiviert.
Es besteht die Möglichkeit, bis zu 20 Bilder im Gerät aufzuzeichnen, aber für die Aufzeichnung von Videos oder für die Verbindung mit Wifi-Smart-Geräten werden optionale externe Module und/oder Kabel benötigt.
Von der üblichen Unendlichkeit beträgt die minimale Fokussierdistanz unseres Testgeräts hinunter bis zu erstaunlichen 50 Zentimetern! Wir konnten auf extrem nahe Objekte fokussieren und dabei kleinste Details beobachten. Für den Test haben wir das Nitehog Chameleon X-Core als Beobachtungsgerät bei einigen Waldspaziergängen eingesetzt, bei vollem Tageslicht und bei Nacht. Die Ergebnisse sind gut, mit ausgezeichnetem Kontrast in allen Situationen.
Bei 4x Vergrößerung ist das Bild recht körnig, was vor allem an der relativen Displayauflösung liegt: Die fällt mit 160x120 etwas niedrig aus, ist aber absolut brauchbar, auch wegen der guten Qualität des AMOLED-Mikrodisplays. Die Bildverarbeitungs-Firmware erlaubt drei verschiedene Umgebungseinstellungen zur Bildverbesserung (heiß, normal und nass) sowie drei zusätzliche Filter zur Reduzierung des Speckle-Rauschens. Außerdem gibt es die Möglichkeit, zwischen sechs verschiedenen Farbpaletten zu wählen.
Die Nutzung des TIR-M35 Chameleon X-Core von Nitehog als Vorsatzgerät am Zielfernrohr
Für den Test als Vorsatzgerät haben wir das Nitehog TIR-M35 Chameleon X-Core dann auf einer Benelli Argo E-Pro Selbstlade-Jagdbüchse in .30-06 mit einem GECO Black 1-6x24i Zielfernrohr mit variabler Vergrößerung montiert. Dabei nutzten wir mittelhohe Ringen; die Wahl der Montage wird dabei durch die Maße des Chameleon-Gehäuses vorgegeben, um eine Berührung mit dem Lauf oder mit der Kimme zu vermeiden. Als Zielscheibe kam eine komplett schwarze Varmint Birchwood Casey NC zum Einsatz. Wir haben die Zielscheibe mit einer hellen Pappunterlage der Sonne ausgesetzt, damit die schwarze Zielscheibe ihre Temperatur erheblich erhöht, wodurch sie durch Wärmebildgeräte sichtbar wird. Im Schusstest auf 100 Meter mit der höchsten Vergrößerungseinstellung (6x) unseres Zielfernrohrs und GECO-Munition konnten wir eine schöne Dreiergruppe mit 25 mm Durchmesser erzielen: Das ist eine Genauigkeit von etwa einem MOA. Dann setzten wir das mit dem Rusan-Adapter konfigurierte Chameleon X-Core auf das 30-mm-Objektiv des Zielfernrohrs und zogen es an, ohne weitere Einstellungen vorzunehmen. Wir gaben drei weitere Schüsse auf die Zielscheibe ab und waren überrascht, dass - obwohl sich unsere Gruppe auf etwa sechs Zentimeter vergrößerte - die Mitte der Gruppe horizontal genau getroffen wurde und nur drei Zentimeter hoch war. Es war nur ein einziger Klick nötig, um die Gruppe auf diejenige zu zentrieren, die wir mit dem Zielfernrohr alleine realisieren konnten.
Der Aufsteckadapter ist für nur einen bestimmten Objektivdurchmesser gebaut und kostet etwa 150,- Euro. Er wird mit dem mitgelieferten Doppelgewindering verwendet, der ihn auf dem Chameleon-Gehäuse befestigt.
Ein Hinweis zum praktischen Einsatz von Vorsatz-Thermalgeräten: Das optische Modul, das mit der Frontlinse des Zielfernrohrs verbunden ist, stellt das Bild als 1x-Bild auf einem AMOLED-Bildschirm dar, und das Zielfernrohr vergrößert dieses Bild, indem es den Bildschirm "heranzoomt", und je höher die Vergrößerung ist, desto größer erscheinen die Pixel – wodurch Auflösung verloren geht. Ein guter Kompromiss ist etwa die 3-fache Vergrößerung, die wird auch von Nitehog als Maximum empfohlen. Aus dem Grunde gingen also auch unsere Gruppen auf.
Wir haben das Nitehog-Aufstecksystem immer wieder vom Zielfernrohr abgenommen und wieder aufgesteckt und konnten bei all unseren Tests keine nennenswerte Verschiebung des Nullpunkts feststellen.
Nitehog TIR-M35 Chameleon X-Core Modell 2021: Test-Fazit zum Wärmebildgerät. Der Einführungspreis beträgt aktuell nur 3.790.- €
Zusammengefasst: Unsere Meinung ist positiv. Die eingangs erwähnten, vom Hersteller selbst gestellten Anforderungen, konnte das Gerät erfüllen. Schließlich wird bei Nitehog auch von Jägern für Jäger entwickelt. Das Nitehog TIR-M35 Chameleon X-Core System ist extrem einfach zu bedienen. Zudem ist in unserem Versuch die Aufsatz-Genauigkeit unserer Meinung nach sogar ausreichend, um bei Drückjagden (bis zu 25-35 Metern) ohne zusätzliches Verstellen am Zielfernrohr eingesetzt zu werden. Qualität und Leistung sind für seine Preisklasse absolut in Ordnung. Die unverbindliche Preisempfehlung für das Nitehog TIR-M35 Chameleon X-Core Multifunktions-Wärmebildgerät zum Aufstecken liegt bei 4.699,00 EUR (dieser Preis beinhaltet die wiederaufladbare Batterieverlängerung und das Ladegerät).
Aktuell gilt ab Anfang April 2021 für begrenzte Zeit der besonders günstige Einführungspreis von von nur 3.790 Euro! Sie sparen also mehr als 900.- € ggü. der unverbindlichen Preisempfehlung - das ist ein Wort. Dieser Preis gilt für Deutschland. Bitte in AT und CH bei Ihrem Fachhändler nachfragen. Aufgrund von Mehrwertsteuerdifferenzen können die Preise pro Land etwas abweichen.
Rechtlicher Hinweis: Falls das Nitehog-Gerät als Aufsatz auf einer Schusswaffe verwendet wird, müssen alle gesetzlichen Bestimmungen des Waffengesetzes, des Bundesjagdgesetzes und der jeweiligen Landesjagdgesetze beachtet werden!
Weitere Informationen zu den Wärmebildlösungen des Herstellers, finden Sie auf der Nitehog Website. Importeuer für Europa ist RUAG Ammotec.
