Praxistest und Video: KAHLES Helia RD. Was zeichnet das neue Leuchtpunktvisier für die Bewegungsjagd aus?

KAHLES Helia RD auf einer Pedersoli Boarbuster linke Seite
Das KAHLES Helia RD lässt sich leicht auf einer Pica-Rail montieren.

Das KAHLES Helia RD Kompakt-Reflexvisier ist vor allem für die Drückjagd konzipiert. Mit einer einzigartigen Antireflexionsbeschichtung für eine ungestörte Sicht auf das Ziel und einem präzisen 2-MOA-Rotpunkt, der für die üblichen Einsatzentfernungen von rund 15 bis 50 Meter, aber auch je nach Größe des Zielmediums auf weiteren Distanzen von 100 Meter und darüber hinaus, geeignet ist. Der 2 MOA (5,8 cm/100 Meter)-Leuchtpunkt erstrahlt kreisrund, zumindest, wenn man die Beleuchtung nicht zu hell einstellt.

Der 2-MOA-Punkt deckt auf 100 Meter 6 cm ab, damit kann das Helia RD auch bei größeren Entfernungen eingesetzt werden.

Wie bei jedem anderen Rotpunktvisier gilt: Wird eine zu hohe Beleuchtungsstufe gewählt, dann überstrahlt der Punkt, wirkt größer und sieht fransig aus. Für den schnellen Schuss auf Nahdistanzen ist ein nicht perfekt runder Punkt, wie man ihn oft bei billigen Fabrikaten sieht, unproblematisch. Doch auf 100 Meter wird so ein unsauberer Punkt schwammig und exaktes Zielen schwierig. Es gibt natürlich auch Leuchtpunktvisiere mit 3 MOA oder 4 MOA Punktgröße. Dieser Durchmesser von bis zu 11,6 cm/100 Meter ergibt bei guten Herstellern einen sehr deutlichen Punkt von fast 6 cm auf 50 Meter Entfernung. Doch auf der doppelten Distanz kann vor allem bei einem kleinen Ziel dann schon zu viel Zielfläche durch den Leuchtpunkt abgedeckt werden. Wer also mit einem Reflexvisier auch auf 100 Meter und darüber hinaus agieren möchte, dürfte mit einem feinen 2-MOA-Punkt besser bedient sein. In der Nahdistanz kann man eine höhere Leuchtintensität einstellen, sodass der Punkt heller und größer erscheint und rein visuell aus 2 MOA dann 3 MOA werden. Hier lohnt es sich, ein wenig zu experimentieren.

Die Beleuchtung des KAHLES Helia RD:

KAHLES Helia RD auf einer Pedersoli Boarbuster mit Schutzkappe
Eine gute Lösung: Die Ersatzbatterie in der Schutzkappe.

Die Antireflexionsbeschichtung sorgt für eine hohe Bildqualität ohne störende Reflexionen im gesamten Sichtfeld. Der Red Dot in der Mitte des Fadenkreuzes kann manuell in 4 Stufen für unterschiedliche Lichtverhältnisse eingestellt werden. Das mag gering erscheinen, doch für den Tageseinsatz reicht es völlig. Die höchste Beleuchtungsstufe reicht, um bei grellem Sonnenschein das Ziel auf 50 Meter schnell und sicher anzuvisieren. Energieschonend ist die Abschaltautomatik der Beleuchtung. Ruht die Waffe, so schaltet der Leuchtpunkt nach 3 Minuten aus. In den Bereitschaftszustand schaltet sich die Beleuchtung sofort nach einer leichten Erschütterung oder Bewegung wieder ein. Vergisst man die Beleuchtung auszuschalten, dann schaltet sich der Leuchtpunkt nach vier Stunden aus. Die Batterie (CR2032) hält lange, aber Batterien haben die hässliche Eigenschaft, dass der Saft ausgeht, wenn man das Gerät braucht. Vorab gibt es eine Warnung durch den blinkenden Leuchtpunkt. Eine Reservebatterie kann man in der signalfarbenen Schutzhaube verstauen. Die Batterie kann bei montiertem Helia RD gewechselt werden. Doch man benötigt einen Schraubendreher oder ähnlichen Gegenstand, denn der Batteriehalter sitzt wirklich fest. Ein Daumennagel reicht leider nicht.

So lässt sich das KAHLES Helia Red Dot justieren:

Der Lieferumfang des KAHLES Helia RD mit Picatinny-Montage, Schutzhaube, Inbusschlüssel und Batterie kann sich sehen lassen.

Das Helia RD besitzt eine Höhen- und Seitenverstellung mit Strichmarkierungen und deutlich einrastenden Klicks. Jeder Klick verstellt den Punkt 1,5 cm auf 50 Meter respektive 3 cm auf 100 Meter Entfernung. Erfreulich ist die Wiederholgenauigkeit der Einstellung. Den enormen Verstellungsumfang von 400 cm in der Höhe und 250 cm in der Seite (138 MOA/96 MOA) benötigt man auf den üblichen Distanzen, auf denen ein Leuchtpunktvisier eingesetzt wird, nicht. Unser Testexemplar hatte sogar einen Verstellbereich von 166 Klicks in der Höhe und 115 Klicks in der Seite. Auf 100 Meter Entfernung sind das erstaunliche 498 cm Höhenverstellung und 345 cm Seitenverstellung. 

Montage des KAHLES Red Dot:

Unser Test-Modell 20018 ist mit einer Aufkippmontage bestückt, die auf eine Picatinny- oder Weaverschiene passt. Die Bauhöhe des Montagefußes beträgt 5 mm. Zusammen mit dem Gehäuse (Hinterteil) des Helia RD sind es 17 mm. Die Gesamthöhe (Unterseite Montage bis Oberseite Fenster) beträgt 37 mm. Wenn der Leuchtpunkt ungefähr mittig eingestellt ist, dann steht dieser zirka 27 mm oberhalb der Picatinny-Schiene der Waffe. Vergleicht man dies mit einem Zielfernrohr mit 30 mm Mittelrohr und einer Bauhöhe von 10 mm, dann zeigt sich, dass es bei der Verwendung einer Picatinny-Schiene in der Höhe keinen nennenswerten Unterschied zwischen einem Leuchtpunktvisier und einem Zielfernrohr mit 30 mm Rohrdurchmesser gibt. Selbstverständlich sollte man die Visierhöhe an die persönlichen Anforderungen anpassen. Es ist jedoch nicht so, dass pauschal gesagt werden kann, dass alle Leuchtpunktvisiere tiefer montiert werden als Zielfernrohre.

Technische Daten und Preis des neuen KAHLES Helia Red Dot

Modell:KAHLES Helia RD
Preis:400,- Euro (UVP)
Vergrößerung:1,0
Sichtfenster:26 x 22 mm
Korrektur / Klick:15 mm / 50 mm
Verstellweg H/S (m/100 m):4,0/2,5
Länge:55 mm
Gewicht:42 g
Größe Rotpunkt:2 MOA
Helligkeitsverstellung (manuell):4 Stufen
Batterie:CR2032
Ausstattung:Abschaltautomatik, Abdeckkappe mit Ersatzbatteriefach und Picatinny-/Weaver-Montage

Das KAHLES Helia RD (Modell 2020) in der Praxis:

Der Überläufer durch das KAHLES Helia RD auf 50 Meter Entfernung: der Jäger hat ein räumliches Bild. Auf dem Foto mit einem 45-Grad-Öffnungswinkel ist es fast 40 Meter breit. Tatsächlich hat der Mensch einen Blickwinkel von nahezu 120 Grad, wobei man jedoch knapp 1 Grad wirklich scharf sieht.

Die Bedienung des Helia RD ist wirklich einfach. Die Plus-Taste drücken und das Gerät schaltet ein. Die Plus-Taste erneut drücken und es wird durchgeschaltet in die nächsthöhere Beleuchtungsstufe. Ist weniger Beleuchtungsintensität gewünscht, dann wird die Minustaste gedrückt. Ausgeschaltet wird, indem man die Minus-Taste zwei Sekunden lang betätigt. Obwohl das Helia RD nicht wasserdicht ist – wir konnten keine Herstellerangaben dazu finden – haben wir das Helia auch bei Regen verwendet. Es regnete nicht sonderlich stark, aber die hydrophobe Beschichtung funktionierte tadellos. Die Tropfen perlen wirklich ab und die Linse wird nicht benetzt.

Der Ausschnitt bringt es auf den Punkt: Der rote Leuchtpunkt des Helia RD, gerade neben dem orangen Punkt der Scheibe, ist wirklich rund und hat auf 50 Meter einen Durchmesser von 3 cm.

Bei der blitzschnellen Zielerfassung und Erstschussabgabe spielen viele Faktoren eine Rolle, in erster Linie aber die Routine und Schießfertigkeit des Schützen sowie der passende Schaft des Gewehres. Muss man nach der Vollendung des Anschlages den roten Punkt des Reflexvisiers oder das Absehen des Drückjagdzielfernrohrs noch suchen, dann ist die Position der Waffe in der Schulter falsch. Bei reproduzierbarem Anschlag und sauberem Wangenkontakt zum Hinterschaft dürfte die machbare Geschwindigkeit mit Leuchtpunktvisier und Drückjagdzielfernrohr mit 1-facher Vergrößerung, vor allem wenn die Austrittspupille einen ausreichenden Durchmesser hat, nahezu identisch sein.

Mit dem Gewehr an der Hüfte als Ausgangsposition konnten wir nach dem Startsignal mit beiden Optiken innerhalb von zwei Sekunden einen gezielten Schuss auf ein statisches Ziel auf 50 Metern abfeuern. Hinsichtlich des Spielraums bezüglich Austrittspupille, Augenabstand und "Eyebox" gewinnt das Leuchtpunktvisier aber immer und verweist das Zielfernrohr auf den zweiten Platz. Der große Vorteil eines Leuchtpunktvisiers oder Zielfernrohrs mit einer 1x Vergrößerung ist die Tatsache, dass man mit beiden geöffneten Augen zielen und schießen kann. Dadurch erhält man ein gigantisches Sehfeld bei verbesserter peripherer Wahrnehmung und erhöhter Sicherheit. Zielt man im Gegensatz mit nur einem Auge durch ein Zielfernrohr, dann erhält man nur die Information, die das Sehfeld des Zielfernrohrs zugesteht.

Unser Test-Fazit zum KAHLES Helia RD:

KAHLES Helia RD auf einer Pedersoli Boarbuster rechte Seite
Mit einer kompakten Drückjagdbüchse wie dem Pedersoli Boarbuster bildet das KAHLES Helia RD ein gutes Gespann.

"Wir haben uns überlegt, eine Drückjagdoptik auf den Markt zu bringen, die Features anbietet, die andere nicht anbieten können.", gab Josef Kampfer, Leiter PR & Kommunikationsstrategie bei KAHLES, auf der IWA 2019 im Interview zu Protokoll. Und es stimmt. Die Antireflexionsbeschichtung sorgt für eine überzeugende Bildwiedergabe. Der gut sichtbare und wirklich runde Rotpunkt von 2 MOA verdeckt nicht zu viel vom Wildkörper und hilft so dem Jäger, sein Ziel perfekt zu erfassen. Seiten- und Höhenverstellung mit Klick lassen sich leicht per mitgeliefertem Innensechskantschlüssel einstellen und sind im Revier vor unbeabsichtigter Verstellung geschützt. Das seitlich angebrachte Batteriefach macht ein erneutes Einschießen nach dem Batteriewechsel unnötig. Damit dieser nicht zu oft nötig ist, schaltet die Abschaltautomatik das KAHLES Helia RD nach 3 Minuten Stillstand in den Stand-by-Modus und nach 4 Stunden komplett ab. Und sollte ein Batteriewechsel doch mal nötig sein, ist Ersatz immer mit dabei. Die Verarbeitung konnte KAHLES-typisch auf ganzer Linie überzeugen und es machte im Test auf einer Pedersoli Boarbuster in .45-70 Gov't und einer Browning BAR in .270 WSM eine gute Figur. 


Weitere Informationen zum Helia RD erhalten Sie auf der Homepage von KAHLES.

Den kompletten Test mit Pro und Contra zu Red Dot Sight und Drückjagdglas finden Sie in caliber 9/2020 und im E-Paper von caliber 9/2020.

Eine weitere Neuheit von KAHLES haben wir mit dem K318i 3,5-18x50i im Video vorgestellt.

Und welche Erfahrungen ein Jungjäger bei seiner ersten Bockjagd mit einem KAHLES Helia 2-10x50i machte, lesen Sie hier.

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