Jahnke, Burris, Leica, Nitehog, Pulsar oder ganz aktuell Steiner mit seinem Nighthunter H35 (natürlich haben wir das bereits getestet) – an der Nachtsichttechnik kommt man kaum vorbei – beinahe jeder Optikhersteller bietet Geräte in dieser Kategorie an. Sei es Clip-on, Dual-use oder Stand-alone Geräte in unterschiedlichen Preis- und Qualitätsklassen. In den letzten Jahren hat sich technisch einiges getan, aber auch in Bezug auf die gesetzlichen Grundlagen. Wir werden das im folgenden erklären und die Unterschiede herausarbeiten.
Nachtsicht und Wärmebildtechnik – was ist der Unterschied?
Das Thema "Nachtsichttechnik" hat sich zu einem weiten Feld entwickelt. Dabei unterscheidet man zum einen in die Nachtsichttechnik, wie sie von militärischen Anwendungen bekannt ist, und die Wärmebildtechnik. Letztere zeigt die Wärmesignaturen der Umgebung. Ein Stück Wild hebt sich mit seiner Körpertemperatur also entsprechend vom kalten, unbelebten Hintergrund ab. Moderne Geräte haben zudem mehrere Farbmodi, die es erlauben, ein breites Farbspektrum abzubilden. Die Nachtsichttechnik arbeitet mit Röhren anders und zeigt die Umgebung wie am Tage – meist in Grün oder eben monochrom. Beide Technikvarianten kommen aktuell bei der Jagd zum Einsatz. Verboten sind jedoch weiterhin Zielfernrohre, bei denen die Wärmebildtechnik voll integriert ist. Schade, denn das wäre die technisch überlegenere Lösung.
Beide technischen Varianten der Nachtsichttechnik gibt es zudem in zwei Varianten: einmal als Vorsatzgerät und zum anderen als Handheld. Letzteres dient rein der Beobachtung – wie zum Bestätigen von Einständen. Die andere Version, als Dual-Use-Gerät ausgeführt – lässt sich zudem mittels Adapter vor ein Zielfernrohr montieren. Hier muss aber die jeweilige Gesetzeslage genau beachtet werden. Schnell kann man sich – wie wenn das Gerät eine integrierte Leuchte hat – auf illegalen Pfade bewegen, insofern keine Sondergenehmigung vorliegt.
Bei Vorsatzgeräten an den passenden Adapter für das ZF denken!
Was viele Jäger (auch erfahrene "Altäger") nicht auf dem Schirm haben: Wenn ich ein Vorsatzgerät nutzen möchte, dann muss das Gerät vor das Zielfernrohr und das funktioniert nur mittels Adapter. Befindet sich nun auf der Waffe der Wahl eine niedrige Montage, kann es unter Umständen passieren, dass sich das Zusatzgerät nicht montieren lässt. Adapter orientieren sich am Außendurchmesser des Zielfernrohrs. Deswegen muss zusätzlich darauf geachtet werden, welches ZF benutzt wird. Denn die Modelle haben unterschiedliche Wandstärken, selbst wenn sie den gleichen Objektivdurchmesser haben. So hat Leica einen anderen Durchmesser als etwa ein Steiner. Hier muss dann der entsprechende Adapter gewählt werden, damit nichts wackelt. Und bitte denken Sie daran: leicht und kompakte Zielfernrohre sind die beste Basis für die Montage eines zusätzlichen Gerätes. Die Lichtstärke des ZFs wird damit sekundär.
Preis und Qualität des Wärmebild- oder Nachtsichtgeräts: Was gilt es für den Jungjäger bei der Auswahl zu beachten?
Hier kommt es auf den Jäger an und was er bevorzugt. Oder besser gesagt, womit sich sicher schießen lässt. Der Schuß sollte in jedem Fall erst angetragen werden, wenn das Stück klar angesprochen worden ist. Hier spielen dann die Geräte (also Vorsatzgeräte) ihre Stärken aus, denn da sie vor ein Zielfernrohr montiert werden, nutzen sie auch die Vergrößerung mit. Hier gilt der Wahlspruch, dass Qualität eben kostet. Hier ist man schnell mal bei über 3.000,- Euro, hat dafür aber – wie etwa beim Leica Calonox oder eben beim Burris BTC 50 (wir haben über die Geräte berichtet) ein entsprechend gutes Gerät. Wenn es nur um das reine Bestätigen von Einständen und das Beobachten von Wild geht, so reicht ein Handheld und hier wird man schon für ein paar Hundert Euro fündig.
Fazit: Sollte man sich ein Nachtsicht- oder Wärmebildgerät kaufen?
Am Thema Nachtsicht scheiden sich mitunter die Geister. Es heißt nicht von ungefähr: "Dem Wild eine Chance lassen". Mit der modernen Nachtsichttechnik wird diese Chance weiter reduziert. Es spricht allerdings nichts dagegen, dass die Technik zum Einsatz kommt, um etwa gegen Seuchen – wie aktuell die ASP – oder gegen Wildschäden vorzugehen, vor allem, wenn alle anderen Mittel versagt haben. Jedoch wenn es nur darum geht, seine persönliche Streckenliste zu erweitern, sollte man doch darüber nachdenken, ob diese Anschaffung wirklich sein muss. Zudem gilt nach wie vor, dass die geltenden Gesetze beachtet werden müssen. Und auch mancher Pächter sieht es nicht gerne, wenn mit den Vorsatzgeräten gejagt wird. Besonders für Jungjäger gilt: Mit wenig Erfahrung sollte man sich bei dieser Technik vielleicht noch etwas zurückhaltend geben und erstmal von erfahrenen Jägern lernen. Speziell die Einschätzung der Schussentfernung bei Nacht und der jeweilige Hintergrund sind nur mit viel Erfahrung richtig einzuschätzen. Deshalb sehen wir auch zusehends immer mehr Modelle mit Einrichtungen zur Entfernungsmessung oder wenigstens zur Entfernungsschätzung. Das macht nach unserer Ansicht sehr viel Sinn und bietet einen wirklichen Gewinn an Sicherheit.
Ein Tipp zum Schluss: Wenn man als Jungjäger gerade dabei ist, sich eine komplett neue erste Jagdausrüstung zusammenzustellen, ist eine gute Beratung das A und O. Bereits in der Jagdschule oder im Fachhandel. Immer mehr Hersteller bieten heute Zielfernrohre und Nachtsichtgeräte an. Beides aus einer Hand, von einem Hersteller in der richtigen Konfiguration mit einem kompakten, leichten ZF macht aus unsere Sicht wirklich Sinn. In diesem Sinne: Waidmannsheil!
Der Autor ist Ausbilder bei der Jagd- und Naturschule Hessen, weitere Informationen bekommen Sie auf der Internetseite.
Unsere neue Jungjäger-Serie von all4hunters.com geht wöchentlich jeweils am Sonntag online. Unsere Themen sind:
- Teil 1: Die Auswahl des richtigen Kalibers
- Teil 2: Gehörschutz und Schalldämpfer
- Teil 3: Messer, Lampen und Zubehör
- Teil 4: Wie kommt das Zielfernrohr auf die Büchse? Die richtige Montage
- Teil 5: Die Wahl der richtigen Flinte
- Teil 6: Wärmebild- und Nachtsichttechnik
- Teil 7: Waffenreinigung
- Teil 8: Die Wahl der richtigen Büchse