Test: InfiRay MATE MAH50 Wärmebildvorsatzgerät

In Zeiten der Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest (ASP) haben immer mehr Bundesländer das jagdliche Verbot der Nutzung von Vorsatzgeräten (§19 BJagdG) in den Landesjagdgesetzen oder auf dem Verordnungsweg zumindest eingeschränkt oder gar komplett aufgehoben, um den Jagddruck auf Schwarzwild hochzuhalten. In Deutschland muss der Jäger immer noch im Blick behalten, was regional erlaubt oder verboten ist. In manchen Bundesländern ist die Technik nur auf bestimmte Wildarten oder auf gewisse Zeiten beschränkt, während beispielsweise Baden-Württemberg jagdrechtlich bei der Zieltechnik keinerlei Einschränkungen mehr hat – waffenrechtliche Verbote bleiben hiervon unberührt. Während der Tests des MAH50 hat InfiRay das neueste Schwestermodell MAH50R vorgestellt, das aber bis auf den Laserentfernungsmesser identische technische Daten bei der Wärmebildtechnik aufweist. Zudem vertreibt der Hersteller künftig einen Teil seiner jagdlichen Geräte unter dem Markennamen Nocpix. Mit den Hintergründen dazu, haben wir uns hier bei all4hunters schon beschäftigt. Doch nun zum Test:

Vorbereitungen: Montage und Einschießen des InfiRay MATE MAH50

Fernbedienung des InfiRay MATE MAH50.
Das intuitiv handzuhabende Bedienfeld des InfiRay MATE MAH50 kann auf dem Gerät oder auch an der Waffe fixiert werden. Die Fernbedienung wird über eine Ladeschale aufgeladen und hält dort durch Magnete bombenfest.

Bevor es zum Einschießen gehen konnte, musste erst mal eine passende Montage gefunden werden. Hier gibt es im Wesentlichen zwei Methoden. Die Montage auf dem Zielfernrohr mittels unterschiedlicher Adapter dürfte die geläufigere sein, aber es besteht auch die Möglichkeit der Montage vor dem Zielfernrohr auf der Picatinny-Schiene der Waffe.

Blick durch das InfiRay MATE MAH50 auf ein Wärmepad.
Das Wärmepad erscheint beim Einschießen des InfiRay MATE MAH50 als leuchtender Wärmepunkt (Entfernung rund 50 m).

Für das MAH50 gibt es hierzu einen speziellen Adapter von der Firma Innomount, der mit zwei mitgelieferten Schrauben auf der Unterseite montiert wird. Bei den Montageringen fürs Zielfernrohr fiel die Entscheidung auf die Multi-Adapter von Präzise Jagen. Diese sind zweiteilig aufgebaut. Auf das Vorsatzgerät wird der Duo-Verbinder montiert, während die Klemmhülse auf das Zielfernrohr kommt. Die beiden Teile können über einen Bajonettverschluss wiederholgenau montiert werden. Der große Vorteil dieser zweiteiligen Lösung besteht darin, dass ein Vorsatzgerät auch wiederholgenau auf verschiedenen Zielfernrohren – insbesondere auch mit unterschiedlichen Durchmessern – montiert werden kann. Wie überall, gilt es, die korrekten Drehmomente zu verwenden. Durch das recht hohe Zusatzgewicht am Zielfernrohrobjektiv eignen sich stabile Blockmontagen besser als dünne Ringe. Praktisch ist, dass die Bedieneinheit des InfiRay MATE MAH50 gleichzeitig auch als Fernbedienung genutzt werden kann. So muss man nicht kompliziert nach vorne an die Waffe greifen, sondern kann sie an einer ergonomisch sinnvolleren Stelle an der Waffe befestigen. Die Fernbedienung selbst wird über eine Ladeschale am Gerät aufgeladen und hält dort durch Magnete bombenfest. Selbst in unwegsamem Gelände und wenn es mal hektischer herging, blieb die Fernbedienung an Ort und Stelle.

Das Einschießen selbst war schnell erledigt. Ein Wärmepad auf eine Scheibe geklebt. Nach dem ersten Schuss den Versatz gemessen und die Abweichung im Einschießmodus ins Gerät übertragen. Der Kontrollschuss sollte dann schon stimmen oder nur noch eine leichte Korrektur notwendig machen. Insgesamt lassen sich vier verschiedene Einschießprofile hinterlegen, sodass einfach zwischen mehreren Waffen gewechselt werden kann. Auch wenn viele Hersteller vollmundig behaupten, dass ein Einschießen nicht notwendig ist, so verlangt die waidgerechte Jagd prinzipiell zumindest einen Kontrollschuss, ob die Montage korrekt sitzt.

Technische Oberliga – das InfiRay MATE MAH50 im Detail. Wie wichtig ist der NETD-Wert bei Thermalgeräten und was bedeutet er?

Lieferumfang des InfiRay MATE MAH50.
Im Lieferumfang des InfiRay MATE MAH50 befindet sich eine Tasche, eine kleine Powerbank mit Adapterkabel, mehrere Wärmepflaster zum Einschießen sowie weiteres Zubehör.

Hinsichtlich der technischen Daten spielt das Gerät, obwohl es zwischenzeitlich fast schon zwei Jahre auf dem Markt vertreten ist, immer noch ganz vorne mit. Der Sensor mit einer Auflösung von 640 x 512 Pixeln und einem Pixelabstand von 12 µm ist heute immer noch die Oberklasse bei den jagdlichen Wärmebildgeräten – unabhängig davon, ob es sich um ein Vorsatz- oder ein Handgerät handelt.

Äste am Baum im Blick durch das InfiRay MATE MAH50.
Selbst feine Äste sind mit dem InfiRay MATE MAH50 klar zu identifizieren. Der alte  Spruch „Wärme findet, Nachtsicht bindet“ gehört somit eindeutig der Vergangenheit an.

Die Darstellung auf dem 1024 x 768 Pixel großen Display erlaubt auch problemlos die Verwendung eines Zielfernrohres mit 10-facher Vergrößerung. Da bei höheren Vergrößerungen nur noch das Zentrum des Displays angezeigt wird, werden bei den Einschießprofilen 3 und 4 die Informationen im Display anders positioniert. Auch die Detektorempfindlichkeit von ≤25 mk NETD zeugt von der Leistungsfähigkeit der Thermaloptik. NETD steht für „Noise Equivalent Temperature Difference“ und beschreibt kleinste Temperaturdifferenzen, die eine Wärmebildkamera erkennen kann und die in Millikelvin (mk) angegeben werden. Dies spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn es darum geht, zu erkennen, ob das Schussfeld wirklich frei ist. Die genauen, technischen Daten finden Sie in unserer Vorstellung zur Einführung des MATE MAH50. Bei älteren Generationen von Wärmebildgeräten konnte man häufig Wild durch Blattwerk hindurch ausmachen, aber das Hindernis selbst nicht erkennen. Abgelenkte Geschosse und Fehlschüsse waren daher immer ein Risiko. Daraus resultierte auch der Werbeslogan eines Herstellers von Restlichtverstärkern: „Wärme findet, Nachtsicht bindet“. Aber das ist lange her. Bei der Erkennung von Wild war Wärmebild schon früh unschlagbar, aber bei der Zieltechnik sollte man damals noch auf Restlichtverstärker setzen, um ein komplettes Bild zu bekommen. Das gehört mit aktueller Technik jedoch eindeutig der Vergangenheit an.

InfiRay MATE MAH50 Wärmebildvorsatzgerät: Nachtjäger im Test
Die vier Abbildungsmodi im InfiRay MATE MAH50: „White Hot“ ...
InfiRay MATE MAH50 Wärmebildvorsatzgerät: Nachtjäger im Test
... "Black Hot" ...
InfiRay MATE MAH50 Wärmebildvorsatzgerät: Nachtjäger im Test
... "Red Hot" ...
InfiRay MATE MAH50 Wärmebildvorsatzgerät: Nachtjäger im Test
... und "Rainbow".
Wärmebildvorsatzgerät InfiRay MATE MAH50 auf Halbautomaten von Bavarian Tactical Systems.
Das Wärmebildvorsatzgerät InfiRay MATE MAH50 kam wechselseitig diesem Halbautomaten von Bavarian Tactical Systems sowie ...

InfiRay MATE MAH50: Praxis und Fazit

Im Revier zeigte sich, dass diese technischen Werte nicht nur Marketing sind. Wild lässt sich problemlos auf mehrere hundert Meter erkennen und zweifelsfrei ansprechen. Wechselseitig ausgeführt wurde das MATE MAH50 in Kombination mit einem Kahles Helia-Zielfernrohr 2,4-12x56i und dem Präzise-Jagen-Adapter auf einer Repetierbüchse Tikka T3x in 6,5 Creedmoor (mit German Gunstock-Daumenlochschichtholzschaft Modell „Outlaw“) sowie mit einem Oberland Arms Sharp-Zielfernrohr 1-8x24i und der Innomount Picatinny-Montage auf einer Selbstladebüchse Bavarian Tactical Systems in .300 Blackout.

InfiRay MATE MAH50 auf diesem Tikka-Repetierer zum Einsatz.
... auf diesem Tikka-Repetierer zum Einsatz.

Während unseres Langzeittests war es möglich, auf reale Schussentfernungen bis 150 Meter beispielsweise führende Bachen oder auch das Gehörn bei Rehböcken eindeutig zu erkennen. Die Laufzeit des eingebauten Akkus wird mit vier Stunden angegeben, was in der Realität nicht immer zu erreichen ist. Das liegt allerdings auch daran, dass kühle (Winter-) Nächte generell nicht unbedingt Idealbedingungen für Akkus sind. Bei der getesteten Variante wurde noch ein kleiner externer Akku mitgeliefert, der mittels USB die Akkulaufzeit weit mehr als verdoppeln konnte. Bei dem ganz neuen Modell MATE MAH50R hat InfiRay noch einen Wechselakku für das Ladefach der Fernbedienung vorgesehen, was definitiv einen Komfortgewinn darstellt. 

Auf der Webseite von Frankonia etwa entdeckt man aktuell (Nov. 2024) das InfiRay MATE MAH50 für 2.999,- Euro; das neue MATE MAH50 R mit integriertem Laserentfernungsmesser mit 1.200 Meter Reichweite und Ballistikrechner liegt im Preis bei 3.499 Euro.


Dieser Artikel erschien auch in der caliber 11-12/2024. Sie können das Heft im VS Medien-Shop online kaufen. Dort steht es auch als ePaper zu Verfügung.

Weitere Informationen zu den Geräten von InfiRay beziehungsweise Nocpix, erhalten Sie auf den Webseiten der jeweiligen Marken.

Sie können das InfiRay etwa bei Frankonia direkt online kaufen:


InfiRay Wärmebild-Vorsatzgerät MATE MAH50 AMOLED2.999,- Euro

InfiRay Wärmebild-Voratzgerät MATE MAH50R3.499,- Euro