In der nordischen Mythologie ist Heimdall der Wächter der Götter, der vor allem ein wachsames Auge auf die Regenbogenbrücke Bifröst wirft. Aufgrund seines Wächteramtes hat er besonders scharfe Augen und braucht nur wenig Schlaf. Ein perfekter Namenspatron also für die Heimdall GmbH, die mit ihrem Fokus 50 ein hochauflösendes Wärmebildgerät für die Nachtjagd herstellt.
Der "Vorgänger" des Heimdall Fokus 50 ist übrigens das Wärmebildgerät NW 100. Im Rahmen der Partnerschaft mit der Firma Noblex, jetzt NOBLEX E-Optics GmbH, wurde das Dual USE Gerät in Lizenz von dem Hersteller aus Eisfeld vertrieben. Die Entwicklung des NW 100 erfolgte von Anfang an durch die Heimdall GmbH aus Bayreuth.
all4hunters lud für den Praxistest des Fokus 50 den Gründer und Geschäftsführer der Heimdall GmbH Matthias Ruckdeschel nach Brandenburg ein. Ruckdeschel konnte vor der Gründung von Heimdall auf eine mehr als zehnjährige Berufserfahrung als Entwicklungsleiter in einer international aufgestellten Unternehmensgruppe zurückblicken, deren Schwerpunkt auf Optoelektronik und High-End Zieloptik liegt. Nun waren wir sehr gespannt, wie sich das Heimdall Fokus 50 beim Einschießen auf einer neuen Waffe schlagen würde.
Das Wärmebildgerät Heimdall Fokus 50 im Praxistest
Für unseren Test stand uns wieder der Jäger Domenik Köster aus Ibbenbüren zur Seite (hier lesen Sie den Praxistest seiner Merkel Helix Speedster mit Fluna Tec Coating), mit dem wir in ein circa 1.400 Hektar großes Waldstück fuhren. Mit dabei hatte er dieses Mal seine Tikka T3x mit montiertem SVEMKO Magnum Schalldämpfer und Swarovski Z8i 2-16x50p Zielfernrohr. Auf diesem Allroundglas sollte also das Heimdall Fokus 50 als Vorsatzgerät zum Einsatz kommen. Die Tikka T3x hat Domenik auf 160 Meter Fleck eingeschossen. Das Kaliber der Waffe ist die .308 Winchester, sein bevorzugtes Kaliber auf Reh- und mittelschweres Wild. Bei der Wahl der Munition schwört der Jäger übrigens auf die bleifreie GECO Zero.
Die Montage des Heimdall Fokus auf das Swarovski-Zielfernrohr ging einfach von der Hand. Als Adapter verwendeten wir den ARM52-56 von Rusan. Wie immer, wenn Geräte neu sind, sollte man darauf achten, dass man bei der ersten Montage des Vorsatzgerätes auf das Zielfernrohr vorsichtig und behutsam vorgeht. Bei weniger feinmotorischem Vorgehen kann es schnell passieren, dass hier Fehler unterlaufen. Vor allem sollte man auf den Konterring des Adapters achten: dieser sollte nicht zu fest angezogen werden, da er sich sonst nur schwer wieder lösen lässt. Gleiches gilt natürlich auch in umgekehrte Richtung – der Adapter muss natürlich sicher und fest auf dem Zielfernrohr sitzen.
Nun ging es mit dem komplettierten Aufbau an die Adjustierung unseres Set-ups. Normalerweise kommen für das Einschießen einer solchen Optik Wärmepads zum Einsatz. Wir entschieden uns jedoch spontan für den halbvollen Kaffeebecher von Domenik, den wir mit einem Nagel auf 120 Meter an einer dicken Kiefer befestigten (der Kaffee aus der Tanke war auch nicht wirklich gut).
Einschießen der Waffe mit dem Vorsatzgerät Heimdall Fokus 50
Die Schussabgabe erfolgte aus circa drei Meter Höhe vom Ansitz aus: Der erste Schuss lag schon so dicht am optimalen Treffpunkt, dass Domenik zunächst über die Präzision der Kombination etwas verwundert war. Nach kurzer Rücksprache mit Matthias erfolgte der zweite Schuss. Auch dieser war wieder etwas hoch (circa 6 Zentimeter), auf der selben Ebene wie Schuss Nummer eins, diesmal jedoch etwas mehr in der Mitte.
Bei der augenscheinlichen Kontrolle direkt am Kaffeebecher wurde nun die Feinjustierung vorgenommen. Dazu ging es in das Display-Menü des Heimdall Fokus 50 – der Zielfernrohr-Modus wurde ausgewählt und dann über die Experteneinstellung der Treffpunkt 60 Millimeter nach unten und 15 Millimeter nach rechts korrigiert. An dieser Stelle sei angemerkt, dass wir das Vorsatzgerät zwischen jedem Schuss komplett demontierten, auch den Klemmadapter.
Wir waren also gespannt, wie es mit der Wiederholgenauigkeit aussehen würde. Schuss Nummer drei fiel kurz vor der Abenddämmerung. Die erste Kontrolle erfolgte direkt vom Hochsitz aus über die Zielfernrohroptik. Domenik sagte nur: "Der passt". Bei der Kontrolle am Kaffeebecher wurde der Schuss dann bestätigt. Der Schuss saß genau in der Mitte des Bechers. Kleine Anekdote dabei am Rande: Vom Kaffee ging nicht ein Tropfen verloren. Der Becher war also nach wie vor halbvoll und sogar noch immer etwas warm. Besser ist der Kaffee durch die Prozedur aber wohl nicht geworden...
Handhabung und Ausstattung des Heimdall Fokus 50
Unser erstes Fazit zum Fokus 50 von Heimdall: Damit kann man arbeiten. Vor allem die Wiederholgenauigkeit in unserem Test und die absolute Treffpunktjustierung mit nur wenigen Tastenbefehlen überzeugte uns doch sehr. Da das Gerät als Dual-Use-Gerät konzipiert wurde, bietet das Heimdall Fokus mehr Anwendungszwecke als ein reines Vorsatzgerät. Erfreulich ist die Möglichkeit, das Gerät auf drei verschiedenen Waffenkombinationen einzuschießen und diese als Profile abzuspeichern. Einem schnellen Wechsel von der einen zur anderen Büchse steht also nichts im Wege.
Insgesamt ist die Handhabung und Bedienung des Wärmebildgerätes nach einer kurzen Eingewöhnungszeit auch dank intuitiver Menüführung schnell und einfach. Mit 8 Gigabyte Speicherplatz bietet das Gerät genug Platz für Fotos und Videos. Im Lieferumfang enthalten ist ein USB-Kabel, über das man die Daten sehr einfach auf dem PC sichern kann. Das Gerät bietet mehrere Farbmodi für unterschiedliche Witterungsverhältnisse, außerdem stehen Bilddarstellungen für Tag und Nacht zur Verfügung.
Für die Nachtjagd ist man mit dem Heimdall Fokus 50 sehr gut gerüstet. Für 90 Prozent der jagdlichen Anwendungen reichen die Funktionen aus, die das Gerät mitbringt. Natürlich hat das Gerät wie alle gängigen Wärmebildgeräte auch seine Grenzen. Wer zum Beispiel im Gebirge jagen geht und auf richtig große Distanzen einen Schuss anbringen will, der sollte doch lieber darauf warten, bis es Vorsatzgeräte mit deutlich höherer Auflösung und leistungsstärkeren Objektiven gibt. Auch wenn man die Optik "hochschrauben" kann, es ist doch immer mit einem Verlust der Bildqualität verbunden. Ein digitales "Reinzoomen" ist immer mit mehr Rauschen und größeren Pixeln verbunden.
Ein paar Kleinigkeiten haben wir aber doch anzumerken: Die Schutzkappen für das Objektiv könnte man aufgrund ihrer Gestaltung bei Unachtsamkeit mal eben schnell verlieren. Auch fiel uns ein schwergängigeres Fokusrad bei kalten Temperaturen auf. Abhilfe würde ein kleines Gewindeloch auf der rechten und linken Seite für das Anbringen eines Fokusradhebels schaffen. Damit ließe sich mit einem Finger auch leichter fokussieren.
Der Überblick: Technische Daten und Preis des Heimdall Fokus 50
Modell: | Heimdall Fokus 50 |
Preis: | 3.990,- Euro |
Display- Technologie: | OLED |
Bildfrequenz: | 50 Hz |
Laufzeit: | bis zu 8 Stunden |
Energie: | 1-2 Akkus von Typ 18650 |
Länge x Breite x Höhe: | 187 mm x 62 mm x 70 mm |
Detektorauflösung: | 384 x 288 Pixel |
Displayauflösung: | 1024 x 768 |
Digitaler Zoom: | 1-8x, stufenlos |
Optische Vergrößerung (im Monokular-Modus): | 2,5x |
Gewicht: | 520 g |
Unser Fazit zum Wärmebildgerät Heimdall Fokus 50
Bezüglich Anwendbarkeit und Funktion lässt das Heimdall Fokus 50 wenig Wünsche offen. Deshalb gibt es hier von uns eine volle Empfehlung. Auch das Energiemanagement kann sich sehen lassen: das Gerät funktioniert sogar nur mit einem statt zwei eingelegten Akkus, wenn man das möchte. Mit voll aufgeladenen Akkus kommt man auch bei zwei Ansitzen über je vier Stunden über die Runden. Sollten auch diese schlapp machen, ließe sich das Gerät sogar über das USB-Kabel von einer externen Powerbank mit Strom versorgen. Das Wärmebildgerät ist sehr robust gebaut, für den Fall der Fälle gibt es aber einen deutschen Service, der schnell reagieren kann. Aufgrund der Leistung und Qualität des Heimdall Fokus 50 ist die UVP des Herstellers von 3.990,- Euro nicht zuletzt für ein in Deutschland hergestelltes Produkt durchaus angemessen.
Weitere Informationen zum Wärmebildgerät Heimdall Fokus 50 finden Sie auf der Webseite des Herstellers.