Burris Eliminator 6 Zielfernrohr in 4-20x52 mit integriertem Entfernungsmesser und Ballistikrechner im Test

"Laserscope" -  im Jahr 2010 war dies die Bezeichnung für ein vollkommen neues Zielfernrohrkonzept des amerikanischen Optikherstellers Burris. Erstmalig wurde damals ein Laserentfernungsmesser in ein ziviles Zielfernohr integriert. Das äußere Design erinnerte nur noch entfernt an ein klassisches Zielfernrohr und wurde gern als „Raumschiff“ betitelt. Stetig weiterentwickelt und mit mehr Elektronik vollgepackt ist seit Anfang 2024 das sechste Modell der Baureihe verfügbar, unter der Modellbezeichnung „Eliminator 6“ (4-20x52) verfügbar. Neben erweiterten Möglichkeiten des integrierten ballistischen Rechners ist man nun bei Burris „Back to the Roots“ und hat ein vom äußeren Erscheinungsbild klassisches Zielfernrohr konstruiert.

Burris Eliminator 6  4-20x52 - das sind die technischen Details

Burris Eliminator 6 4-20x52, Okular im Detail.
Das Burris Eliminator 6 4-20x52 in 34-mm-Ringen der Marke Tier One.

„Wuchtig“ war die erste Reaktion nach dem Blick in den Karton: 34 mm Mittelrohr, eine Länge von 38 Zentimeter, große Abdeckkappen der Seiten- und Höhenverstellung sowie des rechtsseitigen Bedienturms bei einem Gewicht von rund 850 Gramm sind durchaus imposant. Im Lieferumfang enthalten ist eine einschraubbare Sonnenblende, kommt diese zur Verwendung, verlängert sich das ZF um 8 cm auf satte 46 cm Gesamtlänge bei einem äußeren Objektivdurchmesser von 60 mm.  Aus der Modellbezeichnung geht bereits der Durchmesser der Objektivlinse hervor, gepaart mit einer Vergrößerung von 4x bis 20x. Die Bedienung der Vergrößerung findet sich in Form eines griffigen und angenehm breiten Drehrings vor dem Okular. Dem Okular vorgelagert findet sich die Dioptrienverstellung, allerdings lässt sich diese nur einstellen, solange die mitgelieferte Flip Up-Schutzkappe nicht montiert ist. Höhen- und Seitenverstellung schützen aufgeschraubte Abdeckkappen. Die Verstellung der sauber rastenden Knöpfe beträgt in Höhe und Seite jeweils 1/8 MOA (Minute of Angle) pro Klick bei einem Gesamtverstellumfang (in beiden Achsen) von 40 MOA. Kompliziert ist das Nullen der beiden Skalen über eine (kaum sichtbare) Entriegelungsklinke, zumal leider ein passendes Werkzeug nicht mitgeliefert wird. Bei einem Test mittels eines Hensoldt-Kollimators zeigten sich keine Schwächen in der Wiederholgenauigkeit der mechanischen Verstellung.  Linksseitig am Mittelrohr findet sich die Parallaxeneinstellung mit Markierungen von 25 Yards bis unendlich. Der Parallaxeneinstellung vorgelagert ist die zentrale Bedienung der Elektronik, die Steuerung erfolgt hier mittels gummierter Tasten. Die größere der drei Tasten erweckt die Elektronik und aktiviert die Laser-Entfernungsmessung und den mit ihr vernetzten ballistischen Rechner. Zusätzlich gibt es hier Schalter zur Einstellung der Leuchtintensität des Zielpunktes im Absehen. Wird die Elektronik aktiviert, zeigt sich das von Burris als „Head Up Display“ bezeichnete Informationsfeld im oberen Bereich des Zielbildes – dazu später mehr. Neben der direkten Bedienung der Elektronik am Zielfernrohr kann man das Burris Eliminator über eine (mitgelieferte) Fernbedienung auch ohne Veränderung des Anschlags  bedienen.

Burris Eliminator: Einschießen auf einer Testbüchse  von Sako

Burris Eliminator 6 4-20x52 auf der Testwaffe montiert.
Das Burris Eliminator 6 4-20x52 auf der Test-Sako im Kaliber .30-06 Springfield.
Burris Eliminator 6 4-20x52 im Hensoldt-Kollimator.
Mittels eines Hensoldt-Kollimators wurde die Verstellgenauigkeit des Burris Eliminator 6 4-20x52 geprüft, auch nach Vergrößerungswechsel.

Wie dies funktioniert und was der ballistische Rechner und die Optik des Burris Eliminator leistet, sollte der praktische Test zeigen. Mittels Montageringen aus dem Hause Tier One nahm das Burris Platz auf einer AV-Repetierbüchse von Sako im Kaliber .30-06 Springfield, die Kombi aus Präzision der Waffe und des Kalibers erlauben den Einsatz jenseits der „magischen“ Schussentfernung von 100 Meter. Voreingestellt mittels Mündungskollimator ging das Einschießen auf 100 m im geschlossenen Schiesstand schnell vonstatten, Seiten- und Höhenverstellung zeigten eine saubere Rastverstellung. Das Zielbild wirkte bei Kunstlicht hell und kontrastreich, das in der zweiten Bildebene befindliche Absehen mit der Bezeichnung X177 bot einen sauberen Zielpunkt. Der ballistische Rechner benötigt zur sicheren Funktion das Einschießen auf „Fleck“, alles weitere übernimmt danach bei wechselnden Entfernungen die Elektronik. Abweichungen des Treffpunktes zeigten sich bei Veränderung der Vergrößerung des Testexemplars nicht.

Mit dem Burris Eliminator 6 4-20x52 ins Revier: Wie funktioniert die App "Burris Connect"?

Burris Ballistik App Screenshot.
Per Burris-App liefert das Smartphone dem Eliminator die passenden Ballistik-Daten von Waffe, Munition und mehr.

Nach dem erfolgreichen Einschießen auf dem Stand war das Eliminator fast bereit für den Weg ins Revier. Zuvor muss jedoch der Ballistische Rechner mit den nötigen Daten gefüttert werden. Dies erfolgt ganz einfach über das Smartphone und der entsprechenden App „Burris Connect“. Die Verbindung zum ZF erfolgt über die Bluetooth-Schnittstelle. Zwingend für die Verbindung ist die Erlaubnis zur Standortortung, ist diese nicht aktiviert, funktioniert nichts. Über das Funktionsmenü ist das Head Up Display im Sichtfeld konfigurierbar, Form und Anzeigeinhalt einzelner Felder sind wählbar. Wichtig für die korrekte Berechnung der ballistischen Werte ist der Abstand zwischen Laufseelenachse und der optischen Mitte des Zielfernrohrs, unter einem angelegten Waffenprofil ist dieser speicherbar. Über die App erfolgt der Zugriff auf eine Munitionsbibliothek, in der nahezu jede erhältliche Fabrikpatrone in unzähligen Kalibern zu finden ist. Ausgewählt und abgespeichert werden dann die relevanten Daten des Munitionsherstellers zur weiteren Berechnung verwendet. Möglich ist jedoch auch, die gemessenen oder errechneten Werte von Handlaborierungen zu verwenden.

Absehen X177 des Burris Eliminator 6 4-20x52.
Das Absehen X177 des Burris Eliminator mit Bildpunkten und Head Up-Display.

In der Grundeinstellung zeigt das eingeblendete Display  mittig die gemessene Entfernung zum Zielpunkt, auf dem mit 177 Bildpunkten versehenen Absehen zeigt der Leuchtpunkt den auf die Entfernung berechneten Haltepunkt an und bezieht dabei auch die Winddrift ein. Die Winddrift kann sowohl über eine allgemeine Abfrage der Umgebungsdaten ermittelt werden, aber auch als gemessener Wert in das System übermittelt werden. Über eine (nullbare) Wasserwaage wird im Display ein Verkanten angezeigt, ebenso ist ein Neigungsmesser, ein Barometer sowie ein Thermometer im Eliminator verbaut. Welche der Daten angezeigt werden, ist in Echtzeit über die App einspielbar, ebenso wie das Ändern der Messeinheiten. Der in neun Stufen regulierbare Leuchtpunkt fungiert bei eingeschalteter Elektronik als Zielpunkt und verändert entsprechend der Berechnungen seine Position im Absehen. Beim Ansitz im Revier zu wechselnden Tageszeiten zeigte die Optik stets ein klares, helles und kontrastreiches Bild, die bis zu 20-fache Vergrößerung spielt bei größeren Entfernungen ihre Vorteile aus.

Parallel wurde zum Vergleich mit dem im Burris eingebauten Entfernungsmesser ein Handgerät von Zeiss verwendet. In einem offenen Feldteil des Reviers war beim Morgenansitz das Anmessen einzeln stehender Rehböcke bis hin zu 300 Meter Entfernung problemlos, der Vergleich mit dem Handgerät erbrachte marginale Unterschiede von wenigen Metern. Angezeigt wird im Display des Zielfernrohrs der errechnete Wert für die Geschwindigkeit und die Energieabgabe des Geschosses am Zielpunkt. Ebenfalls angezeigt wird ein „Shot Call Marker“, dieser warnt beim Unterschreiten voreingestellter Limits von Geschwindigkeit oder Energieabgabe am Zielpunkt. Die Bedienung des ZF und des eingebauten Rechners geht nach etwas „Herumspielen“ leicht und intuitiv von der Hand, alle gebotenen Infos lassen sich leicht erfassen. Nützlich: Die mitgelieferte Fernbedienung, vorgesehen zur Befestigung am Schaft. Bei der verwendeten Testwaffe gestaltete sich dies aufgrund des runden Vorderschafts schwierig, beim aufgelegten Anschlag in der Kanzel kann man ihn jedoch problemlos zusätzlich in der linken Hand halten. Beim Betätigen der Taste an der Fernbedienung wird ein Messzyklus ausgeführt – ohne den Anschlag zu verändern.

Burris Eliminator 6 4-20x52: Technische Daten und Preis

Modell:Burris Eliminator 6 4-20x52
Objektiv:52 mm
Länge:380 mm
Mittelrohr:34 mm
Absehen:“X177”
Klickverstellung:40 MOA
Höhenverstellung:1/8 MOA
Seitenverstellung:1/8 MOA
Parallaxe-Einstellung:25 yards –∞
Gewicht:850 Gramm
Sehfeld (100 m):6,7 – 1,8 m
Augenabstand:8,8 – 10,1 cm
Preis (Stand 10/2024)2.799,- Euro
Blick durch Burris Eliminator 6 4-20x52.
Temperatur, Wind, Verkanten, Luftdruck, solche Werte gehören im Burris Eliminator 6 4-20x52 mit dazu.

Fazit: Das kann das Burris Eliminator 6 4-20x52

Natürlich stellt sich die Frage nach dem Sinn der elektronischen Helferlein im jagdlichen Alltag Deutschlands, selten liegen Schussentfernungen hier jenseits der 100 Meter. Bei der Feld- und Gebirgsjagd sieht die Sache schon anders aus, die Unterstützung durch das Zielfernrohr und den Rechner bringt die Sicherheit, auch auf weitere Entfernungen einen Schuss anzubringen, ohne auf Schätzungen und Vermutungen angewiesen zu sein, denn auf den angegebenen Haltepunkt kann man sich absolut verlassen.

Lässt man sich auf die Technik im Burris Eliminator ein, bekommt man ein im wahrsten Sinne des Wortes „preiswertes“ Zielfernrohr mit sehr guter Optik und geballter Technik. Vergleichen Sie einfach mal, was beispielsweise ein Swarovski dS kostet. Nicht zuletzt deshalb wurde das Burris Eliminator 6 schnell zum beliebten Begleiter ins Revier. Die Demontage des Testexemplars zur Rücksendung ging schwer von der Hand. Abschied tut weh.


Dieser Artikel erschien in der VISIER, Ausgabe 7/2024. Das Heft können Sie im VS Medien-Onlineshop erwerben. Dort ist es auch als ePaper verfügbar. 

Wir haben das Burris Eliminator 6 4-20x52 bereits im Video. Das sehen Sie auch hier bei all4hunters.