Ein Scharfschütze bin ich nun wirklich nicht, in der Regel steckt in meinen Büchsen deutlich mehr Präzision als ich selbst abrufen kann. Schussbilder auf 250 m oder mehr interessieren mich daher höchstens sehr peripher. Ich kann sie ohnehin nicht fachmännisch begutachten und in der Praxis verwerten. Insofern habe ich mich eigentlich auch nie um „große“ Gläser gekümmert, da ich deren spezielles Einsatzgebiet und Leistungspotential schlicht nicht ausschöpfen konnte.
Drückjagd mit dem ZEISS Victory V8
Schon mit meinem ersten “ZEISS V8“ hatte sich dies ein Wenig verändert: durch das im letzten Jahr angeschaffte 1,1-8x30 bin ich nun bestens für alle Sorten von Drückjagd (und Nachsuche) gerüstet. Ein kurzer Dreh am Glas und ich kann mir auch weitere, ruhiger gezielte Schüsse erlauben. Das Ansprechen eines Rehwildspiegels oder einer Rotwildkrone funktioniert ebenfalls hervorragend. Dann wieder ein kurzer Dreh zurück und auch der schnell am Sitz vorbeispringende Frischling ist zumindest einmal leicht zu erfassen. Ich konnte ihn dennoch nicht treffen.
Da ich mit diesem Glas also beste Erfahrungen gemacht hatte, horchte ich dann doch auch bei seinem „großen“ Bruder auf. Das Victory V8 4,8-35x60 rückte in mein Visier. Ein solches Zoom-Spektrum verbunden mit der für ZEISS üblichen, bemerkenswerten Lichtstärke und dem beindruckenden Objektivdurchmesser von 60 mm war für mich etwas völlig Neues. Es sollte bei mir doch eigentlich gute Verwendung finden.
Ich malte mir lange Wiesengründe und Ansitze in den Morgen hinein aus. Ich träumte sogar von dem ein oder anderen Schuss am Berg, auf eine Gams zum Beispiel. Dazu hatte ich eigentlich nie eine Gelegenheit. Jetzt aber zumindest einen guten Anlass zur Suche danach hätte – also her damit!
Großer Objektivdurchmesser des ZEISS Victory V8
Natürlich hat das große V8 ein beeindruckendes Äußeres, war aber deutlich leichter, als ich dachte – es konnte losgehen. Der erste Test war als eine Kombination aller Vorzüge gedacht: ein spätnächtlicher Ansitz an Weizenstoppeln, übergehend in das morgendliche Überwachen eines langen Wiesengrundes, das fand ich einen guten Plan.
Vorgeschaltet hatte ich einen Schießstandbesuch, um mich mit meinem neuen Flaggschiff vertraut zu machen. Dabei kam ich mir vor, wie bei einem Sehtest. Durch die hohe Vergrößerung konnte ich die Ringzahlen einer 100m-Scheibe ganz normal ablesen. Dies war eine völlig neue Erfahrung – und die Treffer sah ich natürlich ebenfalls sofort im Glas, sehr praktisch.
Schon kurz nach dem Bezug meiner Kanzel entdeckte ich einige Hasen, die auf den Stoppeln vor sich hin mümmelten. Sie waren zwar tabu, taugten aber hervorragend als Testobjekte, um die Lichtstärke des Glases zu testen und ein wenig mit dem großen Vergrößerungsspektrum des Glases zu spielen.
Donnerwetter, die Helligkeit des neuen großen V8 ist mehr als beeindruckend! Klar, ein solch großes Objektiv nimmt einfach eine Menge Licht auf. Erst bei sehr hohen Vergrößerungen wurde das zuvor extrem helle und klare Bild etwas dunkler. Im Normalbereich waren die Mümmelmänner dennoch scharf und deutlich zu erkennen. Der hauchfeine Leuchtpunkt ließ sich so weit herunter dimmen, dass der Schuss selbst auf diese kleinen Ziele ohne weiteres möglich gewesen wäre.
Auf der Sauenjagd mit dem ZEISS Victory V8 Zielfernrohr
Jetzt brauchte es nur noch größeren Besuch. Angestrengt lauschte ich immer in die Dunkelheit und hoffte auf das erste typische Klirren der Stoppeln. Immer wieder glaste ich die vor mir liegende Fläche ab. So angestrengt, dass ich irgendwann bereits tatsächlich schon auf den zuvor erträumten, pechschwarzen und kraftvollen Gamsbock zielte. Dieser thronte stolz auf einem Vorsprung.
Bei größter Vergrößerung konnte ich das Bergwild genau betrachten, bevor ich leicht den Abzug betätigte. Ruckartig schreckte ich aus meinem Traum, war da nicht…? Doch, sehr schön, da war es, das typische, leicht klirrende, hektische Geräusch von Sauen in einem Stoppelacker.
Zwei muntere Überläufer der 35-Kilo-Klasse schoben Erntereste durcheinander. Sie kabbelten sich, wenn einer etwas gefunden hatte, aber es nicht hergeben wollte. Anschließend eilten sie dann weiter zum nächsten, vielversprechenden Strohhäufchen.
Was bilden solche Stoppeläcker doch immer wieder für ein perfektes Szenario! In aller Ruhe konnte ich mich einrichten und den besten Kompromiss zwischen Lichtstärke und Vergrößerung einstellen, mit dem Glas immer den beiden dunklen Besuchern folgend.
So war der Schuss auf eines der irgendwann mal breit stehenden Keilerchen ehrlich gesagt keine wirkliche Kunst. Er sackte einfach nur zusammen, wie ich erfreut registrierte, aber aufgepasst - bei Geschwisterpärchen ist dies oft die Chance auf eine Doublette.
Noch im Repetieren drehte ich das Glas sofort deutlich herunter und suchte dann nach dem zweiten Stück. Die Sau hatte sogar ein paar Sprünge auf mich zugemacht, dann aber wie erhofft irritiert nach seinem Brüderchen schaute – warum folgte es ihm nicht? Auch die zweite Sau war erfreulich kooperativ und blieb ohne Flucht am Platz. Das lief ja heute wie geschnitten Brot! Noch einmal schaute ich von Sau zu Sau, keine Regung mehr – langsam verzog sich die Anspannung
Ich hatte wohl recht lange den Stress des Tages weggeschlafen, denn es war schon kurz nach drei Uhr. Es galt sich auf die Morgendämmerung vorzubereiten und vielleicht einen müden Blattzeitrecken abzupassen.
Höchste Vergrößerungen des ZEISS Victory V8 4,8-35x60
Ich brach die beiden Überläufer flugs auf und zog sie an meinen Sitz – ob sich vielleicht auch ein kecker Jungfuchs vom Duft des Aufbruches verführen lassen würde?
Leider haben wir nun auch in Hessen ein zum Teil sehr fragwürdiges neues Jagdgesetz. Es war der 15. August, endlich durften wir wieder! Abwarten… es wurde heller und heller, immer besser ließ sich der für mich auf fast zwei Kilometern einsehbare Wiesengrund abglasen. Hier eine Ricke mit zwei Kitzen, etwas weiter entfernt ein anderes weibliches Stück. Ich schaute mir mehrere Hasen und ein stolzer Fasanenhahn genauestens bei höchsten Vergrößerungen an.
Schließlich hatte ich mit einer 35-fachen Vergrößerung ja quasi ein Spektiv auf meiner Waffe montiert! Zudem eines, das ich durch meinen Lochschaft perfekt fast vollständig ruhig halten konnte. Deutlich brillierten die Farben auf jeder Feder des durch die Wiese flanierenden Gockels in der Morgensonne, was für ein Bild! Doch halt, was war das, leicht versetzt dahinter? Ebenfalls knallrot zog da wirklich ein schlaffer Blattzeitkrieger durch den Grund, etwa 200 m unterhalb von mir. Er schlich offensichtlich erschöpft vor sich hin und wollte wahrscheinlich nur noch in seinen ruhigen Einstand, um den Tag längst möglich zu verschlafen.
Ich bin ein etwas altmodischer Bockjäger, mich interessiert schon noch, was ich da vor mir habe: deutlich zeigte mein „Spektiv“ zwar dünne, aber hohe und gut geperlte Stangen, einen schmalen Träger. Als er einmal zu mir her sicherte, ein zwar eben müdes, aber junges Gesicht – nein, den wollte ich nicht, ich hatte auf einen Japper gehofft, das hier war ganz sicher keiner. „Schlaf gut!“, dachte ich, und wünschte dem Kollegen viel Glück im angrenzenden Staatswald. Zu meiner Freude fiel in der nächsten halben Stunde auch tatsächlich kein Schuss. Der junge Mann hatte sein Bett wohl unbehelligt erreicht.
Eher zufällig schaute ich mal wieder auf meine Stoppeln – holla, wer bist Du denn? Meister Reinecke hatte sich offensichtlich unbemerkt etwas von meinen Aufbrüchen stibitzt und eilte dem Waldrand entgegen. Immer weiter schnürte er davon, jetzt war Eile geboten, denn größer wurde das flinke Ziel so nicht! Wurde es doch, denn ich konnte ja jetzt die Vergrößerung deutlich höher drehen als bisher.
Ich brüllte den wuseligen Kerl regelrecht an, was ihn verdutzt verhoffen und zurückblicken ließ – heute machten sie es mir aber auch wirklich nicht schwer. Zwei Keilerchen und ein Jungfuchs, alle Bereiche des neuen Glases ausgelastet - ich war müde, aber hochzufrieden, als ich es nach dem Bergen meinem Freund, dem Bock nachtat und ins Bett sank.
Noch am gleichen Abend begleitete mich meine Neuerwerbung auf einer nur halbernsten Pirsch und bei einem eigentlich viel zu späten Blattversuch, anlässlich dessen eine Geiß, die wie ein Torpedo angesprungen kam, offensichtlich versuchte, mir mit der Stirn das Schienbein zu brechen, sonst aber ergab sich nichts mehr. Aber das war eigentlich auch völlig egal: Der Tag an der frischen Luft war schön. Erlebnisreich, bilderreich und erfolgreich – was will man mehr?
Weitere Informationen über das Victory V8 finden Sie auf der Webseite von ZEISS Optik.
Bei all4hunters.de können Sie zudem mehr über das ZEISS Victory V8 erfahren.