Die anderen Modelle der ZEISS V8-Baureihe in Gestalt des 1,1-8x30; 1,8-14x50 und 2,8-20x56 sind hierbei wohl noch universeller einzusetzen als das mächtige Zielfernrohr für den jagdlichen Weitschuss. Die 4,8-fache Mindestvergrößerung mag für manchen Waidmann akzeptabel für den Ansitz sein, aber gerade durch die 35-fache Maximalvergrößerung ist es für den Long Range-Bereich prädestiniert.
Positiver Nebeneffekt: Auch Jäger, die nie mit einer solchen Vergrößerung schießen würden, erkennen den Wert des ZEISS V8 4,8-35x60 als monokulares Beobachtungsglas, mit dem man jedes Detail im Revier erkennen kann.
Die Lichttransmission der V8-Gläser fällt mit 92% um nur gut 3% niedriger als bei den HT-Optiken aus gleichem Stall aus, dafür verfügt man mit 8-fach anstatt 4-fach über den doppelten Zoomfaktor.
Entnimmt man das 993 Gramm schwere ZEISS Victory V8 4,8-35x60 aus seiner Verpackung, bemerkt man aufgrund des gelungenen Designs vielleicht noch nicht einmal, dass der Tubus einen satten Durchmesser von 36 mm aufweist. Bei gleicher Wandstärke hält das Rohr mit dem größeren Durchmesser mehr aus, ist solider und bietet den Ringen mehr Oberfläche. Immerhin 20 % mehr als ein Rohr mit 30 mm Durchmesser.
Zielfernrohr ZEISS Victory V8 - ein leuchtendes Beispiel
Nicht zuletzt durch die gelungene Absehen-Beleuchtungs-Einheit auf dem Okulargehäuse wirkt das V8 trotz 36 mm-Tubus im Erscheinungsbild ästhetisch und geradezu elegant. Die ergonomisch platzierte, flache Drehscheibe kann intuitiv erreicht und bedient werden, ohne hinzusehen oder zu tasten.
Die stufenlose Einstellung der Leuchtintensität bietet einen markant-hellen Punkt tagsüber (sowie bei Schnee) und benimmt sich in finsterer Nacht dezent ohne zu überstrahlen. Der Leuchtpunkt ist sogar bei Minimalvergrößerung ausreichend fein, so dass er auf einer 100-Meter-Zielscheibe nur 14 mm abdeckt.
Weil das Absehen in der zweiten Bildebene angeordnet ist, bleiben die Dimensionen bei Vergrößerungswechseln identisch. Hieraus resultiert, dass der Zielpunkt bei 35-facher Vergrößerung lediglich 2 mm auf 100 Meter abdeckt. Der Punkt ist also noch feiner als die Fadenstärke, die bei 35-facher Vergrößerung 3 mm abdeckt. Wenn die Beleuchtung abgeschaltet ist, sieht man den Punkt nicht. Schaltet man sie jedoch ein, dann ist dieser Punkt so justierbar, dass er niemals stört.
Klar, ein feiner Punkt verdeckt wenig Zielfläche, besitzt aber auch den nützlichen Zusatzeffekt, dass die geringe Lichtquelle das an die Dunkelheit adaptierte Auge nicht stört.
Neigungssensoren machen das Absehen-Beleuchtungs-System komplett. Legt man die Waffe ab oder stellt sie hin, dann schaltet die Beleuchtung ab. Nimmt man das Gewehr zur Hand, wird sie automatisch mit der vorher eingestellten Intensität wieder aktiviert. Selbstverständlich schaltet das System bei Bewegungslosigkeit zur Schonung der Batterie nach drei Stunden ab. Diese Beleuchtung ist hinsichtlich Leistung und Bedienung wirklich der aktuelle Stand der Technik.
Zielfernrohr ZEISS Victory V8 - der Verstellumfang
Das ZEISS Victory V8 4,8-35x60 ist mit der Absehen-Schnellverstellung "ASV+" ausgerüstet. Eigentlich würde man bei einem Zielfernrohr mit 36 mm-Mittelrohrdurchmesser einen gigantischen Verstellungsbereich erwarten. Doch das ist der einzige Bereich, in dem das Glas etwas enttäuscht. Der relativ magere Verstellungsbereich von 130 cm (eigene Messungen ergaben exakt 122 cm) dürfte dennoch für die meisten Aufgaben ausreichend sein.
Im sportlichen Long-Range-Metier müsste man schon eine Optikmontageschiene mit 20 MOA Vorneigung (etwa 60 cm auf 100 Meter) anbringen, um auf Entfernungen bis 900 Meter treffsicher agieren zu können. Die V8-Absehen-Verstellung dreht man dann fast ganz herunter, um auf 100 Meter zu treffen. Eine .308 Winchester mit 155 Grains Sierra Palma-Geschoss (Nr. 2155) braucht je nach Geschwindigkeit so um die 95 Klicks (cm/100 m) während das neue, etwas windschlüpfrigere Sierra Palma Nr. 2156 weniger Klicks benötigt.
Soweit so gut, aber dann versalzt einem die ASV+-Absehen-Verstellung die Suppe. Sie erlaubt nur eine 360 Grad-Umdrehung, was 50 cm/100 m-Klicks entspricht. Das V8-System arbeitet mit 0,5 cm-Klicks, so dass 100 Mal 0,5 cm-Klicks 50 cm ergeben.
Im sportlichen Einsatz auf 300 Meter spielt der maximale Justierumfang überhaupt keine Rolle. Doch wer wirklich 900 Meter schießt, der sollte zu einem Trick greifen oder ein anderes Zielfernrohr kaufen. Letzteres wäre aufgrund des optischen Leistungsvermögens des ZEISS Victory V8 schade. Der Trick: Eine Einstellung des ASV bis 900 m wäre möglich aber die Null-Position ist dann nicht mehr auf 100 Meter. Das ASV funktioniert mit einem Anschlagstift. Wo ein Stift montiert ist, lässt sich auch einer herausnehmen oder man ordert einen Mitnehmer ohne Stift. Dann könnte man mehr als 360 Grad drehen und das Zielfernrohr auf große Entfernungen (1.000 Yards) einstellen.
ZEISS hat aber das Victory V8 4,8-35x60in erster Linie für den Jäger konzipiert. Der jagdliche Weitschuss wird nicht nur durch Jagdethik und Präzision, sondern auch durch die Geschossgeschwindigkeit und dmait die Energieabgabe im Ziel beschränkt. Jagdgeschosse, die bei gleichem Gewicht meistens einen niedrigeren BC-Wert als Wettkampfgeschosse aufweisen, brauchen eine bestimmte Mindestgeschwindigkeit, um aufzupilzen und im Ziel zu wirken. Die Geschwindigkeits-Untergrenze für die meisten Jagdprojektile beträgt 550 bis 600 m/s. Erreicht man das Ziel unterhalb dieser Geschwindigkeit, dann verhält sich das Geschoss wie ein Vollmantelgeschoss, es deformiert nicht. So möchte in unseren Breitengraden niemand jagen.
Somit ist die Hersteller-Entscheidung völlig richtig, neun unterschiedlich markierte Ballistik-Ringe mitzuliefern, die eine einfache Handhabung des ASV+ unterstützen, alle gängigen Kaliber abdecken und für Schussentfernungen bis 400 oder gar 600 Meter ausgelegt sind. Wer seinen spezifischen Ballistik-Ring haben möchte, der kann einen solchen bei ZEISS in Auftrag geben.
Zielfernrohr ZEISS Victory V8 - Licht & Schatten
Wer das V8 4,8-35x60 in den hohen Vergrößerungsbereichen nutzt, wird feststellen, dass das Blickfenster ("Eyebox"), das bei kleineren Vergrößerungen gut ist, weniger Abweichungen vom Zentrum verzeiht. Allerdings werden bei 35-facher Vergrößerung wohl nur die Wenigsten freihändig schießen.
Befreundete Jäger und Schützen, denen in der Testphase ein Blick durch das ZEISS Victory V8 gewährt wurde, waren von dem hellen, äußerst scharfen Ziel-Bild auf 100 Meter Entfernung beeindruckt. Auch bei weiteren Felderprobungen am Tage und in der Dämmerung war es immer hell, kontrastreich und scharf – in einem Wort: Spitzenklasse!
Das ZEISS Victory V8 ist ein solides, vielseitiges Long Range-Zielfernrohr mit gigantischem 8-fachem Zoombereich, bei dem ZEISS hinsichtlich der optischen Leistungsfähigkeit alles gegeben hat. Das Resultat ist beeindruckend, auch bei der 35-fachen Vergrößerung bietet sich ein helles, kontrastreiches und scharfes Bild. Nicht jeder wird mit einer solchen Vergrößerung schießen, aber man kann. Wer in der Dämmerung Füchse auf mittlerer Entfernung schießen will, der wird kein besseres Zielfernrohr finden.
Selbstredend eignet sich ein Zielfernrohr mit diesen Qualitäten auch als Spektiv. Das Absehen und vor allem die Absehen-Beleuchtung dürften ihresgleichen suchen. Die Absehen-Schnellverstellung hingegen ist nicht so aufwendig konstruiert wie die des Swarovski X5. Sie hat sich aber behauptet und funktioniert tadellos.
ZEISS Victory V8 Zielfernrohr Test - das Fazit
Wenn Sie mit dem Justierumfang keine Probleme haben, dann erhalten Sie mit dem ZEISS Victory V8 4,8-35x60 ein Weitschusszielfernrohr der Superlative. Das alles zu einem angemessenen Preis, kein Schnäppchen, aber ein Zielfernrohr, das sein Geld wert ist. Das ZEISS Victory V8 4,8-35x60 kostet in der Standardausführung 2.990 Euro, in der Innenschienen-Version 3.030 Euro.
Weitere Informationen zum ZEISS Victory V8 4,8-36x60 Zielfernrohr finden Sie direkt auf der Website von ZEISS Sports Optics.
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