Wärmebild-Zielfernrohre gehören sicherlich zu den faszinierendsten Zielvorrichtungen überhaupt. Bis vor kurzem wurden sie so gut wie ausschließlich von Spezialeinheiten der verschiedenen Streitkräfte verwendet. Das lag auch, an den gelinde gesagt, astronomischen Preisen.
Innerhalb von nur zehn Jahren hat die Technologie der thermischen Sensoren, vor allem bei den Mikrobolometern, riesige Fortschritte gemacht. Die Preise purzelten, während die Leistungen nach und nach immer besser wurden.
Die ersten Wärmebildgeräte erschienen zu bezahlbaren Preisen auf den Markt (wir reden hier allerdings immer noch von mehreren Tausend Euro). Diese waren nicht mehr für hochspezialisierte Zwecke wie medizinische Geräte, Brandbekämpfungstechnik oder Bauingenieurwesen konzipiert. Bald darauf folgten auch die Zielfernrohre.
Heute gibt es für Waffenbesitzer eine ganze Reihe von Produkten: Die Auswahl erstreckt sich von professionellen Geräten mit Spitzenleistungen (und entsprechenden Spitzenpreisen) bis hin zu Zielfernrohren, die ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Diese eignen sich vor allem für Jäger und bis zu einem gewissen Grad auch für Freizeitschützen.
Wärmebild-Zielfernrohr Apex XD38 von Pulsar
Unter den letztgenannten Produkten sticht besonders die Apex-Reihe von Pulsar hervor, die drei Wärmebild-Zielfernrohre umfasst. Sie unterscheiden sich durch die Vergrößerung und den Objektivdurchmesser: Apex XD38 1,5x38 mm, Apex XD50 2x50 mm und Apex XD75 3x75 mm.
Die Basiseigenschaften dieser drei Modelle sind gleich: die Auflösung und die Leistung des IR-Sensors, das OLED-Microdisplay, die Mechanik des Korpus, die Anschlüsse und die Stromversorgung sowie die Steuerungselektronik einschließlich der Software.
Für unseren Test hatten wir ein Pulsar Apex XD38, das uns freundlicherweise vom italienischen Importeur Adinolfi zur Verfügung gestellt wurde.
Das thermische Herzstück (Sensor, Steuerungssoftware und Basissoftware für die Bildverarbeitung) sowie die wichtigsten Funktionen des Wärmebildgeräts Quantum HD 38S von Pulsar entsprechen dem hier getesteten Apex Zielfernrohr.
Eine grundlegende Eigenschaft der Zielfernrohrfamilie Apex XD ist die schnelle Refresh-Frequenz des Sensors und des OLED-Microdisplays, auf dem man die Bilder im Okular sieht: 50 Hz sorgen für flüssige Bewegungsbilder ohne Schlieren, die das Bild in entscheidenden Momenten verderben würden (etwa wenn man mit einer schnellen Bewegung einem durch den Wald laufenden Wildschwein folgt).
Anders als bei Wärmebildgeräten, die nur zur Beobachtung dienen, ist die Refresh-Frequenz bei einem Visier enorm wichtig. Mit lediglich 9 Hz sind die meisten Produkte aus den USA bestenfalls für Schüsse auf unbewegte Ziele oder Tiere geeignet, die sich sehr langsam fortbewegen.
Pulsar Apex XD38 – die technischen Daten
Das Wärmebild-Zielfernrohr Pulsar Apex XD38 besteht vollständig aus glasfaserverstärktem Polymer. Das Objektiv aus Germanium wird durch eine klappbare Kappe geschützt, die für Wasserdichtigkeit bis Schutzklasse IPX7 sorgt. Ein kurzes Eintauchen ist also möglich.
Sieht man von den im Text geschilderten Unterschieden ab, hat das Wärmebild-Zielfernrohr Pulsar Apex XD38 im Hinblick auf die Konstruktion viel mit den digitalen Nachsichtzielfernrohren Pulsar Digisight N960 und N970 gemeinsam. Die Verwendung der gleichen Zubehörteile, wie etwa die externe Batterie oder das Aufzeichnungsgerät für Videos, ist möglich.
Pulsar verwendet schon immer IR-Sensoren von ULIS aus französischer Produktion, das Apex XD 38 macht hier keine Ausnahme. Es hat ein Mikrobolometer aus amorphem und resistivem Silizium mit 384 x 288 Pixeln und einem Pixelpitch von 25 μm. Die Bilder werden von einem schwarzweißen OLED-Display wiedergegeben, das 640 x 480 Pixel hat. Es wird durch das große Okular mit einer Pupillenschnittweite von 67 mm, einer Austrittspupille von 6 mm und einer Diopterverstellung zwischen -4 und +3 betrachtet.
Auf dem Display befindet sich eine Statusleiste, die eine Reihe von Informationen zum Betrieb liefert: ausgewählte Waffe, Batteriestatus, aktuelle Vergrößerung, ausgewählte Funktionen und einiges mehr.
Die Nullstellung erfolgt ausschließlich digital über ein virtuelles Absehen auf dem Display, genau wie beim Pulsar Digisight. Mit dem Nachtsichtzielfernrohr hat dieses Gerät auch einige interessante Funktionen gemeinsam hat – etwa die Funktion, die Waffe mit einem einzigen Schuss auf Null zu stellen.
Für die Nullstellung sollten handelsübliche chemische Handwärmer verwendet werden, die in der Mitte des Ziels zu platzieren sind.
In der Horizontalen und in der Vertikalen stehen 200 Klicks zur Verfügung (+100 bis -100). Jeder Klick entspricht 40 mm auf 100 m, so dass der Verstellbereich auf beiden Achsen 8 m auf 100 m umfasst.
Das Zielfernrohr hat eine voreingestellte Vergrößerung von 1,5x. Digital kann sie auf 3x erweitert werden, dabei halbiert sich allerdings die Auflösung. Das Absehen bleibt immer gleich groß. Wie beim Wärmebildgerät HD38 ist diese Funktion auch hier sehr hilfreich für die Feinfokussierung.
Pulsar Apex XD38 – im Praxistest
Zu Testzwecken haben wir haben das Pulsar Apex XD38 auf einen halbautomatischen Jagdkarabiner Benelli Argo E-Pro im Kaliber .30-06 Springfield und auf einen halbautomatischen Karabiner Steyr AUG im Kaliber .223 Remington montiert.
Während auf dem Jagdkarabiner Argo eine verstellbare Schaftbacke die veränderte Kopfposition unterstützen könnte, liegt das Apex XD38 auf dem Steyr-Karabiner fast perfekt. Es ist lediglich 15 mm höher als die serienmäßig dazugehörige 1,5x-Zieloptik.
Wer schon einmal ein Wärmebildgerät ausprobiert hat, der weiß, wie sehr sich die Wärmebilder von Gegenständen wie auch Lebewesen von der normalen Wahrnehmung unterscheiden. Was man durch dieses kleine thermische Visier sieht, ist je nach Betrachtungsweise faszinierend oder auch enttäuschend.
Um es mal so zu sagen: Enttäuschend ist, dass man zwar die von lebenden Körpern abgegebene Wärme sieht, aber eben auch die Wärme von unbelebten Objekten. So etwa von Felsen, die den ganzen Tag über von der Sonne beschienen wurden. Es liegt also eine gewisse Kunst darin, die einzelnen Objekte im Visier voneinander zu unterscheiden. Man muss sie an ihren Konturen oder an ihren Bewegungen erkennen.
Pulsar Apex XD38 – die Vorteile des Wärmebild-Zielfernrohrs
Außerdem ist es schwierig, die Umgebung im Okular zu erkennen, vor allem in den Bergen oder im Unterholz.
Das gilt natürlich für jedes Wärmebild-Zielfernrohr. Wenden wir uns also den Vorteilen des Pulsar Apex XD38 zu! Zunächst sollte noch einmal betont werden, dass ein Wärmebild-Zielfernrohr kein reines Nachtvisier ist und daher tagsüber genauso verwendet werden kann, wie in der Nacht.
Der Morgennebel verschwindet vollständig, was eine kristallklare (thermische) Sicht ermöglicht. In der Tat ist ein Wärmebild-Zielfernrohr in der Morgendämmerung am effektivsten. Denn dann ist der Kontrast zwischen der Körperwärme der Tiere und der über Nacht abgekühlten Umgebung besonders stark. Abends oder in den ersten Nachtstunden dagegen verhält sich das Gerät aufgrund der Erwärmung der Umgebungsluft kaum anders als am Tag. Entsprechendes gilt natürlich für den Wechsel der Jahreszeiten.
Tarnung und Farben haben keine Bedeutung. Ein unbeweglich verharrendes Reh, welches im Dickicht praktisch unsichtbar wäre, bekommt gewissermaßen ein neonfarbenes Fell. In einer Wildschweinrotte im Unterholz sind die einzelnen Tiere klar erkennbar. Auch wenn sich vielleicht nur ein einziges Wildschwein bewegt, das unter anderen Umständen dann die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde.
Die Ergonomie des Zielfernrohrs ist gelungen, allerdings ist der Verstellring für den Fokus überraschend schwergängig. Auch die anderen Bedienungselemente sind gut angeordnet. Die Fernsteuerung ermöglicht die Bedienung der wichtigsten Funktionen des Zielfernrohrs, ohne dass man die Hände bewegen muss (so zum Beispiel bei Befestigung der Fernbedienung am Vorderschaft).
Pulsar Apex XD38 – unser Fazit
Die Leistungen sind optimal. Wie bei dem von uns schon früher getesteten Modell Quantum HD38S liegt die maximale Sichtdistanz unter realen Bedingungen bei etwa 400 m. Allerdings muss man sich vor Augen halten, dass die optische Vergrößerung dieses Zielfernrohrs bei 1,5x (3x mit Digitalzoom) liegt, so dass das Apex XD 38 ohnehin vor allem für die Drückjagd und ganz allgemein für Schüsse bis 150 m geeignet ist.
Insgesamt fällt unser Urteil sehr positiv aus: Das Wärmebild-Zielfernrohr Pulsar Apex XD38 eröffnet Jägern eine Welt, die ihnen bis dahin kaum zugänglich war. Es könnte die Jagdgewohnheiten und -methoden radikal ändern. Der Preis ist mit etwa 4.000,- Euro (UVP inkl. MwSt.; Stand September 2016) allerdings immer noch ziemlich hoch.
Allerdings muss man Folgendes beachten: Nachtsichtgeräte sowie Wärmebildgeräte dürfen in Deutschland lediglich zum Ansprechen des Wilds verwendet werden. Und das auch nur, wenn sie sich nicht aufmontieren lassen. Als Zielhilfe sind derartige Geräte vollständig verboten!
Weitere Informationen finden Sie direkt auf der Webseite von Pulsar.
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