Die MINOX BL-HD Ferngläsern ist für Jagd und Naturbeobachtung gedacht. Sie ersetzt die beliebte Reihe BL, die ebenfalls im hart umkämpften mittleren Preissegment zwischen 600,- und 700,- EUR angesiedelt war. Auf diesem Markt hat sich auch bei den angesehenen Herstellern der Trend durchgesetzt, technisch anspruchsvolle Produkte im eigenen Haus zu planen und zu entwickeln und die Endmontage oder gleich den ganzen Herstellungsprozess per Ausschreibung an Auftragnehmer unter anderem in Asien zu vergeben. Daher findet man recht häufig auch auf unverwechselbar europäischen Produkten den Aufdruck "Made in China".
Das gilt nicht für die Ferngläser der Reihe BL-HD von Minox, die vollständig in Deutschland entwickelt und gebaut werden. Die technischen Eigenschaften, die Robustheit, die Qualität der Optik und der Verarbeitung sind vergleichbar mit Konkurrenzprodukten der höheren Preisklasse. Das Preis-Leistungs-Verhältnis lässt manch einen Mitbewerber blass aussehen.
Die Ferngläser der Reihe BL-HD von Minox haben ein leichtes, offenes Gestell aus Polycarbonat, das im Vergleich zu anderen Materialien wie etwa Magnesiumlegierungen den Preis niedrig hält, dabei aber dennoch ähnlich robust und leicht sind. Das Gestell ist vollständig mit einer Gummiarmierung versehen, die für gute Griffigkeit sorgt. Das Instrument selbst ist mit Argon gefüllt, dessen Moleküle größer sind als die von Stickstoff, so dass es sich nicht so schnell aus dem Fernglas verflüchtigt. Alle Verbindungen sind mit Dichtungsringen verschlossen. Der Hersteller garantiert Wasserdichtigkeit bis zu einer Tiefe von 5 m. Die beweglichen Teile wurden vom Volkswagen Design Center entworfen – in Fortsetzung einer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen. Die Form ist schlicht und nüchtern, mit einigen brünierten Metallteilen. Gestalterisch dominiert der metallisierte Mitteltrieb mit Gummirippen.
Die Verwendung von Glas mit äußerst geringer Dispersion ist eine beachtliche Neuheit gegenüber der Vorgängerreihe BL. Genauer gesagt, handelt es sich um eine Variante des ED-Glases (extra-low dispersion glass): ein Glas mit anomaler Teildispersion, das Farbsäume spürbar verringert. Alle optischen Elemente sind entspiegelt. Die Oberflächen der Objektive wurden mit dem von Minox entwickelten M*-Verfahren vergütet: 21 Schichten auf jeder Fläche jeder Linse. Die Dachprismen der Reihe BL-HD wurden einer Phasenkorrekturbehandlung unterzogen und mit einer wahrscheinlich dielektrischen Beschichtung zur Entspiegelung versehen.
Die Optik der Reihe BL-HD ist in den Vergrößerungsstufen 8 und 10 erhältlich, außerdem stehen drei Objektivdurchmesser zur Auswahl. Insgesamt gibt es fünf Modelle: 8x33, 8x44 und 8x52 sowie 10x44 und 10x52. Das 8x33 ist das superkompakte Modell der Reihe, während die größeren Varianten mit dem 52er Objektivdurchmesser besonders für schlechte Lichtverhältnisse konzipiert wurden. Die beiden 44er-Modelle sind dagegen die "Mädchen für alles" der Reihe BL-HD. Wir haben hier das Modell 8x44 getestet.
Zu beachten ist, dass bei allen Ferngläsern der Reihe BL-HD der Objektivdurchmesser etwas größer ausfällt als im Durchschnitt. Nehmen wir zum Beispiel das von uns getestete Modell: Die meisten Ferngläser arbeiten mit 42 mm. Indem Minox einen Durchmesser von 44 mm verwendet, entstehen dem Unternehmen größere Kosten und das Instrument wird schwerer (weil es mehr Glas enthält). Dafür ist aber auch der Durchmesser der Ausgangspupille größer (5,5 mm). Das Sehfeld des von uns getesteten Fernglases liegt bei 136 m auf 1000 m. Das ist gerade angesichts des Objektivdurchmessers ein hervorragender Wert. Das Fernglas BL 8x44 HD ist durch die Polycarbonatstruktur ziemlich leicht (740 g) und kompakt. Bei geschlossenen Augenmuscheln und ohne Objektivdeckel misst es gerade 150 x 130 x 53 mm. Die Form mit der offenen Brücke und den beiden Scharnieren mit zentraler Scharfstellung ist sehr ergonomisch. Dafür passt bei immer noch relativ großer Pupillendistanz schon kein Finger mehr zwischen die Rohre.
Der Mitteltrieb hat einen Durchmesser von 32 mm, ist gut gedämpft, sehr präzise und ohne Spiel. In eineinhalb Drehungen stellt man von 2,50 m auf Unendlich. Das Minox-Logo im Zapfen des Scharniers dreht sich nicht mit. Für den Dioptrienausgleich sorgt ein Metallring mit feiner Riffelung auf dem rechten Okular. Dieser Ring hat keine Blockierung, ist aber stark gedämpft. Der Korrekturbereich liegt zwischen -4 und +4 Dioptrien. Die Beschriftung ist klar und einprägsam, so dass der Ring sich leicht zurückstellen lässt, wenn er versehentlich verstellt wurde oder das Fernglas zwischen zwei Personen hin und her gereicht wird. Die Augenmuscheln sind ausziehbar und haben drei Positionen, außerdem können sie vollständig geschlossen werden. Die Okulare haben eine Pupillenschnittweite von 19,5 mm.
Wir hatten Gelegenheit, das BL 8x44 HD unter verschiedenen Bedingungen zu testen: bei optimalen wie bei schlechten Lichtverhältnissen, bei Dämmerung, im Nebel und bei Regen. Qualität und Helligkeit sind optimal, die Farbwiedergabe sehr natürlich. Klarheit und Auflösung sind im Zentrum des Sehfeldes exzellent, lassen im letzten Viertel zu den Rändern hin allerdings nach. Auch Farbabweichungen werden zu den Rändern des Sichtfeldes hin wahrnehmbar; die Farbsäume bei Objekten mit starken Kontrasten (etwa Zweige vor hellem Himmel) an den Rändern sind schon ziemlich deutlich. Der Helligkeitsverlust ist zu den Rändern hin dagegen so gut wie gar nicht wahrnehmbar. Die geometrische Abweichung mit kissenförmiger Verzeichnung ist vor allem bei schnellem Schwenken zu beobachten, dabei gibt es einen leichten Globuseffekt.
MINOX BL 8x44 HD Fernglas - Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Fernglas Minox BL 8x44 HD dank des hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnisses eine erstklassige Wahl für die Jagd und für die Beobachtung von Sportwettkämpfen ist. Die sehr guten optischen Leistungen und die Verarbeitungsqualität tun ein Übriges.
Die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers liegt bei 672,- EUR.
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