Schon als Soldat interessierte sich der italienische Offizier Ignazio Porro (1801-75) für optische Systeme. Als er dann seine Militärkarriere zugunsten einer als Konstrukteur von optischem Gerät geopfert hatte, da entwickelte er 1854 die seither nach ihm benannten Porro-Prismen. Und legte damit den Grundstein für das moderne Fernglas! Zwar haben sich seitdem für solche Binokulare die Dachkantprismen durchgesetzt, da sie eine kompaktere Bauweise ermöglichen. Doch das hielt das Team des Optikspezialisten Steiner-Optik in Bayreuth nicht davon ab, bei ihrer Produktneuheit im Fernglas-Bereich ein Porro-System aufzulegen – was das Auge schon von weitem daran erkennt, dass Objektiv und Okular versetzt zueinander stehen und das gesamte Instrument im Vergleich sichtlich breiter baut.
Wir hatten die Gelegenheit, bei Steiner Optik hinter die Kulissen zu schauen. Dabei konnten wir live erleben, wieviel "Made in Germany" in den Produkten steckt.
Steiner Nighthunter 8x56: Mehr als nur ein Jagdfernglas...
Warum Porro, wenn doch die damit ausstaffierten Geräte voluminöser ausfallen? Nun, diese Prismenart erlaubt ein sehr plastisches Sehen. Das liegt unter anderem daran, dass das Licht hier keine Brechung erfährt, sondern eine Reflektion. Der Effekt: Es kommt mehr Licht durch, das Bild wird heller.
Und genau das ermöglichte die von Steiner gewünschten Eigenschaften für ihr neues Glas: Das Nighthunter 8x56 wartet demnach mit einer Lichttransmission von 96+ Prozent auf, was natürlich ebenso auf die Jagd bei der Dämmerung und schlechten Lichtverhältnissen abgestellt ist wie die Lichtstärke von 49, der große Objektivdurchmesser von 56 mm und die 7-mm-Austrittspupille.
Die nächste Eigenschaft des Fernglases ist das, was bei Steiner "Sports-Auto-Focus" heißt. Dahinter steckt eine weitere für das schnelle Erfassen etwa bei der Pirsch optimale Eigenschaft: Ab einer Distanz von 20 m bis ins Unendliche zeigt das Glas stets gleich scharfe Bilder – ohne dass man also auf jede neue Entfernung hin die Schärfe über das sonst übliche Mitteltriebrad nachjustieren muss. Hört sich erst einmal an wie ein Werbeversprechen, ist aber etwas, das in der Praxis hervorragend funktioniert. Dazu muss man nichts weiter tun, als jedes der beiden Okulare einmal auf die individuelle Sehschärfe der Augen einzustellen und das Glas durch Abwinkeln der Brücke auf den persönlichen Abstand der beiden Augen zueinander zu justieren.
Hinzu kommt das große Sehfeld von 135 m auf 1.000 m – groß genug, um beim Durchblicken zügig das angepeilte Objekt 8-fach vergrößert zu erspähen, ohne dazu erst wie wild gleichsam in der Landschaft herumrühren zu müssen. Beides zusammen macht das Steiner Nighthunter 8x56 zu einem sehr schnellen Glas, da das Scharfstellen auf das jeweilige Objekt vom Auge selbst besorgt wird. Und das ist vor allem in der Dämmerung einfach praktisch!
Eigenschaften des Steiner Nighthunter 8x56
Zu den weiteren technischen Details: Im Fernglas bannt eine Stickstoff-Druckfüllung den Beschlag von innen her. Außen sorgt eine von Steiner als "Nano Protection" bezeichnete Beschichtung dafür, dass Wasser und Schmutz leicht abperlen sollen – zumindest für leichte Dreckspritzer dürfte das zutreffen. Das schwimmend gelagerte Prisma steckt in einem Gehäuse aus gummiertem Makralon-Kunststoff. Das wirkt in der Kombination vertrauenerweckend solide und lässt sich so rutschfest wie angenehm warm greifen. Die versenkt und bündig sitzenden Objektivdeckel lassen sich leicht aufschnippen. Zieht man sie von ihrem Objektivkorpus ab, kann man in ihre Halterungen auch Steiners "Lumiclips" einstecken – diese selbstleuchtenden Teile erlauben es, auch im Stockdunkeln das Glas sicher zur Hand zu nehmen.
Am anderen Ende gibt es einen breiten Gummischutz. Der lässt sich über beide Okulare stülpen und ist gegen Verlust am Trageriemen befestigt. Die Okulare wiederum zeigen sich mit Blenden, um Seitenlicht und andere die Augen störenden Elemente auszuschalten. Brillenträger können die Blenden natürlich umklappen. Ähnlich komfortabel ein anderes Detail: Dort, wo die Halter des mitgelieferten Neopren-Trageriemens eingesteckt sind, findet sich je ein (auch im Dunkeln ertastbares) Oval-Pfeil-Emblem. Drückt man da feste drauf, lässt sich der Riemen abnehmen. Passiert das auch versehentlich? Nein, denn leichter Druck auf jede der 2 Tasten reicht dazu eben nicht aus.
Die technischen Daten:
Modell: | Nighthunter 8x56 |
Hersteller: | Steiner Optik |
Objektivdurchmesser: | 56 mm |
Vergrößerung: | 8-fach |
Austrittspupille: | 7 mm |
Sehfeld: | 135 m auf 1.000 m |
Dämmerungszahl: | 21,2 |
Breite: | 200 mm |
Höhe: | 212 mm |
Gewicht: | 1.090 g |
UVP: | 1.099,- Euro |
Die unverbindliche Preisempfehlung für das Steiner Nighthunter 8x56 beläuft sich auf 1.099,- Euro. Für diesen Preis ein wirklich tolles Fernglas! Und eines ist ja eh klar: Steiner hält ein Leben lang...
Das Steiner Nighthunter 8x56 in der Praxis!
Das Fernglas von Jägern für Jäger ist der perfekte Jagdbegleiter. Dank Sports-Auto-Focus hat man immer ein scharfes Bild. Und in Kombination mit der optischen Leistungsfähigkeit bei der Dämmerungs- oder Nachtjagd ermöglicht das Steiner Nighthunter 8x56 somit eine noch effektivere und waidgerechtere Jagd.
Unser Eindruck nach mehreren Wochen des Ausprobierens ist also keine Überraschung: Ein in zeitgemäßem Design formschön ausgeführtes, mit Tasche geliefertes Fernglas, das den Rückgriff auf die Vorzüge der lange ignorierten, aber für solche Binokulare traditionellen Porro-Optik bietet, diese aber mit allen modernen technischen Dreingaben kombiniert. Gut zu greifen, leicht und angenehm zu tragen, sauberes, scharfes Bild, unkompliziert in der Bedienung und sehr schnell beim Erfassen auch unter widrigen Lichtverhältnissen: nicht schlecht!
Weitere Optiken von Steiner finden Sie direkt auf der Webseite des deutschen Optikspezialisten.
Des Testbericht des Steiner Nighthunter 8x56 finden Sie in der VISIER 6/2018. Die Ausgabe können Sie ganz bequem im VS Medien Online-Shop bestellen.
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