Neue Serie - Teil 1: Ausrüstung für Jungjäger. Was sollte man bei der Auswahl des richtigen Kalibers für die erste Büchse beachten? 

Als Jungjäger stellen sich beim Start ins Jägerleben viele Fragen. Eine davon, die heiß diskutiert wird: Welches Kaliber und welche Munition soll ich nehmen? Der Markt bietet viele Optionen. Unterschiedliche Waffenhersteller, unterschiedliche Laborierungen von vielen Munitionsgerstellern, bleifreie und bleihaltig Munition und, und, und. Da kann man schnell den Überblick verlieren. Deswegen versuchen wir hier, Ihnen ein paar Basics zu vermitteln, die man bei der Auswahl von Kaliber und Munition beachten sollte.

Kaliberauswahl für den Jungjäger: Womit geht es los?

Alexander Losert am RWS-Patronen-Schaukasten.
all4hunters.com-Autor und Jagdausbilder Alexander Losert erläutert die verschiedenen Kaliber am RWS Munitions-Schaukasten.

Aus der Vielzahl an verschiedenen Kalibern lassen sich einige als besonders geeignete Einstiegskaliber bezeichnen. Wer etwa gerne sportlich .223 schießt, der wird jagdlich feststellen, dass ihm hier Grenzen gesetzt sind. So darf man damit zwar auf Rehwild schießen, aber nicht auf starkes Schwarz- oder Rotwild. Denn hier haben wir ein klassisches Rehwildkaliber. Für stärkere Wildarten ist die Energie dieses kleinen Kalibers nicht ausreichend für einen waidgerechten Schuss.

Deswegen sollte der Jungjäger gegebenenfalls ein hochwildtaugliches Kaliber aussuchen. Damit kann er auch auf Rehwild schießen, aber eben auch den Hirsch oder den Keiler zur Strecke bringen. Das Geschoss größer als 6,5 Millimeter und eine E100 von 2.000 Joule müssen es da schon sein.

Gerade zu Beginn sollte der Jungjäger sich aus der "unteren Palette" bedienen. Dies wären dann die Kaliber .308 Winchester, .30-06 Springfield und 8x57 IS. Alle hier genannten erfüllen die Mindestanforderungen an die Hochwildtauglichkeit.

Die nächste Frage: Wofür wollen Sie das Kaliber verwenden?

Patronenschachteln und Patronen.
Während etwa die .308 Win. (Links, GECO) eher für das Niederwildrevier mit hohem Waldanteil geeignet ist, sollte der Jäger im Hochwildrevier die 8x57 IS (Mitte, RWS) ins Auge fassen.

Bei der Auswahl des Kalibers sollte man sich auch immer vor Augen führen, was denn gejagt werden soll? Viel Rotwild und Schwarzwild – dann geht es zur 8x57 IS. Feldrevier mit klassischem Besatz - .30-06 Springfield. Waldrevier mit Reh und Sau - .308 Winchester. Das natürlich nur als ganz grobe Richtschnur. Bei den Gegebenheiten (und Vorlieben) kann es natürlich Abweichungen geben.

Viel hilft nicht immer viel  bei Munition, sagt der Experte! Warum?
Wichtig für den Jungjäger ist es zudem, nicht gleich mit der "dicken Pille" zu starten. Wie erwähnt insbesondere dann, wenn man sie überhaupt nicht braucht. Meist schießt man in der Ausbildung kleinere Kaliber, idealerweise noch mit Schalldämpfer. Greift man dann beispielsweise zu einer Zastava in 9.3x62 ohne Dämpfer und alles – dann kann es durchaus passieren, dass man (unbewusst) das Mucken anfängt: Deswegen langsam an die "großen Pillen" herantasten. UNd immer daran denken: je größer das Kaliber, desto mehr Rückstoß.

Geschosswahl: Bleihaltig oder bleifrei?

Auswahl verschiedener Kaliber und Geschosse.
Nicht nur Kaliber: Auch bei den Geschossen hat der Jungjäger die Qual der Wahl.

Hier scheiden sich die Geister. Blei hat unbestreitbar große Vorteile, wenn es um jagdliche Munition geht. Allen voran die Deformierbarkeit. Doch auch auf dem Gebiet der bleifreien Munition gab es in den letzten Jahren Fortschritte, so dass sie ebenfalls eine beachtliche Leistung bringen. Es bleibt aber im Zuge der Debatten um bleihaltige Munition abzuwarten, wie sich diese Lage entwickelt und ob bald nur eine Sorte erlaubt ist. Jedenfalls kann man beide Sorten ruhigen Gewissens nutzen. In manchen Gebieten ist man aufgrund der gesetzlichen Lage sogar dazu verpflichtet bleifreie Munition zu schießen.


Geschosskonstruktionen: Deformator oder Fragmentierer?

Hier kommt es auf den Jäger an und was er bevorzugt. Ein deformierendes Geschoß ist grundsätzlich wildbretschonender, zeigt dafür aber etwas weniger Augenblickswirkung. Hier punktet dann die Geschosskonstruktion, die sich in Fragmente/Splitter zerlegt. Im Vergleich verliert das fragmentierende Geschoss aber beim Punkt Wildbretgewinnung, da man das erlegte Stück ggf. etwas großflächiger ausschneiden muss.

Einen guten Überblick zu Laborierungen für die verschiedenen Anwendungsbereiche, Wildarten und Geschossmaterial bietet etwa der Hersteller RWS. Hier können Sie durch Angabe ihrer Bedürfnisse zu Vorschlägen verschiedener Patronen kommen und diese auch miteinander vergleichen.

Unser Fazit zur Wahl des richtigen Kalibers:

Nach unserer Empfehlung sollte sich der Jungjäger seine erste Büchse in .308 Winchester, .30-06 Springfield oder 8x57 IS zulegen. Diese sind in vielen Laborierungen von unterschiedlichen Munitionsherstellern verfügbar. Dabei sollte der angehende Jäger/in überlegen, welches Wild man bevorzugt jagen möchte. Ob bleihaltig oder bleifrei, Deformierer oder Fragmentierer muss man in der Regel selbst entscheiden, weil hier durchaus auch persönliche Vorlieben oder das Jagdgebiet zu unterschiedlichen Optionen führen. Am Ende jedoch gilt: Was das Wild schnell und ohne Leiden waidgerecht zur Strecke bringt – das ist dann die richtige Wahl.


Der Autor ist Ausbilder bei der Jagd- und Naturschule Hessen, weitere Informationen bekommen Sie auf der Internetseite.


Unsere neue Jungjäger-Serie von all4hunters.com geht wöchentlich jeweils am Sonntag online. Unsere nächsten Themen sind:

  • Teil 2: Gehörschutz und Schalldämpfer
  • Teil 3: Zubehör: Messer, Taschenlampen & Co.
  • Teil 4: Wie kommt das Zielfernrohr auf die Büchse? Die richtige Montage
  • Teil 5: Die Wahl der richtigen Flinte
  • Teil 6: Wärmebild- und Nachtsichttechnik
  • Teil 7: Waffenreinigung
  • Teil 8: Die Wahl der richtigen Büchse