In der Jagdpraxis läuft nicht immer alles nach Plan. Denn wenn man nach Schussabgabe, an eine vermeintlich tödlich getroffene Sau herantritt, kommt es immer wieder vor, dass doch noch Leben im Stück ist. Man hat dann oft gar keine andere Möglichkeit, als die gerade geführte Jagdwaffe für den Fangschuss einzusetzen.
In der 3-teiligen Serie von all4hunters.com: Wie wirken Geschosse auf kurze Entfernungen - beginnen wir heute mit dem ersten Teil. Im Fokus stehen dabei die Büchsengeschosse RWS Speed Tip Pro und GECO Teilmantel im Kaliber .308. Im zweiten Teil stellen wir dann die Wirkung von vier Flintenlaufgeschossen aus dem Hause Brennecke vor, bevor es im dritten Teil der Serie um die "Personal Defense" Munition von Federal aus Pistole und Revolver geht. all4hunters.com hatte die Möglichkeit in Zusammenarbeit mit der Firma Waimex einen Beschusstest auf ballistische Seife durchzuführen. Wir wollten wissen, wie diese unterschiedlichen Geschossarten auf kurze Distanzen - wie beim Fangschuss - wirken und das für Sie im Video festhalten. Dazu ging es nach Bayern, auf den Schießstand des JSSV Jagd- und Sportschützenverein Herrieden-Wieseth e. V..
Zum Einsatz kamen die oben beschriebenen Büchsen-, Flintenlauf- und Kurzwaffengeschosse. Unsere Schussentfernung lag bei 5 Meter. Dort standen Seifenblöcke, die uns von Büchsenmachermeister Heinrich Schiller zur Verfügung gestellt wurden. Diese Entfernung ist praxistauglich und gut geeignet, um das Antragen eines Fangschusses zu simulieren. Unser Dank gilt an dieser Stelle dem Sportschützenverein Herrieden-Wieseth e. V., für die technische und organisatorische Unterstützung und Hubert Bodächtel von der Firma Waimex, der den Beschusstest ermöglichte und für uns organisierte. Los geht's:
Die Wirkung von jagdlichen Büchsengeschossen beim Fangschuss
Kommen wir also zum ersten Teil unserer Simulation. Verwendet haben wir dabei das weltweit am meisten benutzte Jagdkaliber. Hier kommen die Details: Im jagdlichen Kaliber .308 haben wir die Speed Tip Professionell 10,7 Gramm von RWS und das klassische Teilmantel von GECO mit 11,0 Gramm Gewicht eingesetzt.
Als Jagdwaffe nutzten wir eine Howa 1500 mit GRS Schaft. Montiert auf der Jagdbüchse aus Japan war ein Drückjagdglas aus Deutschland: das Noblex Zielfernrohr mit 1-6 x 24 facher Vergrößerung. Ein Schalldämpfer aus Schweden, der Triton 5 von Aimsport, rundete das Paket ab. Genau diese Kombination von Waffe, Optik und Munition hatten wir zuvor auch bei verschiedenen Drückjagden erfolgreich im Einsatz, weshalb wir die Kombination auch für den Test übernommen haben.
Exklusives Video: Seifenbeschuss zur Simulation eines Fangschusses auf 5 Meter mit den Jagdgeschossen RWS Speed Tip Pro und GECO Teilmantel
Klar ist eine Langwaffe nicht die erste Wahl für einen Fangschuss. Aber was tun, wenn man gerade keine Kurzwaffe mit sich führt? Es gibt dann keine Alternative. Aber zu unserer Überraschung zeigten beide Geschosse eine sehr gute Wirkung auf kurze Entfernung. Die komplette Energie blieb bei beiden Geschossen im Seifenblock. Die Wirkung der Geschosse war, wie zu erwarten, am Anfang deutlich stärker. Die Splitterwirkung im Geschosskanal war gleichmäßig verteilt. In der Praxis würde man den Wundkanal sauber abschärfen und hätte Wildbret in Spitzenqualität. Die Wildbretentwertung wäre trotz dieses unüblichen Vorgehens relativ gering gewesen.
Erstaunlich war, dass beide Geschosse ihre gesamte Energie im Seifenblock abgegeben haben und bei beiden kein Ausschuss zu finden war. Die Hintergrundgefährdung wäre also deutlich geringer, als zum Beispiel beim Einsatz von Flintenlaufgeschossen.
An dieser Stelle also noch mal der Hinweis, dass auch wenn wir bei beiden Geschossen keinen Ausschuss feststellen konnten, die Gefährdung des Hintergrundes nicht komplett ausgeschlossen werden kann. Eine Simulation kann niemals die Realität wiedergeben, sie dient nur als Anhaltspunkt für die Praxis. Dieser Test ist deswegen auch nicht allgemein gültig. Ein Wildkörper hat im Gegensatz zu einem 50 Zentimeter Seifenblock eine andere Faserstruktur, ein Ausschuss ist bei einer mittelschweren Sau durchaus möglich. Im Fall der Fälle also immer sicheren Kugelfang suchen, Hintergrundgefährdung ausschließen und erst dann den tödlichen Fangschuss antragen.
Unser Fazit zum Test: Fangschuss mit der Büchse
In der Regel hat der Jäger mit den hier vorgestellten Büchsenpatronen von RWS und GECO auch in der Situation des Antragens eines Fangschusses auf kurze Entfernung zwei zuverlässige Munitionssorten an der Hand. Beide entwickeln eine enorme Wirkung im Wildkörper und bieten einen tödlich sicheren Schuss auch auf kurze Entfernung. Die Hintergrundgefährdung der Büchsengeschosse, in unserem Test, war nicht so markant, wie wir vermuteten. Im Falle einer Nachsuche, würden die beiden Büchsenpatronen eine zuverlässige tödliche Wirkung beim Fangschuss bieten. Das ist gut zu wissen.
Den Beschusstest mit vier verschiedenen Flinten der italienischen Marke FABARM und vier unterschiedlichen Flintenlaufgeschossen von Brennecke stellen wir im 2. Teil der Serie vor. Diesen finden Sie dann am kommenden Samstag hier bei all4hunters.com.
In Teil 3, wiederum eine Woche später geht es dann um den Fangschuss mit einer SFP 9 Pistole von Heckler & Koch in 9 mm sowie einem Revolver - dem 3-Zöller 686 von Smith & Wesson in Kaliber .357 Magnum.
Alle getesteten Produkte gibt es im Vertrieb von Waimex.
