Nachdem die Europäische Chemikalienagentur ECHA bereits im April 2022 Bleimetall und sieben weitere Stoffe, die "besonders besorgniserregend" und "von höchster Priorität" seien, für die Aufnahme in den REACH-Anhang XIV vorgeschlagen hatte, zog auch UK nach: Am 11. Oktober 2023 veröffentlichte die Health and Safety Executive (HSE, Großbritanniens nationale Regulierungsbehörde für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz) als britische REACH-Agentur ihre Risikobewertung für Bleimunition.
Der vorgeschlagene Text des britischen Bleiverbots für Munition sieht folgende Beschränkungen vor:
- Jagd mit Schrot − Einschränkung des Verkaufs und der Verwendung, mit 5 Jahren Übergangsfrist
- Jagd mit Geschossen − ohne Einschränkung
- Jagd mit Druckluftwaffen − ohne Einschränkung
- Sportschießen mit Schrot − Beschränkung des Verkaufs und der Verwendung, mit Ausnahmeregelung für Elitewettkämpfer
- Sportschießen mit Geschossen − Beschränkung des Verkaufs und der Verwendung, aber Ausnahmeregelung für Schießstände, die dem Verhaltenskodex der National Rifle Association entsprechen
- Scheibenschießen mit Luftgewehren − keine Beschränkung
Bis zum 10. Dezember 2023 lief in dieser Sache auch eine sozioökonomische Konsultation(die Sie hier finden können). Als nächstes wird die HSE die Antworten auf die SEA-Stellungnahme prüfen und der Regierung voraussichtlich noch im ersten Quartal 2024 eine endgültige Stellungnahme vorlegen. Die britische Regierung hat dann 3 Monate Zeit, um zu antworten.
Klar, denn Blei ist ja − den Befürwortern eines Verbots zufolge − ein "schrecklicher Stoff", der Menschen und Tiere gleichermaßen tötet: eine Bedrohung, die auf jeden Fall beseitigt werden muss. Und das auch, wenn ein EU- und UK-weites Verbot von Blei in Munition in sozioökonomischer Hinsicht eine fast vollständige Katastrophe wäre, ist ein Europa ohne Blei das Risiko wert, oder? Nun, nicht ganz. Und wir sagen Ihnen warum, das falsch ist:
Eine Fallstudie, die in Zusammenarbeit mit Eurometaux, Metallo, Umicore und dem Europäischen Edelmetallverband erstellt wurde, hebt einige der vielen wichtigen Anwendungen von Blei hervor, die gesellschaftlichen Nutzen bringen und die Wirtschaft der EU ankurbeln. Aber schauen wir und das einmal genauer an.
Die zentrale Rolle von Blei für das Metallrecycling in Europa
"Insbesondere Blei spielt eine wesentliche Rolle bei der Rückgewinnung und dem Recycling anderer kritischer Metalle und Materialien aus Elektronikschrott, Katalysatoren und anderen komplexen Produkten", schreiben die Autoren der Studie und betonen, dass Blei daher eine zentrale Rolle in der europäischen Kreislaufwirtschaft spielt.
Die Eigenschaften von Blei als Trägermetall machen es zu einem effizienten und effektiven Wegbereiter für das Recycling einer breiten Palette von Nichteisenmetallen, vom kritischen Rohstoff Gallium, der in Mobiltelefonen und Solarzellen verwendet wird, bis hin zu Edelmetallen wie Gold und sogar Platin, das in Autokatalysatoren eingesetzt wird. Dies wird dadurch erreicht, dass der Wert von Produkten, Materialien und Ressourcen so lange wie möglich erhalten bleibt, sie am Ende ihrer Nutzung in den Produktkreislauf zurückgeführt werden und das Abfallaufkommen minimiert wird".
Ist Blei also tatsächlich... nun ja, "grün"? Ungeachtet der ideologischen Besessenheit einiger Leute könnte die Antwort ja lauten. "Blei ist ein Schlüsselfaktor für die Kreislaufwirtschaft in Bezug auf seine Verwendung in der Recyclingindustrie − es ist in der Lage, eine Vielzahl verschiedener Technologie-kritischer Elemente zu lösen und zu transportieren." Im Einzelnen kann geschmolzenes Blei als effizienter flüssiger Träger für kritische Rohstoffe wie Wismut und andere Technologie-kritische Elemente wie Tellur und Cadmium dienen. Blei ist daher auch für andere mit der Metallkreislaufindustrie verbundene Industriezweige immens wichtig. In der Fallstudie wird zudem darauf hingewiesen, dass "die Nachfrage nach Nichteisenmetallen exponentiell ansteigt, entsprechend der Nachfrage nach Technologien wie Batterien, Elektrofahrzeugen und Solarzellen − die Weltbank hat prognostiziert, dass bis 2050 weltweit 300 % mehr Metalle für Windkraftanlagen, 200 % mehr für Solarzellen und 1.000 % mehr für Batterien benötigt werden".
Basis für Recycling: Blei und die globale Führungsrolle Europas in der Kreislaufwirtschaft von Metallen
Ok, aber Blei ist immer noch ein giftiger Stoff, und seine Verarbeitung ist sicherlich gefährlich, nicht wahr? Tatsächlich sind bei der Arbeit mit Blei strenge Risikomanagementverfahren einzuhalten. "Es gibt seit langem Rechtsvorschriften, die speziell für die beruflichen Risiken bei der Arbeit mit Blei entwickelt wurden. Dies gilt für die Herstellung, die Verwendung und die Verwertung von Abfällen am Ende des Lebenszyklus."
Dieses geht so weit, dass das Gefährdungsmanagement der Branche inzwischen weit über diese gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgeht und proaktive, freiwillige Ziele zur Verringerung der Gefährdung der Arbeitnehmer festgelegt hat.
"Da ein Viertel der weltweit recycelten Metalle bereits in Europa erzeugt wird, kann die Bleimetallurgie die Sicherheit dieser stark nachgefragten Rohstoffe gewährleisten und Europas globale Führungsrolle in der Kreislaufwirtschaft fortsetzen", heißt es in der Studie.
Warum ist Blei für das Recycling von Metallen in der EU so wichtig?
Zusammengefasst: Blei ermöglicht Hightech-Recycling in der EU, indem es die Rückgewinnung einer Vielzahl wertvoller Metalle wie Zinn, Edelmetalle und Platin aus Elektroschrott, Katalysatoren und anderen komplexen Produkten am Ende des Lebenszyklus ermöglicht; die Wertschöpfungskette von Blei ist untrennbar mit der Produktion anderer wertvoller und kritischer Rohstoffe verbunden − Metalle wie Zink, Kupfer, Zinn, Wismut, Indium, Gold, Silber und Platingruppenmetalle − von denen viele zweifellos zu künftigen bahnbrechenden Technologien für eine nachhaltigere Wirtschaft beitragen werden; Blei ist somit ein wesentliches Element für die Kreislaufwirtschaft der EU.
Andererseits würde mit dem Wegfall der Bleimetallurgie ein zentrales Verfahren für die europäische Recyclingindustrie wegfallen, wodurch sie weniger effizient und wettbewerbsfähig würde und die weltweit führende Position der EU in der Recyclingindustrie gefährdet wäre.
Sind Sie sicher, dass Sie sich dem "Kreuzzug gegen das Bleiverbot" anschließen wollen? Haben Sie nicht auch genug von dieser ideologisch motivierten Selbstkasteiung im Namen eines vorgetäuschten Umweltschutzes?