Beschusstest: Wie wirken bleifreie und bleihaltige Jagd-Geschosse auf eine Entfernung von 300 Metern? Mit großem Gewinnspiel!

"Long Range" beginnt nach Meinung von Hubert Bodächtel von Waimex: "ab der Distanz, bei der man eine Haltepunktkorrektur vornehmen muss. In der Regel erfolgt das ab 200 Meter, natürlich abhängig von der Patronensorte" sagt der Vertriebsmitarbeiter der Waimex Gruppe aus Fürth

Man schießt aber auch jagdlich auf weite Distanzen und dort geht es vor allem um die Frage, ob ein Geschoss noch genug Energie auf diese große Entfernung garantiert. Erstschusstreffer im letalen Bereich ab 300 Meter sind für versierte Schützen  gut möglich. Alles was darüber hinaus geht, sollte dann besser dem sportlichen Bereich zugeordnet werden. Ab 600 Meter bis über 1.000 Meter (sofern man hier überhaupt geeignete Schießbahnen findet) kann man als Königsdisziplin bezeichnen und ein Erstschusstreffer wird bei solchen Entfernungen natürlich immer schwieriger. WICHTIG: Dieser Beschusstest sagt nichts über die jagdliche Eignung der verwendeten Geschosse aus.

Bevor Sie diesen Beitrag weiterlesen, möchten wir Sie auf unser all4hunters-Gewinnspiel im Video hinweisen. Unterstützt wird das Gewinnspiel von WAIMEX aus Fürth, Puma Knives aus Solingen und Waffen Mürmann aus Wittenberg. Die Seifenblöcke für den Beschusstest wurden von Büchsenmachermeister Heinrich Schiller aus Leutershausen zur Verfügung gestellt. Was es zu gewinnen gibt erfahren Sie im Video bei YouTube. Die Teilnahmebedingungen findet man in der Videobeschreibung auf dem all4hunters YouTube-Channel. 

Doch weiter geht es mit dem Beschusstest auf 300 Meter und den verwendeten Waffen von HOWA und Anschütz:

1. Waffenkombination HOWA 1500
HOWA 1500 Kal. 6,5 Creedmoor mit dicken Lauf
GRS Schaft Bifrost in Farbe "BRAUN" (glasfaserverstärkter Kunststoff)
Schalldämpfer Aimsport Triton 5
Zielfernrohr: Noblex NZ6 5-30x56 Inception mit Absehen BDC
Montage: Die neue 3D Blockmontage von EAW Montage

2. Waffenkombination Anschütz 1782
Anschütz 1782 Kal. .308 Win.
GRS Schaft Sporter in Farbe "Nordic Wolf" (laminierter und geölter Holzschaft)
Schalldämpfer Aimsport Triton 5
Zielfernrohr: Noblex 5 - 30 x 56 mit Absehen BDC
Montage: EAW Montage, die speziell für die Anschütz 1782 entwickelt wurde (Rundungen von Waffe und Montage sind vom Design her aufeinander abgestimmt)

Anschütz 1782.
Unsere Testwaffe in .308 Winchester: Die Anschütz 1782 im GRS-Schaft mit Noblex-ZF in einer EAW-Montage.
HOWA 1500 mit einem GRS-Schaft.
Im Kaliber 6.5 Creedmoor nutzen wir die HOWA 1500 mit einem GRS-Schaft. Auch auf der Waffe thront ein ZF von Noblex in einer Montage von EAW.

Diese Laborierungen von Hornady, Sako, RWS, Lapua und S&B in .308 Winchester und 6.5 Creedmoor haben wir getestet:

Nr.KaliberFabrikpatroneGewicht in GrainBleihaltig/ BleifreiE100 - E300 in Joule
1.6.5 CreedmoorHornady Superperformance SST129Bleihaltig2.785 - 2.170
2.Hornady Precision Hunter ELD-X143Bleihaltig2.916 - 2.132
3.Hornady Outfitter CX120Bleifrei Kupferlegierung2.611 - 1.822
4.Hornady Superperformance GMX120Bleifrei Tombak2.901 - 2.125
5..308 Winchester
Sako Powerhead Barnes165Bleifrei Kupferlegierung2.790 - 1.928
6.RWS Evolution184Bleihaltig2.703 - 1.703
7.Lapua Naturalis170Bleifrei Kupferlegierung2.828 - 1.762
8.Sellier & Bellot XRG180Bleifrei Kupferlegierung2.842 - 1.552

Der Testaufbau – was muss man darüber wissen?

Hubert Bodächtel mit Anschütz 1782.
Tester Hubert Bodächtel von WAIMEX mit der Anschütz 1782 beim Beschusstest auf 300 Meter.

Zunächst der Hinweis, dass das Schießen in einer Schießplatzumgebung auf andere Ziele – wie zum Beispiel Seifenblöcke – genehmigungspflichtig ist. Informieren Sie sich im Vorfeld über notwendige Papiere. Unser Dank gilt an dieser Stelle Gert Mürmann, der sich im Vorfeld des Drehtermines um alle notwendigen Berechtigungen gekümmert hat. Geschossen wurde mit zwei gängigen Kalibern für die Jagd.

  1. Die wohl am häufigsten eingesetzte Patrone, die .308 Winchester...
  2. Das aufstrebende Kaliber 6.5 Creedmoor, das in vielen Märkten der .308 Win. gerade den Rang abläuft. Diese wurde ja entwickelt um auch auf weitere Distanz eine hohe Trefferquote und zielballistische Wirkung zu erzielen.

Für die beiden Kaliber haben wir vier handelsübliche aber unterschiedliche Patronensorten mit jeweils unterschiedlichen Geschosstypen eingesetzt. Geschossen wurde auf 300 Meter. Die Geschosse wurden in vorbereiteten Seifenblöcken gefangen. Bevor der Schuss auf die Seifenblöcke erfolgte, machten wir jeweils 1-3 Präzisionsschüsse auf eine Schusskarte. Beim Wechsel von Munitionssorten muss man immer mit Treffpunktverlagerungen rechnen. Nach der Korrektur erfolgte dann der Schuss auf die Seifenblöcke. Bei der Auswahl der Munition waren wir zusammen mit Waimex etwas limitiert, da manche Wunschlaborierungen aktuell leider nicht lieferbar sind. Bei RWS mussten wir sogar auf eine alte Packung aus Lagerbeständen zurückgreifen. Das Produkt ist mit der aktuell verkauften Munition aber identisch.

Warum muss dieser Test sein, was bezwecken wir damit?

Wenn man als Jäger auf Wild schießt, dann hat man eine besondere Verantwortung. Oberstes Ziel muss es sein, einen sicheren letalen Treffer anzutragen. "Experimente" auf weite Distanzen sind zu unterlassen, wenn man auf Wild schießt. Diese Verantwortung muss der Schütze unter Berücksichtigung der individuellen Situation und seiner Schießfertigkeiten selbst übernehmen und wohl abwägen, ob er auf die lange Distanz auch waidgerecht trifft.

Treffen ist dann das eine, die Wirkung von Jagdgeschossen auf weite Entfernung ist aber etwas ganz anderes. Die Munitionsindustrie kann Geschosse nur für einen definierten Wirkungsbereich entwickeln. In der Regel sind das Einsatzdistanzen zwischen 30 und 200 Meter. Die Durchschnittsdistanz beim jagdlichen Schuss liegt bei ca. 80 Meter.

all4hunters/ all4shooters.com hat vor Kurzem die Wirkweise von Geschossen auf Fangschussdistanzen – also unterhalb dieses "üblichen" Entfernungsbereich gezeigt:

Hier finden Sie Teil 1 – Büchsengeschosse, Teil 2 – Flintenlaufgeschosse und Teil 3 – Kurzwaffengeschosse

Bei diesem Test ging es uns nicht um eine wissenschaftliche Ausarbeitung bezüglich der Energieabgabe, sondern vielmehr um einen relativen Vergleich der unterschiedlichen Geschosstypen und den beiden Kalibern auf eine Schussentfernung von 300 Metern.  Wir stellen hier das unterschiedliche Verhalten von Geschossen in einem dichten Medium dar. Die Ergebnisse sind also nicht wissenschaftlich zu bewerten sondern sollen in erster Linie als grober Anhaltspunkt zum Vergleich dienen.

Übersicht mit einer kurzen Einschätzung der Geschosswirkung auf 300 Meter. Wir fangen mit der 6.5 Creedmoor an: 

Nr.LaborierungGewicht in GrainsBleihaltig / BleifreiErgebnis des Beschusstests (keine Aussage zur jagdlichen Eignung)
1.Hornady Superperformance SST129BleihaltigEinsatz bis 300 Meter möglich. 70 % Restgewicht. Gute Tiefenwirkung (Seifenblock Nummer 4), gute Aufpilzung und Spitterwirkung. 
2.Hornady Precision Hunter  ELD-X 143BleihaltigEinsatz bis 300 Meter möglich. Gute Tiefenwirkung ( Mitte Seifenblock Nummer 4), gute Aufpilzung mit Splitterwirkung. 71 % Restgewicht. 
3.Hornady Outfitter CX 120Bleifrei KupferlegierungEinsatz bis 300 Meter möglich. Sehr gute Tiefenwirkung (Seifenblock Nummer 5), sehr gute Aufpilzung mit Fahnenbildung. 98 % Restgewicht auf 300 Meter. 
4.Hornady Superperformance GMX 120Bleifrei TombakEinsatz bis 300 Meter möglich. Sehr gute Tiefenwirkung (Seifenblock Nummer 5), gute Aufpilzung mit Fahnenbildung. 96 % Restgewicht auf 300 Meter. 

Kommen wir zu den Ergebnissen des Beschusstests auf 300 Meter für das Kaliber .308 Winchester: 

Nr.LaborierungGewicht in GrainsBleihaltig / BleifreiErgebnis des Beschusstests (keine Aussage zur jagdlichen Eignung)
5.Sako Powerhead Barnes165Bleifrei KupferlegierungEinsatz bis 300 Meter mit Risiko verbunden, eher deutlich darunter anzusiedeln. Gute Tiefenwirkung (Seifenblock Nummer 5) und unbefriedigende Aufpilzung (wenig Fahnenbildung). 100 % Restgewicht auf 300 Meter. 
6.RWS Evolution184BleihaltigEinsatz bis 300 Meter möglich. Gute Tiefenwirkung (Seifenblock Nummer 5) und noch  befriedigende Aufpilzung (wenig Fahnenbildung). 92 % Restgewicht auf 300 Meter. 
7.Lapua Naturalis170Bleifrei KupferlegierungEinsatz bis 300 Meter mit Risiko verbunden. Gute Tiefenwirkung (Seifenblock Nummer 5), unbefriedigende Aufpilzung (wenig Fahnenbildung). 100 % Restgewicht auf 300 Meter.
8.Sellier & Bellot XRG180Bleifrei KupferlegierungEinsatz bis 300 Meter nicht empfehlenswert. Gute Tiefenwirkung, keine Aufpilzung (keine Fahnenbildung). 100 % Restgewicht auf 300 Meter. 
Die Hornady Outfitter CX in 6.5 Creedmoor.
6.5 Creedmoor: Die Hornady Outfitter CX mit 120 Grain bot in diesem Kaliber das höchste Restgewicht auf 300 Meter.
RWS Evolution in .308 Winchester.
.308 Winchester: Die RWS Evolution war die einzige 308er im 300 Meter Test, deren Einsatz in diesem Kaliber und auf diese Entfernung am ehesten (bedingt) tauglich ist.

Unser Fazit zum Beschusstest auf 300 Meter mit der 6.5 Creedmoor und der .308 Winchester

Insbesondere die Laborierungen im Kaliber 6.5 Creedmoor haben im Schnitt überraschend gut abgeschlossen. Bei der .308 war damit zu rechnen, dass bei 300 Meter das Ende der Fahnenstange erreicht ist und die Geschosse teilweise nicht mehr aufmachen. Das Fazit kann also nur sein, dass man mit beiden Kalibern zuverlässig treffen kann, jedoch die letale (Geschoss-)Wirkung gesondert betrachtet werden muss. Jeder noch so gute Schütze muss sich im Klaren sein, welche Schock- beziehungsweise Tötungswirkung sein eingesetztes Geschoss auf eine lange Distanz im Wildkörper hat. Zur waidgerechten Jagd gehört dazu, dass man einen Schuss im letalen Bereich des Wildes anbringen kann und auch zu wissen, wo die physikalisch-technischen Grenzen seines eingesetzten Geschosstyps sind. Denn Fakt ist, dass neben dem letalen Treffersitz nicht nur die Auftreffenergie, sondern vielmehr die tatsächlich im Wildkörper abgegebene Energie für eine waidgerechte Tötungswirkung entscheidend ist. Das war aber nicht das Ziel dieser Vergleichsbeschüsse.


Wir möchten uns an dieser Stelle bei der Schützengilde Kemberg 1735 e.V. bedanken, dass wir auf ihrer 300 Meter Bahn diesen Test durchführen durften. Unser Dank geht an unsere Unterstützer bei diesem Projekt namentlich die Waimex GmbH aus Fürth, Puma Knives aus Solingen und Waffen Mürmann aus Wittenberg für die Unterstützung. Ein besonderes Dankeschön geht an Büchsenmachermeister Heinrich Schiller der die Seifenblöcke für diesen Test zur Verfügung stellte, Hubert Bodächtel für die Vorbereitung des Beschusstestes und an Gert Mürmann, der sich um die notwendingen Genehmigungen für den Schießstand kümmerte.

>>> Abschließend möchten wir an dieser Stelle noch einmal an unser Gewinnspiel auf YouTube hinweisen. Es läuft vier Wochen. Mitte September wird es dann vier Gewinner geben, die wir informieren. Die Teilnahmebedingungen findet ihr hier: Unter dem Video zu diesem Artikel bei YouTube.