Neben der unterstellten, aber nicht wissenschaftlich nachgewiesenen, Gefährdung des Menschen durch Bleirückstände im Wildfleisch geht es vor allem auch um Waidgerechtigkeit und Tierschutz bei der Jagd mit bleifreien Geschossen. Denn leider erreicht nicht jede bleifreie Munition auf weitere Schussdistanzen das gewünschte Ergebnis. Für manche Jäger kommt daher der bedingungslose Umstieg noch viel zu früh. Sie vertrauen aus gutem Grund lieber den klassischen, bleihaltigen Jagdgeschossen weil Sie aus jahrelanger Erfahrung wissen, wie diese Geschosse wirken.
Jagd und Natur.tv hat in diesem Frühjahr zusammen mit Verbänden und Herstellern eine Vortragsreihe auf den großen Publikumsmessen initiiert und stellt nun die Ergebnisse dieser neuen Expertenplattform zusammen.
Hier finden Sie den direkten Zugang zu einem Video, das als Ausschnitt der Vortragsreihe das Thema Wildbrethygiene betrachtet.
Viele weitere interessante Filmberichte rund um die Jagd finden Sie auf der Homepage: http://www.jagdundnatur.tv. Für alle, die dieses relativ neue Medium noch nicht kennen: Jagd und Natur.tv ist ein TV-Kanal via Internet mit Fokus auf die Naturpflege und Jägerei in der Alpenregion.
Es hat sich in der Zwischenzeit gezeigt, dass die Forderung nach einem generellen Verbot von bleihaltiger Jagdbüchsenmunition deutlich komplexer und damit schwieriger zu entscheiden ist, als viele es zunächst erwartet hatten. Käme es in Zukunft zu einem generellen Bleiverbot, so müsste man zuvor sehr gründlich der Frage nach alternativen Materialien nachgehen, die sich zur Herstellung von Jagdbüchsenmunition eignen. Von ihren Eigenschaften, vor allem in Bezug auf Dichte und Verformbarkeit, kommen nur wenige Elemente bzw. Legierungen in Frage. Unabhängig von der Wahl des Materials müssen Büchsengeschosse im Zusammenhang mit folgenden Aspekten auf ihre Eignung sehr sorgfältig geprüft werden:
Was macht eine gutes Jagdgeschosse aus:
1. Gute Wildbrethygiene und Humantoxikologie
2. Verträgliche Ökotoxikologie
3. Hohe jagdliche Sicherheit
4. Verlässliche Tötungswirkung (auch auf weite Distanzen)
5. Technische Verträglichkeit von Waffe und Munition
Die fünf aufgeführten Anforderungsbereiche sind in ihrer Bedeutung nicht gleichwertig, sondern je nach Blickwinkel von unterschiedlichem Gewicht. Die traditionellen bleihaltigen Geschosse sind hinsichtlich jagdlicher Sicherheit, Tötungswirkung und Systemverträglichkeit aufgrund der Materialeigenschaften des verwendeten Metalls und der langjährigen Erfahrung in der Anwendung sicherlich in einem optimierten Bereich. Dem Aspekt Ökotoxikologie wurde bislang kaum Bedeutung beigemessen, genau wie den in einigen Fällen überhöhten Bleigehalten im schusskanalfernen Wildbret. Will man aus Verbraucherschutzgründen auf Blei verzichten, so sind die Alternativgeschosse in allen fünf Anforderungsbereichen relativ zu konventionellen Bleigeschossen zu bewerten. Es ist daher abzuwägen, ob ein relativ marginaler Gewinn im Bereich Wildbrethygiene nicht durch unerwünscht hohe Qualitätsverluste in den Bereichen jagdliche Sicherheit, Tötungswirkung und Systemverträglichkeit erkauft wird. Das an sich wünschenswerte Bestreben, Blei durch unproblematischere Materialien zu ersetzen, kann nur dann seriös betrieben werden, wenn in allen fünf Anforderungsbereichen reproduzierbare und objektive Methoden angewendet werden, die es erlauben verschiedene Geschosstypen relativ zu einander zu bewerten.
Die Entscheidung zur möglichen Nutzung alternativer Schwermetalle statt Blei zur Herstellung von Jagdbüchsengeschossen hat daher eine erhebliche Dimension. Blei in Jagdgeschossen darf nur dann substituiert werden, wenn durch vorurteilsfreie und ergebnisoffene Untersuchungen nach strengen Wissenschaftskriterien für den jeweiligen Einsatzzweck eine Alternative gefunden wird, die in der Abwägung aller fünf Bereiche eine Verbesserung oder zumindest eine Gleichwertigkeit gegenüber Blei darstellt.
Was tun - als Jäger bei der Munitionsauswahl?
Bilden Sie sich selbst ein Urteil, was für Sie die beste Munition ist. Wichtig ist dabei nur, dass jeder Jäger, der vor einer Entscheidung für seine aktuelle Jagdmunition steht, die Fakten kennt, die für oder gegen Blei bzw. bleifrei sprechen. Denn in jedem Fall muss die Waffe umgeschossen werden und man kann nicht so einfach hin und herwechseln, wie man gerade darf oder möchte.
Weiterführende Informationen zum Expertenforum "Konventionelle und innovative Jagdbüchsengeschosse"
Zum gesamten Themenkomplex gibt es eine Informations-Broschüre, in der alle Ergebnisse eines Expertenforums zusammengefasst sind. Herausgeber ist der Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen.
Konventionelle und innovative Jagdbüchsengeschosse.
Der Munitionshersteller RUAG Ammotec (Munitionsmarken RWS, GECO, ROTTWEIL und NORMA) unterstützt diese Aufklärungsarbeit im Zusammenhang mit einer Entscheidung zu bleifreier oder klassischer Jagd-Munition und hat sowohl konventionelle als auch alternative Projektile (auf der Basis von Kupfer oder Zinn) in seinem umfangreichen Angebot.
RWS macht in der Werbung für seine bleifreie Munition deshalb eine sehr klare Aussage:
„Evolution Green - die cleverste Alternative!“ Diese Aussage bringt auf den Punkt, was seit Jahrzehnten „erlebte Erfahrung“ ist: Klassische Jagdgeschosse sind bewährt und erprobt und geben dem Jäger die Sicherheit für einen waidgerechten Schuss. Dort wo der Gesetzgeber bleifrei vorschreibt , hat der Jäger keine Wahl und muss auf bleifreie Munition umsteigen. Wichtig ist dabei nur, auf ein bewährte und verlässliche Munition zu setzen.
Ab Oktober 2014 wird ein weiteres bleifreies Geschoss von RWS folgen: HIT - ein massestabiles Deformationsgeschoss. In einem Video erklärt der Product Manager von RWS, Hannes Dikhoff die Einsatzgebiete:
RWS HIT - das neue massestabile, bleifreie Jagd-Geschoss von RWS
Neben RWS gibt es natürlich auch andere Hersteller, die ihr bleifreies Angebot in den letzten Jahren ausgebaut haben.
Mehr Videos zum Thema Jagd sehen Sie bei: