Im Test: RWS HIT - bleifreie Jagdmunition

Die neue bleifreie Jagdmunition RWS HIT (Abkürzung für "High Impact Technology") ist aktuell in den beliebten Kalibern .30-06, .300 Winchester Magnum und .308 Winchester erhältlich, dazu kommen die gerade auf den Markt gebrachten Patronen im Kaliber .270 Winchester und .270 WSM. Alle .30-er verwenden ein HPBT-Geschoss (Hohlspitz-Torpedo-Heck) mit 165 Grain, die neue .270-er dagegen ein leichteres Geschoss mit 130 Grain. 

RWS HIT bullets
Die monolithischen HIT-Geschosse von RWS aus vernickeltem Kupfer und die aerodynamischen Polymerspitzen.

In den letzten Monaten gab es großes Interesse an diese Jagdmunition, vor allem, weil die HIT-Geschosse aus vernickeltem Kupfer beim Eindringen in den Wildkörper 100% massestabil bleiben und absolut splitterfrei aufpilzen.

Die neuen HIT-Geschosse von RWS bieten eine Vielzahl an Innovationen und sind für die Jäger gedacht, die splitterfreie und damit Wildbret schonende Geschosse bevorzugen.

Die neue HIT-Matrix-Konstruktion der Polymerspitze verbessert den BC-Wert erheblich - der Hersteller gibt einen Wert von 0,420 an. Das sorgt für eine bessere ballistische Kurve, höhere Präzision und eine gestrecktere Flugbahn. Der zylindrische Teil des Geschosskörpers verfügt über querverlaufende Einkerbungen (sogenante Performance Grooves), um Reibung und Deformation im Lauf zu begrenzen.

Eine weitere Innovation ist der sogenannte TC-Tip-Aufbau (Twin Compression) der Polymerspitze. Durch das Zusammenwirken der beiden durch eine schmale Wand getrennten Hohlkammern vorn und hinten in der Polymerspitze und die ACC-Hohlspitze (Active Crater Cavity) im Kopf des Geschosses aus massivem Kupfer wird die Expansion  des Geschosses beim Auftreffen verbessert.

RWS HIT .30 caliber
Alle .30-er Kaliber der HIT-Munition von RWS verwenden die gleichen bleifreien HPBT-Geschosse mit 165 Grain aus vernickeltem Kupfer.

Die ACC-Konstruktion absorbiert die durch die TC-Tip-Geschossspitze ausgelöste Anfangsdeformation und sorgt mithilfe einer Reihe feiner radialer Einschnitte für eine extrem schnelle Deformation des Geschosskörpers. Die Aufpilzung beim Auftreffen auf das Ziel wird so verstärkt.

Die Fragmentierung des Geschosses ist gleich Null, was optimale Stabilität und hohe Eindringtiefe gewährleistet – selbst bei Knochentreffern oder bei großem Wild. Die Deformation findet ausschließlich im Wildkörper statt und setzt sofort kinetische Energie frei. Der Schaden am Gewebe und damit am Wildbret ist erheblich geringer als bei fragmentierender bleifreier Standard-Jagdmunition. RWS HIT ist ideal für die Jagd auf Wild zwischen 50 und 150 kg Gewicht.

RWS HIT .308 Winchester Remington Police
HIT-Jagdmunition von RWS im Kaliber .308 Winchester mit bleifreiem HPBT-Geschoss (165 Grain). Die Patrone wurde mit einer Repetierbüchse vom Typ Remington Police mit Zoom-Zielfernrohr Leupold Mark 4 LR/T 3.5-10 x 40 mm getestet.

Nach den Angaben von RWS sind die HIT-Geschosse und die Jagdmunition, die diese verwendet, extrem präzise: Im Schnitt liegt die Streuung auf 100 m Distanz in den Kalibern .30-06 und .308 beim Verschießen durch Testläufe mit standardisiertem Druck bei 30 mm, was nur knapp über einem MOA entspricht. Der in diesen Läufen gemessene durchschnittliche Druck liegt immer unter dem in den CIP-Maßtafeln angegebenen Maximaldruck von 4.050 bar für das Kaliber .30-06 und 4.150 bar für das Kaliber .308 Win.

RWS ACC (Active-Crater-Cavity)
Dank der ACC-Technologie (Active-Crater-Cavity) von RWS verläuft die Aufpilzung des Geschosses beim Auftreffen auf das Ziel extrem kontrolliert und verlässlich.
RWS HIT ballistic soap
Die Kavernen der bleifreien RWS HIT Geschosse in Seifenblöcken sind beeindruckend – vor allem wenn man bedenkt, dass die Geschosse beim Auftreffen nicht fragmentieren.

ACHTUNG!

Wichtiger Hinweis des Herstellers: HIT-Munition von RWS darf nicht in Büchsen mit Polygonläufen verwendet werden, da der Druck dabei gefährlich ansteigen kann.

RWS HIT
RWS HIT: Drei der derzeit erhältlichen bleifreien HIT-Patronen im Kaliber .30-06 Springfield, .300 Winchester Magnum und .308 Winchester. Nicht im Bild sind die Kaliber .270 Win. und .270 WSM.

Schauen wir uns die HIT-Munition zunächst einmal von außen an.

Sei es noch so trivial, aber als erstes sticht die hochwertige Verarbeitung der einzelnen Patronen ins Auge: Die Hülsen glänzen wie frisch poliert und sind frei von Defekten und Größenabweichungen.

Das Zündhütchen sitzt perfekt in der Zündglocke und die Aufschlagfläche ist um 0,1 mm vertieft.

Bei der Messung der Gesamtlänge der Patrone wurde die Polymerspitze einbezogen, aber die Gleichmäßigkeit der Einsenkung des Geschosses in die Hülse wurde an der Ogive gemessen, und zwar mit einem Sinclair Bullet Comparator mit einem digitalen Messschieber, Modell Mitutoyo Absolute.

Für die Gesamtlänge mit Polymerspitze haben wir folgende Daten gefunden: 70,3 mm für das Kaliber .308 und 85,2 mm für das Kaliber .30-06.

Da bei der Messung an der Ogive mit verschiedenen Werkzeugen leichte Abweichungen auftreten, nennen wir nicht die gemessenen Werte, sondern die Toleranzen: Die durchschnittliche Abweichung zwischen allen gemessenen Patronen lag bei 0,10 mm für das Kaliber .308 und etwas höher, nämlich bei 0,12 mm für das Kaliber .30-06.

Die Durchschnittswerte ergaben sich aus insgesamt 20 Messungen (10 pro Schachtel), die an zufällig ausgewählten Patronen durchgeführt wurden.

Der Rundlauf wurde mit einem älteren, aber dennoch sehr genauen Werkzeug geprüft: einem koaxialen Bersin-Munitionstester für die Konzentrizitätsmessung. Dabei ergab sich ein Durchschnittswert von 0,10 mm; die Toleranz lag bei beiden Kalibern bei etwa 0,02 mm.

Um dies in einen Kontext zu setzen: Viele sogenannte kommerzielle Match-Patronen, haben in dieser Hinsicht höhere Abweichungen, was für eine exzellente Fertigungsqualität bei RWS Jagdmunition spricht.

RWS HIT 30.06 Springfield
Die Schachtel (20 Patronen) der HIT-Munition von RWS im Kaliber .30-06 Springfield von außen
RWS HIT round box
Die Schachtel (20 Patronen) der HIT-Munition von RWS im Kaliber .308 Winchester von außen

RWS HIT im Schießtest


Nun ist es Zeit für den Test der HIT-Munition von RWS auf der Schießbahn. Hierfür standen uns jeweils zwei Schachteln in den Kalibern .30-06 und .308 Winchester zur Verfügung. Zum Verschießen haben wir zwei sehr unterschiedliche Waffen ausgewählt: eine halbautomatische Benelli Argo Endurance im Kaliber .30-06 und eine klassische Repetierbüchse vom Typ Remington 700 Police im Kaliber .308 Winchester.

RWS HIT .308 Winchester
Leere Hülse einer HIT-Patrone im Kaliber .308 Winchester von RWS: Der Hülsenkörper ist nur schwach aufgewölbt. Der Patronenhals ist sauber und die Streckung innerhalb der Norm.
RWS HIT .308 Winchester
RWS HIT: Der Patronenboden weist keine Deformationen auf, es gibt keinen Krater im Zündhütchen und auch keine zu starke Abflachung durch übermäßigen Druck.

Wir haben uns für das Benelli Argo Endurance mit offener Battue-Visierung entschieden, da diese Waffe ideal für die Drückjagd auf Wildschwein geeignet ist und außerdem weil wir testen wollten, ob diese Munition in einem halbautomatischen Jagdgewehr geschmeidig funktioniert. Die Repetierflinte Remington Police – mit Zoom-Zielfernrohr Leupold Mark 4 LR/T 3,5-10 x 40 mm – wurde wegen ihrer hohen Präzision ausgewählt, mit der sich die Präzision der HIT-Jagdmunition von RWS besonders gut testen ließ. Wir haben das Kaliber .308 auf 100 und 200 m getestet, das Kaliber .30-06 dagegen auf 50 und 100 m.

RWS HIT .30-06 Springfield at a 50 meter distance
Auf 50 m hat das Trefferbild der HIT-bleifreien Munition von RWS im Kaliber .30-06 Springfield eine durchschnittliche Streuung von 30 mm.
RWS HIT .30-06 Springfield at a 100 meter distance
Auf 100 m hat das Trefferbild der HIT-Munition im Kaliber .30-06 Springfield eine durchschnittliche Streuung von 30 mm: ein sehr guter Wert, wenn man bedenkt, dass er mit einer offenen Battue-Visierung erzielt wurde.
RWS HIT .308 Winchester at 100 m
Auf 100 m hat das Trefferbild der HIT-Munition im Kaliber .308 Winchester eine durchschnittliche Streuung von 22 mm, also erheblich unterhalb von 1 MOA. Für eine Jagdpatrone ist das außerordentlich gut.
RWS HIT .308 Winchester at 200 m
Die HIT-Munition im Kaliber .308 auf 200 m: Die Streuung liegt bei knapp über 40 mm. Mit einer auf 100 m eingeschossenen Waffe haben wir die Höhenverstellung um sieben Stufen (je 0,25 MOA), also um 1,75 MOA oder 102 mm angepasst.

Die HIT-Munition im Kaliber .30-06 funktioniert mit dem halbautomatischen Benelli Argo Endurance tadellos. Der Auswurf ist kraftvoll und der Rückstoß bleibt im Rahmen, auch wenn er ziemlich knackig ist.

Die Mündungsgeschwindigkeit liegt bei etwa 850 m/s mit einem 600 mm langen Lauf. Der Hersteller gibt eine Mündungsenergie von 3.874 Joule an. Der Folgeschuss kann einfacher und schneller abgegeben werden als mit anderen Jagdpatronen im Kaliber .30-06 (sogar solche vom gleichen Hersteller) aus diesem Gewehr.

Das Trefferbild ist hervorragend, wenn man bedenkt, dass wir eine offene Battue-Visierung mit begrenztem Radius verwendet haben. Die beste Streuung bei drei Schüssen auf 50 m lag bei 30 mm, der Durchschnitt bei etwa 35 mm mit einem Ausreißer, der die Streuung auf 50 mm erhöhte. Auf 100 m lag die Streuung im Schnitt bei 53 mm (ein Ausreißer von 65 mm); das beste Trefferbild hatte 45 mm.

Remington Police
Test RWS HIT: Die Repetierbüchse Remington Police im Kaliber .308 Winchester mit Zoom-Zielfernrohr Leupold Mark 4 LR/T 3.5-10 x 40 mm beim Test der bleifreien, massestabilen HIT-Jagdmunition von RWS

Natürlich sieht das Ganze mit einer Repetierbüchse mit Zielfernrohr ganz anders aus. Bei Verwendung einer Remington Police mit Leupold-Zielfernrohr lag die Streuung bei drei Schüssen auf 100 m im Schnitt bei 25 mm; der beste Wert des Tages betrug 22 mm; auf 200 m liegt das Ergebnis mit dieser Kombination ziemlich konstant bei 40 mm.

Die Ballistiktabellen des Herstellers verzeichnen für die HIT-Jagdmunition im Kaliber .308 Winchester von RWS bei einem auf 100 m eingeschossenem Gewehr und einer Schussdistanz von 200 m einen Geschossfall von 125 mm. Das konnten wir voll und ganz bestätigen. Die Mündungsgeschwindigkeit liegt bei 821 m/s mit einem 600 mm langen Lauf; die Mündungsenergie wird vom Hersteller mit 3.606 Joule angegeben.

Benelli Argo E 2010 wood
Test RWS HIT: Auch aus der halbautomatischen Jagdbüchse Benelli Argo Endurance im Kaliber .30-06 Springfield erzielten wir gute Ergebnisse. Wir haben diese Waffe für Tests auf 50 und 100 m verwendet und dabei eine offene Battue-Visierung genutzt.

Die Performance der bleifreien HIT-Jagdmunition von RWS im Test hat uns sehr beeindruckt – und zwar in beiden Kalibern: .30-06 Springfield und .308 Winchester.

Hervorragende Genauigkeit, tadellose und zuverlässige Zuführung mit beiden Waffen (Halbautomatik und Repetierbüchse) und ein vertretbarer Rückstoß. Bleiben Sie dabei – demnächst folgt ein ausführlicher und vollumfänglicher Test in freier Wildbahn!


Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Webseite von RWS.

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