Was passiert bei der EU? Diese spannende Frage versuchen wir aus Sicht von Jägern und Sportschützen zu beantworten. Es gibt nämlich gerade auf EU-Ebene ein neues Verfahren, das aktuell den Status der "Öffentlichen Konsultation" hat. Bis Juni 2018 ist eine Entscheidung angestrebt. Die EU-Kommission möchte damit den Bleianteil in Schrotmunition auf maximal 1 % festlegen. Doch die befürchteten Konsequenzen für alle Munitionsarten wären sehr viel weitreichender, wenn dieses Vorhaben gelänge.
Warum sprechen wir von möglichen Auswirkungen für alle Munitionsarten?
Dieser Plan der EU-Kommission käme aus unserer Sicht dem ersten Schritt zu einem vollständigen und europaweiten Verbot der bisher zumeist bleihaltigen Jagd- und Sportmunition gleich. Der Grund ist ganz einfach: Die von der EU bemühte Agrumentation ließe sich auf Basis der gleichen Argumente auch auf jede Munition ausweiten. Vor dem Hintergrund, wie dünn und wenig stichhaltig diese Argumente sind, wäre das eine echte Katastrophe für alle Jäger und Sportschützen. Doch noch ist es nicht zu spät: Alle Vertreter der betroffenen Interessensgruppen sind jetzt aufgerufen, im Rahmen dieser öffentlichen Anhörung ihre Stellungnahmen zu den Inhalten der von der EU angestrebten Richtlinie abzugeben.
Wie wir alle wissen, gibt es im Jagdbereich in Deutschland und in vielen anderen Ländern bereits Verbote von klassischer, bleihaltiger Jagdmunition. Das gilt für Schrot- wie für Büchsenpatronen. Es gibt auch heute schon bleifreie Alternativen der Munitionshersteller, die in der Regel – bei der Beachtung einiger Grundsätze in der Auswahl der Munition – zu sehr guten und waidgerechten Ergebnissen führen. Doch damit bleihaltige Munition zu brandmarken und zu verbieten ist völlig unangemessen.
Die EU-Kommission beauftrage die European Chemicals Agency (ECHA) mit einer Studie über die Nutzung von bleihaltiger Schrotmunition in Gewässerflächen. Denn besonders dort, wie beispielsweise bei der Jagd auf Enten und anderes Federwild, ist Bleischrot gang und gäbe. Die ECHA befürchtet dadurch eine Vergiftung von betroffenen Wildtieren und zudem eine Verseuchung des Grundwassers.
Allerdings ist die Definition der sogenannten "Wetlands" – also Gewässerflächen – in der Studie etwas schwammig gehalten. Nach dieser Begründung wären knapp ein Viertel der Landesfläche von Schweden plötzlich solche "Wetlands". Da die Begründung in der Studie vor allem auf den Schutz von Mensch und Umwelt zielt, soll dementsprechend keine Bleimunition mehr an Gewässern eingesetzt werden dürfen.
Aber das ist nur ein Problem. Der Kern der Sache liegt in der Studie selbst und in der Beweisführung. So wollen wir auch die andere Seite beleuchten, die die EU-Kommission geflissentlich ausblendet.
So gab es bereits 2015 ein internationales Symposium, bei dem es um den nachhaltigen und verantwortlichen Umgang mit Blei in Munition ging. Wir haben darüber berichtet.
Nachhaltiger Umgang mit klassischer, bleihaltiger Munition
Die Wirkungsweise macht den Unterschied: Viele Munitionshersteller haben heute bleifreie Alternativen im Angebot, weil es der Gesetzgeber in manchen Regionen so verlangt. Dennoch ist der weit größere Teil der angebotenen und verkauften Munition immer noch bleihaltig. Und das zumeist aus gutem Grund, was die Energieabgabe und das Verhalten der Geschosse (Wirkungsweise/Deformation) angeht. Vor allem auf weite Distanzen zeigten manche bleifreien Geschosse von Büchsenpatronen deutliche Schwächen. Nur die großen, renommierten Hersteller können hier mit ihren hochpreisigen Produkten punkten.
Auf dem Symposium ging es aber primär darum, Fakten auf den Tisch zu legen und mit Vorurteilen gegenüber bleihaltiger Munition aufzuräumen, die häufig nicht auf Tatsachen, sondern auf Politik und verzerrtem Darstellungen basieren. Unter dem oben genannten Link finden Sie alle relevanten Informationen, um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen und sich selbst fit zu machen für Diskussionen mit Bleigegnern in Munition.
Eine EU-Richtlinie, die aufgrund des aktuellen Vorstoßes der EU-Kommission beschlossen werden könnte, würde Munition deutlich verteuern.
Wie oben bereits beschrieben: Mit derselben Beweisführung ließen sich auch weitere bleihaltige Geschosse für Jagd und Sport verbieten.
Einige Waffen wären auf einen Schlag unbrauchbar, falls sie mit den alternativen Munitionsarten nicht harmonieren. Die weitreichenden Konsequenzen würden nicht nur Jäger, sondern vor allem auch Sportschützen betreffen: die meisten Munitionssorten für das Training oder den Wettkampf, egal welcher Marke, enthalten nach wie vor Blei.
Anfang des Jahres beschloss das EU-Parlament eine neue Feuerwaffenrichtlinie nach langer Aufforderung der EU-Kommission. Es hagelte Proteste von Sportschützen, Waffensammlern und Jägern. Die Kommission ist damals aber mit dem Parlament beim "EU Gun Ban" einen Kompromiss eingegangen. Nun möchte die EU-Kommission wohl nachlegen und wiederum einen großen Teil verbieten. Anders als bei der neuen EU-Feuerwaffenrichtlinie würde dieses angestrebte Verbot große Auswirkungen auch für legale Waffenbesitzer in Deutschland haben.
Hier geht es zum Europäischen Verband der Munitionshersteller AFEMS.