Axel Merten − Deutscher Meister 2017 mit der Kurzwaffe im jagdlichen Schießen − und selbst begeisterter Flintenschütze kennt das "Tal der Tränen" − durch das so manch ein Jungjäger gehen musste bevor die Schießprüfung in der Jungjägerausbildung anstand: "Jagdschüler schießen beim ersten Mal mit der Flinte intuitiv oftmals besser, als am zweiten oder dritten Trainingstag in der Jagdscheinausbildung. Viele haben dann in der Mitte der Ausbildung ein regelrechtes schwarzes Loch, aus dem wir sie wieder rausholen müssen, bevor es dann zur Schießprüfung geht.“
Oftmals ist das Schießen mit der Flinte – vor allem für Beginner – frustrierend. Der Autor dieses Beitrags kann "ein Lied davon singen", wie schwer es ist, mit der Flinte sauber zu treffen: "Beim ersten Mal auf dem Schießstand in Garlstorf in der Jungjägerausbildung 13 von 15 Tontauben vom Himmel geholt und dann am zweiten Tag ging nichts mehr. 3 von 15 Tontauben. In Niedersachsen wäre man damit durch die Schießprüfung gefallen." Glücklicherweise konnte sich der Kandidat auf dem Weg zur Prüfung steigern und bestand die Schießprüfung am Ende mit einem guten Ergebnis. Danke an dieser Stelle nochmal an Schießtrainer Dieter Lembke, ohne seine Geduld wäre es damals – im Frühjahr 2018 – wohl nix geworden mit der Schießprüfung.
So oder so ähnlich geht es vielen Jungjägern in der Ausbildung zum Jäger. Auch erfahrene Schützen kennen das Phänomen, dass man auf einmal weniger trifft. In den meisten Fällen beginnt dann die Suche nach jemandem, der einem das Flintenschießen beibringt. Ein Flintentrainer muss her. Es gibt da draußen viele gute Flintentrainer, einige können sogar davon leben, anderen den Flintenschuss beizubringen, wie zum Beispiel der Engländer Ed Solomons, 2014 FITASC Sporting World Champion und Krieghoff-Markenbotschafter.
Doch wie so oft, gibt es da einen Haken und der ist nicht gerade unerheblich. Ein Flintentrainer kostet Geld - da können dann schon 600,- Euro und mehr für ein Training investiert werden. Wohlgemerkt für EIN Training! Die Chemie zwischen Schüler und Trainer muss stimmen. Trainer und Schüler müssen eine Einheit bilden und als Team arbeiten, sonst führt das Flintentraining auch schnell zum Zerwürfnis. Man kann dort den Vergleich zu den Angelguides ziehen: "Die Guten bringen Dich auch an schlechten Tagen zum Fisch – die anderen haben oftmals keine Gäste oder fangen nur bei schönem Wetter." Auch wenn der ein oder andere Flintentrainer das hier lesen mag: Modernes Flintentraining geht heute anders, als sich nur hinter den Schüler zu stellen und zu sagen: "Du musst mehr durchschwingen!!!"
So in etwa stellt sich die typische Schüler-Trainer-Situation auf dem Schießplatz dar. Der Trainer steht hinter dem Schüler, schaut ihm über die Schulter und sagt ihm was er richtig oder falsch macht. Der Schüler nimmt diese Information akustisch wahr. Das heißt, dass das, was der Trainer gesehen hat – akustisch – an den Schüler vermittelt wird. Der Schüler hört also und der Trainer sieht, was beim Schuss passiert.
Auch Flintentrainerin Julia Schmid kennt diese Situation und ist darüber nicht glücklich, bietet uns aber eine Lösung an: "Zunächst einmal spielt das Zwischenmenschliche eine große Rolle. Das muss passen. Doch wie man es auch dreht und wendet, ohne ein modernes, professionelles Flintentraining wird es auch in Zukunft enttäuschte Gesichter geben. Sie müssen wissen, dass beim normalen Trainingsablauf Schüler und Trainer – also zwei Personen –auf unterschiedlichen "Verstandesebenen" miteinander kommunizieren. Während der Trainer sieht, was passiert, hört der Schüler immer nur nach dem Schuss, was gerade passiert ist. Der einzige Moment, wenn der Schüler sehen könnte was passiert, ist der Moment der Schussabgabe. Reproduzieren kann der Schüler und auch der Flintentrainer diesen Vorgang auf dem Schießstand in der Regel nicht. Was macht der Schüler also? Er baut sich im Kopf – auf der visuellen Verstandesebene und mit den Infos die sie oder er vom Flintentrainer bekommt – ein Bild zusammen. Dies geschieht im Kopf visuell. Dann kommt der nächste Schuss und wenn das kein Treffer ist oder dieser Vorgang des 'NICHT-TREFFENS' sich wiederholt, dann steigt das Frustrationslevel. Die Angst vor dem Versagen kommt vor allem bei Jagdschülern noch dazu. Ein Kreislauf der für beide Seiten zur Belastungsprobe werden kann! Nicht zu sehen, wo der Fehler lag, ist frustrierend und doch gibt es eine einfache Lösung, die manch ein Flintentrainer da draußen schon anwendet - erst in den Simmulator und dann mit Video-Kontrolle".
Professionelles Flintentraining in 3 Schritten:
Schritt 1: Ab ins Schießkino - volle Konzentration auf die Führung der Waffe und das Schwingen im Simulator
Bevor es auf den Schießstand geht, ist erst mal Trockentraining mit Bewegungskoordination und Schussanalyse angesagt. Dazu sucht man sich am besten ein Schießkino der Marke Marksman und bucht dort eine Stunde Training. In der Regel kostet ein Besuch für eine Stunde zwischen 80,- und 100,- Euro. In dieser Stunde werden die gewünschten Flintenschussdiziplinen mit ballistischen Daten simuliert. Der Vorteil des Systems ist – und das ist der Unterschied zum Trainer auf dem Schießstand – dass man hier sofort nach dem Schuss sehen kann, was man richtig oder falsch gemacht hat. Man kann sich also auf den ersten scharfen Schuss vorbereiten, ohne Schussknall und mit voller Konzentration auf die Bewegungskoordination vor dem – im ersten Schritt – simulierten Schuss. Im Trainingssimulator wird nicht scharf geschossen. Vor allem in der Jungjägerausbildung ist das ein echter Mehrwert, denn man kann sich optimal auf die Schießprüfung vorbereiten, sein Schwungverhalten korrigieren und seine Trefferleistung steigern. Die Analyse des abgegebenen Schusses erfolgt immer im Nachgang.
Schritt 2: Mit dem Flintentrainer und einer Shoot-Cam auf den Schießstand
Mit so einem Trockentraining geht’s dann dann auf den Schießplatz und erst dann kommt der scharfe Schuss auf ein Ziel. Wir sind jetzt also wieder dort angelangt, wo wir am Anfang des Beitrages schon mal waren. Beim typischen Flintentraining mit Flintentrainer und Schüler. Modernes Flintentraining geht hier aber weiter und zwar mit einem kleinen Hilfsmittel. An den Lauf der Flinte wird eine sogenannte Shoot-Cam montiert. Mit Hilfe dieser Shoot-Cam können Schüler und Trainer sofort nach der der Schussabgabe den Schuss via Handy-App und Video analysieren. Man hat also auch hier wieder die visuelle Komponente, die beim Analysieren des Schusses hilft und beim normalen Training ohne vorherigen Besuch im Schießkino und Verwendung der Shoot-Cam fehlt.
Schritt 3: Mit Trainer auf den Schießstand und Üben, Üben, Üben
In dieser Phase haben Sie dann nur noch die Ansagen des Trainers auf der Tonspur...
Bei diesem Ablauf des Flintentrainings sind die Ergebnisse für den Schüler deutlich effektiver und erfolgreicher. Weitere Informationen zum modernen Flintentraining finden Sie auf der Webseite von Julia Schmid.
Ein Standortverzeichnis der Schießkinos mit Marksman ST-2-Trainingssimulator, können Sie hier auf all4hunters.com herunterladen.
Dieser Beitrag entstand mit der Unterstützung von Krieghoff. Weitere Informationen zu den Krieghoff-Flinten erhalten Sie auf der Unternehmens-Homepage.