Test: Franchi Affinity 3 Elite Bronze – was kann die Selbstladeflinte in Camouflage?

Vor gut 150 Jahren gründete Luigi Franchi das nach ihm benannte Unternehmen. Mit Sitz in Brescia bis 1987 als Familienunternehmen geführt, gehört Franchi seit 1993 zur Beretta Gruppe und musste seinen Sitz nach Urbino verlegen. Immer wieder überrascht das Unternehmen mit neuen Modellen und wird seinem Ruf als Flintenschmiede mehr als gerecht. So stieg auch die Freude, als es hieß, dass eine neue Flinte im Zulauf wäre.

Unsere Testwaffe – Franchi Affinity 3 Elite Bronze:

Franchi Affinity 3 Elite Bronze Seitenansicht links
Tarnungsgründe: Das Camo-Design lässt die Franchi Affinity 3 Elite Bronze in der passenden Umgebung fast unsichtbar werden.

Zur Franchi Affinity 3 Elite Bronze lässt sich ziemlich schnell eine "Affinität" herstellen und das nicht ob der herausragenden Maserung des Schaftes und einer entsprechend hohen Holzklasse, durch aufwendige Verschneidungen, durch irgendetwas Besonderes, sondern eigentlich durch nichts. Alles an dieser Waffe ist puristisch, modern und unaufdringlich. Die bereits bestehende Affinity-Reihe erfährt durch diese neue Variante eine Erweiterung.

Die Testwaffe hat eine Lauflänge von 71 Zentimeter bei einer Gesamtlänge von 125 Zentimeter. Das Gesamtgewicht beträgt 3.140 Gramm. Die ausprobierte Flinte kam im Kaliber 12/76. Weiterhin möglich ist eine Lauflänge von 76 Zentimeter bei einer Gesamtlänge von 131 Zentimeter. Der Lauf ist mit einer Cerakote-Beschichtung im Farbton Burnt Bronze veredelt und verfügt über eine ventilierte Visierschiene. Ausgeliefert wird die Selbstladeflinte mit einem Halb-Choke. Laut Hersteller umfasst der Lieferumfang einen Viertel-Choke, einen Voll-Choke sowie den dafür benötigten Schlüssel. Der Hinterschaft der Flinte besteht aus Kunststoff und trägt einen Überzug aus Technopolymer. Dieser ist mit einem Muster in Camo-Optifade bedruckt.

Franchi Affinity 3 Elite Bronze Schaftkappe
Hinterschaft der Franchi-Selbstladeflinte mit TSA-ADV-Kappe, die bis zu 50 % des Rückstoßes abfangen soll.

Der Hinterschaft fällt schlicht aus und endet mit einer 22 Millimeter starken, schwarzen Gummischaftkappe. Der Twin Shock Absorber Advanced soll bis zu 50% des Rückstoßes auffangen. Der Polyurethan-Schaum der Kappe dehnt sich während des Rückstoßes aus und nimmt somit einiges an Belastung weg. Die Schaftkappe ist seitlich und bis auf das obere Drittel mit Struktur gearbeitet. In den Hinterschaft eingearbeitet befindet sich die Öse für eine Riemenbügelaufnahme. Der Schaftrücken fällt gerade, der Pistolengriff sehr kurz aus. Der Kolbenhals präsentiert sich sehr schmal und mit Fischhaut.

Der Einzelabzug hat einen kleinen Vorweg, bricht dann trocken und ohne zu kriechen. Das Abzugsgewicht liegt bei 2.500 Gramm. Die Testwaffe lässt sich mit drei Patronen bestücken. Eine wird in den Lauf geladen und zwei finden ihren Platz im Röhrenmagazin. Die Sicherung wirkt auf den Abzug. Zum Sichern und Entsichern bewegt man einen kleinen Druckknopf im Abzugsbügel nach rechts oder links. Ob die Flinte gespannt ist, lässt sich äußerlich allerdings nicht feststellen. Ein kleines Fähnchen mittig über dem Abzugsbügel an der rechten Seite mit einem kleinen roten Punkt weist darauf hin, dass das Ladefenster offen ist. Er wird sichtbar, nachdem man eine Patrone in den Lauf repetiert hat. Um das Ladefenster wieder zu sperren, wird das kleine Fähnchen nach oben gedrückt. Möchte man dann noch Patronen laden, drückt man den Verschlussfangknopf, das Fähnchen springt wieder heraus und das Ladefenster wird freigegeben.

Franchi Affinity 3 Elite Bronze Ladefenster
Das große Ladefenster lässt das Laden und Entladen der Franchi Affinity 3 bequem auch mit behandschuhten Händen zu.

Die Basküle besteht aus Aluminium und bekam wie der Lauf eine Cerakote-Beschichtung in laufgleicher Farbe. Der weithin abstehende Spannhebel steht nach rechts. Der Verschlussfanghebel ist in diesem Fall ein Knopf, der im vordersten Teil des Systemkastens in Richtung Lauf verbaut wurde. In der neuen Ausführung der Franchi Selbstladeflinte wuchsen Verschlussfangknopf, Spannhebel und auch das Ladefenster in der Größe, um so eine besonders leichte Bedienung zu gewährleisten. Der Vorderschaft besteht ebenfalls aus Kunststoff mit einer Musterung in Camo Optifade. Für eine bessere Haptik befindet sich am unteren Teil des Vorderschaftes eine Verschneidung. Wird der Schraubverschluss vorne an der Waffe gelöst, kann der Vorderschaft samt Lauf abgebaut werden und lässt das Magazin zum Vorschein kommen. Eine Laufreinigung lässt sich somit einfach gewährleisten. Auf dem Schraubverschluss liegt ein kleiner Pin für den Riemenbügel.

Affinity 3 Elite Bronze im Detail:

Franchi Affinity 3 Elite Bronze Seitenansicht rechts
Affinity 3 Elite Bronze: Lauf mit ventilierter Visierschiene und zweifarbigem Fiberglaskorn. Bei widriger Witterung eine große Zielhilfe.

Auf dem Lauf sitzt die 8 Millimeter breite, ventilierte Laufschiene. Da Selbstladeflinten selten nur kurz und mit wenigen Schüssen eingesetzt werden, ist die Ventilierung durchaus notwendig, um die thermische Verwindung des Laufes zu unterbinden. Zudem spart das Gewicht. Als Visierhilfe montierte Franchi eine zweifarbige Fiberglas-Visierung. Die Schaftlänge der Testwaffe (Length over Pull), also die Länge von der Mitte des Abzuges bis zur Mitte der Schaftkappe, beträgt 36,5 Zentimeter. Der Hersteller bietet zwei weitere Varianten, diese ergeben sich aus den unterschiedlichen Schaftkappen. Zum einen mit der schmalen Kappe, mit der der LOP dann 35,7 Zentimeter beträgt, zum anderen mit der breiten Kappe, mit der der LOP 37,5 Zentimeter beträgt. Die Franchi-Selbstladeflinte funktioniert nach dem Inertia-System, sprich: einer Art von Rückstoßladern. Dieses Prinzip besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: dem Verschlussblock, dem Verschlusskopf und der Feder. Alle Teile bewegen sich nur in Längsrichtung. Der Verschlussblock verfügt am Ende über eine Riegelstange und vorn über einen Verriegelungskopf mit Drehwarze und Auszieher. Zwischen Block und Kopf klemmt eine Feder. Wird eine Patrone abgefeuert, setzt sich durch den Rückstoß das Gewicht des Verschlusses in Bewegung und hebt so die Verriegelung auf. Der Verschluss öffnet sich vollständig, die abgeschossene Hülse wird ausgeworfen und die nächste Patrone geladen. Im Gegensatz zu den Gasdruckladern, die mehr zu Verschmutzung neigen, ist diese Art weniger störanfällig.

Technische Daten und Preis der Franchi Affinity 3 Elite Bronze:

Modell:Franchi Affinity 3 Elite Bronze
Preis:1.129,- Euro
Kaliber:12/76
Kapazität:2 + 1 Patronen
Gesamtlänge:1.250 mm
Lauflänge:710 mm
Schaftlänge:365 mm
Abzugsgewicht:2.500 g
Gewicht:3.140 g
Links-/Rechtsausführung:Rechtsausführung
Ausstattung:Cerakote-Beschichtung von Lauf und Systemkasten, großer Verschlussfangknopf, großer Spannhebel, Fiberglas-Visierung, Hinterschaft mit TSA-ADV

Praxiseindruck: Mit der Affinity 3 auf dem "Entenstrich"

Die Franchi Affinity 3 Elite Bronze ist eine Waffe für die Jagd auf Federwild. Streukreise wurden nicht ermittelt, lediglich die Deckung der Schrotgarbe ausgewertet, die sehr gleichmäßig ausfiel. Um ein Gefühl für die Waffe zu bekommen, führte der erste Weg natürlich auf den Tontaubenstand. Die Möglichkeit, binnen kürzester Frist und mit einem schnellen Zeigefinger ausgestattet, einen dritten Schuss auf die Tontaube abgeben zu können, erhöht die Trefferwahrscheinlichkeit, jedoch verleitet die Möglichkeit des dritten Schusses unter Umständen zum Schludern. Da die Jahreszeit sowie auch die Jagdzeit auf Federwild einen Test in freier Wildbahn zuließen, sollte die Chance nicht ungenutzt bleiben. So verabredeten sich fünf Jäger zum sogenannten Entenstrich. Zur Strecke von neun Enten trug die Franchi Affinity eine bei. Alles klappte anstands- und fehlerlos.

Test-Fazit zur Franchi Affinity 3 Elite Bronze:

Franchi Affinity 3 Elite Bronze Chokes
Alles griffbereit: Das passende Werkzeug zum Wechseln der Chokes ist im Lieferumfang enthalten und einfach zu bedienen.

Weniger ist mehr. Das scheint der rote Faden im Hause der Franchi-Konstrukteure zu sein. Die hier getestete Flinte wird hauptsächlich auf Federwild genutzt. Diese Tiere haben ein gutes Sehvermögen und können sehr gut unterscheiden, ob an ihren vertrauten Plätzen etwas anders ist als sonst. Als Jäger ist Tarnung hier das A und O und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Waffe. Die Wasseroberfläche reflektiert das schwindende Licht und trifft dabei meistens auf die glänzenden Läufe. Hier fällt kein Vogel mehr ein. Die Franchi Affinity 3 Elite Bronze hat hier einen entscheidenden Vorteil durch ihre Cerakote-Beschichtung. Diese macht den Lauf nicht nur besonders robust gegen Verkratzungen, sondern auch matt. Die gesamte Waffe verschmilzt aufgrund ihrer speziellen Kombination von kleinen und großen Musterungen mit der jeweiligen Umgebung und bietet somit beste Tarnung. Der Rückstoß der Selbstladeflinte fällt spürbar aber nicht unangenehm aus. Hat man sich mit der Länge des Gesamtkunstwerkes arrangiert und auch daran gewöhnt, dass noch ein dritter Schuss möglich ist, flutscht das Zusammenspiel wie geschnitten Brot. Die Schaftkappe ist angeraut.

Die Flinte in die "richtige" Position zu drücken oder schieben, ist schwierig – sie muss passend in die Schulter fliegen. Dass der Schaftkappe ein TSA-ADV integriert ist (Twin Shock Absorber Advanced), spürt man kaum. Ein extremes Hochschlagen der Waffe nach der Schussabgabe findet nicht statt. Auch mit nassen Fingern und/oder Handschuhen lässt sich die Flinte gut packen. Franchi hat in der Entwicklung seiner Waffen stets viel Zeit und Mühe darauf verwendet, mit aktiven Jägern und Schützen über die Handhabung von Flinten zu sprechen. Nur so kann gezielt auf die Wünsche und Bedürfnisse eingegangen und diese nach Möglichkeit auch umgesetzt werden.

Für Menschen, die nur "normale" Flinten gewohnt sind, fällt die Testwaffe gefühlt sehr lang aus. Und das schon bei der eigentlich "kürzeren" Ausführung. Aber wenn man sich mit dem getarnten Gewehr etwas vertraut macht, wird sehr schnell klar, dass es ein sehr ausbalanciertes Arbeitsgerät ist, mit dem man ganz hervorragend waidwerken kann. Das Verhältnis von Länge und Gewicht passt einfach und lässt die Waffe gut mitschwingen. Besonders positiv aufgefallen ist die Visierung. Gerade in der Dämmerung besticht die zweifarbige Zielhilfe enorm. Irgendetwas an Licht wird immer noch eingefangen und so erscheint es fast wie ein kleines Rotpunktvisier. Ungeübte Selbstladeflinten-Nutzer sollten üben. Diese sollten nicht nur den richtigen Anschlag trainieren, sondern vor allem das Laden und Entladen der Waffe. Das Einbringen der Patronen in das Magazin erfordert etwas Geschick, die Feder sitzt sehr stramm und drückt die Patronen leicht wieder zurück. Insgesamt ein gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis, das funktioniert und dabei noch Freude macht.


Weitere Informationen zur Affinity 3 Elite Bronze erhalten Sie auf der Homepage von Franchi.

In diesem Artikel und Video haben wir uns mit dem Trend "Camouflage für Selbstladeflinten" beschäftigt.

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