Wollen Sie eine Flinte von Brenner?
So lautete die knappe Anfrage, ob all4hunters.com diese Waffe einem Test unterziehen wolle. Eine kleine Recherche zu dem Gewehr ergab nichts Genaues, also stieg die Neugier und schon kam sie in das Testportfolio – glücklicherweise lief der Test schon an, bevor im Zuge der ganzen Corona-Beschränkungen die Stände schlossen. Vertrieben wird die Marke Brenner von der Krefelder Unternehmen Waffen Schumacher GmbH. Nur am Rande bemerkt: Hergestellt wird die zur Verfügung gestellte Flinte in der Türkei. Aber was kam denn nun aus Krefeld nach Bad Ems zum Test?
Brenner BF18 − nobel und wertig für unter 1.000,- Euro?
Praktisch und komfortabel zugleich kam die Flinte in einem großen Hartschalenkoffer mit Zahlenschloss an. Nach dem Öffnen desgleichen präsentierte sich die Brenner BF18 im zerlegten Zustand in zwei samtigen Säckchen. Ein kleines Kästchen war ebenfalls enthalten, in dem sich die Wechselchokes nebst Werkzeug verbargen. Die Lauflänge der Testwaffe betrug 71 cm bei einer Gesamtlänge von zirka 120,5 cm. Das Gesamtgewicht der Flinte lag bei 3,3 kg. Im Kaliber 12/76 ausgeführt, steht entsprechend viel Munition zur Auswahl. Ab Werk werden die Läufe der Waffe schwarz brüniert. Auf den Läufen sitzt die Laufschiene. Diese ist 7 mm breit und ventiliert. Die Schiene schließt mit einem roten Leuchtkorn ab. Zur Auswahl stehen insgesamt 5 Wechselchokes: Voll, Dreiviertel, Halb, Viertel und Skeets, welche alle im Lieferumfang enthalten sind – bei anderen Herstellern nicht selbstverständlich. Alle Chokes schließen laufbündig ab. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten: das passende Wechselwerkzeug. Der Tausch der einzelnen Chokes funktionierte mühelos. In dem beigefügten Benutzerhandbuch werden die einzelnen Chokes beschrieben. Sie lassen sich mittels dargestellter Einkerbung leicht unterscheiden.
Der Schaft der Brenner-Bockflinte besteht aus ausgesuchtem Walnussholz mit mattem Öl-Finish. Der Hinterschaft schließt mit einer Gummischaftkappe ab. Diese zeigte sich am oberen Teil glatt und im Rest etwas rauer. Der Schaftrücken fällt gerade aus. Der Pistolengriff steht recht kurz und bekam eine griffige Fischhaut verpasst – ebenso wie der Vorderschaft. Der selektive Einzelabzug ist trocken und kriecht nicht. Das Abzugsgewicht der Waffe wird mit 2,6 kg angegeben. Die Sicherung wirkt klassisch auf den Abzug. Dieser wiederum präsentierte sich nobel in einer Goldoptik. Der kombinierte Schalter für Sicherung und Laufwahl sitzt auf dem Kolbenhals. Zum Sichern und Entsichern wird der Schalter hoch und runter geschoben. Ob die Flinte gespannt ist, lässt sich äußerlich nicht feststellen. Der Laufwahlknopf kann nur im gesicherten Zustand der Waffe betätigt werden. Mit dem Daumen kann der Knopf leicht nach rechts und links bewegt werden. Ist der Knopf nach rechts gedrückt, wird ein Punkt sichtbar, der bedeutet, dass der untere Lauf zuerst abgeschossen wird. Werden im Umkehrschluss 2 Punkte sichtbar, schießt der obere Lauf zuerst.
Zum Öffnen der Bockflinte wird der auf dem Kolbenhals befindliche Kipphebel nach rechts gedrückt. Dies ließ sich bei der Testwaffe nur mit erheblichem Kraftaufwand bewerkstelligen, was sicher dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass die Waffe brandneu war. Der Kipphebel zeigt den einzigen Schnörkel an dieser sonst sehr puristischen Waffe: Fast ein bisschen verspielt, sieht man bei genauem Hinsehen ein winziges orales Element. Die Basküle wurde aus Stahl gefertigt. Die zur Verfügung gestellte Testwaffe zeigt diese in Seidenmatt, optional wäre sie auch in silbriger Optik erhältlich. Das Konterfei der Waffe ist ganz schlicht in großen Lettern seitlich auf die Basküle graviert sowie als Initiale unten drunter. In geöffnetem Zustand lässt sich ein Sonnenschliff am unteren Teil des Laufbündels der Flinte erblicken. Im gebrochenen Zustand fällt das Auge unmittelbar auf die Ejektoren. Diese ziehen die abgeschossenen Patronen beim Öffnen der Waffe hervor und schleudern diese schwungvoll heraus. Brenner setzt klassisch bei der BR18 auf einen Flankenverschluss. Dieser wird hauptsächlich bei Bockflinten genutzt und ermöglicht eine relativ flache Bauweise. Die Haptik des Vorderschaftes ist subjektiv besonders gelungen, da die Form leicht keilförmig erscheint und somit gut greifbar ausfällt. Zum Lösen des Vorderschaftes ist ein schwarzer Druckknopf am vordersten Teil des Schaftes eingearbeitet. Insgesamt präsentiert sich die Flinte von Brenner mehr schlicht als ergreifend. Bis auf den goldenen Abzug und die Winzigkeit an Floralität gibt es keine Extravaganzen. Eben ein Arbeitsgerät, das aber qualitativ einen sehr guten Eindruck abliefert und für den Preis angemessen erscheint. Ob der Schein aber trügt, sollte dann der Test zeigen.
Die technischen Daten der Brenner BF18:
Modell: | Brenner BF18 |
Preis: | 999,- Euro |
Kaliber: | 12/76 |
Kapazität: | 2 Patronen |
Gesamtlänge: | 1.205 mm |
Lauflänge: | 710 mm |
Schaftlänge: | 370 mm |
Abzugsgewicht: | 2.600 g |
Gewicht: | 3.300 g |
Links-/Rechtsausführung: | rechts |
Ausstattung: | Bockflinte mit Ejektoren, schwarz brünierten Läufen, ventilierter Laufschiene, Wechselchokes, vergoldetem Abzug, Transportkoffer. |
Das Feeling beim Schuss mit der Brenner BF18:
Bevor es auf den Stand ging, stand aber das "Gefühl" auf dem Prüfstand. Die Testwaffe hat einen LOP (Length over Pull) von 37 cm. Im Vergleich dazu liegt eine Damenwaffe eines Herstellers aus Isny bei 34,5 cm. Vorteilhaft beim Schaft von Brenner fällt die geteilte Schaftkappe aus. Der obere, sehr glatte Teil ermöglicht das "Reinrutschen" in den Anschlag ohne lästiges Hängenbleiben an der Bekleidung. Für eine kontrollierte Schussabgabe ist die Abzugslänge (Abstand Mitte Abzug bis Vorderkante Pistolengriff) ein wichtiger Parameter. Brenner gibt diesen mit 10 cm an. Dieser Weg ist tatsächlich sehr kurz. Für große und breite Hände mitunter ein Problem, da nur wenig Platz zur Verfügung steht. Die Senkung der Schaftnase beeinflusst die Trefferlage in der Höhe. Sie beschreibt die Höhe von der Schaftspitze im 90 Grad Winkel nach oben zur gedachten Verlängerung der Oberkante der Visierschiene. Dieser Wert bestimmt die Kopfauflage in der Höhe und wie das Auge zur Visierlinie in der Höhe ausgerichtet ist. Brenner setzt auch hier auf ein gängiges Maß für Herren mit 36 mm. Von Experten wird die Schaftsenkung der Kappe als wichtiges Maß beschrieben. Dieser Wert beschreibt die Länge von der Mitte des Abzuges bis zum höchsten Punkt des Schaftes. Die Schaftsenkung der Testwaffe ist mit 60 mm ebenso im "normalen" Bereich einer Herrenflinte. Die Schränkung beeinflusst die Trefferlage seitlich. Diese Angabe ist wichtig, weil das Auge gerade über die Visierlinie schauen soll. Brenner hat sich für eine Schränkung von 4 mm entschieden. Zusammenfassend: Die Flinte lag sehr gut in der Schulter und zeigte ein gutes Visierbild. Nach all der Theorie folgte die Praxis.
Um ein Gefühl für die Treffpunktlage der Flinte zu bekommen, wurde zuerst aus dem oberen Lauf mit ¼ Choke auf eine Distanz von 25 m Patronen des Typs Rottweil Exact verschossen. Die Geschosse ergaben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 41 m in der Sekunde. Gemessen wurde die Geschwindigkeit drei Meter vor der Mündung mit einem LabRadar. Der Streukreis wurde mit 3,6 cm ermittelt – zu 5 Schuss. Die Einschläge haben saubere Löcher produziert und keine Schlüssellochoptik. Im Folgenden wurden verschiedene Schrote auf Scheiben abgefeuert. Die Deckung der Gabe war immer optimal über das Ziel verteilt. Der Rückstoß ist merklich aber dem einer normalen 12/76er Flinte gerecht. Urteil zur Schussleistung der Brenner BF18: sehr gut. Ein jagdlicher Alltagstest musste aufgrund der gesetzlichen Schonzeitbestimmungen leider ausfallen.
Test-Fazit zur Bockflinte BF18 von Brenner:
Die Brenner BF18 stellt äußerlich nichts Besonderes dar: nicht besonders "schön", nicht schlank, nicht verziert, nicht eindrucksvoll, nicht auffällig, nicht aufwendig, nicht teuer. Die Brenner BF18 funktioniert einfach gut. Dafür braucht es keine Besonderheiten. Punkt. Der Hinterschaft sorgt für einen guten Anschlag und kein Hängenbleiben der Kleidung am Hinterschaft. Der Übergang zum Pistolengriff ist geschmeidig. Das rote Leuchtkorn ist bei normaler Helligkeit sehr gut sichtbar, bei Dämmerung scheint es etwas zu dunkel. Sicher eine Frage der Gewöhnung. Der Pistolengriff an sich ist relativ schlank. Zierliche Handflächen umfassen diesen gut. Ohne weiter über irgendetwas nachdenken zu müssen, passiert das Schießen mit der Brenner BF18 fast intuitiv. Der Koffer im Lieferumfang samt integriertem Zahlenschloss ist aller Ehren wert. Schade nur, dass die Waffe nicht im montierten Zustand Platz im Koffer findet, sondern dass man sie nach jedem Gebrauch zum Transport im Koffer wieder zerlegen muss. Die Testwaffe reagierte beim ersten Zusammenbau ein wenig zickig. Das Einschwenken des Laufbündels in die Basküle klappte, aber war zunächst etwas hakelig. Das Ansetzen des Vorderschaftes funktionierte, jedoch fehlt ein bestätigendes Klicken, wenn der Vorderschaft passend eingerastet ist. So ist man im ersten Moment etwas verwirrt, ob man denn alles richtig zusammengebaut hat. Der Einzelabzug funktioniert hervorragend, eine schnelle Abgabe von zwei Schüssen hintereinander scheitert einzig an den eigenen Fähigkeiten.
Die Brenner ist nicht nur für den jagdlichen Bereich bestens einsetzbar, sie kann sicherlich auch Sportschützen gute Dienste erweisen. Beeindruckend der Streukreis mit der Rottweil Exact. Die wie ausgestanzten Einschläge waren eine um die andere gleich scharfrandig und erzeugten ein harmonisches Gesamtbild der Treffpunktlage. Natürlich gibt es vielleicht bei der ein oder anderen Kleinigkeit noch Spielraum nach oben, aber für den Preis von 999,- Euro bekommt man auf jeden Fall eine ansprechende Flinte, die trifft und Spaß macht. Die BF18 zeigt sich insgesamt eher als Underdog. Niemand kennt sie, keiner hat je von ihr gehört, aber das Ergebnis überzeugt total.
Weitere Informationen zur Brenner BF18 erhalten Sie auf der Homepage von Waffen Schumacher.