Test: Winchester SXR Vulcan Camo Blaze Fluted – was leistet der Drückjagd-Selbstlader für 1.199,- Euro?

Winchester SXR Vulcan Camo Blaze Fluted in linker Seitenansicht
Die Winchester SXR Camo Blaze Fluted kommt mit einem in Mossy Oak getarnten Schaft. Die Signalfarbe ist Blaze Orange.

Die amerikanische Marke Winchester wird mit allerlei Arten von Waffen in Verbindung gebracht. Hauptsächlich erlangte sie jedoch Bekanntheit für ihre Unterhebelrepetierer. In weniger waffenaffinen Kreisen hat sich der Markenname gar als Bezeichnung für Lever-Action-Gewehre insgesamt – gleich von welchem Hersteller – verbreitet. Das zur Herstal Gruppe gehörende Unternehmen (wie auch etwa Browning oder FN) verfügt jedoch nunmehr über ein deutlich weiteres Produktspektrum im Bereich der Langwaffen.

Optisch und technisch liegt die Büchse, um die es in diesem Artikel gehen soll, sehr weit von einem solchen Unterhebler entfernt: Es handelt sich um eine Selbstladebüchse für die Drückjagd. Und die hört auf den Namen SXR Vulcan Camo Blaze Fluted. Aus dieser Bezeichnung klingt schon einiges über die Ausstattungsmerkmale der Waffe heraus: Es dreht sich um einen Halbautomaten aus der Vulcan-Serie, mit Tarnmuster und in der Farbe Blaze Orange. Außerdem besitzt das Testgewehr einen gefluteten Lauf.

Magazin der Winchester SXR Vulcan Camo Blaze Fluted
In einigen Länderversionen ist das Magazin fest mit der Waffe verbunden. Hierzulande kommt die SXR jedoch mit einem Wechselmagazin (im Bild verdreht).

Stellt sich nur noch die Frage nach dem Kaliber. Und hier entschieden sich die Tester für die .30-06 Springfield – sie bildet in der Kaliberpalette den energetischen Mittelweg. Verfügbar wären in dieser Variante der Winchester SXR Vulcan auch noch die beiden Kaliber .308 Winchester sowie 9,3 x 62. Das Testmodell wechselt für 1.199,00 Euro den Besitzer. Bevor es mit dem Prüfling auf den Schießstand geht, betrachtet all4hunters erstmal das Äußerliche und die weiteren Ausstattungsdetails der für die Drückjagd prädestinierten Selbstladebüchse.

Wie hat Winchester die SXR Camo Blaze ausgestattet?

Als kaum zu übersehendes Merkmal der SXR Camo Blaze sticht wohl der Schaft hervor. Den ziert ein Tarnmuster auf Blaze Orange-farbenem Untergrund. Als die Winchester bei all4hunters ankam, wurden wir von der Büchse geradezu angeleuchtet. Beim ersten Eindruck ging einer der Tester davon aus, es handle sich beim Schaft um ein Kunststoffteil. Weit gefehlt! Er besteht aus Holz und ist von außen mit dem farbgebenden Material überzogen. Jedoch auf eine Art und Weise, dass man von einem Kunststoffschaft ausgehen kann. Dieses Finish sagte sowohl in Optik als auch in den ersten Anschlagstests durchaus zu. Unter der Schaftkappe verfügt der Hinterschaft über einen Hohlraum. Das spart Gewicht, aber es macht ihn natürlich auch fragiler. Ähnlich stellt sich die Situation beim Vorderschaft dar: Der wirkte auf uns an einigen Stellen auch bedrohlich dünn. Ein Kompromiss zwischen Stabilität und Gewicht. Praktische Probleme kamen an der Stelle jedoch nicht auf.

Vorderschaft der Winchester SXR Vulcan Camo Blaze Fluted
Das Lösen der relativ groß dimensionierten Halteschraube gibt den Vorderschaft der SXR Vulcan frei.

Unter dem Vorderschaft versteckt sich das Gassystem, das das mit einem Drehkopfverschluss verriegelnde System antreibt. Die Gasentnahme kann dabei von einem Büchsenmacher eingestellt und auf die Munition angepasst werden. Der Schießtest – soviel sei vorweggenommen – verdeutlichte jedoch, dass hierfür wohl keine Notwendigkeit besteht. Um an dieses Bauteil zu gelangen, muss der Vorderschaft von der Büchse entfernt werden. Dies zeigt sich nach Ansicht der Tester gut gelöst: Hierfür befindet sich eine Schraube an der Front des Waffenteils. In diese Schraube sind Drei-Millimeter-Löcher gebohrt, hier lässt sich ein entsprechender Stift hindurchführen, um sie zu lösen. Danach den Vorderschaft einfach abziehen – fertig. Das gefällt insofern, als dass der Vorderschaft so über keine feste Verbindung mit dem Lauf verfügt. Das optimiert das Schwingungs- und Erhitzungsverhalten. Eine Verbindung besteht folglich nur zum aus Aluminium bestehenden Systemkasten der SXR Vulcan.

Picatinny-Schiene der Winchester SXR Vulcan Camo Blaze Fluted
Die vier Vorbohrungen im Gehäuse der Winchester SXR Vulcan erlauben die Montage einer Picatinny-Schiene. Damit steht die Wahl einer Optik offen.

Auf der Oberseite des Systems hat Winchester vier mit Madenschrauben verschlossene Bohrungen angebracht. Diese dienen der Montage einer Picatinny-Schiene. Auf der kann der Schütze dann eine Optik anbringen. Bei einer für die Drückjagd vorgesehenen Büchse bietet sich natürlich ein Rotpunktgerät oder ein Zielfernrohr mit kleiner Vergrößerung an. Zum Test entschied sich all4hunters für zweitgenanntes, wie auf den Bildern zu sehen. Folglich blieb die ebenfalls an der Wichester SXR Vulcan befindliche Drückjagdvisierung ungenutzt. Ein Blick darüber stimmte uns jedoch positiv. Bei einigen Anschlagsversuchen saß man immer schnell und intuitiv im Ziel.

An der Unterseite des Systemkastens liegen die Abzugseinheit und der Magazinschacht. Hier zeigt sich leider eine Menge Kunststoff: Sowohl der Abzugsbügel, der sich davor befindende Magazinlösehebel als auch der Magazinboden. Das Gehäuse selbst besteht jedoch aus Stahlblech. Bei genauer Betrachtung des Systemkastens fehlt etwas: der Verschlussfanghebel. Folglich hält nach dem letzten Schuss eben das Magazin den Verschluss offen. Um die ungeladene Waffe zu verschließen, muss man vor dem Bedienen des Ladehebels den Munitionsbehälter aus der Waffe entfernen. Der Waidmann kann die Selbstladebüchse übrigens durch eine auf den Abzug wirkende Sicherung an dessen Bügel sichern.

Der vorne etwa 16,5 Millimeter dicke Lauf verfügt über eine nicht durchgehende Flutung. Die beginnt etwa 15 Millimeter hinter der Mündung und zieht sich über 250 Millimeter. Direkt dahinter hat der Lauf eine Dicke von 19 Millimetern.

Technische Daten und Preis der Winchester SXR Vulcan:

Modell:Winchester SXR Camo Blaze Fluted
Preis:1.199,- Euro
Kaliber:.30-06 Springfield (außerdem erhältlich in .308 Winchester und 9,3x62 mm)
Kapazität:2 + 1 Patronen
Länge:1.015 mm
Lauflänge:47,3 mm
Dralllänge:254 mm (1/10")
Abzugsgewicht:1.740 g
Gewicht:3.114 g mit Schiene
Links-/Rechts-Ausführung:Rechts
Ausstattung:Selbstladebüchse mit Gasdrucksystem und Drehkopfverschluss. Drückjagdvisier und Druckknopf-Abzugssicherung. Systemgehäuse aus Alumium.

Mit dem Selbstlader Winchester SXR Vulcan auf dem Schießstand:

Autor Dario Nothnick mit der Winchester SXR Vulcan Camo Blaze Fluted auf dem Schießstand
all4hunters-Autor Dario Nothnick mit der SXR Vulcan Camo Blaze Fluted im Kaliber .30-06 im Schuss auf der 100 m-Bahn.

Mit einigen Jagd- und Übungspatronen ging es für die Tester auf den für großkalibrige Büchsen üblichen 100-Meter-Stand. Hier galt es erst einmal, die Waffe einzuschießen und erste Erfahrungen mit dem Gewehr im Schuss zu sammeln. Hier fiel auch direkt auf: Der Ladevorgang verursachte leichte Probleme. Bei vollem Magazin und geschlossenem Verschluss erwies es sich als besonders friemelig, den Munitionsbehälter in die Waffe zu manövrieren. Zu stark war der Widerstand, um an die Einrastposition zu gelangen. Auch bei geöffnetem Zustand gab es Probleme. Das Magazin muss mit der langen, nach vorne auszurichtenden Seite exakt eingelegt werden, um es dann hinten hinunter zu drücken. Möchte der Jäger sich ein Ersatzmagazin zulegen und schnell nachladen, bedarf es einiger Übungszeit. Wir vermuten, das Problem entstehe aus der Tatsache, dass es die Vulcan in Versionen mit Wechsel- und Festmagazin gibt. In einigen Ländern verbietet der Gesetzgeber die Nutzung von Wechselmagazinen in Jagdwaffen. Um hier "one size fits all" zu bieten, demontiert man für den deutschen Markt anscheinend einfach die entsprechende Verbindung zwischen beiden Teilen. Weiterhin könnte der Ladevorgang mit einem etwas größeren und griffigeren Ladehebel angenehmer vonstatten gehen. Das anschließende Entsichern war laut und wenig geschmeidig. Die Sicherung tat jedoch, was sie sollte, und schützte durch die Wirkung auf den Abzug vor einem versehentlichen Schuss. Mit so entsicherter Waffe feuerten die Tester die Prüfserien. Die Beteiligung dreier all4hunters-Redakteure war hierbei nicht nur ein Vorteil, um unterschiedliche Meinungen zu sammeln, sondern entlastete auch die Schulter – die SXR Vulcan Camo Blaze in .30-06 Springfield tritt wie ein Pferd. Als verursachende Faktoren hierfür machten die Schützen neben dem recht geringen Gewicht in Verbindung mit dem Kaliber auch die Schaftkappe aus. Die besteht im Wesentlichen aus einem Stück Hartplastik, absorbiert wird dabei nahezu nichts.

Gehäuse der Winchester SXR Vulcan Camo Blaze Fluted
Das Gehäuse der Winchester SXR besteht aus Aluminium, Abzugsbügel und Magazinboden aus Kunststoff.

Die aus diesen Serien resultierenden Ergebnisse zeigten sich durchschnittlich. Durchsetzen konnte sich dabei die mit 170 Grains schwerem Geschoss bestückte GECO Plus mit einem Streukreis von 62 Millimetern. Dicht gefolgt von der 5 Grains leichteren Exergy Blue von Sellier & Bellot. Für eine Drückjagdbüchse sind diese Top-Streukreise durchaus in Ordnung. Beim Schießen zeigte sich jedoch auch, dass es der Abzug dem Schützen nicht gerade leicht dabei macht, gute Gruppen in die Scheibe zu stanzen. So liegt das Abzugsgewicht mit 1.740 Gramm noch im Rahmen, auf seinem Weg kriecht der Abzug jedoch etwas. Sogar hörbar, wie einem der Tester auffiel. Die Zuverlässigkeit der Büchse war jedoch über den kompletten Test gegeben. Wie erwähnt, stellte sich die Frage insofern nicht, ob ein Büchsenmacher hier eventuell noch nacharbeiten muss. Sämtliche in die Waffe gegebenen Laborierungen verursachten keinerlei Störungen oder Probleme.

Test-Fazit zur Winchester SXR Vulcan Camo Blazed Fluted:

Innerhalb des Marktes von dezidiert jagdlichen Selbstladebüchsen rangiert die SXR Vulcan Camo Blaze Fluted mit nur 1.199,- Euro im unteren Preisbereich. Das drückt sich natürlich auch bei der Ausstattung aus und so muss dem Waidmann klar sein, dass er keine Features wie bei einer deutlich teureren Büchse erwarten kann. Dennoch hätten sich die Tester einige Ausstattungsmerkmale gewünscht: Eine Gummischaftkappe zum Beispiel könnte für einen recht übersichtlichen Mehrpreis den Schießkomfort stark erhöhen. Ebenso ist eine einfache, auf den Abzug wirkende Druckknopfsicherung nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Und an Sicherheit sollte man ohnehin nicht sparen. Die anderen erwähnten Kritikpunkte lassen sich aus Sicht des all4hunters-Teams wegen des Preispunktes jedoch verzeihen. Um zu einer abschließenden Empfehlung zu kommen: Der Besitzer in spe muss sich fragen, ob er mit dem fehlenden Verschlussfang, mit der ungepolsterten Schaftkappe und damit einem brutalen Kick, dem schwer einzufädelnden Magazin sowie dem vernehmlich kriechenden Abzug leben kann – fein geht sicherlich anders. Wer jedoch einen günstigen jagdlichen Selbstlader sucht und bereit ist, diese Aspekte zu ignorieren, der erhält mit der Winchester SXR Camo Blaze eine sehr gut funktionierende Drückjagdbüchse mit zufriedenstellender Präzision und einigen Abstrichen in der Ausstattung.


Weitere Informationen zur SXR Vulcan-Reihe finden Sie auf der Homepage von Winchester.

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