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Die Winchester Model 70 Safari Express ist eine Repetierbüchse mit Kastenmagazin, die für die Jagd auf Großwild gebaut wird. Die Waffe ist in den Kalibern .375 Holland & Holland Magnum, .416 Remington Magnum und .458 Winchester Magnum lieferbar. Angesichts der Beliebtheit der .375 H&H Mag. und deren hundertstem Jahrestag haben wir uns für diese Ausführung der Safari Express entschieden.
Anfangs waren wir speptisch. Das lag daran, dass bei den bisher in Augenschein genommenen Modell 70 verschiedene Qualitätsstufen festgestellt worden waren. Das reichte von mittelmäßig bis erstklassig. Bisdah war die "Pre64er"-Ausführung auch noch nicht dabeigewesen. Die Qualität der Waffe, die war aus dem schlichten Pappkarton hoben, ist wunderbar.
Unserer Meinung nach ist die Safari einer der besten fabrikgefertigten Großwildbüchsen auf dem Markt; die Meinung stand fest, bevor wir den überraschenden Blick auf das Preisschild warfen.
Der Schaft besteht aus sehr solidem und schwerem amerikanischem Nussbaum mit sehr gleichmäßiger und gerader Maserung. Die polierte Oberfläche ist sicher nicht sonderlich aufregend, aber gut. Zwei Schaftschrauben aus Stahl liegen vor und hinter dem Magazinkasten. Sie sorgen dafür, dass die Kräfte des Rückstoßes abgetragen werden und der Schaft nicht reißt.
Die Schaftkamppe aus Gummi kommt von Pachmayr. Sie mindert den heftigen Rückstoß der .375 H&H Mag. zumindest ein wenig. Die Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft ist sauber mit dem Laser geschnitten. Die hinten angebrachte Aufnahme für den Riemenbügelhalter ist aus Metall. Sie sitzt ungefähr 5 cm vor der Schaftkappe und ist mit der Oberfläche weitgehend bündig.
Der kaltgekämmerte Lauf aus 4140-chromlegiertem Stahl ist 610 mm lang und hat eine 1:12 Rechtsdrall. Er ist sehr schwer ausgeführt; der Außendurchmesser beginnt bei 31 mm und endet bei 18,4 mm an der Mündung, die gekrönt ist, um sie vor Beschädigungen zu schützen.
30 mm vor dem Schaftende sitzt die Aufnahme für den vorderen Riemenbügel. Wäre er am Schaft befestigt, könnte er des Rückstoßes halber bei den verwendeten schweren Kalibern die Führhand des Schützen verletzen.
Der Lauf hat zwei Abtagsflächen für den Rückstoß. Eine ist vor dem Gehäuse eingefräst, die andere ist rund 10 cm vor dem Gehäuse aufgeschweißt. Beide sind in "“steel epoxy” gebettet, was auch für die Bettung der beiden Schaftschrauben und des Gehäuses.
Die offene Visierung ist ganz auf dem Lauf montiert. Das Perlkorn aus Messing sitzt auf einem rampenförmigen Träger; der Krontunnel ist auf den Träger aufgeschoben. Die Kimme ist voll einstellbar und besteht aus einem einzelnen, nicht klappbaren Blatt. Das ist mit der V-förmigen Kimmenumgebung klassisch für Express-Büchsen. Wenn sie einmal ausgerichtet ist, wird sie mit Schrauben fixiert.
Der Verschluss ist das “Pièce de résistance” der Waffe: Wer sich für das Modell 70 begeistert, wird den sehr zuverlässigen Auszieher der "Pre64"-Ausführung, also nach Mauser, bemerken. Der verschluss verriegelt mit zwei massiven Warzen, die beidseits des Stoßbodens sitzen. Die Sicherung sitzt auf dem Schlösschen und hat die klassischen drei Stellungen, gesichert, teilgesichert und entsichert. Das Schlösschen ist ganz aus dem Vollen gefräst ist. Die Wurzel des Kammerstengelsdient als dritter Ansatz der Verriegelung, der Stengel endet in einem runden Knopf, um dessen Außenrand ein geriffeltes Band läuft.
Der Verschlusshalter sitzt links hinten in der Systemhülse. Der durch Federkraft bewegte Auswerfer sitzt ebenfalls in der Systemhülse. Für eine bessere Zuführung ist die Rampe poliert, wobei die Waffe dank des " controlled round feed" (CRF) eh schon zuverlässig zuführt.
Die Systemhülse besteht ebenfalls aus 4140-chromlegiertem Stahl und wirkt solide, aber nicht überdimensioniert.
Für die vier Kilogramm Masse der Safari Express ist vor allem der Schaft verantwortlich. Das lernt man aber zu schätzen, sobald man mit dem Schießen beginnt.
Nach dem Zerlegen zeigt sich, dass die Passgeneuigkeit der teile exzellent ist. Man hat höchstens Probleme, beim ersten mal gleich alles wieder an den richtigen Platz zu bringen.
Der einteilige Abzugsbügel aus Stahl ist sehr widerstandsfähig, so wie halt die gesamte Waffe. Der Magazinkastendeckel ist aufklappbar und sehr gut gearbeitet. Zum Entladen kann man einen Knopf am Abzugsbügel drücken. Der gibt den Magazinkastendeckel frei, die Patronen lassen sich nach unten entnehmen. Der Zubringer besteht aus Aluminium. Das zweireihige Magazin fasst drei Schuss.
Der in der Safari Express verbaute M.O.A.-Abzug machte einens ehr positiven Eindruck. Befragte Schützen waren geteilter Meinung, wir haben aber nichts gefunden was gegen ihn sprechen würde. Allerdings kann er vom Nutzer nicht verstellt werden. Der Abzug hat keinen Vorzug, kriecht nicht und bricht glasklar, ohne durchzufallen; in diesem Fall trifft der Marketinghype mal zu. Der Abzugwiderstand von 20 N (rund 2 kg) ist für eine Safaribüchse durchaus angebracht.
Da das Systemgehäuse bereits vorgebohrt ist, ist der Anbau einer Zielbohrung kein Problem. Erwähnt muss aber werden, dass die Löcher bei der Safari Express hinten vom Standard abweichend gebohrt sind.
Alle Metalloberflächen sind mit einer matten, nicht reflektierenden Brünierung versehen. Ledig lich die Verschlussoberflächen, die vom Gehäuse verdeckt sind, tragen einen Sonnenschliff.
Wir sind mit diesem Gewehr auf den Schießstand gegangen. Verwendet wurde die RWS-Laborierung mit 300-gr-KS-Geschoss. Aus dem Gestell geschossen brachte die eine Schussgruppe von wenigen cm auf 100 m. Das kann man mit dem Zielfernrohr sicher noch verbessern.
Die .375 H&H Mag. ist eine Patrone für alle Gelegenheiten. Sie ist die kleinste in Afrika anerkannte Großwildpatrone und hat eine Eigenart, die sie von den anderen Großwildpatronen unterscheidet: eine weitgehend gleichbleibende Trefferlage bei unterschiedlichen Geschossgewichten und Laborierungen. Das ist ein großer Vortei, da man verschiedene Wildarten mit ein- und derselben Waffe jagen kann.
Die Safari Express arbeitet einwandfrei. Auch bei bewusst sehr schnell ausgeführten Repetierbewegungen gab es kein Hakeln oder blockierende Patronen. Im ernstfall wäre so etwas auch sehr gefährlich. Der Rückstoß ist schon beachtlich, aber nicht schmerzhaft. Die Schaftkappe und das Gewicht der Waffe lassen einen ganzen Tag mit der .375 H&H Mag. auf der Schießbahn erträglich erscheinen.
Die Safari Express ist ein gutes Gewehr; gebaut wie ein Panzer, dabei aber schnell in der Schulter und einer erfreulich schnellen zielaufnahme. Natürlich ist sie schwer, doch das steht auch für geringeren Rückstoß, wodurch man auch den zweiten, oft lebenswichtigen Schuss sicher antragen kann. Wenn gefährliches Raubwild den Schützen annimmt, dann weiß man das zu schätzen.
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