Die
VOERE Präzisionstechnik GmbH
hat sich von jeher als Technik-Vorreiter gesehen, so präsentierte sie mit der AM 180 das seinerzeit schnellst schießende Gewehr, als erste Serienwaffe kombiniert mit Laserzielgerät. Dann schuf VOERE einen frei ausdehnbaren Büchsenlauf und erwarb sich über das Modell VEC 91 Meriten im Bereich der elektronischen Zündung und der hülsenlosen Munition.
Längst ist VOERE auch eine Größe im Long-Range-Segment,
wie die Modellreihen M2, X3, X4 und X5 zeigen.
Das Konzept der VOERE S16:
Die VOERE S16 ist eine Weiterentwicklung des Kleinkalibergewehrs K15. Entwickelt wurde dieses für den taktischen Bereich auf sehr kurze Distanzen, wahlweise mit Integralschalldämpfer. Es ging dabei darum, eine Waffe für Schussdistanzen bis 50 m zu haben – möglichst leise, möglichst leicht. Als nun die Arbeiten zur S16 begannen, erweiterten die VOERE-Techniker das Anforderungsspektrum. Sie wollten ein Gewehr schaffen, das auf möglichst bereits in Verwendung bestehende Komponenten zurückgreift und das mit anderen Systemen kompatibel ist. Außerdem bereitete VOERE die S16 auch für den taktischen Einsatz vor. So ist das Gewinde für einen Integraldämpfer bereits vorhanden, die seitlichen Schaftwände taugen zur Aufnahme von Picatinny-Schienen. Und außer den Kalibern .222 Remington und .223 Remington können die künftigen S16-Benutzer auch Versionen in .300 Whisper oder in .300 AAC Blackout kaufen. Taktischer Einsatz ist aber nicht alles – genauso gut passt die VOERE S16 auch für den jagdlichen Bereich, als Schonzeitbüchse und für Raubwild. Gerade als leichte Waffe, etwa mit Biathlongurt bestückt, stört das Gewehr als Backup-Gerät beim Tragen kaum.
Der ultraleichte Schaft der VOERE S16:
Der sandfarbene Schaft wiegt gerade einmal 884 g und besteht aus kohlefaserverstärktem Kunststoff. Er bietet eine Vielzahl an Verstellmöglichkeiten und Aufnahmepunkten. So lässt sich die Schaftlänge in vier 13-mm-Rastungen dem jeweiligen Schützen um 52 mm anpassen. 3 Stäbe verbinden dabei die Schaftkappe mit dem Schaft und führen sie auf diese Weise. Der mittlere Stab trägt die Einstiche für die Rastungen. Zur Längenverstellung braucht der Benutzer auf der rechten Waffenseite nur einen Knopf zu drücken, zu finden unterhalb der beidseitig angebrachten Snaplock-Riemenbügelösen. Die Anpassung findet dann durch Ausziehen oder Einschieben der Schaftkappe statt. Diese ist mit einem sehr weichen 10 mm dicken Schaumgummi gepolstert. Der S16-Schaft lässt sich über seine Backe auch in der Höhe justieren. Bei der Backe handelt es sich um ein schwarzes Kunststoffspritzteil aus kohlefaserverstärktem Polyamid. Insgesamt 4 M6-Schrauben verbinden es mit dem Schaft. Eine Höhenjustage ist dank 4 Langlöchern in der Schaftbacke um 21 mm möglich. Es ist auch eine gewisse Neigung nach vorn oder hinten möglich.
Der Pistolengriff der VOERE S16 ist recht filigran, passt jedoch gut zur Ergonomie der Waffe. Davor ist mit 2 Schrauben der Abzugsbügel aus Kunststoff befestigt. Er lässt sich jedoch nicht wie bei den taktischen Schäften der LBW-M- und X-Modelle seitlich abklappen. Mit der Vorderschaftunterseite ist eine 185 mm lange Adapterschiene integral mit 4 Schrauben befestigt. Die Schiene hat eine UIT-T-Nutführung. An der waren bei der Testwaffe eine weitere Snaplock-Buchse sowie eine kurze Picatinny-Schiene zur Zweibein-Aufnahme befestigt. Es lassen sich mit weiteren Adaptern auch andere Zweibein-Typen aufnehmen. Die Flanken des Vorderschaftes sind dickwandig genug, um hier im Bedarfsfall Weaver-Schienen zu montieren. Der Schaft weist keine spezielle Bettung auf. An der Systemunterseite ist ein sogenannter Rückstoßstollen eingepasst.
Das sollten Sie über das System und den Lauf der VOERE S16 wissen:
Das Verschlussgehäuse der S16 besteht aus einer hochfesten Aluminiumlegierung. Der Systemkasten ist unten geschlossen, also dort, wo bei anderen Mehrladebüchsen ein Durchbruch für den Magazinschacht sitzt. Dieser befindet sich in Schussrichtung gesehen links auf 9 Uhr. Gegenüber, auf 3 Uhr, ist das Systemgehäuse für das Hülsenauswurffenster ausgefräst. Der Magazinschacht aus kohlefaserverstärktem Kunststoff ist mit dem System verschraubt und kompatibel mit marktüblichen AR-15-Magazinen. Praktisch könnte man die S16 mit einem 30 Schuss Magazin versehen und trotzdem im Liegen aus extrem flacher Position heraus schießen. Das mitgelieferte 5-Schuss-Magazin ragt seitlich um 53 mm über den Systemkasten hinaus. Auch wenn diese Anordnung für das Auge gewöhnungsbedürftig erscheint, in der Praxis störte es keinesfalls: Das seitliche Arrangement des Patronenbehälters sorgt dafür, dass die Waffe immer auf derselben Höhe aufgelegt werden kann – mit Blick auf die Jagd praktisch für Hochsitz wie Pirsch. Die Verschlusswarze ist so gefertigt, dass sie bei leerem Magazin am Zubringer des Magazines hängen bleibt und somit den letzten Schuss anzeigt.
Oben auf dem System fand sich eine 190 mm lange Picatinny-Schiene. Neben dieser bietet VOERE auch 2-teilige Weaver-Schienen oder Basisplatten für Schnellwechselmontagen an. Gegenüber am System sitzt die Abzugsgruppe. Der Druckpunktabzug hat eine gute Charakteristik ohne Kratzen, jedoch kann der Schütze nichts am Abzug einstellen. Sichern lässt sich der über eine Schlagbolzensicherung. Der Verschluss läuft im System sehr gleichmäßig ohne Hakeln, unterstützt durch einen gut greifbaren Kammergriff. Im Test funktionierte das Ausziehen und Zuführen der Patronen aus dem Magazin problemlos.
Der filigrane und mit zylindrischer Außenkontur versehene Lauf stammt aus VOERE-eigener Produktion. Die Laufdicke beträgt bei der S16 rund 14 mm. Über dem Laufkern befindet sich ein Rohr aus Kohlefaser, welches den Laufdurchmesser auf 15 Millimeter erhöht. Dieses Rohr hat das für Kohlefaser typische Schachbrettmuster und verleiht der Waffe ein hochwertigeres Aussehen. Der Mantel hat aber auch einen praktischen Nutzen. Denn die schlechte Wärmeleitfähigkeit verzögert ein Hitzeflimmern des dünnen Rohres erheblich. Zudem gilt Kohlefaser als absolut witterungsbeständig. An der Mündung sitzt auf einem ½"-20-UNF-Gewinde eine Lochbremse, die einen Teil der Pulvergase über insgesamt 18 Bohrungen in 3 Reihen nach hinten leitet. Dazu ist die 2. und 3. Bohrungsreihe im Winkel Richtung Schütze angeordnet. So lässt sich der Impuls der Pulvergase besser ausnutzen, um den Rückstoßimpuls weiter zu reduzieren. Die Lauflänge von Laufmündung bis Stoßboden des Verschlusskopfes beträgt 497 mm, wobei die Lochbremse diesen nochmal um knappe 32 mm verlängert. Die Geschossrotation übernehmen 6 Felder mit Rechtsdrall. Die Dralllänge beträgt 10 Zoll oder 254 mm. Damit ließen sich beim Schießtest Geschosslängen, respektive Bleikerngeschossgewichte bis einschließlich 69 Grains problemlos stabilisieren. Kurz vor dem System befindet sich an der Laufwurzel das eingangs erwähnte Außengewinde für den Integralschalldämpfer, VOERE wählte hier den Gewindetyp M16x1. Die Verschraubung mit dem System vergrößert das schalldämpferseitige Expansionsvolumen stark, da fast die gesamte Lauflänge ummantelt wird und somit auch gleichzeitig als große Kühlfläche für die heißen Verbrennungsgase dient. Der Lauf selbst sitzt mit einer Presspassung im System und ist zusätzlich auf der Unterseite verstiftet.
VOERE S16 in .223 Remington − die technischen Daten:
Modell: | VOERE S16 |
Preis: | 895,70 Euro |
Kaliber: | .223 Remington |
Kapazität: | 5+1 Patronen |
Gesamtlänge: | 1.035 - 1.087 mm |
Lauflänge: | 497 mm, ohne Mündungsfeuerdämpfer |
Dralllänge: | 1:10" (1:254 mm), Rechtsdrall |
Laufprofil: | Zug-Feld-Profil, 6 Züge |
Leergewicht: | 1.981 g |
Abzugsgewicht: | 831 g / 8,15 N |
Ausführung: |
Repetierbüchse mit seitlichem AR-15-STANAG-Magazin, kohlefaserummantelter
Lauf, längenverstellbarer Schaft aus faserverstärktem Kunststoff, höhenverstellbare Schaftbacke, Druckpunktabzug, Stahlsystem mit Picatinny-Schiene und Lochbremse. |
Mit der VOERE S16 auf dem Schießstand:
VOERE spendierte der Testwaffe ein Kahles-Zielfernrohr des Modells K16i mit 1-6x Vergrößerung und dem 3GR-Absehen. Die Verbindung zur Waffe stellte eine VOERE-eigene Blockmontage mit Klemmschrauben her. Wer sich Sorgen macht, die S16 schieße sich aufgrund der geringen Masse zickig und ruppig, der sei beruhigt: Der Rückstoßimpuls ist eh schon klein und wird durch die Lochbremse noch effektiver reduziert. Die Durchgangsbohrung in der Bremse beträgt 6,25 mm, bei einem zulässigen Geschossdurchmesser von 5,70 mm ist dies ein radialer Spalt von gerade einmal 0,28 mm. Dadurch wird die Bremse natürlich hocheffektiv und die hintere und mittlere Bohrungsreihe leiten dank ihres nach hinten zeigenden Winkels einen Teil der Gase zum Schützen, so dass der im Schuss immer einen leichten Fön abbekam. Hier sollte VOERE entweder die Durchgangsbohrung deutlich vergrößern oder die Lochreihen orthogonal, also senkrecht zur Laufseele bohren. Beides reduziert zwar die Wirksamkeit, aber in den Kalibern, in denen die S16 erhältlich ist, sollte das kein Beinbruch sein. Die Tester schossen die S16 von einem Atlas-Zweibein und Hinterschaftauflage. Nach Auswertung der Streukreise aller 13 Testlaborierungen zeigte die S16 recht solide Trefferbilder. Für die Jagd nach engsten Streukreisen eignet sie sich allerdings nicht, aber das war ja auch nicht die Aufgabenstellung.
So bewerten wir Schonzeitbüchse die VOERE S16 nach dem Test:
Bis auf die teilweise etwas größeren Spaltmaße am Schaft zeigt sich die Verarbeitung der S16 als sehr gut. Der Druckpunktabzug ist werksseitig sehr gut eingestellt und ermöglicht ein sauberes Abkommen. Für einen Verkaufspreis von unter 900,- Euro bietet die Waffe genügend Verstellmöglichkeiten am Schaft und ermöglicht durch entsprechende Schienen auch den Anbau von Zubehör. Als Schonzeitbüchse und günstige Trainingswaffe ist die VOERE S16 ihr Geld auf jeden Fall wert.